Also wenn ich das kostenlose Degenesis mit dem kostenträchtigen Engel vergleiche (beides deutsche Produktionen), dann bezweifle ich, dass der Werbeeffekt von kostenlosen PDFs so wirksam ist:
1) Engel ist bekannter als Degenesis.
2) Engel wurde mehr verkauft als bei Degenesis.
1) würde ich so nicht unbedingt unterschreiben - woher hast du diese Aussage? Kurze Erhebung im Bekanntenkreis?
2) wüsste ich gern, woher du die Verkaufszahlen von Engel hast. Bei DeGenesis war die ursprüngliche Auflage 1000, soweit ich weiß, und die wurde komplett verkauft. Für einen Verlag, den es vorher nicht gab, eine beachtliche Leistung. Zählt man noch die Downloads dazu, würde ich behaupten, dass mehr Leute ein DeGenesis-Regelwerk ihr eigen nennen als dies für Engel behauptet werden kann.
Kleine Erläuterung: Ich habe die 1. Edition von Engel hier im Schrank stehen, von DeGenesis aber keine. Warum? DeGenesis konnte ich vorher ansehen und mir daraus erschließen, dass es nichts für mich ist. War mir bei Engel nicht möglich.
So gesehen kann natürlich ein Verlag seine Bilanzen dadurch verbessern, dass ein Kunde Fehlkäufe nicht schon im Vorfeld verhindern kann - wer Previews und kostenlose Ausgaben seiner Werke ins Netz stellt, muss natürlich auch damit rechnen, dass es potentiellen Kunden nicht gefällt. Demnach kann man das Vermeiden solcher "neumodischer" Vermarktungstaktiken natürlich auch als Sicherung des Einkommens verstehen - ob das intendiert ist, vermag ich nicht zu sagen.
Alles in allem scheint die Sache mit dem kostenlosen PDFs nicht so erfolgreich zu sein. (Was ganz anderes ist es, wenn man nicht die kostenlose Vollversion, sondern nur eine Demoversion ins Netz stellt, wie es Savage Worlds getan hat. - So etwas kann durchaus erfolgreich sein.)
Naja, wenn du eine schon seit mehreren Jahren laufende englische Fassung ins Deutsche überträgst, kannst du relativ sicher sein, dass heutzutage schon etliche Leute davon gehört haben - außerdem gibt es ja mittlerweile auch kostenlose Heftchen der GamesOrbit, die ja immer positiv Neuheiten vorstellen, und da wurde Savage Worlds auch groß aufbereitet. Außerdem liegen die Schnellstartregeln auch als Print in Spieleläden.
Und inwieweit machen jetzt kostenlose Schnellstarter oder Demo-Kits eine nicht kostenlose Vollversion erfolgreich?!
Insgesamt finde ich ein wenig schade, dass hier weniger auf neue Konzepte eingegangen wird, sondern häufig das übliche "Raubkopien sind geil/scheiße, weil..." - "gar nicht, weil..." kommt.
Tatsächlich scheint es ja so zu sein, dass viele schon mit Kopien von Rollenspielprodukten in Kontakt gekommen sind - interessant wäre ja wirklich, herauszufinden, wie viele deswegen etwas nicht gekauft haben, was sie sonst gekauft hätten, es aber trotzdem nutzen. Ebenso interessant wäre aber auch, genauer sagen zu können, wer sich z.B. die aktuellen DSA-Regeln zieht, sie nicht kauft, aber eben wegen des kostenlos möglichen Blicks beschlossen hat, dass er sich DSA nicht kaufen will. Hätte ich z.B. im Vorfeld (legal!) die Möglichkeit gehabt, mir das Engel-Regelwerk anzusehen (z.B. als PDF), hätte ich es mir vermutlich auch nicht gekauft. Kennt ihr Situationen, wo Leute gesagt haben "ich hab mir das mal 'besorgt', ist nichts für mich", im Idealfall noch mit ergänztem "hab ich wieder gelöscht"?
Um noch auf ein paar Konzepte einzugehen:
Das Ransom-Modell finde ich zum Beispiel hochinteressant! Gibt es da Beispiele für Nicht-PDF-Produkte oder Grundregelwerke?
Bisher haben ja einige die Kleinst-Rollenspiele erwähnt, die teilweise deutlich von den kostenlosen PDF-Angeboten profitiert hätten. Wie sieht das denn im Vergleich aus? Also: Wie viele Downloads stehen wie vielen Verkäufen gegenüber? Was da jemand mehr? Mag grasi vielleicht einmal aus dem Nähkästchen für Ratten! plaudern?