"Gutes Rollenspiel ist, wenn alle beim Rollenspielen Spaß hatten." würde für mich bedeuten, dass "gutes Rollenspiel" ein sehr großes Stück Glückssache ist.
Es ist eben gerade NICHT "Glückssache". Denn das würde ja bedeuten, daß man NUR ZUFÄLLIG beim Rollenspiel Spaß empfinden kann, und ebenso ZUFÄLLIG, daß ALLE Spielenden diese Spaßempfindung haben.
Natürlich können jetzt die Stochastiker daherkommen und behaupten, daß Gruppen, die über 10 und mehr Jahre STÄNDIG NUR SPASS beim Spielen miteinander haben, eben durchaus mögliche nur extrem unwahrscheinliche Ergebnisse wären.
Doch trifft allein schon die Grundannahme der Zufälligkeit NICHT zu.
Wenn ich schlecht drauf bin, wenn ein Mitspieler erkältet ist, wenn der Spielleiter zu wenig Vorbereitungszeit hatte und deswegen nervös ist, dann sind das HARTE Einflüsse, die sich GARANTIERT als "Spaßbremsen" auswirken werden. Zumindest anfangs.
Aber es gibt ja auch eine "Spaßentwicklung" über die Spielzeit. - Da vergißt derjenige, der schlecht drauf ist, seine Sorgen für eine Weile und taucht ein ins gemeinsame Spiel und ist mit jeder Stunde Spielzeit gelöster. Der Erkältete wird so von der Handlung in den Bann gezogen, daß er zwar schnieft und röchelt, aber voll mit dabei ist und die besten Ideen einbringt. Der schlecht vorbereitete Spielleiter wird von einer Welle der Aktivität der Spieler geradezu schwungvoll durch sein Szenario geführt, so daß keine der von ihm anfänglich vermuteten "Lücken" jemals jemandem aufgefallen wären.
Alle hatten Spaß.
ALLE hatten IHREN Spaß.
Denn um Spaß zu haben zu können, kommen auch Faktoren zusammen, die dem Rollenspielereignis selbst vorausgehen.
Genau. Und das sind überwiegend alles andere als "zufällige" Faktoren.
Schlicht gesagt: Wenn ich richtig viel Stress in der Arbeit hatte oder üble Kopfschmerzen, dann kann ich gar keinen Spaß am Rollenspiel haben, egal wie gut es war.
Für mich ist das Rollenspiel da eine Ablenkung, die Schmerzstillung und Entspannung bringt. - Nicht immer, aber doch oft genug.
Wenn ich mich beschissen fühle, dann spiele ich auch nicht mit anderen Leuten. Dafür gibt es Computer-Spiele.
Der Unterhaltungswert verschließt sich mir dann, unabhängig vom Spielereignis. War deswegen das Rollenspiel schlecht?
Ich denke die Antwort lautet nein.
Das Rollenspiel WAR dann ganz unabstreitbar SCHLECHT.
Du hast mit Deiner schlechten Laune, mit Deinen Kopfschmerzen und Deine griesgrämigen Miene den anderen das Spiel HERUNTERGEZOGEN. - Daher WAR es schlecht.
Es kann einfach keine "gute Rollenspielrunde" geben, in der auch nur einer als Miesepeter oder Schwerkranker/Leidender in den Seilen hängt und seine miese Stimmung ausstrahlt.
Ein anderer Punkt ist beispielsweise eine (zB zu hohe) Erwartungshaltung, die nicht erfüllt werden kann. Auch mit dieser kann man sich in ein Rollenspiel setzen und 'unbefriedigt' wieder herauskommen, egal wie gut es war.
Wenn man seine Erwartungen nicht erfüllt bekommt, dann KANN das zu einer SCHLECHTEN Runde führen.
Es gibt dabei kein "egal wie gut es war".
Es war dann SCHLECHT!
Wenn ein notorischer Besserspieler sich von einer lockerern Zockerrunde einladen läßt und dort seine theaterpreiswürdigen Darstellungen vorführen möchte und seinen elitären Anspruch auf höchstanrührendes Charakterdrama nicht erfüllt bekommt, weil die anderen alle "einfach nur zum Spaß" spielen, dann SIEHT MAN IHM DAS AN.
