Autor Thema: Über das RPG-Burnout-Syndrom  (Gelesen 4466 mal)

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Ludovico

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Über das RPG-Burnout-Syndrom
« am: 17.05.2009 | 16:19 »
Moin Leute!

Tja, aus persönlichem Interesse will ich hier mal das RPG-Burnout-Syndrom (man kann es vielleicht als RBS abkürzen) mit euch diskutieren, also die Symptome, die Hintergründe und die Behandlungsmöglichkeiten. Das folgende sind nur ein paar Eingaben vor mir, die ich zur Diskussion stelle, die ihr gerne ergänzen oder zerfleddern könnt.

Erstmal zu dem, was ich unter Burnout-Syndrom verstehe:
Der Spass am Rollenspiel ist weg und zwar unabhängig von System oder Gruppe.

Okay, nach dieser Definition ist die Antwort ja sehr leicht, was dann zu tun sei:
Hör auf zu spielen!

Aber ist das immer das Richtige? (Derzeit denke ich, dass das der Fall ist, aber vielleicht gibt es ja noch andere Möglichkeiten)
Ist das überhaupt so leicht? Meiner Erfahrung nach ist das ziemlich schwer. Als langjähriger Spieler hat man sehr viele schöne Erlebnisse im RPG erfahren und die Erkenntnis, dass aufgrund diese Erlebnisse in der aktuellen Situation nicht wiederholbar sind, ist schwer zu gewinnen.

Nun mal zu drei Symptomen, die ich bisher kennengelernt habe:

Kreativität: Kampagnen und Abenteuer, die einem vorher nur so zufliegen, kommen nicht mehr. Die Ausarbeitung eines einfachen Abenteuers wird zunehmend schwer. Hinzu macht die Arbeit keinen Spaß mehr. Bei Spielern bedeutet es, dass sie es schwerer haben, Charakterkonzepte zu entwickeln, die nicht schon einmal Verwendung gefunden haben.

Akribie: Man nimmt leichte Störungen sofort wahr, sei es bei den Spielern oder im System oder in der Umgebung. Diese Störungen mindern weiter den ohnehin schon geringen Spaß.

Einfühlungsvermögen: Nicht bloß SL können ausbrennen, sondern auch Spieler. Ein ausgebrannter Spieler kann sich nur noch schwer in Charaktere hineinversetzen.

Zu den Ursachen:

Ich denke, dass die Ursachen vor allem extern sind. Eine Gruppe, in die man nicht hineinpasst, halte ich nicht für einen ausreichenden Grund für ein Burnout-Syndrom, denn nach einem Wechsel kann man leicht wieder aufblühen. Ebenso denke ich über schlechte Systeme. Man kann aber auch ein kaputtes System nach einem Gruppenwechsel wieder richtig gut finden.

Mir fallen an Gründen vor allem Dinge ein, die nichts mit Rollenspiel zu tun haben, wie etwa Stress im Beruf, in der Familie, Ängste, Sorgen, Nöte.

Bis denn

« Letzte Änderung: 17.05.2009 | 17:13 von Olli »

Online ComStar

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Re: Über das Burnout-Syndrom
« Antwort #1 am: 17.05.2009 | 16:53 »
Das/die Problem(e) das/die du hier schilderst sind mir durchaus bekannt.
Allerdings finde ich deine Bezeichnung dieses Symptomkomplexes sowie des Threads sehr unglücklich gewählt.

Burnout ist nunmal schon was anderes. Auch wenn es sicherlich Überschneidungen gibt, finde ich es zu extrem bzw lässt es das klassische Burnout dass man zB aus der Arbeitspsychologie kennt irgendwie zu harmlos erscheinen.

Aber nun zum Problem:
meiner Erfahrung nach liegen bzw lagen die Gründe dafür sowohl in der Gruppe als auch im Privatleben.

Das mit dem Privatleben is ne komplexere Sache, aber ein wechsel der Spielgruppe und das "richtige" System haben bei mir Wunder bewirkt und der Spaß am RPG kam zurück.

