Dein Irrtum besteht in der festen Annahme, solche Tipps könnten nur und ausschließlich schriftlich weitergegeben werden. Wer auf die eigenen Mitspieler hört, ...
...schmort schnell im eigenen Saft.
Für eine Horizonterweiterung braucht es auch Impulse von aussen.
Ein wichtiger Faktor, bei der qualitativen Verbesserung eines Ablaufes (und da zähle ich Rollenspielen und Spielleiten hinzu) ist nämlich, dass die beteiligten Personen sehr oft nicht wissen,
- was genau sie stört
- was genau sie eigentlich wollen
- wie man das gewünschte erreichen oder das unerwünschte Resultat vermeiden kann
oder wenn sie das wissen, scheitert es danach noch sehr oft am "das wesentliche formulieren können" oder "das gesagte so verstehen, wie es gemein (nicht gesagt!) wurde".
Das kann ich aus eigener Quelle berichten, denn in unserer Runde erging es uns jahrelang so, dass wir unseren eigenen Wünschen und Vorstellungen nicht gerecht werden konnten, weil uns schlichtweg die Erkenntnisse fehlten, was nicht gelang bzw. was man hätte anders machen müssen. Es endete in endlosen Try-an-Error Versuchen, die aber selten erfolgreich waren und wenn, fehlte die Erkenntnis, was denn jetzt plötzlich den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Und das bei einer Runde, bei der alle Beteiligten durchaus akademisches Wissen als Grundlage mit sich brachten und sich ansonsten ein äußerst gesundes Sozialgefüge existierte.
Ich rede daher keinesfalls von Menschen mit bemitleidenswertem niedrigen IQ-Werten oder mangelndem sozialen Verhalten.
Das Problem betrifft Akademiker und sozial eingestellte Menschen mindestens ebenso.
Um dann weiter zu kommen, benötigt man Impulse und Impressionen die von ausserhalb der eigenen Runde kommen.
Das können dann schriftliche Anleitungen oder Tipps sein, es kann aber auch einfach die Teilnahme an Gesprächen oder auch die Teilnahme an anderen Spielrunden sein, die dann neue Möglichkeiten eröffnen.
Eine meiner wichtigsten Inspirationsquellen ist bisher immer das große Treffen gewesen, weil man da in geballter Form eine Menge Impulse und Eindrücke vermittelt bekommt - kann man doch 5-6 unterschiedliche Runden in einem Wochenende spielen und dann bei ganz unterschiedlichen Spielleitern. Und vor allem kann man sich auch durchaus mal selbst ausprobieren und danach das "war ich gut, Schatz" Gespräch führen...
Eine weitere Quelle ist der Gastspielleiter, den man sich in die eigene Runde einlädt und der mal was "ganz anderes" vorstellt und einem frischen Wind in die Bude bringen kann.
Natürlich gibt es auch Autodidakten, die sich die Sachen selbst beibringen - Jörg scheint auf den ersten Blick einer zu sein.
Andererseits hat Jörg auch erwähnt, dass er sich an einem anderen Spielleiter als schlechtes Beispiel orientiert hat, wie man es nicht macht - wie oliof sagt: Auch schlechte Beispiele können beim Lernen helfen. Also wurde Jörg auch da von aussen inspiriert.
Was mir übrigens noch gerade einfällt:
Reines theoretisches Wissen bringt auch wenig. Ohne praktische Anwendung und Training (die Möglichkeit das erfahrene umzusetzen und zu testen) kommt man auch nicht weiter. Ich behaupte einfach mal, dass jemand, der nie gespielleitert hat, aber dafür alle Spielleitertips gelesen hat, wahrscheinlich am Anfang auch nicht die allerbeste Qualität abliefern wird.
Die beste Option scheint für mich zu sein, aus den einzelnen Informationsquellen (Anleitung, Erfahrung, Training, Selbstreflektion) die für sich optimalste Kombination zu suchen und damit zu arbeiten. Da jede Quelle in sich begrenzt ist, führt eine Konzentration auf eine (oder wenige) Quelle(n) dazu, dass der Zuwachs an Fähigkeiten begrenzt bleibt. Daher würde ich kein Angebot auf Kenntniserweiterung pauschal ablehnen.