1. Eine Vorgeschichte ist natürlich auch irgendwo ein Metaplot, aber nicht das, was man darunter versteht (also speziell ich, aber ich habe auch das Gefühl, dass es den meisten so geht). Denn der Plot, also die Handlung, einer Erzählung (oder eines Filmes, Hörspieles, ...), ist ja nicht die Vorgeschichte, sondern das, was während eben dieser Erzählung passiert. Damit wäre Metaplot ein Wort für eine Handlung, die in gewissem Sinne "aktuell" passiert, aber eben nicht durch die Charaktere beeinflusst wird, weil es eine Ebene höher, also "meta" passiert.
Sicherlich. In der Realität kann man super zwischen Gegenwart und Vergangenheit trennen.
In einer fiktiven Erzählung aber nicht: Was ist dort Teil der Vergangenheit oder Teil der Gegenwart?
Nehmen wir zum Beispiel mal den Metaplot von DSA (sehr stark zusammengefasst):
Kaiser retro dankt ab und hinterlässt das Mittelreich dem Kaiser Hal. Kaiser Hal schafft es, sein Königreich trotz der Bedrohung durch die Orkhorden zu verteidigen, jedoch können die Orks den Svelltaler Bund einnehmen. Kaiser Hal heiratet, kann jedoch keine Kinder bekommen.
Borbarad versucht die Macht über Aventruien an sich zu reißen, wird jedoch geschlagen. Jedoch splittert dabei seien Dämonenkrone und seine treuesten Anhänger ergattern einen Kronensplitter und übernehmen die Herrschaft.
Kurze Zeit darauf verschwindet Hal und mysteriöse Weise und sein Sohn Brin übernimmt die Herrschaft. Er verweigert jedoch den Kaisertitel und will weiterhin nur mit Prinz angesprochen werden.
Durch ein Attentat wird Brin und fast die gesamte Kaiserfamilie getötet.
Es kommt zu einem Bürgerkrieg in dessen verlauf das Mittelreich langsam verfällt und nur die Kernprovinzen halten kann.
So, was davon würdest du als Vorgeschichte bezeichnen und was ist Teil des Metaplottes? Wo siehst du die Vergangenheit und wo ist die Gegenwart?
Letztendlich ist es doch jeder Gruppe selber freigestellt, an welchem Zeitpunkt sie einsteigen und wo für ihre Gruppe die gegenwart ist. Alles vor diesem Zeitpunkt ist für diese Gruppe dann Vorgeschichte und alles ab diesem Zeitpunkt wäre für diese Gruppe dann Metaplot.
Ob etwas Metaplot oder Vorgeschichte ist, ist also extrem subjektiv:
Für die meisten DSA 3 Gruppen dürfte die Borbarad-Invasion zum Metaplot gehören.
Für die meisten Spieler, die erst mit DSA 4 angefangen haben, dürfte die Borbarad-Invasion dagegen zur Vorgeschichte gehören.
2. Die Aussage, dass Metaplot durch die Redaktion des Spieles gemacht wird, scheint mir von daher genau richtig zu sein: Der Metaplot ist spielrundenübergreifend.
Nein.
Sagen wir es so: Meistens fehlt den SLs eine Idee für einen eigenen Metaplot. Daher greifen sie auf den Metaplot der Redaktion zurück. Aber wenn du einen kreativen SL hast (die leider immer seltener werden), dann kann dieser kreative SL auch seinen eigenen Metaplot schaffen.
Das führt dann zwar dazu, dass das Seting aufgrund des SL-Metaplots immer mehr vom offiziellen Setting abweicht, aber ein kreativer SL hat damit keine Probleme.
(Es kann auch sein, dass viele SLs auf einen eigenen Metaplot verzichten, weil sie Angst haben, durch einen eigenen Metaplot würden sie nicht mehr offiziell sein und das wäre schlecht. - Aber daraus darf man nicht folgern, dass es keine SL-Metaplots gäbe und es nur Verlag-Metaplots gäbe.)
@Meisterdieb: Du sprichst davon, dass der Metaplot "oftmals auch einfach eine Art (Über)kampagne" ist, die durch den SL für die Spielrunde entwickelt wird. Das sehe ich anders: Denn das, was ich als SL für meine Spielrunde entwerfe, ist ja nicht wirklich Meta; die Spieler haben durch ihre Entscheidungen immer Einflussmöglichkeiten.
1) Ob deine Spieler Einflussmöglichkeiten haben oder nicht, hängt davon ab, ob du railroadest oder nicht.
Aber in diesem Thread soll es nicht um pro und contra von Railroading gehen. - Daher würde ich auch nicht automatisch sagen, dass ein Spieler bei einem SL-Metaplot Einflussmöglichkeiten hat.
2) Meta bedeutet ja nicht "keine Einflussmöglichkeit". Meta bedeutet soviel wie "übergeordnet".
Ein Metaplot ist sozusagen ein übergeordneter Plot.
Man könnte es so sehen: Bei einem normalen Plot geht es um SCs, die etwas tun.