Ludovico

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Re: Über das Burnout-Syndrom
« Antwort #2 am: 17.05.2009 | 16:59 »
@ComStar
Danke für den Hinweis! Der Begriff war von mir aber absichtlich so gewählt worden, da zum einen schon ein älterer "Ausgebrannt"-Thread über die Suchfunktion zu finden ist und Freddy auch das Ganze als Burnout bezeichnet hat.

Außerdem trifft die Bezeichnung meiner Meinung nach das Gefühl sehr gut. Ich fühle mich zum Beispiel ausgebrannt.

Da wir in einem Rollenspiel-Forum sind, halte ich es auch für unwahrscheinlich, dass es Überschneidungen mit dem aus der Arbeitspsychologie stammenden Begriff gibt.

Online ComStar

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Re: Über das Burnout-Syndrom
« Antwort #3 am: 17.05.2009 | 17:05 »
Entschuldige bitte wenn ich mich mißverständlich ausgedrückt habe:

Ich denke ja dass es Überschneidungen gibt. Eigentlich sogar recht viele. Eben zB das von dir beschriebene "Gefühl des ausgebrannt seins", die Lust-, Motivations-, Antriebs- und Kreativitätslosigkeit, ist für das Burnout Syndrom charakteristisch.
Aber dennoch besteht ein enormer Unterschied hinsichtlich des Leidensdrucks. Wärend bei einem Burnout Patienten in der Regel alle Lebensbereiche betroffen sind, betrifft dein "ausgebrannt sein" sich doch wohl hoffentlich nur auf den Rollenspielbereich!?

Darum erscheint mir der Begriff zu extrem, bzw verharmlosend.

Ludovico

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Re: Über das Burnout-Syndrom
« Antwort #4 am: 17.05.2009 | 17:09 »
Gutes Argument! Könntest Du Dich damit anfreunden, wenn man es als spezielle Form des Burnout, quasi das RPG-Burnout-Syndrom (RBS  :) ) bezeichnet?

Boni

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Re: Über das Burnout-Syndrom
« Antwort #5 am: 17.05.2009 | 17:17 »
Um mal von Begrifflichkeiten wegzukommen und zum Thema hin:

Ich hatte das selbe Problem letztes Jahr in Bezug auf Larp. Ich habe mir einfach eine Auszeit genommen, mich aus den organisatorischen Abläufen rausgezogen. Dann habe ich ein dreiviertel Jahr lang nicht mehr in irgendwelche Larp-Foren geschaut. Mittlerweile bin ich wieder voll dabei.

Die Pause hat mir die Möglichkeit gegeben, über Ansprüche, Wüsche und Realitäten nachzudenken. Ich konnte mich quasi darauf zurück besinnen, was mir am Hobby Spaß macht und warum ich in der Zeit vor der Pause keinen Spaß mehr hatte. Der Abstand hat also in der Tat geholfen.

Mein Tip ist also: Abstand gewinnen. Vielleicht auch mal mit Kumpels drüber reden, die nicht aus dem unmittelbaren Spielumfeld kommen. Und wenn sich während der Pause dann ergibt, das du nicht mehr spielen willst, ist das eben so. Menschen ändern sich halt.

Offline Joerg.D

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #6 am: 17.05.2009 | 17:36 »
Ich denke das die Probleme komplex sind und meistens nur nebenbei etwas mit dem System oder der Gruppe zu tun haben. Wenn ich keinen Bock mehr hatte lag es meistens daran, dass ich im Privatleben viel Stress hatte und das Hobby Rollenspiel dann zu "Heiligen Grahl" wurde.

Es sollte all die Sachen gerade biegen und mir den Spaß bringen, den ich privat aufgrund des Stress nicht hatte. So klappt es aber nicht mit dem Spielen. Der Frust wird mit in die Runde genommen und diese erfüllt dann die hohen Ansprüche nicht, weil man am System oder den Mitspielern nörgelt.

