Spiele etwa dreimal die Woche D&D4, will deshalb hier auch mal meine Erfahrungen schreieben...
ein oft gehörter Vorwurf an D&D4 von Liebhabern der alten Editionen lautet ja, dass durch das Abstellen auf Encounter und Powers spielerische Freiheit und taktische Möglichkeiten verloren gingen.
Man kann D&D4 recht frei spielen, das Problem ist das Leute Strukuren sehen und meinen diese bevolgen zu müssen. Powers sind auch Kreativ einsetzbar und Encounter kann sowieso alles sein (spiele mit dem Gedanken ein Dungeon zu basteln bei dem man ständig nachrückende Monster haben kann wenn man nicht vorsichtig ist, also hätte man keine Short Rests).
Die Wahl zwischen den Powers sei eine Scheinwahl, da die beste Möglichkeit immer ziemlich offensichtlich sei,
Kenne in meinem Bekanntenkreis zum Beispiel 5 Drow Rogue und alle haben verschiedene Powers (gut, kleine überschneidungen gibt es immer, aber es gibt keine Power die alle 5 haben, nicht mal unter den At-Wills). Was für den einen Charakter gut ist muß für den anderen nicht genauso gut sein.
und sowieso alle Regeln darauf abzielten, Charakteren einer bestimmten Stufe nur solche Begegnungen vorzusetzen, die ohnehin schaffbar seien.
Bei Fertigabenteuern ist dies häufig so, da hast du recht, aber niemand hält dich auf es anders zu machen. Zum Beispiel könnte man ein encounter wesentlich schwerer machen weil die Spieler zuvor eine Skill Challenge vergeigt haben (sie haben den Tempel nicht schnell genug gefunden und nun gibt ist dort auch die Nachhut der feindlichen Truppen eingetroffen). Oder im Open Grave war da so ein Geist der seinen verstoben König beschützt, man kann mit ihm Reden das man gar nicht das Grab des Königs plündern möchte (Skill Challenge) oder mit ihm Kämpfen (aber der war 10 Level über der Gruppe, so das diese Option echt Hart werden würde).
Außerdem lese ich oft die Klage, das System sei zu verbrettspielt und erlaube wegen dem Fokus auf die Powers kein organisches Eintauchen in die Spielwelt mehr.
Das Problem legt sich wenn man regelmäßig spielt und vor allem dabei entspannt ist. Solange man stänig auf die Powers schaut um zu entscheiden was man tut geht das nicht, sobald man aber eingefühl dafür hat was der Charakter kann sollte das kein Problem mehr sein.
Wie seht ihr das und wie sind eure Erfahrungen aus der Spielpraxis damit?
Als Spielleiter den Spielern erklären das man durchaus auch Monster hat die zustark für die Gruppe sein können (die vielleicht nur überwindbar werden wenn man sich vorbereitet, zum Beispiel eine Skill Challenge um die Baurn zu überzeugen mit anzugreifen, wodurch im eigentlichen Kampf Truppen der Gegner gebunden werden). Kreativität belohnen, also wenn spieler nicht nur in Powers denken dies möglichst immer unterstützen (Say Yes).
Ich selbst habe D&D4 bisher nur in ausgedehnten One-Shots und mit niedrigstufigen Charakteren gespielt. Ob sich im Laufe des Spiels mehr (gleich gute, für unterschiedliche Situationen unterschiedlich geeignete) Wahlmöglichkeiten der Charakterentwicklung ergeben, kann ich daher gar nicht beurteilen. Die Wahl der geeigneten Power, gerade auch im Zusammenspiel mit der restlichen Gruppe, fand ich gar nicht immer so klar, und die Kämpfe waren auch keineswegs immer schaffbar. Gestorben ist eigentlich immer irgend jemand im Laufe eines langen Spielabends. Mag aber auch daran liegen, dass wir keine Taktikgenies sind...
In meinem Bekanntenkreis gibt es recht selten Tote (aber viele Spieler sind halt ziemliche Powergamer und wissen ganz genau was sie mit ihren Charakter alles tun können und wie sie es tun sollten). Was die Powers angeht könnte man ja einfach in der Gruppe darüber sprechen was dir deine Mitspieler empfehlen (in bezug auch auf ihre Charaktere) und vielleicht auch zu Anfang man noch gemeinsam drüber spricht wann man welche Power verwendet (vielleicht macht man einfach mal wirklich so etwas wie ein D&D brettspielabend nur um vertrauter zu werden, das man beim nächsten mal dann wieder richtiges Rollenspiel betreiben kann).
Aufgefallen ist mir schon, dass das System etwas dazu verführt, sich zunächst mal auf den Einsatz von Powers zu konzentrieren und klassische rollenspielerische Lösungen weniger zu bedenken.
Glaube das man sich dazu verführen läßt, wenn man erstmal seine Powers sieht und dann anfängt in diesen zu denken, aber eigentlich muß man das nicht.; im DMG gibt es Seite 42 und auch ansonsten sollte man eigentlich wissen das Rollenspiel bedeutet das man machen kann worauf man Lust hat.
Also etwa einen Kampfplatz auszukundschaften, die Rahmenbedingungen zu verbessern, den Feind zu bestechen usw. Ich vermute aber, dass sich da gegensteuern lässt, wenn man nur will bzw. wenn man mit dem Computerspielansatz mal auf die Schnauze gefallen ist. Gleiches gilt für den schauspielerischen/"immersiven" Anteil (man beachte die Anführungszeichen).
Genau, die Möglichkeiten vorher Informationen zu sammeln (und dann vielleicht passendes Equipment mitzunehemen), vielleicht einfach ganze Kämpfe umgehen in dem man einfach mit den vermeintlichen Gegnern mal redet und was sonst noch alles. D&D ist ein Rollenspiel wie jedes Andere auch, die Leute die behaupten es sei ein Brettspiel sind einfach nicht in der Lage Rollenspiel zu betreiben. So könnte man zum Beispiel auf Gegner treffen die nur ein Zweck bündnis haben (was man durch vorherige rechere wissen kann), welche man im Kampf dann auch entzweihen kann (vielleicht einen auf die eigene Seite ziehen), und wenn man ganz Lustig ist kann man dieses Encounter Überhart machen, solange das Bündnis der gegner bestehet (weil sie einzeln schon recht Hart sind).
Aber ich will nicht zuviel vorweg nehmen, sondern erstmal von euch möglichst konkrete Erfahrungsberichte aus dem längerfristigen Spiel hören. Was macht euch bei D&D4 Spaß und wo entstehen für euch die spannenden Herausforderungen im System?
Mir gefällt D&D4, weil es sich zum erstenmal so anfühlt wie Fantasy sich anfühlen sollen (die meisten anderen Rollenspiele fühlen sich irgendwie immer nur wie Mittelalter an wo es Elfen und Zwerge gibt). Mochte eigentlich das ganze Battle-Grid gespiele früher nicht, aber in 4E macht mir das Spaß (da das taktische Element mal wirklich vorhanden ist, den in 3.5 war es so egal). Mir gefallen auch die Skill Challenges (solange der Spilleiter weiß was man mit denen alles machen kann). Insgesamt fühlen sich die Charaktere wie Helden an, und das vermißte meine Wenigkeit bei anderen Fantysy spielen immer etwas.