Autor Thema: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?  (Gelesen 14401 mal)

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Offline JohnBoy

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@Samael/Fies:Ich stimme da Samael zu. Bin zwar geringfügig älter als ihr, sollte aber noch im Rahmen sein. Zwar gibt es wirklich viele Raubkopierer die im Nachhinein CDs kaufen, aber alleine wenn ich in meinen Bekanntenkreis gehe.... sehe ich da keinen. Einer davon kauft immer, zwei sind bei Musikflatrates angemeldet und der ganze Rest bedient sich frei im Internet. Und von denen hätten unter Garantie mehrere gekauft, wenn das Netz nicht bequemer und kostenlos zugleich wäre.

Dr.B. hat in meinen Augen aber auch Recht: Die Musikindustrie ist selber Schuld, sie klammert an Modellen die einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Mal schauen wann/ob da ein großes Umdenken einsetzt.

@Topic: Ich denke das Problem erwischt die Rollenspielindustrie so richtig erst später. Viele Rollenspieler sind mit Büchern aufgewachsen und schätzen sie immer noch als "bestes" Lesemittel. Mal sehen wenn da der Umbruch einsetzt und/oder sich alltagstaugliche Lesegeräte durchsetzen. Dann wird das Thema sicher erheblich mehr Relevanz haben.

Samael

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Callisto,
Behauptungen. Hast du Belege für deine Einschätzungen, was die Größenordnung angeht?

Fakt ist, dass der Umsatz der Musikindustrie in D seit Anfang des Jahrtausends um 40% zurückgegangen ist. 40%! Was im gleichen Zeitraum im Bereich Filesharing passiert ist, weißt du ja sicher selbst.

Callisto

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Ich sage ja nicht, dass sie keine Verluste machen. Ich sage nur, dass sie mit moderneren Methoden immer noch genug Geld verdienen könnten. Anstatt ihre Kunden zu kriminalisieren.

edit: Glaube nur den Statistiken die du selbst gefälscht hast. Der Musikindustrie glaube ich gar nix.

Offline Thot

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Fakt ist, dass der Umsatz der Musikindustrie in D seit Anfang des Jahrtausends um 40% zurückgegangen ist. 40%! Was im gleichen Zeitraum im Bereich Filesharing passiert ist, weißt du ja sicher selbst.

Aber welche Schlussfolgerung zieht man am besten daraus? Härtere Strafen? Mehr Polizei?

Oder passen wir unsere Gesetze nicht besser der Realität an? (Ich selbst halte mich übrigens prinzipiell an Gesetze. Aber das heisst ja nicht, dass man nicht über Änderungen reden sollte.)

Samael

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Die Musikindustrie ist selber Schuld, sie klammert an Modellen die einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Mal schauen wann/ob da ein großes Umdenken einsetzt.

Nun, so kann man das ausdrücken. Faktisch ist es für die Label durch die neue Technologie sehr schwer geworden ihre Rechte zu verteidigen. Das legitimiert aber in keiner Weise Diebstahl. Die Formulierung "selber Schuld" finde ich da grenzwertig.

Callisto

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Ich bin ja immer noch der Meinung, dass die Künstler die Rechte an ihren Werken haben sollten.

Offline JohnBoy

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Nun, so kann man das ausdrücken. Faktisch ist es für die Label durch die neue Technologie sehr schwer geworden ihre Rechte zu verteidigen. Das legitimiert aber in keiner Weise Diebstahl. Die Formulierung "selber Schuld" finde ich da grenzwertig.
Oh, versteh mich bitte nicht falsch: Ich legitimiere gar nichts. Aber wer sich nunmal lange vor Trends&Entwicklungen verschließt, verschenkt vieles. Es gibt genügend frische Konzepte (~ITunes) die erstaunlich gut funktionieren. Nur auf breiter Basis hat die MI da viel zu lange an festen Tonträgern festgehalten. Das meinte ich mit "Selbst Schuld".