Es gehört eine gewisse Gelassenheit dazu, das Spiel einfach Spiel sein zu lassen und sich auf eine gute Zeit mit seinen Mitspielern zu freuen. Chips essen, Cola trinken und sinnlose Diskussionen über irrelevantes Zeug sind für mich ein essenzieller Bestandteil der Runde. Seit ich das weiß, nehme ich den Strass aus dem Privatleben auch nicht mehr mit zum Spiel.

Klar wird es nie gut gehen, wenn man nicht das selbe Spiel spielt wie die anderen Spieler, doch dann brennt man nicht aus und hat keine Ideen mehr. Man vielmehr andere Ideen als die Mitspieler und davon jede Menge. Das äußert sich dann darin, dass man alles mögliche machen will um die Ideen umzusetzen und mault, weil es nicht klappt. Dann hört man oft auf zu spielen, weil einem das Spiel nicht das gibt, was man möchte.

Wenn man keine Ideen und Inspiration hat, dann ist das viel schlimmer.

Es gibt keinen pauschalen Rat, was man machen kann. Ich habe fast 2 Jahre nicht gespielt, bevor ich in deiner 7te See Gruppe wieder angefangen habe und endlich wieder mal Spaß hatte. Die Gruppe hatte IMHO auch massive Probleme wegen der einen Mitspielerin und das System war zum Schluss eher abgenutzt. Aber der Rest war in Ordnung, die anderen Spieler toll und das System auf jeden Fall besser als alles vorher. Deshalb bin ich regelmäßig 600 KM zum Spielen gefahren und habe es nicht bereut.

Spiel nur mit Leuten, mit denen du auch gerne privat etwas machen würdest und verstehe das Spiel als soziales Ereignis und nicht als Leistungsschau. Eine gute Gruppe hat nicht nur gute Spieler sondern viel mehr gute Menschen, die in ihr sind und die dein Leben bereichern.

Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline Nischka

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #7 am: 17.05.2009 | 18:27 »
Spiel nur mit Leuten, mit denen du auch gerne privat etwas machen würdest und verstehe das Spiel als soziales Ereignis und nicht als Leistungsschau. Eine gute Gruppe hat nicht nur gute Spieler sondern viel mehr gute Menschen, die in ihr sind und die dein Leben bereichern.
Ich glaube, Jörg hat hiermit das entscheidende Argument gebracht. Falls dir eine Auszeit im Moment nicht umsetzbar erscheint - weswegen auch immer, kann sehr viele verschiedene Gründe haben - solltest du zumindest besonders auf die Wahl der Mitspieler, die Zusammenstellung der Gruppe und den Umgang miteinander achten.
Eine gut funktionierende, aus Freunden bestehende Gruppe hat den Vorteil, daß die Beteiligten sehr flexibel aufeinander reagieren und oft intuitiv so aufeinander eingehen, daß entlastungsbedürftige Personen entlastet werden, traurige Personen ein wenig bespaßt werden, daß die Spieler sich gegenseitig in ihrem Temperament und ihren Problemen ausgleichen.
Allerdings sollte wirklich jedem Beteiligten klar sein, daß wenigstens für eine Weile alles völlig zwanglos ablaufen sollte. Setzt du dich unter Druck, um Ansprüchen gerecht zu werden, um Termine einzuhalten oder beispielsweise deiner "Arbeit" als SL nachzukommen, ist eine solche ausgleichende Interaktion meiner Erfahrung nach meist unmöglich.
Naja, ich wünsche dir an dieser Stelle aber auch einfach mal daß du den Spaß an der Sache bald wiedergewinnst!

Ludovico

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #8 am: 17.05.2009 | 18:56 »
@Jörg, Boni und Nischka
Danke für eure Beiträge und daß ihr eure Erfahrungen hier mitteilt!

