Schutz von Bevölkerungsgruppen (in anderen Staaten) fällt unter Menschenrechtsintervention. Der stehe ich hauptsächlich deswegen kritisch gegenüber, weil sie a) zum Mißbrauch einläd und b) weitaus riskanter ist als die defensive Abschreckung. Beide Gründe deswegen, weil es schwer ist, die Linie zu ziehen. Ja, ich muss damit leben, dass wir (und damit meine ich das Westliche Bündnis) nicht in China einmarschieren, um Tibet zu befreien.
Nochmal zum mitschreiben (da du meinen Post nicht richtig gelesen zu haben scheinst):
Es geht mir bei meiner Frage
NICHT um den Schutz von Bevölkerungsruppen!
Tibet ist kein Staat, sondern eine Bevölkerungsgruppe! Da sind sich alle einig. Da muss man nichts diskutieren. (Disclaimer: Es war früher mal ein Staat. Heutzutage ist es eine Bevölkerungsgruppe.)
Die Frage lautete: Ist Südossetien eine Bevölkerungsgruppe oder ein Staat?
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Wenn du Südossetien als eine Bevölkerungsgruppe ansiehst,
dann ist mir aus deinen vorherigen Posts klar, dass du gegen eine Intervention in Südossetien bist.
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Wenn du Südossetien als einen Staat ansiehst,
dann ist mir aus deinen vorherigen Posts klar, dass du für eine Verteidigung von Südossetien bist.
Das ist mir aus deinen beiden Posts klar. Aber danach habe ich auch
nicht gefragt.
Meine Frage war eher, ob du nun Südossetien als eine Bevölkerungsgruppe oder als einen Staat ansiehst.
Oder etwas abstrakter gefragt: Ab wann hört für dich eine Bevölkerungsgruppe auf, eine Bevölkerungsgruppe zu sein und ab wann fängt sie an, ein Staat zu sein?
Das war meine Frage!
Es handelt sich nicht um völkerrechtlich verbindliche Staaten, jeder kann sich berufen fühlen oder nicht und beim Angriff auf Georgien hat Russland genau das gemacht.
FALSCH!
Für Deutschland ist Südossetien kein Staat. Deutschland hat Südossetien aus politischen Gründen nicht anerkannt. Für Russland ist Südossetien ein eigenständiger Staat.
Klar, welchen Staat man anerkennt und welchen nicht, ist völlig willkürlich. Wenn Deutschland keine Lust mehr drauf hat, könnte es auch einfach Frankreich nicht mehr als Staat anerkennen.
Oder es erkennt Palästina/den Gazastreifen als Staat an und verteidigt es gegen Israel. Oder es erkennt den Libanon nicht als Staat an und sieht tatenlos zu, wie Israel da einmarschiert.
Was letztendlich ein Staat ist und was nicht, ist vollkommen beliebig und kann jede Entität für sich entscheiden.
Da für dich "Staat sein" aber ein Kriterium dafür ist, ob man bei der Verteidigung helfen darf oder nicht, zwängt sich geradezu die Frage auf, ab wann etwas ein Staat ist. (Und Südossetien ist nunmal das perfekte Beispiel, wo das unklar ist. - In meinen Augen hat Südossetien alles, um als Staat zu gelten. Aber in meinen Augen ist auch Nordzypern ein eigenständiger Staat und der Vatikan ist kein Staat.)
Willst du wirklich eine Welt, in der jeder gut bewaffnete Staat heruminterveniert ?
1) Willst du wirklich eine Welt, in der jeder tatenlos zusieht, wie im Nachbarland Genozid betrieben wird?
2) Um deine Frage zu beantworten: Ja! Sowas nennt sich Zivilcourage. Und ja, ich wünsche mir eine Welt, in der nicht nur Menschen, sondern auch Staaten Zivilcourage besitzen.
Aber nochmehr, als die Bereitschaft jedes Staates zu intervenieren, wünsche ich mir, dass keine Notwendigkeit besteht, zu intervenieren.
Eine perfekte Welt sähe für mich also so aus:
Jeder Staat wäre bereit zu intervenieren, aber kein Staat muss intervenieren.
Kriege fördern Korruption. Die meisten Kriegsbefürworter hier (die ja zum Glück überwiegend nicht Krieg an sich, sondern fast immer nur Interventionskrieg aus noblen Gründen befürwortet haben) können sich soweit ich das sehe nur schwer vorstellen, dass der Krieg nicht nur "die anderen", sondern auch "unsere Jungs" (und unsere Gesellschaft) korrumpiert. Diesen Glauben teile ich nicht.
Es korrumpiert auch, die Augen zu verschließen, wie Bevölkerungsgruppen abgeschlachtet werden, ohne einzugreifen.
Ansonsten habe ich nicht den Eindruck, dass die Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren oder im Kosovokonflikt beteiligt waren, besonders korrumpiert sind.
Nur daß einzelne nicht gescheitert sind, heißt nicht, daß Krieg nicht scheitern könnte. Der erste und der zweite Weltkrieg sind "gescheiterte" Kriege - am Ende stand der, der ihn vom Zaun gebrochen, als Verlierer dar.
1) Ich habe nie behauptet, dass Kriege nicht scheitern können. Natürlich können Kriege scheitern.
Aber wenn ich mit der einen Tat eine Chance habe, dass meine Intervention ein Erfolg hat, und mit der anderen keine Chance besteht, dann sollte man ja wohl die Möglichkeit wählen, die eine Chance bietet.
2) Wenn du dir den Kontext durchliest, dann wirst du sehen, dass es nicht um Kriege im allgemeinen geht, sondern bei der von dir zitierten Stelle ging es um Interventionskriege: Zwei Gruppen bekämpfen sich und man schreitet als dritte Gruppe ein, um die beiden Streithähne zu trennen.
Um solche Art von kriege ging es. Das haben mit der Art des 1. WK und des 2. WK nur wenig gemein.
Und wieso ist dein Artikel ein Gegenbeispiel? Der hat doch überhaupt nichts mit meiner Fragestellung zu tun! (Außer, dass es in dem Artikel auch zufällig um Krieg geht.)