Am Sonntag konnte ich zum ersten Mal „Qin - The Warring States“ ausprobieren. Nur für einen One-Shot, aber immerhin.
Charaktere hatte ich schon vor einer Weile gemacht und entsprechend meiner Vorbildung (chinesische Historienseifenopern) verzahnt – jeder war in jeden irgendwie verschossen
Am Ende gab es nur drei Mitspieler, also fielen zwei der Charaktere aus. Dabei waren:
- Tiandao, ein etwas überselbstbewusster „Xiake“ (verliebt in Xilin)
- Xilin, eine schüchterne Tochter aus guter Familie, Taoistin mit „Internal Alchemy“ in der Heilungsrichtung und ein bisschen Exorzismus (auch interessiert an Tiandao, aber zu schüchtern, um es zu tun)
- Mengtemu, ein Xiongnu, der schon lange Xilins Familie dient und ihr Beschützer ist (natürlich darauf bedacht, den Taugenichts Tiandao von ihr fernzuhalten)
Nicht genommen wurden Qingshan, ein Gelehrter, und sein unwillige Verlobte Feilan, Kämpferin und Bogenschützin. Beide hätten die Beziehungsgeflechte noch etwas verkompliziert und vor allem hätte man mit Qingshan einen Experten für Soziales gehabt (mit den entsprechenden Taos). Was mir bei der Charaktererschaffung aufgefallen ist, sind die sehr wenigen Skills. Einen Gelehrten mit breiter Bildung kann man kaum machen…
Außer Tiandao kamen alle Charaktere aus einflussreichen Familien des Staates Yan. Damit war auch der wichtiges Verbündete klar: Qin, der dank der Freundschaft der Prinzen Yan als einzigen Staat als Verbündeten sieht. Feinde von Yan sind Zhao und Qi (die, wie alle anderen Staaten sonst, vielleicht mit Ausnahme von Han, auch Feinde von Qin sind). Aufgabe der kleinen Gruppe war nun, den alten General Gao zu Verhandlungen durch Zhao nach Qin zu bringen (kleine Gruppe, um auffällig zu sein). General Qi Bai der Qin wollte unbedingt den berühmten General Gao kennen lernen, der damals in der Schlacht am Boli-Fluss eine Fast-Niederlage in einen Sieg verwandelte.
Dumm nur, dass Gao ziemlich in die Jahre gekommen und geistig alles anderes als Fit war. Um ihn wenigstens für die Verhandlungen fit zu machen, bekam Xilin noch ein seltenes Elixir mit, das seine mentalen Fähigkeiten wieder auffrischen sollte („From Flower to Seed“).
Ich ließ die Runde schon im Zhao-Territorium starten, in den Bergen und beim Nachtlager. Gelegenheit, die einzelnen Charaktere vorzustellen und Gao daran zu hindern, einfach wegzuwandern (er dachte, er wäre in seinem Garten).
Am nächsten Tag sahen die kleine Truppe in der Ferne einen Mann auf der Straße stehen. Eine Wood-Probe zeigte den beiden Kämpfern (Gao und Xilin saßen im Wagen) noch zwei Bogenschützen in den Bäumen an den Seiten der Straße. Nach kurzer Diskussion entschieden Tiandao und Mengtemu, erstmal mit dem Kerl zu reden. Er forderte, Gao an ihn zu übergeben – in der so berühmten Schlacht verheizte Gao die Truppe des Mannes, um den Rest der Armee zu retten. Inzwischen war er zur Zhao Armee abgewandert und wollte sich die Gelegenheit zu Rache nicht entgehen lassen (wie genau er die Gruppe eigentlich gefunden hatte und warum nicht gleich mehr Zhao-Soldaten dort auftauchten, fand die Gruppe nicht heraus).