Ich denke das die Probleme komplex sind und meistens nur nebenbei etwas mit dem System oder der Gruppe zu tun haben. Wenn ich keinen Bock mehr hatte lag es meistens daran, dass ich im Privatleben viel Stress hatte und das Hobby Rollenspiel dann zu "Heiligen Grahl" wurde.

Es sollte all die Sachen gerade biegen und mir den Spaß bringen, den ich privat aufgrund des Stress nicht hatte. So klappt es aber nicht mit dem Spielen. Der Frust wird mit in die Runde genommen und diese erfüllt dann die hohen Ansprüche nicht, weil man am System oder den Mitspielern nörgelt.

Das trifft es bei mir auch sehr gut, wobei ich als Beispiel auch keine Ideen und Inspiration habe. Die Ursachen sehe ich in massiven Überlagerungsgedanken, deren Ursachen extern und temporär sind und die mir die notwendige Gelassenheit und Ruhe nehmen. So gehen auch Ideen und Inspiration flöten, weil all diese Dinge blockiert werden.

Zitat
Spiel nur mit Leuten, mit denen du auch gerne privat etwas machen würdest und verstehe das Spiel als soziales Ereignis und nicht als Leistungsschau. Eine gute Gruppe hat nicht nur gute Spieler sondern viel mehr gute Menschen, die in ihr sind und die dein Leben bereichern.

Ein Rat, der meiner Meinung nach für jeden Spieler, ganz gleich ob ausgebrannt oder nicht, gelten sollte.

Nach Boni und nach Jörg und Nischka zähle ich hier bisher 2 mögliche Behandlungsmethoden:
1. Auszeit nehmen
2. Mit einer anständigen Gruppe zusammenspielen

Welche Sachen würdet Ihr noch nennen als Heilmethoden? Bei welchen Ursachen sollte man welche Behandlungsmethode einsetzen und welche eher nicht?

@Nischka
Ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man Rollenspiel nicht vorzeitig auf Eis legen kann. Fallen Dir dafür Gründe ein, wieso man das Hobby nicht aussetzen kann?

Danke auch für die Glückwünsche! Bei mir ist bald wieder alles in Butter.


Offline Nischka

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #9 am: 17.05.2009 | 19:32 »
Ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man Rollenspiel nicht vorzeitig auf Eis legen kann. Fallen Dir dafür Gründe ein, wieso man das Hobby nicht aussetzen kann?
Ein Beispiel: als Folge eines klassischen Burnouts (mir auch so passiert) werden viele Menschen soziophob. In einem solchen Moment aber sogar solche Sozialkontakte wie beim Rollenspielen, also mit guten Bekannten, zu canceln, ist meist kontraproduktiv und Verschlimmbesserung.

Grundsätzlich kann man all solche Situationen immer auch dazu nutzen, sich noch einmal genau zu überlegen, was man eigentlich will. Was beim Rollenspielen im Vordergrund stehen soll, ob es etwas gibt, das man noch nicht ausprobiert hat, ob man starke nostalgische Gefühle für eine bestimmte, mit dem Rollenspiel verknüpfte Situation in der Vergangenheit hat, all sowas. Einigen Menschen kann es durchaus auch helfen, sich mal wieder in eine fremde Situation zu begeben, um neue Begeisterung erlagen zu können. Einfach gut beobachten, was in einem so vorgeht, vielleicht mal Notizen anlegen und (ganz wichtig!) auch mal auf das Urteil guter Freunde hören. Die können solche Sachen manchmal erheblich klarer sehen als man selbst.

Joe Dizzy

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #10 am: 17.05.2009 | 19:59 »
Ein Rat, der meiner Meinung nach für jeden Spieler, ganz gleich ob ausgebrannt oder nicht, gelten sollte.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das alleine nicht reicht auch wenn es einen schon in die richtige Richtung stößt. Was mich angeht habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich versuche mir Spieler zu suchen deren Beiträge (Spielideen, Charaktere, Beschreibungen, etc.) ich oft interessant finde. Ich kann mich etwa nur schwer für Runden aufraffen von deren Spieler ich keine nennenswerten oder interessanten Beiträge am Tisch erwarte. Das hat für mich nichts damit zu tun, wie sehr ich sie als Personen mag oder gerne mit ihnen Zeit verbringe.

