Eine Rassen-Hindrance gehört zur Spielweltmodellierung und fällt unter die Aufgaben des Spielleiters.
Dass die Rasse diesen Nachteil bekommt, gehört zur Spielweltmodellierung.
Wie sich dieser konkrete Nachteil aber in einer konkreten Situation auswirkt (ob der Orkchar seine Wut also unterdrückt oder nicht), ist jedoch kein Teil der Spielweltmodellierung mehr, sondern ist individuelle Teil des Chars.
Bei solchen forcierbaren Rassen-Hindrances ist oft ein Wurf auf Spirit oder Smarts damit verbunden, wenn der Spieler sich dieser Aufforderung widersetzen will. Die meisten Rassen-Hindrances wirken jedoch IMMER (innerhalb der in ihrer Beschreibung vorgegebenen Auslöser).
1) Ob sie das tun oder nicht, ist Gruppenentscheid.
Die Frage ist also nicht: "Wirken die Nachteile immer?"
Die Frage lautet: "Sollen die Nachteile immer wirken? Welche Vorteile hat das?"
2) Und angenommen, du präsentierst mir hier ein paar Argumente die aufzeigen, dass das RPG spannender/spaßiger wird, wenn die Rassennachteile immer wirken. Wieso gelten diese Argumente dann nicht auch für individuelle Nachteile?
Eine individuelle Charakter-Hindrance kann NUR DER SPIELER ausspielen. Der Spielleiter kann dazu mit Bennies "ködern", aber er kann nicht erzwingen
Auch hier wieder:
Natürlich
kann der SL den Spieler zwingen. (Zumindest im Rahmen des Lumpley-Prinzips.)
Die Frage ist: Sollte der SL den Spieler zwingen?
Auch hier wieder: Welche Vorteile ergeben sich für das Spiel, wenn der SL den Spieler nicht zwingt?
Und wieso gelten diese Argumente nur bei indivuellen Nachteilen und nicht bei Rassennachteilen.
Der Nachteil hat während der Charaktererschaffung Punkte gebracht. Wenn der Spieler sich danach nicht mehr mit dem Ausspielen des Nachteils abgeben will, so ist das sein gutes Recht. Er muß nicht.
Was ist das für eine verquerte Logik?
Ich habe Punkte für einen Nachteil bekommen, also muss ich ihn nicht ausspielen, sondern kann ihn als kostenlosen Punktelieferanten nutzen?
Und bei den Rassenachteil habe ich keine Punkte bekommen, werde also quasi doppelt bestraft? (Erst keine Punkte und dann muss ich den Nachteil auch ausspielen.)
Also, wenn man schon über die Punkte argumentiert, dann müsste die Argumentation eher wie folgt aussehen:
1) Rassenachteile bringen keine Punkte. Also sollte man hier auch keinen zwingen, für den Nachteil (der ja keine Punkte eingebracht hat) auch auszuspielen.
2) individuelle Nachteile bringen Punkte. Hier hat der Spieler durch die Wahl des Nachteils einen Vorteil erworben. (Nämlich Punkte, die er anderweitig ausgeben kann.) Also ist es nur fair, dass er später dafür eine Nachteil in Kauf nehmen muss.
So rum wird ein Schuh draus. (Falls man denn wirklich über Punktekosten argumentieren will.)
Aber deine Argumentation: "Ich habe durch die Nachteile Punkte bekommen (wurde also für die Wahl des Nachteils belohnt), also sollte ich später keine negativen Folgen spüren.", ist einfach nur verquert.
Ist jetzt nicht persönlich gemeint. Aber das klingt für mich: "Ich habe mein Auto verkauft und dafür Geld bekommen. Aber damit es sich für mich als Verkäufer lohnt, habe ich jederzeit das Recht zu entscheiden, ob ich den Nachteil "zu Fuß gehen" annehme oder ob ich nicht doch lieber auf den Nachteil verzichte und das Auto nehme. Und natürlich will ich immer bezahlt werden, wenn ich zu Fuß gehe. Sonst werde ich nämlich immer mein Auto benutzen, das ich dir verkauft habe."