Den folgenden Kampf hatte ich schon mit allen fünf SCs gegen den Hauptgegner und sechs Henchmen (drei Bogenschützen, drei Hellebardenkämpfer) durchgeprobt (es gibt keine wirklichen Hinweise, welche Gegner angemessen sind). Schon der Probekampf hatte mir gezeigt, dass ein guter Kämpfer fast immer trifft. Da zu dem festen Schaden noch das Zufallesprinzip kommt, kann man schon mal auf einen Schlag 15 Schadensboxen verlieren. Trotzdem klappten die Verhältnisse ganz gut, der Kampf war zwar knapp, aber ging zu Gunsten der SCs aus. Also kamen mir zwei Schützen und der zugegeben starke Gegner OK vor.
Tja, wie gesagt kann der Zufall bei Qin ziemlich was ausmachen. Hinzu kam noch, dass Tiandao erstmal seinen Kopf in den Wagen steckte, um sich etwas vor seinem Schwarm zu produzieren und ich entschied, dass der ohnehin schon wütende Gegner sein Flirten nicht abwarten würde.
So musste Mengtemu die erste Runde alleine bestreiten. Der Spieler hatte auch vergessen, auf dem Weg zu dem Kerl noch seine Rüstung anzulegen (den er abgelegt hatte, um nicht gleich wie ein Soldat auszusehen, falls man auf Leute im Gebirge traf). Ich hätte ihm noch die Möglichkeit gegeben, weil sein Charakter sicher daran gedacht hätte, aber er verzichtete.
Nun machte ich gleich einen fiesen Schadenswurf (7 Schaden für das Schwert plus 8 ausgewürfelte Extraschaden), gegen den er sich auch nicht mehr aktiv verteidigen konnte, weil seine Aktionen alle waren. Immerhin hatte der SC so viele Schadensboxen*, dass er noch gut weiter funktionierte – bis ich eine Yinyang-Balance für die Bogenschützen erzielte und er weitere sechs Boxen abstreichen durften. Jedenfalls stand er ziemlich schnell mit nur noch einer Box da. Er hätte mit seinem Tao den Schaden ignorieren können, zog sich aber lieber erstmal zurück. Xilin, die nicht so starke Kampffähigkeiten hatte, hielt sich zurück (hätte aber auch in den Kampf eingreifen können und mit dem „Tao of the thousand bees“ die Bogenschützen beharken). Also wechselte der Hauptgegner zu Tiandao. Auch da profitierte ich von einigen fiesen Würfen, auch wenn der Gegner wenigstens einen harten Treffer kassierte.
Nur lag Tiandao am Ende der Kampfrunde sterbend auf dem Boden** (mit obligatorischem Zusammensacken, Blutspucken und schwarze Lippen bekommen). Da ihr Gegner nun auch kein Unmensch war und eigentlich nur Gao wollte, gab er ihnen (wieder) die Möglichkeit, sich zu ergeben und ohne Gao abzuziehen. Er erlaubte Xilin sogar, Tiandao zu stabilisieren.
Danach verlegte sich Xilin auf’s Flehen und extreme-koutouing – und schaffte in ihrem Wurf eine Yinyang-Balance. Damit schaffte sie es, den Mann für sich einzunehmen und nach einer Vorführung von Gao (der sich von mir erwürfelt in diesem Moment noch nicht mal mehr an die Schlacht erinnern konnte) konnte sie ihm zeigen „dass Gao nur noch ein Schatten seiner selbst war und die Rache nicht am wirklichen Gao verübt würde“. Zähneknirschend schickte er sie den Weg zurück, den sie gekommen waren, anderenfalls müsste er sie nach Handan bringen (was er nicht tat, weil er inoffiziell dort war).
Fazit des Kampfes:
Glück spielt eine Riesenrolle. Man sollte immer mehrere Kämpfer im Kampf haben, sonst sind mit aktiver Verteidigung zu schnell die Aktionen alle. Mit halbwegs hohen Kampfwerten sind Treffer fast garantiert und aktives Verteidigen extrem wichtig.