Sowohl besonders einfallslose als auch besonders "guckt mal was ich alles kann"-Beiträge stören meinen Spielspaß. Dann weiche ich bei solchen Leuten lieber auf andere Spiele aus oder auch auf andere Beschäftigungen.

Um gegen so ein RPG-Burnout anzugehen, hilft es wie ich denke, wenn man sich mal überlegt was man eigentlich aus solchen Spielrunden zieht. Also was sind ganz konkret die Dinge, wegen denen man sich diese Stunden Zeit nimmt und sich zusammensetzt um konkret Rollenspiele zu spielen. So mancher vermisst vielleicht etwas, dass nicht durch das Rollenspiel gestellt werden kann, sondern stärker davon abhängt wie man mit den anderen umgeht.

Offline Joerg.D

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #11 am: 17.05.2009 | 21:18 »
Das Mittel heißt: Kümmer dich um dein Leben, dann kümmert es sich um Dich.

Wenn man den Kopf frei hat, kann man beim schönsten Hobby der Welt viel Spaß haben, aber wenn man ständig Ballast mit in die Runde schleppt, dann kann es nicht klappen.

Wenn einen an der Runde etwas stört: Redet drüber.

Hilft mehr als jedes neue System oder eine Pause.
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Offline Telim

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #12 am: 18.05.2009 | 11:12 »

Ich hatte auch mal eine Burnout(-ähnliche) Phase während meiner Rollenspielkarriere. Das besondere daran war, dass ich mir damals überhaupt nicht bewusst war, dass es so etwas wie ein Burnout sein könnte (und was v.a. dazu führte). Ich schlitterte so langsam da hinein, bis ich irgendwann dachte, dass Rollenspiel wohl doch nix mehr für mich ist.  :-[
 
Was hat damals das ganze ausgelöst? Bei mir war es wohl eher der Fall, dass ich zu lange in der gleichen Gruppe gespielt habe!
Die Gruppe bestand aus Leuten, die sich schon alle lange kannten, bis wir irgendwann mit Rollenspiel angefangen haben. Das dumme ist nur, das wenn man sich schon so lange kennt und sonst auch alles zusammen macht, man halt immer noch beim Rollenspiel mitmacht, selbst wenn es einem schon lange keinen Spass mehr macht! Das wurde dann irgendwann der Fall, ich als Spielleiter hab dann das Problem aber bei mir gesucht! Hab mich gefragt, was ich besser machen könnte, allerlei neue Kampagnen angefangen, Rollenspiel-Weekends organisiert etc... Aber wenn alle bis auf einer unter den Spielern nicht wirklich engagiert und motivert dabei sind, bringt das natürlich nichts.
Hinzu kam, dass wir jahrelang immer nur mit dem gleichen System auf der gleichen Welt zockten (auf dem abgelenen Asteroiden auf dem wir aufwuchsen, gabs damals nix anderes als *drumroll* DSA!). Sprich irgendwann hatte wir alles gesehen, was diese System zu bieten hat und alles wurde schal und ausgelutscht...

Mir ist klar, dass ich hier alles äussere, an sich leicht zu ändernde Umstände beschreibe. Aber diese äusseren Umstände haben bei mir damals das "Burnout" ausgelöst. Wir spielten noch lange weiter, aber das vorbereiten der Runden wurde immer mühsamer, das Spielen selbst machte auch keinen Spass mehr, bis ich wirklich aufgab! Und das eben mit der Überzeugung, dass das Problem bei mir und dem Rollenspiel liegt...

