Im
Nebenthread haben sich hinsichtlich einer Definition von Metaplot zwei Lager herauskristallisiert.
1. Metaplot beschreibt eine Entwicklung der Spielwelt, die von der Redaktion des Rollenspiels (Verlag/Autor) kommt und damit von außerhalb der jeweiligen Spielrunde.
2. Metaplot beschreibt eine (bedeutende) Entwicklung der Spielwelt. Ob diese von außerhalb der Spielrunden kommt (Redaktion) oder komplett innerhalb der Spielrunde generiert wird, ist egal.
Die zweite Fraktion argumentiert - wenn ich das richtig verstehe - damit, dass es keine Rolle spielt, woher der Plot kommt. Wenn er bedeutend genug ist, ist er Metaplot.
Ich schließe mich der ersten Fraktion an, weil ich der Meinung bin, dass es ganz und gar nicht egal ist, ob die Spielweltentwicklung innerhalb der Spielrunde entsteht oder von außerhalb kommt. Entsteht der Plot in der Spielrunde, kann er die individuelle Entwicklung der Spielwelt berücksichtigen. Entsteht der Plot außerhalb der Spielrunde, kann er die individuelle Entwicklung der Spielwelten nur mäßig oder gar nicht berücksichtigen (je nachdem, wie viele Runden es gibt und wie sehr der Verlag an einer Berücksichtigung interessiert ist).
Im 3-Ebenen-Modell (Trennung von Spielwelt, Spielrunde und Umwelt) habe ich dem Einfluss der Umwelt noch eine relativ geringe Bedeutung beigemessen, weil ich keine besonders bedeutenden Beispiele kannte. Der Metaplot ist ein solches Beispiel. Dabei findet ein unter Umständen radikaler Eingriff der Umwelt auf die Spielrunde und die Spielwelt statt.
Interessanterweise ist es bei sämtlichen Ebenen so, dass für manche eine Vermischung unproblematisch ist und anderen ein echter Dorn im Auge ist.
In diesem Thread können wir ungestört darüber diskutieren, ob die enge oder die lockere Definition von Metaplot sinnvoller ist.
Im Zuge dieser Diskussion möchte ich noch auf einen interessanten und in meinen Augen wichtigen Aspekt hinweisen. Wir reden von der Spielwelt und meinen damit im Prinzip das gleiche. Ein Problem besteht aber darin, dass die Spielwelt einer jeden Spielrunde sich von der Vorlage unterscheidet. Das Aventurien, das im Regal des Ladens steht, ist zwar der gemeinsame Nenner, der Stamm aller Aventuriens. In der Spielpraxis ist dann aber jedes Aventurien anders und kein einziges gleicht dem anderen oder ist mit dem Stamm identisch. So wie die Zweige eines Baumes sich zwar ähneln und aus dem gleichen Stamm emporwachsen, aber doch alle anders sind und alle nicht mit dem Stamm zu verwechseln sind.
Das ist für die Diskussion über Metaplots nicht unwichtig. Wenn der Verlag Aventurien weiterentwickelt, dann wächst aus dem Stamm Aventurien ein bestimmter Ast. Nun hat aber jede Spielgruppe schon ihren eigenen Ast, und jede Gruppe muss, wenn sie den Plot des Verlags nutzen will, zusehen, dass sie ihren Ast so zurechtbiegt, dass er dem Verlagsast ähnlich genug ist.
Wir reden zur Zeit noch in jedem Fall von Spielwelt. Aber Spielwelt ist nicht gleich Spielwelt. Mein Vorschlag wäre, mit Spielwelt die individuelle Ausprägung in der jeweiligen Spielrunde zu bezeichnen, und für die Vorlage (den Stamm) einen anderen Begriff zu finden, z.B. Spielweltvorlage.
Aventurien wäre also eine Spielweltvorlage, solange nur der Autor/Verlag seine Finger in der Entwicklung hatte. Aventurien wird zur Spielwelt, sobald die Spielgruppe die Verlagsvorlage durch das eigene Spiel weiterentwickelt.