Offline Christoph

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Nun, so kann man das ausdrücken. Faktisch ist es für die Label durch die neue Technologie sehr schwer geworden ihre Rechte zu verteidigen. Das legitimiert aber in keiner Weise Diebstahl. Die Formulierung "selber Schuld" finde ich da grenzwertig.

Das ist eine pur deutsche Sichtweise. Ich bin viel in Spanien und dort ist das kein Diebstahl, sondern erlaubt.

Im Übrigen wird die Industrie für die möglichen Kopien bereits entschädigt, nämlich durch Gebühren auf Brenner, CDs, DvDs usw.. ist in Spanien auch so - und genau darum auch legal, während hier kriminalisiert wird.

Ein

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Man darf bei dem "Einbruch" der Musikindustrie auch nicht vergessen, dass vorher der Umsatz künstlich durch die Anwendung der Marktmacht kräftig nach oben getrieben wurden (erzwungener Umstieg von Vinyl zu CD). Das dabei eingenommene Geld (Konsumentenvertreter würden von Raub reden) wurde in neue Produkte und in eine gewaltige Marketingmaschinerie investiert, die jetzt so langsam ihre Schlagkraft verliert bzw. verloren hat.

Von daher ist dieser Sachverhalt nochmal eine ganze Nummer komplizierter als er eh schon ist, gerade wenn man dann noch betrachtet, dass es kaum möglich ist auf dem Musikmarkt Geld zu verdienen ohne sich dabei mit einem der wenigen Musikmultis einzulassen.

Samael

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Zitat
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass die Künstler die Rechte an ihren Werken haben sollten.

Die Bands, die ihre Platten im Eigenverlag rausbringen leiden auch unter den Raubkopien.

Offline Thot

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Die Bands, die ihre Platten im Eigenverlag rausbringen leiden auch unter den Raubkopien.

Leiden die auch unter Youtube?

MadMalik

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Seid Anfang des Jahrtausends kauf ich bei kleinen Indi-Pressen/Brennern die ihre Musik teilweise auf CD-R verhökern
und deren Umsatz von der Musikgroßindustrie vollkommen ignoriert wird. Wobei ich mir trotzdem insgesamt 3 neue
Großindustriescheiben das Jahr geleistet hab, aber halt weit mehr als 40% weniger als noch im letzten Jahrhundert.
Ich als Einzelfall werd allerdings keinen so großen Einfluss auf die Statistik haben und den Einfluss von Filesharing auf
den Rückgang der Musikverkäufe wegzudiskutieren hat auch wenig Sinn. Das die Statistik allerdings immer wieder
künstlich aufgeblasen wird ist allerdings auch nicht vom Tisch zu schieben. Wobei, vieleicht lebe ich einfach in einem
begrenzten sozialen Umfeld wo die Kaufmoral einfach höher ist als im Rest Deitschlands.
[troll]
Andersrum sollt man sich allerdings auch nich allzusehr wundern wenn man Musik promoted die Diebstahl und Verbrechen
schönredet und dann jemand einem die Musik klaut.
[/troll]

Offline JohnBoy

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Die Bands, die ihre Platten im Eigenverlag rausbringen leiden auch unter den Raubkopien.
Hab/Hatte ich sogar ein Beispiel im Bekanntenkreis. Naiverweise hatte ich noch -als sie es drangegeben und umgeschult haben- gefragt: "Wer sollte denn von derart unbekannen Bands kopieren?". Sofern ich mich korrekt erinnere war die Antwort "Wenn du nur ein paar Tausend Platten verkaufst, brechen dir bereits x Raubkopien das Genick." Erinnere mich aber nicht mehr an die entsprechende Relation.

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

also derzeit ist die Gesetzeslage eindeutig.
Der Rechteinhaber, also nicht unbedingt derjenige der das Werk geschaffen hat, bestimmt wie es genutzt wie es zugänglich gemacht wird.
Für den Privatgebrauch sind Kopien legal, die Rechteinhaber werden über die Gema Gebühren entschädigt solange das Werk nicht über einen technischen Kopierschutz verfügen.