Bei einem Metaplot geht es um Plots, die etwas tun.
Ein Plot liefert die Kulisse, vor der die SCs handeln können.
Ein Metaplot liefert die Kulisse, vor der die Plots handeln können.
Ein Metaplot ist sozusagen da, um Möglichkeiten für neue Plots zu liefern, ganz grob gesprochen.Wenn ich, um bei meinem kleinen Larm-Beispiel zu bleiben, dieselbe Idee in meiner Spielrunde gehabt hätte, hätte ich flexibel auf das Ende von Abenteuer 1 reagiert: Dann wäre der neue Bergkönig keinesfalls der alte gewesen, wenn der alte im ersten Abenteuer zu Tode gekommen wäre.
Und damit würde dann der Metaplot in deinem Setting vom offiziellen Metaplot abweichen.
Aber es wäre trotzdem ein Metaplot, den du hättest. (Vorausgesetzt, die Geschichte mit dem Bergkönig ist wichtig genug, damit es Stoff für viele neue Abenteuer bietet. - Sonst wäre der Bergkönig einfach nur ein Plot, ganz ohne Meta.)
Das bedeutet, dass in gewissem Sinne nur relevante Dinge zum Metaplot gehören. Manche hier verstehen unter "relevant" offenbar nur weltumspannende Handlungen, denen sich die SC nicht entziehen können. Das würde ich für mich jetzt nicht so sehen, ist aber eine interessante Aussage, die man im Hinterkopf behalten sollte;
Für mich ist eine Veränderung "relevant im Sinne von Meta", wenn durch die Veränderung viel Platz für neuen Abenteuer geschaffen wurde. Oder wenn es eine übergeordnete Story gibt, und alle Abenteuer sind nur Teilaspekte dieser übergeordneten Story.
5. Das Problem an einem Metaplot ist ja grundsätzlich, dass Dinge passieren, auf die die Spieler keinen Einfluss haben. Dies kann beispielsweise doof sein, weil eine weitere Metaplot-Entwicklung zufällig dem bisherigen Spielverlauf widerspricht ("Der Bergkönig ist doch tot, wie kann er zurückkehren?") oder auch weil der Spielrunde der vorgegebene Verlauf nicht gefällt ("Muss es denn immer dieser blöde Bergkönig sein?!"). In beiden Beispielen wird die Runde dann, wenn sie den Metaplot nicht für sich akzeptiert, vom weiteren Support durch die Redaktion abgehängt. Der Vorteil eines Metaplots ist ganz klar, dass dem SL viel Arbeit abgenommen wird, dass durch die Redaktion Veränderungen und Ideen in die Runden kommen und auch, dass man sich besser mit Leuten aus anderen Runden über das Spiel unterhalten kann.
Das Problem tritt aber auch auf, wenn man keinen offiziellen Metaplot hat:
SL: "Hupps, die SCs haben den Bergkönig getötet. Wer wird jetzt der Nachfolger? Das Setting liefert doch gar keinen Metaplot und schreibt nur, dass der Bergkönig König ist. Was passiert, wenn man ihn tötet, wird nirgendwo geschrieben."
Ob das Setting jetzt also schreibt, dass der Bergkönig Bergkönig ist und es keine Veränderung gibt oder ob er eine Veränderung mit dem Bergkönig beschreibt, ist doch egal: In beiden Fällen treten Inkonsistenzen mit dem offiziellen Setting auf, sobald die SCs den Bergkönig töten.
Das gleiche gilt für "Wir können den Bergkönig nicht leiden. Wieso muss diese langweilige Figur der Herrschers ein?"
Bei einem Metaplot kann man ja zumindest die Hoffnung haben, dass der Bergkönig irgendwann abgesetzt wird und man einen interessanteren Charakter als König bekommt.
Bei einem Setting ohne Metaplot wird dieser Bergkönig aber bis in alle Ewigkeiten regieren und man steht vor der Wahl, entweder den Bergkönig bis in alle Ewigkeiten zu ertragen oder mit dem offiziellen Setting zu brechen.
Die Probleme mit Metaplot hat man also ebenfalls, wenn man ein Setting ohne Metaplot hat. (Es ist egal, ob man einen Metaplot hat oder nicht: Sobald man den Bergkönig tötet, weicht man vom offiziellen Setting ab.)
Und: Metaplot als Kundenbindung und Ersatzbefriedigung ist natürlich auch noch nicht zu verachten. Das ist aus Sicht des Herausgebers natürlich toll, aus Sicht der Kunden unter Umständen weniger und für Neukunden eventuell hinderlich, weil der Einstieg schwieriger wird.
Dieses Problem habe ich bisher nicht beobachtet:
Entweder, die Neulinge fangen am Anfang an und spielen dann die vergangenen Abenteuer nach.
Oder sie beginnen im aktuellen Zeitgeschehen und nehmen den bisherigen Metaplot nur als Vorgeschichte war.
Ich habe bei DSA und Shadowrun schon beides erlebt und keines von beiden stellt die Neulinge wirklich vor Probleme.