Autor Thema: Per Railroad die Hartwurst überrollen, oder: Erfolg trotz mieser Technik, Teil 1  (Gelesen 12102 mal)

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oliof

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Haben jetzt alle einmal gesagt, dass es funktionieren kann, aber nicht muß, und mißbraucht werden kann, aber nicht muß?

Callisto

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Außerdem sind Gefahren ev. größer als Nutzen. Manche haben ja nicht mal gepostet, die müssen das auch noch sagen dürfen  :-[

Offline Boba Fett

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Haben jetzt alle einmal gesagt, dass es funktionieren kann, aber nicht muß, und mißbraucht werden kann, aber nicht muß?
Nein, ich noch nicht. :)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Kleiner 4. Mann

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Haben jetzt alle einmal gesagt, dass es funktionieren kann, aber nicht muß, und mißbraucht werden kann, aber nicht muß?
Ich nicht. Ich hoffe doch sehr, gesagt zu haben, daß ich davon nichts halte.

ChristophDolge

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Haben jetzt alle einmal gesagt, dass es funktionieren kann, aber nicht muß, und mißbraucht werden kann, aber nicht muß?

Darf ichs nochmal sagen?

Warum man sich so konsequent gegen solche Techniken stemmt, kann ich nicht nachvollziehen (genauso wie jede konsequente ausnahmslose Aussagen bei Geschmacksfragen) - ich schätze, die meisten, die dagegen sind, haben einfach schlechte Erfahrungen gemacht oder wissen, dass es in ihrer Gruppe nicht funktionieren würde. Da kann man natürlich schlecht gegen angehen - außer man überzeugt durch positives Beispiel (z.B. auf dem :T:reffen), dass es doch Spaß bringen kann.

Online Sashael

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Ich wollte mal anmerken, dass es eben auch den umgekehrten Fall gibt. Ich kann mich da an eine Runde vor langer langer erinnern, wo die Spieler jeden Fitz ausgespielt haben, ich ihnen das auch immer gestattet habe und irgendwann die Runde im Sande verlaufen ist. Nach einiger Zeit hatte ich mich dann mal mit einem der Spieler unterhalten und versucht, mit ihm zu analysieren, was denn schief gelaufen war. Ich hatte einen imho tollen Plot im Hinterkopf, dem ich doch nachtrauerte. Die Antwort fand ich vollkommen frustrierend: Na da ist nie so richtig was passiert.

Arrrgh ... ja kein Wunder, wenn die Spieler ihre gesamte Spielzeit damit verschwenden, JEDEN Händler einzeln in größtmöglichem Rollenspiel auszuwalzen und drei Abende brauchen, bis sie überhaupt mal auf den Weg kommen! JEDER Scheissweg wurde ausgespielt, JEDE Unterhaltung mit JEDEM NSC theaterlike zelebriert. Damals wollte ich eben die "echte" und "lebende" Welt präsentieren, gleichzeitig den Spielern nicht die Wichtigkeit von NSCs dadurch auf die Nase binden, dass der eine Horst Mustermann heißt und nur "Ja" und "Nein" im Repertoire hat und der andere Baron Wulfgar von Schwarzstein-Rabenhieb, der die SCs mit eloquenten Reden auf die Reise schickt. Tja, ging mal so RICHTIG nach hinten los.

Eine Ermüdung oder Langeweile bei den Spielern war IN den Sessions übrigens nicht zu bemerken. Eher das Gegenteil, die haben sich auch noch auf den mickrigsten und blassesten NSC gestürzt und ihre Charaktere ausgespielt als ob´s kein Morgen gäbe.  ::)
Logischerweise fragte ich deshalb natürlich nicht nach, ob das denn auch das sei, was sie wollen. Und eigentlich wollten sie es nicht. Soviel zumThema Der Spieler sagt A, meint B, will C und braucht D. :(
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Callisto

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@Sashael: So war das in meiner früheren Runde auch eine Zeitlang, irgendwann hat der SL aber angefangen zu fragen: Wollt ihr das jetzt wirklich ausspielen? Können wir das nicht so klären und weiterkommen? Ich möchte mal zu Potte (bzw. zum Plot :) ) kommen.
Wir haben dann alle gesagt: Klar!

ChristophDolge

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Zitat
irgendwann hat der SL aber angefangen zu fragen: Wollt ihr das jetzt wirklich ausspielen? Können wir das nicht so klären und weiterkommen? Ich möchte mal zu Potte (bzw. zum Plot Smiley ) kommen.

Genau so und nicht anders muss es laufen. Nur so erfährt man, was der Gruppe Spaß macht.