Die Körpersprache, die Mimik, das sich Verschließen oder das Wechseln in "zerstörerisches Spiel" sind knallharte Signale für ALLE anderen, daß da jemand unzufrieden ist. - Diese Signale wirken zwar, aber sie führen nicht zwangsläufig zu einem sofortigen Anhalten oder Abbruch der Spielrunde. Vor allem nicht, wenn nur einer in der Runde unzufrieden ist. Dann versuchen die anderen IHREN SPASS trotzdem zu bekommen - bekommen ihn aber nicht, weil der Unzufriedene, der Anspruchsspieler eben miesepeterig oder nörgelig oder zerstörerisch oder apathisch wird.
Er VERSAUT ALLEN ANDEREN das Spiel. - Damit haben NICHT ALLE ihren Spaß, sondern es haben die meisten sogar KEINEN Spaß.
Damit KANN das Spiel mit aufgrund unerfüllter Ansprüche Unzufriedenen KEIN GUTES Spiel sein!
Gutes Rollenspiel ist Rollenspiel, das einen hohen Unterhaltungswert 'bietet'.
...
Stellt sich also die Frage, wann bietet Rollenspiel einen hohen Unterhaltungswert?
Ich denke, auch die Beantwortung kann wieder nur subjektiv sein.
Du führst hier "Unterhaltungswert" ein.
Weil da "Wert" drin steckt, wirkt das irgendwie "belastbarer" als Begriff als "Spaß".
Doch das TÄUSCHT.
Unterhaltungswert. - Was soll das denn sein? Wie "mißt" man das denn? KANN man das überhaupt messen? (Falls ja, dann solltest Du diese Meßmethode an die Privatsender verkaufen, denn die haben das Problem der NICHTMESSBARKEIT von Unterhaltung schon lange. - Daher weichen sie auf andere Kenngrößen aus, eben WEIL man den Unterhaltungswert NICHT messen kann.)
Wenn ich in Deinen Formulierungen "Unterhaltungswert" durch "Spaß" ersetze, dann ist das dieselbe Aussage.
Unterhaltungswert ist ja KEIN ECHTER Wert, sondern der Unterhaltungswert von etwas, ist das, was man als SPASS an einer Sache empfindet. Und damit ist es ein komplexes, zusammengesetztes, von vielen, meist unsichtbaren, und IMMER in der jeweiligen Person selbst liegenden Faktoren abhängiges Begriffsbild, das letztlich nicht mehr (aber auch nicht weniger) brauchbar ist, als von Spaß zu reden.
Spaß meint ja - falls manche das hier (wieder einmal) falsch verstanden haben sollten - NICHT nur das "Lustige", das "Spaßige", sondern auch Horror-Filme oder beinharte Dokumentationen machen Spaß, ebenso wie z.B. Vollkontakt-Kämpfen im Kampfsport Spaß macht, auch wenn man mittendrin dermaßen Schläge bezieht. - Spaß KANN Lustiges bedeuten, muß aber nicht.
Eine Depri-NDE-Runde kann auch mit enormem Spaß ihre Charaktere in einer versifften Welt in die Scheiße fahren lassen. - Sie haben Spaß dabei und daran.
Spaß ist etwas Individuelles.
Der Spaß einer Gruppe ist der Spaß aller Einzelnen. Jeder hat SEINEN Spaß. Und damit ein Einzelner in einer solchen Gruppe SEINEN Spaß haben kann, müssen in nicht-gestörten Gruppen als Voraussetzung auch ALLE ANDEREN jeweils den IHREN Spaß haben.
In gestörten Gruppen gibt es durchaus Einzelne, die IHREN Spaß auf KOSTEN des Spaßes der anderen haben. Das ist gestört und NICHT "gutes Rollenspiel".
Gutes Rollenspiel ist Rollenspiel, das den Spielenden Spaß macht.
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Stellt sich also die Frage, wann macht Rollenspiel den Spielenden Spaß?
Ich denke, auch die Beantwortung kann wieder nur subjektiv sein.
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