Die folgende Theorie hab ich mir gestern ausgedacht, nachdem mir beim Joggen die Idee dazu kam.
Was haltet ihr davon?
Zieltheorie für „gutes Rollenspiel“:
Was gutes Rollenspiel ist, ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage, die letztendlich jeder für sich selbst beantworten muss.
Der eine mag Charakterrollenspiel lieber, der andere will lieber Action erleben. Ein dritter ist vielleicht bekennender Powergamer.
Verschiedene Spieler(innen) verfolgen beim Rollenspiel also unterschiedliche Ziele.
Wie sehr sie sich diesen Zielen annähren, bestimmt den Spass, den die Spieler im Laufe eines Spielabends haben.
„Gutes Rollenspiel“ kann man jetzt unter der folgenden Grundannahme definieren:
Rollenspiel ist dann „gut“, wenn alle beteiligten Personen(Spieler und SL) möglichst viel Spass dabei haben.
Aus diesen Gedanken folgt, dass Rollenspiel also dann „gut“ ist, wenn alle Spieler und der SL sich dabei ihren persönlichen Zielen möglichst weit annähren.
Da sich diese Ziele fast immer widersprechen, ist es notwendig, dass alle Beteiligten Kompromisse schließen, die keinen langfristig benachteiligen.(Ein SL hat i. d. R. andere Ziele als die Spieler und die Spieler haben auch unterschiedliche Vorlieben und Ziele.)
Die Ziele aller Beteiligten lassen sich in 2 Kategorien unterteilen:
Intime-Ziele und Outtime–Ziele.
Intime-Ziele sind die Ziele, die ein Spieler aus der Perspektive seines Charakters verfolgt. Z.B. den bösen Magier zu töten und die entführte Jungfrau zu retten.
Für den SL sind Intime-Ziele die Ziele seiner NSC´s.
Outtime-Ziele sind die Ziele, die man als Spieler oder SL in der realen Welt verfolgt. Z.B. „eine spannende Athmospäre aufbauen“, „einen bestimmten Charakterzug ausspielen können“ oder„ein bestimmtes Talent steigern“. Ein Charakterrollenspieler, ein Actionliebhaber und ein Powergamer haben hier natürlich ganz unterschiedliche Ziele.
Dieser Theorie nach entsteht „gutes“ Rollenspiel dadurch, dass sich alle Beteiligten gegenseitig helfen, ihre persönlichen Ziele bestmöglich zu erreichen.
(Dies bezieht sich insbesondere auf das Outtime-Verhalten. Wenn Intime alle immer nur kooperieren würden, könnte das Rsp. bald langweilig werden.)
Der erste Schritt um es den anderen zu ermöglichen, einem beim Erreichen der eigenen Ziele zu helfen, ist es sich der eigenen Intime- und Outtime-Ziele bewusst zu werden. Nur wenn man die eigenen Ziele genau benennen kann, kann man sie anderen auch so mitteilen, dass sie darauf eingen können.
Daher ist es hilfreich sich vor dem Rollenspiel folgende Fragen zu stellen:
Für die Outtime-Ziele:
Warum spiele ich Rollenspiel?
Welche Art von Rollenspiel macht mir Spass? Lege ich mehr Wert auf das ausspielen meines Charakters, auf das Erleben einer spannenden Geschichte oder auf andere Dinge?
Welches Spieltempo wünsche ich mir(Anteil der nicht plotrelevanten, rein athmospärischen Ereignisse an der Gesamtspielzeit)? Wie gefällt mir das Spieltempo, das wir bisher in der Spielgruppe hatten?
Welche Arten von Situationen haben mir in der Vergangenheit besonders gut gefallen und welche fand ich schlecht, langweilig, ungerecht, etc.?
Wie wichtig ist es mir Anerkennung von den anderen Spielern zu bekommen und in welchen Bereichen würde ich mir mehr Anerkennung wünschen?
Von wem würde ich mir wünschen Outtime anders behandelt zu werden?
Wie wichtig sind mir die Werte und die Besitztümer meines Charakters? Was würde ich daran gern ändern?
Für die Intime-Ziele:
Was ist meinem Charakter wichtig?
Welche sozialen Beziehungen wünscht er sich?
Welche Besitztümer und Fertigkeiten würde er gerne erlangen?
Wie zufrieden ist er mit seinem gesellschaftlichen Status?
Wovor hat er Angst? Was möchte er unbedingt vermeiden?
In welchen Bereichen würde er gern das Verhalten seiner Mitmenschen ändern?
In welchen Bereichen würde er gern sein Verhalten ändern?
In welchen Bereichen wünscht er sich mehr Anerkennung?
Ist mein Charakter glücklich? Wenn nein, was könnte er tun um glücklicher zu werden?
Was sind die kleinen Freuden im Leben meines Charakters, die das Leben für ihn lebenswert machen?
Ein sehr wichtiges Mittel, um „gutes“ Rollenspiel zu fördern, ist Feedback. (z.B. in Form einer Feedback-Runde zu Beginn jedes Spielabends)
Feedback dient dazu die anderen über die eigenen Ziele zu informieren und ihnen Anregungen dafür zu geben, wie sie einem helfen können, diese Ziele zu erreichen.
Ein weiteres wichtiges Mittel um „gutes“ Rollenspiel zu erreichen ist das Annehmen von Vorschlägen.
Wenn ein Spieler einen Vorschlag, was man tun könnte oder was passieren könnte, dann sollte dieser angenommen werden, wenn er nicht im Widerspruch zu eigenen Zielen steht. Wenn ein Vorschlag im Widerspruch zu den eigenen Zielen steht, ist es notwendig gemeinsam ein Kompromis zu finden.
Natürlich kann man in vielen Situationen nicht immer einen Kompromiss aushandeln (dies würde den Spielfluss stören oder wäre Intime unpassend). Daher ist manchmal notwendig bestimmte Vorschläge zu übergehen.
Hierbei ist es aber sinnvoll sich dessen bewusst zu sein und dem übergangenen Spieler zu einem späteren Zeitpunkt Möglichkeiten für das Verfolgen seiner Ziele zu lassen.
Das Annehmen von Vorschlägen bezieht sich auch auf die Vorgaben des SL. Was der SL festlegt, ist grundsätzlich zu akzeptieren.
Andererseits sollte auch der SL versuchen die Vorschläge der Spieler so oft wie möglich anzunehmen.
To be continued...