Autor Thema: Werden wir toleranter?  (Gelesen 10046 mal)

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ChristophDolge

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Werden wir toleranter?
« am: 9.03.2009 | 18:00 »
Meines wenig informierten Eindrucks nach hat sich an der Rollenspielfront in letzter Zeit einiges getan - nicht etwa, dass dass man den heiligen Gral gefunden hätte, man hat vielmehr eingesehen, dass es eine ganze Reihe von Gralen/Grälen/Gralim/Gräler ... öhh, ihr wisst, was ich meine ;)

Jedenfalls empfinde ich es so, dass Diskussionen um Rollenspielstil jetzt so ausgefochten werden, dass es mehrere nebeneinander existierende Spielstile gibt, die alle mehr oder weniger gleichwertig sind, solange alle Beteiligten ihren Spaß haben. Früher galten ja recht klare Doktrinen, die uns gesagt haben, wie man gefälligst zu spielen hat - sonst konnte man ja gar keinen Spaß haben. Heute gibt es ARSler, Erzählonkel, Freeformer und und und - und bis auf einige wenige unrühmliche Ausnahmen spricht keiner dem anderen ab, gutes Rollenspiel zu betreiben. Viel öfter wird betont, dass man den persönlichen Spielstil vorstellt und man selber mit seiner Gruppe auf diese Weise ans Ziel gelangt - keinesfalls wird vorgebetet, dass dies die allein glücklich machende Wahrheit ist. Deswegen wird z.T. Kritik an bestimmten Spielstilen nun aber auch umso schärfer angegangen, weil eben einige Spieler und Spielleiter sich mit bestimmten Stilen identifiziert haben. Wenn ich die anderen so spielen lasse, wie sie wollen, sollen sie mich gefälligst auch so spielen lassen wie ich will.

Wie gesagt, unrühmliche Ausnahmen, die behaupten, alles, was exklusive des eigenen Stiles liegt, sei unrein und gehöre nicht mehr zum Hobby gibt es auch, aber die bestätigen nur die Regel.

Insgesamt eine Entwicklung, die ich stark befürworte - könnt ihr diese Auffassung teilen? Ist das nur das Ergebnis der letzten Zeit oder ist mir das einfach vorher noch nicht so stark aufgefallen?

Offline crazymonkeymon

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #1 am: 9.03.2009 | 18:42 »
Denke du hast Recht.
Ich finde auch dass es mehr Mitteinander gibt und nicht mehr so viel alle haben so zu Spielen wie ICH.

Andererseits sind die die meinen es gibt nur ein Rollenspielstil immer noch, so empfinde ich es, die lautesten...

Hoffe die Entwicklung bleibt so, weil vielfalt macht Spaß!!!
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Offline Bad Horse

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #2 am: 9.03.2009 | 18:42 »
Oder aber wir haben in diesem Forum die ganzen intoleranten Gutes-RollenspielTM-geht-so-Nazis rausgeekelt.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Heretic

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #3 am: 9.03.2009 | 18:43 »
Hm, ich sehe da keine Toleranz.
Flaming gibts trotzdem, und Lächerliches umso mehr.
Einfach mal öfter drüber lachen, als immer alles so extrem ernst zu sehen.

Offline Sequenzer

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #4 am: 9.03.2009 | 18:44 »
Ist tollerant nicht einfach nur ein anderes Wort für gleichgültig?  >;D
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Offline Scorpio

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #5 am: 9.03.2009 | 18:47 »
Ich würde es die altersbedingt steigende Ignoranz der alternden Spieler hier im Forum nennen. ;)
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Pyromancer

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #6 am: 9.03.2009 | 18:56 »
"Ich weiß, dass ihr Unrecht habt. Aber ihr seid es nicht mehr wert, von mir belehrt zu werden. Macht doch mit eurem dysfunktionalen Scheiß alleine weiter, wahre Rollenspieler seid ihr eh keine."


 ;)  >;D ~;D

Kinshasa Beatboy

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #7 am: 9.03.2009 | 19:09 »
Ach was, niemand hier wird toleranter. Das Phänomen steigender Akzeptanz hat nach meiner Ansicht viel eher damit zu tun, dass sich ein neues Paradigma durchgesetzt hat. Galt früher die Lehrformel, dass Erzählspiele das Tollste sein, wird das heute etwas differenzierter gesehen. Man kann Herrn Kuhn in der Entwicklung dieser Erkenntnis durchaus erkennen und anwenden.