Heiler sind sehr, sehr wichtig, sonst dauert es ewig, bis man wieder auf den Beinen ist. Am besten auch einen Charakter mit Medicine 3 dabei haben und mehrere mit niedrigeren Medicine-Kenntnissen, da immer nur einer verletzte Charaktere stabilisieren kann.Nach einer kleinen Heilungspause mit Xilin waren beide Kämpfer wieder halbwegs auf den Beinen. Natürlich hatte keiner vor, die Mission abzublasen. Mit einer Yinyang-Balance konnte Tiandao den Wagen sehr glaubwürdig so herrichten, als wäre er überfallen worden. Weiter ging es querfeldein. Tiandao fiel die Aufgabe zu, den Weg zu suchen und patzte gleich auf seinem Survival-Wurf. Er fand so einen sehr verlassenen, ungewöhnlich stillen Pass in den Bergen. Meine Chance, etwas Übernatürliches einzubringen (eigentlich hatte ich die Idee, dass der vorherige Gegner sie als Geist weiterbelästigen könnte, aber das hatte sich ja erledigt). Xilin spürte aber, dass etwas nicht stimmte und hatte auch die passende Magie parat, um die Geisteraktivität zu identifizieren. Ihr fiel sogar ein, dass sich hier ein sehr altes, verfluchtes Schlachtfeld befinden könnte, von dem sie Legenden gehört hatte.
Man kehrte um und verzichtete auf einen Kampf gegen Geister. Schade, aber in der angeschlagenen Fassung der SCs (und auch sonst) sehr vernünftig.
Weiter ging es durch die Berge mit einem kleinen Intermezzo, als ein junger Ziegenhirte Tiandaos Schwert mopste (meine Schuld, da ich keine Skillpunkte für die immer wichtige Fähigkeit Perception übrig hatte). Immerhin bekam er es ohne Probleme zurück und zerstörte dabei auch gleich die Träume des Ziegenhirten, ein berühmter Schwertkämpfer zu werden und wilde Abenteuer zu erleben. Trotzdem versetzte das dem ohnehin schon angeschlagenem Ego des Xiake einen weiteren Schlag (*wein* „Erst werde ich von so einem dahergelaufenen Kerl vermöbelt und jetzt klaut ein Ziegenhirte mein Schwert. Was bin ich denn für ein Kämpfer?“). General Gaos Vorhaltungen, was aus der Armee von Yan geworden sei, wenn die Soldaten noch nicht mal auf ihre Schwerter aufpassen könnten, machten das auch nicht besser. Da konnten auch die Heilsitzungen mit Xilin nicht mehr helfen – bei denen sie ihre Hände auf seine nackte Haut legen musste. Dementsprechend verbrauchte Xilin viel Zeit knallrot hinter ihren Ärmeln versteckt.
Schließlich schaffte es die Gruppe unentdeckt nach Wei. Hier war das Land stärker besiedelt und so entschied man sich, die nächsten Nächte Obdach in kleinen Bauernhöfen zu suchen. Ich überließ es dem Zufall, wie sich die Bauern benahmen. Nur auf einem Hof versuchte man sie nachts zu bestehlen. Der arme Bauernbusche wurde aber entdeckt, verschnürt und als panisches Bündel zurückgelassen. Sie ließen aber den alten Eltern das Geld für die Nacht. Gao wurde immer ungehaltener, ob der schlechten Unterkunft. Er wollte sogar Xilin züchtigen, die er immer wieder mal für seine Ehefrau hielt.
An der Grenze nach Qin wurde eine Wei-Patrouille auf sie aufmerksam, aber beim Überzeugen hatte die Gruppe immer wieder Glück… Mit einer Balance konnte Tiandao den Soldaten einreden, dass sie ihren Großvater zu einem Tempel bringen wollten und stand sogar als guter, pietätvoller Sohn da.