Anders sieht es aus, wenn ich dir das Auto schenke: Dann darfst selbstverständlich du entscheiden, ob ich dein Auto benutzen darf oder zu Fuß gehen darf. Und wenn ich zu Fuß gehe, dann bekomme ich dafür selbstverständlich keine Entschädigung."
- Jedoch stellen Nachteile SICHERE Bennie-Lieferanten dar. Das bedeutet, daß der Spieler es WILL, auch wenn er es nicht muß. Aber er wird NICHT gezwungen.
Und wo liegt der Vorteil, wenn ich den Char mit dem indivuellen Nachteil NICHT dazu zwinge?
Und wo liegt der Nachteil, wenn ich den Char mit dem Rassennachteil NICHT dazu zwinge?
Du schreibst hier lang und breit, WIE ihr es in eurer Gruppe handhabt. Aber du schreibst nicht, WIESO ihr es so handhabt.
Bei der Charaktererschaffung oder auch erst später - je nachdem, wie er es für sinnvoll hält - legt der Spieler die AUSPRÄGUNG seiner weichen Hindrances, deren Auslöser, deren Intensität (falls nicht schon durch Minor/Major im Beschreibungstext etwas dazu steht) und deren Effekte fest.
Richtig: Und je nachdem, ob er eine schwache oder starke Ausprägung wählt, gilt es als schwerer oder leichter Nachteil.
Und nachdem der Spieler bei der Charaktererschaffung die Ausprägung festgelegt hat, sollte diese bindend sein.
So unterscheiden sich zwei Outsider und zwei Cautious Charaktere ENORM voneinander. Der eine mag Außenseiter sein, weil er ein religiöser Fanatiker mit ungesunden Hygieneproblemen ist. Der andere mag Außenseiter sein, weil er sich als Künstler "abseits des Mainstreams" sieht und ein exzentrisches Leben lebt. Beides sind INDIVIDUELLE Außenseiter-Ausprägungen.
Aber ALLE Mulatten, ALLE Mestizen, ALLE Halb-Elfen haben DIESELBE Außenseiter-Ausprägung. Diese ist ihnen "eingebaut" und nicht eine Frage der individuellen Entscheidung oder des individuellen Werdegangs.
Du vermischst hier eine Charaktereigenschaft mit einer von außen aufgezwungenen Eigenschaft.
Wenn du schon vergleichst, dann vergleiche doch bitte zwei gleiche Arten von Outsider:
Outsidertyp 1:
- Elfen sind keine Stadtmenschen und lieben die Natur. Sie kommen mit der Stadt nicht klar. (Rassennachteil)
- Ein menschlicher Eremit liebt die Natur und kommt mit der Stadt nicht klar. (indivueller Nachteil)
Outsiderytp 2:
- Orks werden grundsätzlich gehasst. Kein Mensch mag Orks.
- Menschen mit roten Haaren werden grundsätzlich für böse Hexen gehalten. Kein Mensch mag Rothaarige.
Es ist nicht der Spieler, der seinen Halb-Ugak in die Kneipe gehen läßt und dort sagt, daß er jetzt vom Wirt schlecht behandelt wird. Es ist so, daß der Halb-Ugak in die Kneipe geht und der Wirt ihm gleich sagt: "Geschlossen!" - "Aber die anderen trinken doch auch noch." - "Das ist'ne private Feier. Wir haben für nicht eingeladene geschlossen. Versuch's doch mal nebenan." - Der SPIELLEITER spielt diese Hindrance an.
Es ist nicht der Spieler, der seine Rothaarige in die Kneipe gehen lässt und dort sagt, dass sie vom Wirt schlecht behandelt wird. Es ist so, dass die Rothaarige in die Kneipe geht und der Wirt ihr gleich sagt: "Geschlossen!" - "Aber die anderen trinken doch auch noch." - "Das ist'ne private Feier. Wir haben für nicht eingeladene geschlossen. Versuch's doch mal nebenan." - Der SPIELLEITER spielt diesen Nachteil an.
Ich kann hier keinen Unterschied zwischen dem Halb-Ugak und der Rothaarigen erkennen.