Ob nun die heutige Zwei- oder Mehrteilung samt Unterformen besser oder schlechter ist, möchte ich nicht beurteilen. Ich sehe noch immer eine klare Wertigkeit im Anspruch zwischen den verschiedenen Stilen, aber die zugehörige und ausformulierte These würde mir beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit und intoleranterweise als Intoleranz ausgelegt  ~;D

Offline Bad Horse

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #8 am: 9.03.2009 | 19:10 »
Und das pack ich mir jetzt in meine Sig. Danke, Tobias.  :d :-*
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Pesttanz

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #9 am: 9.03.2009 | 19:13 »
Mit dem Internet kann sich jeder über sein Lieblingshobby besser informieren. Das at zur Folge, das immer mehr Menschen auch immer mehr Systeme entdecken. Dies wiederum führt zu einem "Ich muss was besonderes sein" denken. Ich nenne es auch Nischen denken, daher entsteht meines Erachtens nach der tolerantere Eindruck.
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ChristophDolge

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #10 am: 9.03.2009 | 19:24 »
Aber früher hat sich gerade durch das Internet und durch charismatische Vertreter eine Sichtweise durchgesetzt, die extrem intolerant war und ganz schnell mit den klassischen Vorwürfen gegenüber anderen Spielstilen bei der Hand war (Railroading, Brettspiel, unrealistisch!, Tabellenfetischist und so weiter). Da sehe ich heute in der Tat eine starke Verbesserung.

@Beatboy: Klar gibt es Unterschiede - eventuell auch im Anspruch, den der jeweilige Stil an die Spieler stellt (und stellen möchte!) - aber sich dieser Tatsache erstmal klar geworden zu sein und nicht per se zu sagen, dass der eine Spielstil schlecht ist, ist imho ein Fortschritt. Beziehungsweise anders: Einzelner Vertreter der Community dürften nach wie vor von der eigenen Überlegenheit überzeugt sein, posaunen sie nur nicht mehr ganz so schnell und ganz so laut heraus.

Offline Khouni

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #11 am: 9.03.2009 | 19:28 »
Hm, ich sehe da keine Toleranz.
Flaming gibts trotzdem, und Lächerliches umso mehr.
Einfach mal öfter drüber lachen, als immer alles so extrem ernst zu sehen.


Kann nur zustimmen, Heretic...

Heretic

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #12 am: 9.03.2009 | 19:30 »
@Der Dolge:
Achja?

Nur weil dann jeder gleich "Troll, Troll, Troll!" schreit, und die Administration dann einschreitet, damit es nur keine Unruhe im "Ameisenhaufen"(Mea culpa, aber mir fiel keine bessere Referenz ein) gibt?
« Letzte Änderung: 9.03.2009 | 19:33 von Pariah »

ChristophDolge

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #13 am: 9.03.2009 | 19:32 »
Zitat
Wie gesagt, unrühmliche Ausnahmen, die behaupten, alles, was exklusive des eigenen Stiles liegt, sei unrein und gehöre nicht mehr zum Hobby gibt es auch, aber die bestätigen nur die Regel.

Wen auch immer ich damit meine.

[Edit] Außerdem wurdest ja oft genug auf die Blutschwerter verwiesen, wo ja bekanntlich ein anderer Ton gepflegt wird und weniger streng moderiert wird.

[Edit II] Darüber hinaus tangiert der Einwand der Moderation das Thema nur periphär - es wird nicht moderiert, wenn jemand sagt: "Diesen Spielstil finde doof und meiner ist der einzig wahre.", sondern wenn jemand sagt: "Du bist doof und verblendet, weil du immer noch dem falschen Spielstil angehörst. Wach doch auf - die Produkte von Firma XYZ können gar nicht gut sein, weil.... weil halt.".
« Letzte Änderung: 9.03.2009 | 19:43 von Der Dolge »

Offline Pesttanz

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #14 am: 9.03.2009 | 19:37 »
Aber früher hat sich gerade durch das Internet und durch charismatische Vertreter eine Sichtweise durchgesetzt, die extrem intolerant war und ganz schnell mit den klassischen Vorwürfen gegenüber anderen Spielstilen bei der Hand war (Railroading, Brettspiel, unrealistisch!, Tabellenfetischist und so weiter). Da sehe ich heute in der Tat eine starke Verbesserung.

Du hast mich wahrscheinlich falsch verstanden. Ich wollte nicht sagen, das das Internet an einer neuen Toleranz Schuld ist. Die Toleranz die man glaubt zu erkennen ist eigentlich nur Illusion. Es gibt heute mehr Möglichkeiten, mehr Systeme. Ein jeder kann sich von der Masse abheben und seine Nische finden. Da es dadurch mehr Meinungen gibt, fühlt es sich allgemein toleranter an.
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ChristophDolge

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #15 am: 9.03.2009 | 19:40 »
Das könnte dann allerdings in der Tat einer der Gründe sein - wobei Vielfalt ja nichts negatives ist. Wenn es dazu führt, dass weniger Systemkriege geführt werden, weil mehr Leute Zugang zu mehr Informationen haben, ist das ja durchaus positiv. Ich denke auch, dass das Internet dazu geführt hat, dass viele Leute auch mal Sachen jenseits des Tellerrandes ausprobiert haben, was wiederum durchaus echte Toleranz fördern kann.