Die Hauptprobleme die ich derzeit sehe sind der Problem der Lizenz, http://de.wikipedia.org/wiki/Lizenz und das der mehrfachen Geräte.
Am klarsten dürften die mehrfachen Geräte sein. Ich habe inzwischen einen Desktop Rechner, ein Notebook und ein Netbook.
Jetzt kaufe ich eine CD und spiele sie auf allen meinen Rechnern und zudem auf dem CD Spieler und auf meinem mobilen CD Player ab oder verkaufe gar diese CD.
Aus Sicht der Musikindustrie erwerbe ich aber eben nicht die CD sondern eine Lizenz. Ich erwerbe nach diesem Ansatz also nicht die CD mit ihrem Inhalt sondern die Erlaubnis den CD Inhalt auf einem Gerät wieder zu geben.
Wundert es jemanden das die Musikindustrie die der Meinung ist ich müsse 5 Lizenzen erwerben und ich der der Meinung ist das ich eine CD erworben habe und diese nach deutschem Recht auch noch kopieren kann auf ganz andere Zahlen kommen was den Anteil an illegalen Inhalten und die dadurch hervorgerufene Verluste kommen?
Noch interessanter wird es ja im Softwarebereich. Denn hier stehen inzwischen nicht nur mehrere kommerzielle Produkte, ja es gibt Software außer Windows und MS Office sondern sogar kostenlose Alternativen. Macht man hier jetzt die Milchmädchenrechnung auf das 100 Computer auch 90 Lizenzen gehören, 10% sind der Konkurrenz geschuldet, habe ich wahre Horrorzahlen die aber eben nicht den Tatsachen entsprechen.

Dazu kommt noch das sich viele Kunden unfreundliche Dinge durchgesetzt haben.
Der kurze Hinweis das illegale Kopien illegal sind ist soweit ich informiert bin aus juristischen Gründen notwendig. Die bedeutend längeren Werbefilmchen sicherlich nicht.
Trailer schaue ich mir gerne an. Aber doch bitte als Extramenüpunkt und nicht bevor ich mir den Film anschaue als Pflichtreklame.

Ich befürchte die den Vertreibern gegebenen Lizenzen geben auch vor welche Fassung des Werks den jetzt vertrieben wird.

Ich würde mir eine staatliches definierte Privatlizenzgesetz wünschen. In diesem Gesetz sollte festgelegt werden das man tatsächlich ein konkretes Produkt, etwa eine CD und nicht eine Lizenz erwirbt.
Es sollte klar gestellt wird das dieses Produkt auch jederzeit verkauft werden kann. Dieses Verkaufsrecht sollte ausdrücklich auch für immaterielle Güter wie etwa ein legal erworbener Download oder aber der Zugang zu einem Onlinespieleportal verkauft werden können.
Hier sollte auch festgehalten werden wie viele Kopien man anfertigen darf und wie es mit der Übertragung in ein anderes Format aussieht.

Gruß Jochen
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Offline Master Li

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Weil hier manche schreiben, dass das Urheberrecht nur eine Minderheit schützt, möchte ich einwerfen, dass ich dann auch zu dieser Minderheit gehöre.

Meine Programme oder Seiten, die ich für Kunden erstellt habe, fallen unter das Urheberecht, Fotos, doie ich auf meiner Homepage habe genauso, Texte die ich veröffentliche etc. Und ich finde es durchaus ok, dass ich selbst bestimmen kann, wie andere damit umgehen dürfen. Ich darf mir ein Lizenzmodell aussuchen und dieses dem jeweiligen Werk zuordnen. Wenn ich das nicht dürfte, hätte ich deutlich weniger dzur Verfügung gestellt. Denn dann könnte ich meine Werke nur durch Verstecken schützen.

Und ich bin kein multinationaler Konzern.