Also schafften sie es bis zur Militärgarnison der Qin, in der sie den anderen General treffen sollten. Während sie sich frisch machen durften, flösste Xilin General Gao den Trank ein. Gao war zwar wieder bei klarem Verstand, hatte aber keine Ahnung, wie er in die Garnison der Qin gekommen war. Und er war zu schlau, um den Charakteren Ausreden wie „ehrwürdiger General Gao, ihr wart krank“ zu glauben. Als sie ihm dann endlich die Wahrheit sagten, war das für den General natürlich ein schwerer Schlag. Aber natürlich war das Schicksal von Yan wichtiger als seine eigenen Gefühle. Die ganze Gruppe traf sich also mit General Qi Bai, der den Rest der Nacht mit Gao Hirsewein trank und Truppen über eine Karte schob. Die Charaktere verzichteten darauf, sich in der Kriegskunststunde zu involvieren. Erst in den Morgenstunden zog sich Gao zurück. Man entschied sich, am nächsten Tag schon mal eine Unpässlichkeit zu simulieren, weil früher oder später das Elixier aufhören würde, zu wirken.
Gao spielte mit und während seines nächsten Gespräches mit Qi Bai hatte er die ersten Aussetzer. Als es schlimmer wurde, wollte ihn Xilin respektvoll auf sein Zimmer bringen, aber alterstarsinnig weigerte sich Gao. Eine Szene konnte gerade noch verhindert werden und Gao ließ sich auf sein Zimmer bringen, um sich „nur mal kurz hinzulegen“. Qi Bai bestand darauf, seinen eigenen Arzt vorbeizuschicken und der ließ sich auch nicht abwimmeln. Xilin wollte ihm erzählen, dass Gao erst seit kurzem so verwirrt war, aber eine Balance auf seinem Medicine-Wurf (sogar mit 9nern) enthüllte dem Arzt nicht nur Gaos Zustand, sondern auch den Einsatz des Elixiers. Er lässt sich aber überzeugen, die Deckgeschichte bestehen zu lassen. Dem alten, ehrwürdigen Mann so einen Ehrverlust zuzumuten… das macht er dann nicht.
Dafür besteht der Qin-General darauf, die Gruppe selbst zurück nach Yan zu eskortieren, wenn der General schon so krank ist. Er lässt sich davon auch nicht abbringen, aber der Arzt versorgt sie mit einem Schlafmittel, um Gao zu betäuben. Er kann jetzt schlecht einen Rückzieher machen, weil es in Qin sicher nicht gerne gesehen wird, wenn man seine Vorgesetzten beschwindelt…
Hier war der Abend zu Ende. Trotz aller Mühen haben die Charaktere ihre Mission gut hinter sich gebracht und die Allianz zwischen ihren Staaten gefestigt – auch wenn Zhao jetzt wissen müsste, dass etwas geplant wird.
Es kam leider nicht zu einer richtigen Romanze zwischen Tiandao und Xilin, aber zu einigen witzigen Szenen – eben mehr eine käsige Fernsehserie als ein hochdramatischer Wuxia-Film.
Fazit des Systems:
Eigentlich nicht viele Auffälligkeiten. Die höhere Wahrscheinlichkeit zu kritischen Erfolgen gefällt mir gut und sorgt immer wieder für Überraschungen. Zum Kampfsystem habe ich oben ja schon was geschrieben. Ich würde vielleicht die natürliche Heilungsgeschwindigkeit etwas heraufsetzen, wenn ich eine Kampagne machen würde und den Stabilisationswurf leichter machen. Damit wäre das System weniger tödlich, was ich in diesem Genre begrüßen würde. *Dank „Tao of the Strengthened Body“, bei dem ich mir nicht sicher war, ob die Extraboxen nur temporär auftauchen oder dauerhaft. Ich habe mich für dauerhaft entschieden, weil ich ansonsten wissen müsste, was mit den Boxen nach dem Einsatz des Taos passieren sollte. Verschwindet der Schaden? Wandert er weiter? Der Fettdruck sprach auch für dauerhaft.
**Ich war mir nicht sicher, ob man sofort tot ist, wenn man mit einem Schlag über seine Fatally Injured-Boxen kommt. Dann wäre das System wirklich gritty und tödlich – bei Warhammer wäre das in Ordnung, aber bei einem Wuxia-System? Da sollte man sich trauen, in einen Kampf zu gehen. Ich habe es – und würde es in Zukunft wieder so machen – so geregelt, dass dann wenigstens noch die Chance besteht, den Charakter rechtzeitig zu stabilisieren.