Online Sashael

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Genau so und nicht anders muss es laufen. Nur so erfährt man, was der Gruppe Spaß macht.
Ja, das weiß ich heute auch. Damals geisterten aber so SL-Tips wie "Lass den Spielern den Raum, den sie für das Ausspielen ihrer SCs brauchen", "Das Auspielen der SCs ist das Wichtigste und Tollste überhaupt und das zweitwichtigste ist ne richtig echte lebende atmende Welt, die voll realistsich ist und wo die Spieler an jeder Ecke ihr eigenes Ding machen können" durch diverse RP-Zeitschriften. Dass die Spieler in den vielen Fällen etwas überfordert sind, wenn sie wirklich an jeder Ecke ihr absolut eigenes Ding machen können, hat damals noch keiner bemerkt.
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ChristophDolge

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"Lass den Spielern den Raum, den sie für das Ausspielen ihrer SCs brauchen", "Das Auspielen der SCs ist das Wichtigste und Tollste überhaupt und das zweitwichtigste ist ne richtig echte lebende atmende Welt, die voll realistsich ist und wo die Spieler an jeder Ecke ihr eigenes Ding machen können"

Das klingt mir verdammt nach Sandboxing ;) Das ist doch wieder total modern.

Ein

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Das wichtigste ist eine vernünftige Mischung zu finden.

Online Sashael

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Das klingt mir verdammt nach Sandboxing ;) Das ist doch wieder total modern.
Nee, das ist voll retro und retro ist voll in. ;)

@Ein
Ja, genau das. Balance ist wie immer das Zauberwort. Meiner Kampagne trauere ich trotzdem immer noch nach. *g*
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Ein

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Verständlich. Ich würde dir einfach an dieser Stelle raten, deine Notizen zu sortieren und zu ergänzen und die erspielte Spielwelt deiner Kampagne einfach als Grundlage für weitere Runden zu nehmen. Und sei es nur als Quelle für Entlehnung und Inspiration.

Offline Beral

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-Ich jedenfalls finde die Frage ernsthaft diskussionswürdig; wie schneidet man den Fettrand ab, ohne das leckere Fleisch mit zu entfernen und "gibt es dabei vielleicht Gefahren, die ich übersehen habe?"
Die Frage ist nicht, wie man den Fettrand abschneidet. Die interessierende Frage ist: Was zum Teufel ist der Fettrand? Das Spannende hierbei ist, dass der Fettrand des einen das leckerste Fleisch des anderen ist. Es gilt also herauszufinden, was der Fettrand der Gruppe ist. Hier liegt das wahre Problem begraben. Das ist die Gefahr, die du übersehen kannst - blind abschneiden, ohne zu sehen, was eigentlich abgeschnitten wird. Das Abschneiden selbst ist trivial.

Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Space Pirate Hondo

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Arrrgh ... ja kein Wunder, wenn die Spieler ihre gesamte Spielzeit damit verschwenden, JEDEN Händler einzeln in größtmöglichem Rollenspiel auszuwalzen und drei Abende brauchen, bis sie überhaupt mal auf den Weg kommen! JEDER Scheissweg wurde ausgespielt, JEDE Unterhaltung mit JEDEM NSC theaterlike zelebriert. Damals wollte ich eben die "echte" und "lebende" Welt präsentieren, gleichzeitig den Spielern nicht die Wichtigkeit von NSCs dadurch auf die Nase binden, dass der eine Horst Mustermann heißt und nur "Ja" und "Nein" im Repertoire hat und der andere Baron Wulfgar von Schwarzstein-Rabenhieb, der die SCs mit eloquenten Reden auf die Reise schickt. Tja, ging mal so RICHTIG nach hinten los.


wir sollten eine selbsthilfegruppe gründen. sowas wie Anoyme Method-Acting Opfer Spielleiter oder kurz AMAOSL.

Offline Crimson King

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Ein Method Actor (wie ich) will seinem Charakter Tiefe geben. Das gelingt nur in Szenen, in denen die Werte des Charakters irgendwie in Frage gestellt werden. Alltäglichkeiten sind für den Method Actor bedeutungslos.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Wir Immersionisten sind die Schlingel.

Offline Space Pirate Hondo

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Ein Method Actor (wie ich) will seinem Charakter Tiefe geben. Das gelingt nur in Szenen, in denen die Werte des Charakters irgendwie in Frage gestellt werden. Alltäglichkeiten sind für den Method Actor bedeutungslos.

aber tiefe bedeutete für einen meiner spieler, dass er den SL(ich) erstmal eine halbe stunde volllabert, weil er dem NSC Schmied erzählen wollte wie das Schwert auszusehen hat. hätte er es einfach selber aufgezeichnet und es rumgezeigt wär das ja kein problem, aber er hört sich gerne selber reden. deshalb spielt er auch nicht mehr mit.