Es gibt mittlerweile kostenfreie Alternativen zu allem. Fernsehen für Filme, Radio und freie Musiker für Musik, kostenfreie Rollenspiele etc. Wenn es nicht kostenfrei ist, dann hat das eben der Rechteinhaber so festgelegt und basta. Wenn man das System schlecht findet, dann ist die einzige Alternative, diese Dinge nicht zu holen (legal oder illegal). Denn wenn man sich geschützte Werke illegal kopiert (ob nun Schaden entsteht oder nicht ist egal) dann signalisiert man, dass Bedarf für die kostenpflichtigen Werke existiert und legitimiert erst recht das System.

Wer also ernsthaft gegen Urheberrecht ist, darf nicht raubkopieren.


Meiner Erfahrung nach sind aber die meisten Argumente gegen Rechteinhaber und fürs Kopieren Scheinargumente, die nur das "Boah ey, ich hab das echt krass umsonst bekommen" rechtfertigen sollen.
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline Thot

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Meiner Erfahrung nach sind aber die meisten Argumente gegen Rechteinhaber und fürs Kopieren Scheinargumente, die nur das "Boah ey, ich hab das echt krass umsonst bekommen" rechtfertigen sollen.

Das nehme ich zwar auch so wahr, jedoch sehe ich nicht, wie man die Uhr zurückdrehen und verhindern können soll, dass die Leute das Material umsonst bekommen. Das Netz ist da und kopieren gehört ganz elementar zu seiner Funktionsweise.

Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das heutige Konzept der Nutzungsrechte fällt, weil es sich nicht mehr durchsetzen lässt. Das wird zur Folge haben, dass viele Berufe, die von eben jenen Nutzungsrechten leben, aussterben und zu einer Freizeitaktivität werden - oder zu einer Dienstleistung, bei der Arbeitgeber oder Auftraggeber für die Arbeitszeit selbst bezahlen, und nicht direkt für das Ergebnis (ähnlich wie das Geschäftsmodell von OpenSource-Entwicklungshäusern funktioniert). In der Folge werden Dinge wie z.B.  teure Kinofilmproduktionen nicht mehr vorkommen (ein Jammer), aber es wird immer Hobbyisten geben. Man denke nur an all die StarTrek- und StarWars-Fanproduktionen, die sich ja durchaus sehen lassen können.

Bis diese Erkenntnis sich aber auch bei den Gesetzgebern weltweit durchgesetzt hat, wird es noch einige Zeit dauern. Bis dahin ist die Rechtslage klar.

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

ich hoffe das das sich auch im Netz durchsetzt das es ein Recht am eigenen Werk gibt.
Ich hoffe aber auch das sich eine Unterscheidung und neue Geschäftsmodelle durchsetzen.

Denn ein kommerzielles Produkt, wie etwa ein Hollywood Film und das Forschungsergebnis eines mit Steuergeldern finanzierten wissenschaftlichen Instituts sind zwei verschiedene Dinge.
Beim ersten haben Privatpersonen einen erheblichen Betrag aufgewendet um ein Werk zu schaffen mit dem sie Gewinn machen wollen.
Beim zweiten hat ein Forscher mit Geld das im die Gesellschaft zur Verfügung gestellt hat Ergebnisse gewonnen die er in den meisten Fällen ja seinen Kollegen und allen Interessierten zur Verfügung stellen möchte.

Ich hoffe das sich bei Werken die man sowohl in materieller Form, also etwa ein Rollenspielbuch, als auch in immaterieller Form, etwa ein Rollenspiel PDF, eine parallele Nutzung duchsetzt. Also das man verstärkt die Möglichkeit bekommt beisde in einem preisreduzierten Bündel zu bekommen.

Gruß Jochen
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Offline Little Indian #5

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Ich bin ja immer noch der Meinung, dass die Künstler die Rechte an ihren Werken haben sollten.

Das ist auch so - jedenfalls nach deutschem Recht.

