Habe noch 20 min Zeit bis zum Losfahren (wenn Autobatterie aufgeladen ist *Tümpelritter kniet nieder und betet um ein Osterwunder*), und da mich die Diskussion gestern Abend noch beschäftigt hat, schnell ein paar Antworten.
@Eulenspiegel:
Unsere Ansichten sind da, glaube ich, nicht weit voneinander entfernt. Was Du "relevante Entscheidung" nennst, nenne ich "qualifizierte Entscheidung", in jedem Fall eine Entscheidung, die die Spieler aufgrund von begründeten Erwartungen treffen können. Und die begründeten Erwartungen konnten sie sich erspielen, zum Beispiel durch Nachforschungen oder Fertigkeiteneinsatz (z. B. Spurenlesen), oder beides (Nachforschungen mit Fertigkeiteneinsatz, z.B. "Ich frage den Wirt und setze dabei meine Menschenkenntnis/Sense Motif usw. ein, damit er mich nicht anflunkert").
In dem Fall hast du recht, es ist egal, ob der SL improvisiert, würfelt oder im Buch nachschlägt. Der Zeitpunkt ist aber insofern nicht egal - und ich glaube, da sind wir auch einer Meinung - als dass diese Wahl des Spielleiters VOR der Entscheidung der Spieler, welchen Weg sie nehmen getroffen wird - spätestens genau in dem Moment, in dem sie Nachforschungen anstellen. Vorbereitung und Nachschlagen mache ich in erster Linie deswegen stark, weil ein SL dann Spielern hinterher schwarz auf weiss zeigen kann, dass er die SCs nicht wie Schachfiguren hin und her geschoben hat.
@Dolge, Eulenspiegel
Improvisation ist absolut notwendig, kommt in den besten Spielen vor, schließlich kann kein Spielleiter alles voraussehen, was die Spieler machen werden (vorausgesetzt, sie sind noch keine total gestorytellerten Zuhörer, sondern Spieler von echtem Schrot und Korn). Soweit d`accord. Improvisation, die die Story vorantreibt, ohne die Spieler zu schubsen, ist auch kein Problem für mich. Aber "Improvisation aufgrund einer guten Story" kann Charaktere töten (Der Tod deines Paladins war ein würdiges Fanal der Story, bla bla...) oder zumindest stark railroaden. Wenn Spieler zum Beispiel einen Plan durchziehen wollen, den ich als SL für vollkommen Banane oder "storyzerstörend" halte, könnte es passieren, dass meine improvisierte Reaktion ohne Würfelkontrolle willkürlich zuungunsten der Spieler ausfällt. Da ist es mir lieber, ich (oder ein anderer SL) sagt stattdessen: "ok, Plan überzeugt mich nicht zu 100%, aber mit erschwerten Würfen auf Fertigkeit xyz könnte es trotzdem hinhauen bzw. aber eine Riskchance von x% besteht, dass sich die Dinge so entwickeln, wie ihr sie angestoßen habt und denkt, dass sie laufen sollten."
(Die umgekehrte Gefahr besteht natürlich auch, dass ein Spielleiter die Pläne seines Lieblingsspielers immer und ohne Einschränkungen aufgehen lässt.) Deswegen finde ich die Kombination von Würfeln und Improvisation bei allen Mängeln am Fairsten, selbst wenn es manchmal ein wenig Drama aus der Story zieht.