[edit]: Möchte nochmal auf die Edits zwei Posts weiter oben hinweisen  ::)
« Letzte Änderung: 9.03.2009 | 19:43 von Der Dolge »

Offline Pesttanz

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #16 am: 9.03.2009 | 19:44 »
Das könnte dann allerdings in der Tat einer der Gründe sein - wobei Vielfalt ja nichts negatives ist. Wenn es dazu führt, dass weniger Systemkriege geführt werden, weil mehr Leute Zugang zu mehr Informationen haben, ist das ja durchaus positiv. Ich denke auch, dass das Internet dazu geführt hat, dass viele Leute auch mal Sachen jenseits des Tellerrandes ausprobiert haben, was wiederum durchaus echte Toleranz fördern kann.

Genau darum ging es mir ja. :) Man sieht auch mal über den Tellerrand und bekommt neue Eindrücke. Eigentlich ist es mir aber vollkommen egal, ob nun eine Toleranz herrscht oder Intoleranz. Was für einen Unterschied macht das für den einzelnen?
Die Toten kehren wieder mit dem Wind

ChristophDolge

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #17 am: 9.03.2009 | 19:46 »
Zitat
Was für einen Unterschied macht das für den einzelnen?

Er wird nicht mehr dumm angemacht, weil sein Stil nicht ins Muster passt.

Heretic

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #18 am: 9.03.2009 | 19:48 »
@Der Dolge:
Achja?

Nur weil dann jeder gleich "Troll, Troll, Troll!" schreit, und die Administration dann einschreitet, damit es nur keine Unruhe im "Ameisenhaufen"(Mea culpa, aber mir fiel keine bessere Referenz ein) gibt?


Ein

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #19 am: 9.03.2009 | 22:19 »
Mit dem Alter kommt die Reife oder der Schimmel.

Heretic

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #20 am: 9.03.2009 | 23:00 »
Mit dem Alter kommt die Reife oder der Schimmel.

Äh, NEIN:
http://de.wikipedia.org/wiki/Shiml

Shiml ist cool!
Das ist einer der Freunde des Halbkanadiers!

alexandro

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #21 am: 9.03.2009 | 23:15 »
[Edit] Außerdem wurdest ja oft genug auf die Blutschwerter verwiesen, wo ja bekanntlich ein anderer Ton gepflegt wird und weniger streng moderiert wird.
Nur weil da still und heimlich unliebsame Threads "um die Ecke gebracht" werden, statt offen und ehrlich zu sagen "Genug ist Genug!", kann man wirklich nicht von weniger strenger Moderation sprechen.

Offline Thalamus Grondak

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #22 am: 10.03.2009 | 09:48 »
Man hat nur vorübergehend die Lust zum Streiten verloren: Das kommt wieder.
Und die D&D4 Diskussionen zeugen nicht gerade von der Richtigkeit der Toleranz-Theorie
Even if you win the Rat race, you´re still a Rat

Offline Drudenfusz

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #23 am: 10.03.2009 | 09:53 »
Nur weil da still und heimlich unliebsame Threads "um die Ecke gebracht" werden, statt offen und ehrlich zu sagen "Genug ist Genug!", kann man wirklich nicht von weniger strenger Moderation sprechen.
Glaube das im B! es etwas entspannter zugeht als zu der Zeit, wo man mich verabschiedete, aber das liegt vielleicht nur daran das die Mods inzwischen Hoffi etwas besser zügeln können, und deshalb nicht alles gleich immer mit Verwarnungen und Threadschließungen endet. Aber auch egal, das B! scheint sowieso keine interessanten Diskussionen mehr zu enthalten...
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Offline Gaming Cat

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Re: Werden wir toleranter?
« Antwort #24 am: 12.03.2009 | 00:48 »
Wie gesagt, unrühmliche Ausnahmen, die behaupten, alles, was exklusive des eigenen Stiles liegt, sei unrein und gehöre nicht mehr zum Hobby gibt es auch, aber die bestätigen nur die Regel.
Naja...wenn man sich anschaut, wie für manche intoleranten Threads/Statements der Lohn der Zustimmung von einer Herde Schafe entrichtet wird...teile Deine Meinung da nicht so ganz.
Aber warum nicht auf das Beste hoffen, wenn man sonst mit dem schlimmsten rechnet?  ~;D
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  - Robert Pfaller

Massenhafte Übereinstimmung ist nicht das Ergebnis einer Übereinkunft, sondern ein Ausdruck von Fanatismus und Hysterie.
- Hannah Arendt