Im nachhinein bringt mich das ganze zum schmunzeln, aber wir waren damals wohl zu jung und unschuldig *sülz* um es einzusehen  :)

Tja, und so simpel das ganze im Nachhinein aussieht, so simpel war auch die Lösung:
Mach 'ne Pause und dann was Neues! Neue Welt mit einem anderen System mit motivierten Leuten, dann wird alles wieder gut!  :)
 
btw, hab dann später mal (war glaub ich sogar über einen Thread in diesem Forum) folgenden Artikel entdeckt:

      9 Symptoms Of GM Burn-Out: Avoiding GM Burn-Out
(zu finden unter http://www.roleplayingtips.com/readissue.php?number=130

Der hat bei mir so ein richtiges "Ja, genau, so war es!"-Gefühl ausgelöst.  :)
Wie der Titel besagt, gehts dabei speziell um Rollenspiel-Burnout für Spielleiter und beschreibt einige Anzeichen davon. Schauts euch mal an!

Offline JS

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #13 am: 18.05.2009 | 16:53 »
Meine lange Phase der Lustlosigkeit zum Spielleiten haben schlicht und einfach Warhammer FRS und Schattenjäger mitsamt ihren coolen Kampagnen beendet, und zwar radikal. Manchmal braucht es eben einfach nur ein paar neue WOW-Effekte (nein, NICHT World of Warcraft), um einen wieder ins Spiel und ins Leiten zu treiben.
:)
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Wolf Sturmklinge

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #14 am: 20.05.2009 | 09:06 »
Ich hatte bisher noch kein BS, zwar hin und wieder kein Bock auf bestimmte Systeme / Spieler, aber auf Zocken in dem Sinn? Dann könnte ich auch keine Lust auf atmen haben.

Ludovico

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #15 am: 20.05.2009 | 09:39 »
Ist nur gerade mal so ein Gedanke, wie so etwas auch zustande kommen könnte und den ich hier zur Diskussion stelle:
Je mehr man leitet und desto weniger man spielt, desto größer ist die Chance eines Burnouts.

Offline Village Idiot

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #16 am: 20.05.2009 | 09:58 »
Verallgemeinern lässt sich das, denke ich, nicht. Aber für Einige wird es wohl stimmen, vorallem, wenn der SL Posten eh nur besetzt wird, damit es irgend jemand macht, was ja immer wieder mal vorkommen soll.
Ich für meinen Teil leite fast nur und hatte noch nie so etwas, wie den SL-Burnout. Sehrwohl aber, war ich von Gruppen gefrustet, in den ich Spieler war. (Wenn glücklicherweise auch noch nicht oft.)

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Offline Stahlfaust

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #17 am: 20.05.2009 | 10:07 »
Ich habe das "Burnout" schon ein paar mal. Ich leite relativ häufig und auch oft spontan. Die anderen haben keinen Bock spontan irgendwas zu leiten, also mache ich das häufig, habe aber auch wenig Lust darauf. Nach einer gewissen Zeit fehlt einem dann einfach die Inspiration und der Antrieb. Hab mir aber vorgenommen mich nicht mehr auf solche spontanen Dinger einzulassen. Ich will nur noch geplant und inspiriert leiten. Dann klappt das auch mit dem Rollenspiel.
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Offline Joerg.D

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #18 am: 20.05.2009 | 10:13 »
Nein, ich leite fast nur und habe über lange Zeiträume 2-3 mal die Woche geleitet. Aber da war nix mit ausbrennen. Als SL habe ich die Möglichkeit meine Ideen umzusetzen und mit den Taten meiner Spieler zu arbeiten.

Das ist eigentlich viel besser als Spielen.

Der Fehler liegt vielleicht da drinne, das man eigentlich selber spielen will und nicht kann, was dann zum Burn Out führt.
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isyahadin

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #19 am: 20.05.2009 | 10:26 »
Stimme Jörg da vollkommen zu, wobei ich etwas genereischer sagen würde:

"Sobald man über einen längeren Zeitraum etwas macht, was einen nicht vollkommen glückich macht, wird es zu Arbeit, und das kann leicht zu Burn Out führen."

Zumindest bemerke ich in letzter Zeit Tendenzen dahingehend - es ist einfach schon lange an der Zeit mal wieder nur SC sein zu können.