Ein

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Zitat
Ein Method Actor (wie ich) will seinem Charakter Tiefe geben. Das gelingt nur in Szenen, in denen die Werte des Charakters irgendwie in Frage gestellt werden. Alltäglichkeiten sind für den Method Actor bedeutungslos.
Naja, das deckt sich jetzt aber nicht mit den üblichen Definitionen von Method Acting, sei es in den Film- und Theaterwissenschaften oder bei Robin Laws. Method Acting ist dabei vornehmlich erst einmal der Wunsch nach starker, auswärtsgewandter Immersion und damit einhergehend der starken Identifikation mit seiner Rolle. Mit Tiefe hat das erstmal wenig zu tun.

ChristophDolge

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Ich denke, das sind teilweise noch Nachwehen eines früher als toll propagierten Spielstils: Alles ausspielen, möglichst genaue Beschreibung, exakte Details, fünf Seiten Vorgeschichte usw.

Offline Crimson King

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Naja, das deckt sich jetzt aber nicht mit den üblichen Definitionen von Method Acting, sei es in den Film- und Theaterwissenschaften oder bei Robin Laws. Method Acting ist dabei vornehmlich erst einmal der Wunsch nach starker, auswärtsgewandter Immersion und damit einhergehend der starken Identifikation mit seiner Rolle. Mit Tiefe hat das erstmal wenig zu tun.

Das hier wird mein letzter OT-Post. Bei Bedarf würde ich dann darum bitten, dass das ausgelagert wird.

Ich gebe dir Recht. Wenn es um die Method-Acting-Schauspielschule geht, dann ist es aber meines Wissens genau so, dass die Identifikation auf emotionaler Ebene erreicht werden soll. Ein Charakter soll demnach nicht gelernt, sondern erfahren werden. Das hat aus meiner Sicht schon etwas mit Tiefe zu tun. Es sind dazu vor allem Situationen notwendig, die für den entsprechenden Charakter Relevanz haben. Ein Monolog über ein Schwert sagt viel über das Schwert aus, aber wenig über den Charakter.

Das muss jetzt so nicht stimmen, ich habe an der Stelle auch nicht das tiefe Wissen. Und vor allem muss es sich nicht 1:1 aufs Rollenspiel übertragen lassen. Mir fällt allerdings im ersten Moment auch kein Grund ein, wieso das nicht gehen sollte.
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meine momentane 3er gruppe ist so wie ich es mir immer geschwünscht habe. alle sind actionfreunde und powergamer(inkl. ich). zwar gibt es eine dünne rahmenhandlung, die mal mehr oder weniger ausgespielt wird. jedoch sobald es zu einem kampf kommt, dann schenken wir uns nichts.

ich finde railroading eine tolle methode lästige free-play hartwurst, dass ich als grünschnabel noch zugelassen habe ,zu verhindern. bei uns heißt der sprung zur nächsten szene auch einfach "zauberschnipser". dann mach ich einfach ein *schnips* mit den fingern und dann gehts weiter.

ChristophDolge

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@CK und Ein: Um das mal wieder zum Thread zu führen: Was genau unterscheidet die Ansprüche eines Method Actors von denen eines normalen Spielers in Bezug auf ausgespielten Szenen? Doch eigentlich gar nichts, da beide Gruppen lieber intensive spannungsgeladene konfliktreiche Szenen benötigen, um ihren Charakter ausloten zu können, oder? Im Rollenspiel zählt ja weniger die alltägliche Entscheidung als vielmehr die unter Stress (im Kampf, im Diskurs, bei der Rettung Unschuldiger, beim Kampf mit den Elementen der Natur etc.) gefällten Entscheidungen. Kann man das eventuell sogar komplett unterstreichen? Beim Rollenspiel zählen vor allem interessante Entscheidungen und sobald eine Szene mich nicht vor eine solche stellt, ist sie irrelevant...

Offline Crimson King

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Ein "normaler Spieler" (was ist das?) könnte schon Gefallen daran finden, belanglose, aber z.B. humorvolle Szenen auszuspielen. Eine Badehausszene z.B. steckt nicht gerade voller bedeutsamer Entscheidungen, aber sie macht vielen (vornehmlich Männern  ;)) hin und wieder Spaß.

Er könnte auch die Schmiedszene ausspielen wollen, weil ihm das Schwert und die Art, wie der Charakter es beschreibt, wichtig ist (m.a.W. weil er ein selbstverliebter Laberer ist).
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J.W. von Goethe

ChristophDolge

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Stimmt auch wieder. Hm. Lustige Szenen sind natürlich mit Rollenspieltheorie etc. bisher kaum zu erfassen ;)

Die Schmiedeszene und ellenlange Einkaufsszenen (Fluffszenen) habe ich aber nie nachvollziehen können. Kurz mit eingestreut gerne, aber länger als eine Viertelstunde ist einfach nur ätzend. Man muss halt, wie Beral richtig angemerkt hat, erkennen, wann der Fettrand anfängt und wann Fleisch vorbei ist.