Ich finde dein Beispiel mit dem Vergleich Science Fiction und Fantasy nichtssagend. Du lässt dich zwar über SF aus, aber sagst außer einem Statement nichts zur Fantasy. Zunächst einmal wüsste ich gern, welchen Fantasybereich du überhaupt meinst. Gibt es aktuell irgendetwas, was du als Fantasy-Produktion in Film und Fernsehen wahrnimmst? Ist Harry Potter Fantasy? Twilight? Underworld? Mystery scheint ja für dich nicht dazuzuzählen - warum?
Zum Thema Zukunft: Ich denke, dass tatsächliche Entwicklungen in der realen Welt an ziemlich vielen Rollenspielen abprallen wie an Teflon. Shadowrun entstand z.B. aus der (damals) neuen Richtung Cyberpunk, hat aber imgrunde das Ganze eher unkritisch aufgenommen und Fantasy reingeworfen. Das war vor 20 Jahren. Die World of Darkness wusste den Vampir-Hype Anfang der 90er zu nutzen, hat es aber dem Hörensagen nach auch nie geschafft, das eigentlich anvisierte Ziel des Dramas wirklich in Regeln umzusetzen.
Heißt also: Wir brauchen (Fantasy-)Spiele, die sich nicht nur aktueller Themen annehmen und bedienen, sondern sie auch regelseitig unterstützen? Klingt für mich sehr nach der Indie-Ecke: Thematisch-fokussierte Spiele mit häufig sehr speziellen Regeln für genau diesen Bereich. Ob das Mainstream werden kann, bleibt (leider) fraglich. Denn zum einen glaube ich wirklich, dass "Monster moschen" aus irgendeinem Grund immer mit enthalten sein muss, damit es viele kaufen (und spielen), zum anderen fürchte ich, dass es für einen Verlag ein noch größeres Wagnis wäre, ein derartiges Spiel massenmäßig zu bewerben und zu produzieren, als es Rollenspiele zur Zeit eh schon sind.
Ich denke, wichtig für ein Fantasy-RPG der Zukunft wäre vor allem, dass es Bestand haben kann, also irgendwie zeitlos sein muss (oder zumindest keine an irgend etwas gekoppelte Halbwertszeit). Das widerspricht leider deinem Anspruch an AKtualität (sofern es sich nicht alle paar Monate neu erfindet, was ja durchaus durch Publikationen geschehen könnte - aber würde das dann nicht auch die Crunch-Ebene anpassen müssen?).
Aber es gibt auch bereits Spiele, die aktuelle Ideen/Situationen verarbeiten (ob das intendiert war, ist wieder eine andere Frage). Z.B. gibt es bei Eberron die Kriegsgeschmiedeten, Wesen, die nur für den Kampf geschaffen wurden. Doch was macht man mit ihnen, wenn der Kampf vorbei ist und sie eigentlich nciht mehr benötigt werden? Ob diese Kriegsveteranenthematik Absicht ist, kann ich nicht sagen, ich kenne Eberron nicht wirklich. Aber ein Ansatz wäre da (wobei der vermutlich nicht weiter verfolgt wird und auch regelseitig keine besondere Unterstützung erfahren dürfte, ist eben immer noch D&D).
Bei Confrontation (und damit auch dem Rollenspiel Cadwallon) gibt es eine Fraktion, die in einer Fantasy-Welt mit Gentechnik arbeitet, um das perfekte Wesen zu schaffen. Dafür brauchen sie natürlich Proben aller möglichen Lebewesen und produzieren nebenbei auch noch Klon und Mosterarmeen und Mutationsmaterial für den "Hausgebrauch". Auch da fällt die ethische und moralische Dimension von offizieller Seite aus eher mau aus: Die Alchemisten von Dirz gehören zur großen Allianz der Dunkelheit. Fertig. Eventuelle Konflikte und Dilemmata muss sich ein Spielleiter natürlich selbst überlegen, aber immerhin gibt es durch diese Fraktion überhaupt die Möglichkeit, damit etwas zu machen.
Willst du solche Dinge vermehrt in Rollenspielen sehen, oder verstehe ich dich gerade komplett miss?
EDIT:
@Surtur: Meinst du nicht, dass dieses "Besinnen auf die Wurzeln" bei Neulingen eher daran liegen könnte, dass sie (noch) nichts anderes kennen? Oder zuviel "Herr der Ringe" geguckt haben? Ich würde daraus nicht schließen wollen, dass diese Entscheidung Absicht ist, weil man sich gegen die Fülle an Möglichkeiten entschieden hat, sondern dass es eher ein Bekenntnis zur Unkenntnis ist!