Offline Blizzard

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #20 am: 20.05.2009 | 10:29 »
Ist nur gerade mal so ein Gedanke, wie so etwas auch zustande kommen könnte und den ich hier zur Diskussion stelle:
Je mehr man leitet und desto weniger man spielt, desto größer ist die Chance eines Burnouts.
Das könnte ich sogar fast unterschreiben. Ich leite ja inzwischen ja auch viel mehr, als dass ich spiele-und ein Burnout-Syndrom hatte ich auch schon- zwei Mal. Das lag aber entgegen Ollis These im Eingangsthread nicht an irgendwelchen sozialen Komponenten, sondern an einer "Ueberspielheit" der jeweiligen Systeme. Erst war das bei AC der Fall, dann bei 7teSee.
Da habe ich einfach gemerkt, dass wenn ich ein System zu oft spiele/leite, bei mir irgendwann die Luft raus ist, und somit auch jegliche Motivation und Kreativität teilweise nicht mehr vorhanden sind bzw. waren. Das war dann bei den Abenteuern kein motiviertes und teilweise entspanntes Leiten mehr, sondern viel eher ein "Durchquälen" durch das Abenteuer, weil es sonst keiner machen wollte. Ich habe es dann erstmal gelassen, diese Systeme zu leiten/spielen...und die Pause hat mir, glaube ich, ganz gut getan. AC leite ich inzwischen wieder einigermassen gerne, und 7thSea zeigt eine leicht aufsteigende Tendenz bzgl. der Motivation, es leiten zu wollen (auch wenn da erstmal Schluss sein wird, aber das hat andere Gründe). In so fern würde ich schon sagen: Pause einlegen tut gut, und Abwechslung does matter.
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"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #21 am: 20.05.2009 | 10:56 »
Ich spiele seit etwa 5 Monaten kein RPG mehr, vorher ist dem eine lange demotivierte Phase vorausgegangen, in der ich sehr schlecht geleitet habe und eigentlich jeden Anlass genutzt habe, doch nicht zu leiten ("Lass uns Brettspiel spielen!" "Schauen wir doch lieber ein Video."). Ich habe und hatte keine Lust mehr auf Rollenspiel, weil es aus einer Quelle der Freude zu einer Quelle des Frusts und der zusätzlichen Arbeit geworden ist. Und das sollte ein Hobby nicht sein.

Warum ist das in meinem Fall so geworden:
RPG ähnelt zu sehr meiner sonstigen Tätigkeit: Rumsitzen, Bücher lesen, mit Zahlen jonglieren, sich Gedanken machen.
Leiten ist wirklich Arbeit, zumindest die Vorbereitung. Ich mache meine Arbeit gerne gut, und wenn mir dazu die Zeit fehlt und es schlampig wird, dann frustriert es mich.
Gruppe: Ein Spieler hat mir und anderen die Laune verdorben, nicht sehr hilfreich.
Zu viel! Ich hab einfach zu viel Rollo-Kram, wenn ich den anblicke ist das nur noch ein Berg von Zeug, den ich eh nie lesen kann.

Außerdem hat der Mensch Spaß an verschiedensten Aktivitäten und an Veränderung, ein Verschieben der Interessen findet ja immer statt. Wenn man keinen Spaß an Dingen hat, die man nicht tun muss, dann lässt man es sein. Ich finde das nicht tragisch. Keine Lust mehr auf Rollenspiel ist nichts was man rechtfertigen muss. Dafür mach ich jetzt andere Dinge.
« Letzte Änderung: 20.05.2009 | 11:06 von ViSiONäR »
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Wolf Sturmklinge

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #22 am: 20.05.2009 | 14:10 »
Wo ich gerade ViSiONäR's Beitrag lese:
Ich habe in etwa die gleiche Situation erlebt, allerdings ging die Demotivierung von einer Gruppe aus, bei anderen Gruppen war ich wieder voll dabei, immer als Spielleiter.