Das Urheberrecht schützt den Urheber, also gem. §§ 7, 8 UrhG denjenigen, der das Werk geschaffen hat. Dieses Recht kann - außer im Todefalle - nicht auf andere übertragen werden (§ 29 UrhG), es steht also ausschließlich und unwiderruflich dem Urheber zu.

Wenn also eine Musikfirma gegen Downloader vorgeht, dann nicht aus dem Urheberrecht, sondern wegen der Verletzung von Nutzungsrechten (die allerdings auch zur Abmehnung und zum Schadensersatz berechtigen). Diese Nutzungsrechte haben sie aber durch einen entsprechenden Vertrag vom Künstler selbst erhalten. Also bestimmt der Künstler, wer und in welcher Weise seine Werke verwertet. Ein illegaler Download verstößt also (auch und vor allem) gegen den Willen des Künstlers. Und nicht nur gegen den der "Industrie".
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Offline Little Indian #5

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Sowohl das Scannen als auch das Kopieren für meine Freunde ist mir im Sinne der Privatkopie gestattet.

Ach ja, die nicht totzukriegende Legende der Privatkopie.

Ein Blick ins Gesetz macht da gleich schlauer:
Zwar ist es tatsächlich erlaubt, Kopien urheberrechtlich geschützter Werke zum eigenen Gebrauch anzufertigen (§ 53 Absatz 1 UrhG). Diese dürfen allerdings nicht an Dritte weitergegeben werde (auch nicht an Freunde) (§ 53 Absatz 6 UrhG).
Und übrigens – weil es ja hier (eigentlich) um Rollenspiele geht und nicht um Musik: Die „Privatkopie“ von Druckwerken ist generell unzulässig, außer mit ausdrücklicher Genehmigung des Rechtsinhabers (§ 53 Absatz 4 UrhG).

Und auch wenn man ein Gesetz nicht für richtig hält, ist man trotzdem dazu verpflichtet es zu befolgen. Und wenn man das nicht tut, muss man halt mit den vorgesehenen Sanktionen rechnen.

Nur um mal ein paar offensichtlich vorhandene Fehlvorstellungen geradezurücken.

*Klugscheißmodus aus*
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Offline scrandy

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Hier der Gesetzestext zum Mitlesen
Und hier zum Überblick:
http://de.wikipedia.org/wiki/Privatkopie#Deutschland

Warum du die Privatkopie als Legende bezeichnest, wo sie doch in Gesetze gegossen ist, verstehe ich nicht wirklich. Klar, du hast recht: Vollständige Kopien dürfen bei Büchern nicht durchgeführt werden. Deswegen habe ich ja auch von "Vergriffenen Büchern" geredet, die eben doch laut Gesetz erlaubt sind.
Zitat
Ansonsten kenne ich Kopien noch von vergriffenen Regelwerken, wo sich Gruppen einfach untereinander helfen, weil sie Edition XYZ nicht mehr bekommen

Dabei handelte es sich nicht mal um eigene Kopien, denn ich habe für alte Werke gute Quellen im Internet. Ich kenne aber Leute, die nach einem Editionswechsel (ich glaube es war Shadowrun) nicht mehr auf gewisse Quellenbände zurückgreifen konnten und sich diese deswegen innerhalb der Gruppe kopiert haben. Ob da einer schon alle Werke hatte oder ob man ein Werk übers Antiquariat bekommen hat und den Rest kopiert hat, weiß ich nicht, weil ich nicht in dieser Runde war.

Jedenfalls halte ich solche Privatkopien für legitim und das Gesetz sieht das wohl auch so.

Was die DSA-PDFs betrifft waren das zwar auch 3er PDFs als alle schon längst 4te Edition spielten, aber ich muss zugeben, dass mich das wenig gejuckt hätte. Und ich glaube auch nicht, dass es die DSA-Redaktion stört, wenn man PDFs zum Eigengebrauch scannt wenn die Spieler reichlich Regelwerke im Schrank haben nur um im Zug oder auf ner CON noch schnell was nachschlagen zu können, wo man seine halbe Bibliothek zuhause hat.

Ich finde eh, dass das im Rollenspielbereich wenig Bedeutung hat. Ich bin zwar gegen das Urheberrecht in aktueller Form, habe aber dennoch sowohl Rollenspiele als auch PC-Spiele usw. alle im Original und in der Regel in größerer Zahl als ich sie wirklich spiele. Sammeltrieb läßt grüßen. Deswegen ist die Raubkopie-Diskussion für Rollenspiele meiner Meinung überflüssig.

Im Musik-Bereich finde ich wird sich die Musik-Industire einfach umstellen müssen und im Filme-Bereich denke ich eher, dass Kopien durchaus einen Konsumfördernden Effekt haben. Denn ich habe seit dem Anfang von DIVX und co eher eine Steigerung des Filmkonsums wahrgenommen. Und die Liste der kommerziell erfolgreichsten Filme gibt mir da recht. Daraus schließe ich eigentlich einfach nur eine Veränderung des Marktes aber nicht unbedingt das Aus für gute Filme.

Da aber die Grundsatzdiskussion zum Raubkopieren hier eigentlich OFF-Topic ist, würde ich das eher für eine Diskussion im Speakers-Corner Bereich vorschlagen und nicht hier fortsetzen, wo es doch um die praktischen Konsequenzen für den RPG-Markt geht.
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Offline Thalamus Grondak

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Das Raubkopien bei Musik- oder Rollenspielverlagen gar kein, oder nur ein eingebildetes, Problem währen ist schon wunschdenke.
Aber genauso wunschdenke ist es, das man das irgendwie Sinnvoll verhindern könnte. Es müssen also Konzepte her, die einerseits das Kopieren nicht über Gebühr Kriminalisieren, aber andererseits einen Anreiz bieten sich das Original zu kaufen.
Solche Zusätze wie schöne Karten und anderes Gedöhns sind da durchaus ein Gangbarer Weg, wie ja auch die Musikindustrie versucht CD´s mit irgendwelchen Gimmicks auszustatten um den Kaufreiz zu erhöhen. Das man dann mehr dafür zahlen muss ist natürlich klar.
Wer auch imer da vorne geschrieben hatte, eine Musik-CD zu machen wäre weniger Arbeit als ein Buch zu schreiben, der möge mir mal bitte sagen wie er zu dieser Weisheit gekommen ist.  ::)
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Offline D. Athair

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Ich zitiere mal Markus Staiger, Chef des Plattenlabes Nuclear Blast:
Zitat
„Natürlich entsteht uns ein finanzieller Schaden durch Raubkopien,
doch brachten unsere Experimente mit Sicherheitsmaßnahmen nur
Ärger ein. Also haben wir uns entschieden darauf zu verzichten.
Andererseits ist es für eine Band wie Nightwish auch eine tolle
Sache, wenn ihre Musik Menschen erreicht, die im Laden vielleicht
einfach an den CDs vorbei gelaufen wären“ (von 2003)

Im Übrigen hatte NB im Gegensatz zu den Branchenriesen (Universal, EMI, Sony BMG und Warner)
KEINEN Umsatzeinbruch. Bei anderen Indie-Labels sieht's ähnlich aus.

Woran liegt's?
Vielleicht am Ruf der Majors? (Reine Gewinnorientierung auch gegen die Interessen der Musiker & Fans)
Am Kopierschutz? (Die meisten Indie-Labels verzichten darauf ihre Tonträger zu verkrüppeln.)
...


Aber genauso wunschdenke ist es, das man das [Raubkopieren] irgendwie Sinnvoll verhindern könnte.
Stimmt. Allerding können Verlage etwas dafür tun, dass die Motivation Raubkopien anzufertigen oder
sich zu beschaffen sinkt. Stichwort: Kundenfreundlichkeit (Kommunikation mit den Kunden, Preisgestaltung, ...).
Dazu kommen Konzepte, wie die von dir erwähnten.
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Tequila

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Fakt ist, dass der Umsatz der Musikindustrie in D seit Anfang des Jahrtausends um 40% zurückgegangen ist. 40%! Was im gleichen Zeitraum im Bereich Filesharing passiert ist, weißt du ja sicher selbst.