Spielst/leitest Du jetzt keinerlei RPG mehr?

Offline Backalive

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #23 am: 25.05.2009 | 22:36 »
Ich denke, es gibt kein Patentrezept, um das RBS   ;)  zu behandeln.

Die aufgezeigten Möglichkeiten in diesem Thread sind
  • kreative Pause einlegen, wobei der Zeitraum schon wieder individuell verschieden sein kann
  • das Spiel wechseln, evtl. sogar zu einem Brett- oder Kartenspiel (Munchkin soll z.Zt. der totale Burner sein)
  • mit der Gruppe darüber reden
  • externe Hilfe suchen, evtl. in Foren o.ä.
  • nicht nur eine Schaffenspause einlegen, sondern ganz damit aufhören (und aufhören zu atmen)
  • eine Kombination der genannten

Da muß jeder seinen eigenen Weg finden, dies zu überwinden.
Was für den einen gut ist, mag für den anderen komplett verkehrt sein.
Mein Tipp dazu: Foren wie das Tanelorn mögen hierbei durchaus hilfreich sein, seinen Weg heraus aus der Krise zu finden.

Was die Arbeit als Spielleiter anbelangt, kann ich nur das Buch 'Spielleiten' von Dominik Wäsch empfehlen.
Ich hab's gerade gelesen.
Nicht alles, was darin steht, hat meine Zustimmung gefunden oder werde ich umsetzen, aber die Anregungen zum Vorbereiten von Spielsitzungen werde ich durchaus in der einen oder anderen Weise berücksichtigen  ;D
Schöne Tage - nicht weinen, daß sie vergangen, sondern lächeln, daß sie gewesen (Rabindranath Tagore)

Offline Arbo

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Re: Über das RPG-Burnout-Syndrom
« Antwort #24 am: 25.05.2009 | 23:21 »
Ich weiß nicht, ich lese hier im Grunde zwei "Richtungen". Einmal das, was wirklich "burnout" ist, d.h. keine Ideen mehr usw. Und dann z.T. eine Verweigerungshaltung, die dazu führt, nicht mehr RS zu spielen (ich meine Verweigerungshaltung hier ausdrücklich (!!!) nicht negativ!). Beides mag zwar im Endeffekt auf "kein Rollenspiel" hinaus laufen, aber es sind m.E. zwei verschiedene paar Schuhe. Insbesondere, weil Letzteres vermutlich wesentlich stärker mit Frust zu tun hat. Keine Laune mehr zu haben ist m.E. also durchaus etwas anderes, als irgendwie den inneren Antrieb - die Lust - zum Rollenspiel zu verlieren.

Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass Letzteres irgendwann auch mal zu einer Art "Burnout" führen kann. Nämlich dann, wenn sich zahlreiche als "Niederlagen" empfundene Ereignisse zu einem Frust addieren, der dann quasi in Resignation umschlägt.

In gewisser Weise finde ich nun das, was Jörg oben schrieb, den ganzen persönlichen Stress draußen zu lassen, das RS nicht als Kompensation zu missbrauchen, gar nicht schlecht. "Kümmer dich um dein Leben, dann kümmert es sich um Dich." klingt da als ein gutes Motto. Nur hilft es einem wahrscheinlich nicht im eben beschriebenen Fall, in dem sich der Frust addiert.

Was mir dabei durch den Kopf gegangen ist, war, dass es im Grunde eigentlich gar nicht wirklich schlimm ist, mal kein RS zu betreiben. Sich einreden, RS machen zu müssen, ist m.E. der dümmste Beweggrund, dann wirklich RS zu betreiben.

Anders sieht es aus, wenn einem RS wirklich fehlt. Dann sollte mensch gut und gerne versuchen, wieder etwas auf die Beine zu stellen. Dann handelt es sich m.E. aber auch nicht um Burnout. Was möglicherweise am Ende drohen kann (!), ist das oben von mir genannte Resignieren.

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