Fakt ist, das es zum einen inzwischen so ist, das die Leute immer weniger Geld zur freien Verfügung haben und woran spart man da? Am Brot, an der Butter und am Turnschuh? Oder eher an der Musik?

Zum anderen, und das wird halt gerade von den Majors total gerne verschwiegen: Es gibt heute weit mehr Wege, sein Geld für Unterhaltung auszugeben, als noch vor 10 oder 15 Jahren: Damals entschied man sich zwischen CD, Kino oder äh...genau nichts adnerem mehr.

Heute sind halt noch DVDs hinzu gekommen, Spielkonsolen, Handyspiele und sonstige Downloads hierfür etc. pp.
Die Leute haben aber nicht mehr Geld als früher, eher weniger (Siehe Punkt 1). Das Budget für Unterhaltung verteilt sich also auf mehr Pötte als früher. Und da ist es halt besonders lustig, wenn die Sony/BMG einerseits rumflennt, weil sie 40% weniger an CDs verkauft, aber auf der anderen Seite jubelt das die Verkäufe in allen anderen bereichen immer weiter steigen. Es findet vielfach nur eine Umschichtung innerhalb des Konzernergebnis statt. Der Kunde kann seine 100€ Unterhaltungsbudget pro Monat nur einnmal ausgeben, vor 10 Jahren waren das halt 7 CDs, heute kauft er dafür 2 CD, 2 DVDs und ein Computerspiel....

Samael

  • Gast
Fakt ist, das es zum einen inzwischen so ist, das die Leute immer weniger Geld zur freien Verfügung haben

Achja? Die Arbeitslosenquote ist heute etwas niedriger als 2000 und die Löhne sind jetzt auch nicht dramatisch hinter der Inflation zurückgefallen. Ok, Mehrwertsteuer, aber das kam ja als die Entwicklung schon im vollen Gange war. Wie kommst du also dazu, dass "die Leute" weniger Geld haben als vor ein paar Jahren?

Zum Rest deines Argumentes: Das ist zum Teil nicht von der Hand zu weisen (Filme (früher halt VHS) gibts nun auch schon was länger zu kaufen). Es wäre interessant dazu mal eine Statistik zu sehen.

Offline Beral

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Menschen können den Wert einer Leistung sehr sensibel einschätzen. Die kapitalistische Profitmaximierung macht satte Gewinne über den eigentlichen Wert der Produkte hinaus. Das Netz bietet plötzlich die Möglichkeit einer Selbstregulierung. Die Ware ist erstmal verfügbar und jeder Mensch kann sich dafür bedanken, wenn er die Ware für gut genug befunden hat.

Gute Künstler, die sich nicht als profitgeile Arschgeigen aufführen, werden ihren Unterhalt weiterhin verdienen. Wer seinen Unterhalt nicht verdienen kann, ist nicht gut genug. Entweder ist seine Ware nicht gut genug, oder er mindert den Wert der Ware durch seine Einstellung, die den Leuten nicht gefällt.

Es mag nach heutiger Gesetzeslage dreifach kriminell sein, aber ich sehe die Entwicklung positiv. Die Qualität der Produkte wird wichtiger werden als die Profitmaximierung. Warenwert und Verdienst werden sich selbstregulatorisch einpendeln. Künstler, die gute Arbeit machen und sich nicht an das alte System klammern, werden keinen Ruin befürchten müssen. Künstler, die zu Millionären werden, obwohl sie es nicht verdienen, wird es weniger geben.

Bei jeder Veränderung gibt es Menschen, die davon nachteilig betroffen sind. Sie jammern und wehren sich mit Händen und Füßen. Der Wandel wurde dadurch aber noch nie aufgehalten, höchstens etwas hinausgeschoben.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.