Autor Thema: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?  (Gelesen 14473 mal)

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Offline carthinius

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Hallo.

Ich hatte ursprünglich vor, dies hier im Warhammer-Bereich zu posten, habe mich dann aber entschieden, daraus eine allgemeine Diskussion zu machen. Verzeiht bitte daher, dass ich recht viel auf die kommende Neuauflage des Warhammer-Fantasy-Rollenspiels (WHFRP) eingehe.

Ich hatte vorhin ein Gespräch mit dem lokalen Spieleladenbesitzer meines Vertrauens; im Laufe des Gesprächs kamen wir auf die neue Edition des WHFRP zu sprechen. Inwieweit wir die Konzeption der neuen Edition gut oder schlecht fanden, sei hier dahingestellt; das Entscheidende war ein Argument, das im Gespräch aufkam: Seiner Meinung nach ist das, was Fantasy Flight Games mit der 3. Edition macht (nämlich das Publizieren eines Core Sets, in dem mehrere Bücher, über 300 Karten, Karrierenvorlagen und vieles mehr enthalten sind), der vermutlich zur Zeit einzige gangbare Weg, das Raubkopieren von Rollenspielen zu verhindern - wer soviel Kram zum Spielen braucht und das alles selbst zusammenbasteln müsste, wenn er es nur als Scan/PDF aus dem Netz zieht, der verliert schnell die Lust daran. Auf meine erstaunte Frage, ob das tatsächlich so ein großes Problem sei, meinte er nur, dass er es auch nicht verstehen könne - wir waren uns einig, dass ein Buch als haptisches Erlebnis, vernünftig gebunden und gedruckt, doch einem Scan oder PDF vorzuziehen sei (Kauf-PDFs seien da jetzt einmal außen vor gelassen - ich weiß, dass es manches nur als PDF gibt, und das ist ja hier auch gar nicht das Thema). Allerdings sei das Problem durchaus ernst, und für ihn sei der Weg, den FFG mit WHFRG einschlägt, auch durchaus diesem Problem geschuldet.

Was meint ihr? Wisst ihr mehr über das Problem des Raubkopierens? Ist es euch schon begegnet? Denkt ihr, dass Konzepte wie diese "Materialschlacht" dem Problem entgegentreten können? Seht ihr überhaupt ein Problem? Oder ist das etwas, mit dem man heutzutage einfach leben muss?
Und wenn es ein derartiges Problem ist: Rollenspiel ist als "Markt" längst nicht so groß wie z.B. der Musikmarkt - sollte nicht jedem klar sein, dass er sich in diesem Segment noch schneller selbst das Wasser abgräbt als in der Welt der Multimillionen-Musikkonzerne?
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Offline Zwart

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Also das Scans von so gut wie jedem größeren und bekannteres System im Netz herumschwirren und man dank google die auch finden sehr einfach finden kann ist glaube ich jedem klar.
Wenn ich kein Geld für ein kommerziell vertriebenes Rollenspiel ausgeben will muss ich das auch nicht. Nicht jeder geht mit einer bibliophilen und verlagsfreundlichen Grundeinstellung an das Hobby heran würde ich sagen. Das ist mir auch schon begegnet und begegnet mir auch immer wieder. Was man hat das hat und wenn es umsonst war umso besser.

Ich glaube aber nicht Warhammer deshalb mit diesem ganzen Krimskrams daher kommt. Ich glaube das es noch nicht mal mit dem Gedanken im Hinterkopf entwickelt wurde.

Offline JS

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Ich denke auch, daß dieser Händler erst einmal relativ konkret nachweisen müßte, wieviel Schaden den Spieleverlagen durch Raubkopien entsteht, bevor er solche Mutmaßungen anstellt. Sonst ist es mal wieder nur heiße Luft und Blabla. Die Musikindustrie hat (laut Musikindustrie) 21939293823 Milliarden USD und NOCH MEHR Verluste durch Raubkopierer zu beklagen, kann aber ebenso keine fundierten Beweise dafür liefern, denn dann müßte sie nachweisen können, daß jeder Raubkopierer ohne Möglichkeiten zum Kopieren die Produkte auch garantiert käuflich erwerben würde. Kann sie nicht, würde er nicht, Verluste relativ.
Und andersherum: Wieviele Leute kaufen ein Buch oder Spiel oder Song bekanntlich erst, nachdem sie sich vorher seiner Qualität versichern können?

(Damit bin ich übrigens NICHT der Meinung, es entstünden keine Verluste durch Raubkopiererei, doch der Umfang dieser Verluste bleibt höchst vage. Ich frage mich daher auch, ob solche Überlegungen FFG zu ihrem Megapaket animiert haben.)
« Letzte Änderung: 11.09.2009 | 19:27 von JS »
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Offline Falcon

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Die Musikindustrie will 21 TRILLIONEN USD Verlust gemacht haben?! Wie geht das denn? Die sollen erstmal gute Musik machen, vielleicht löst sich das Problem dann

ich glaube die RPG "Industrie" leidet mehr darunter, daß man 90% des Schunds nicht braucht als daß sie durch Kopierer verlieren.
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Callisto

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Es gab erst neulich eine Studie, die besagte, dass diejenigen die am meisten raubkopieren auch das meiste Geld für Originale ausgeben. Weiß grad nicht, obs um Filme und/oder Musik ging. Diejenigen die nichts raubkopierten haben auch ganz selten mal was gekauft. Ist ja auch verständlich. Wenn mich Filme nicht interessieren, geb ich weder Geld aus, noch begeb ich mich in das Risiko beim Raubkopieren erwischt zu werden. Beim RPG wird das ähnlich sein. Klar wird es immer schwarze Schafe geben, die NUR raubkopieren und nichts kaufen. Aber meine Vermutung ist, dass diese Personen meist auch nur wenig Geld zu Verfügung haben. Oft geben sie dann das Geld doch aus, sobald sie mehr verdienen. Natürlich wird es aber auch immer welche geben, die sparen wo sie können, obwohl sie eigentlich genug Kohle hätten.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Ich glaube aber nicht Warhammer deshalb mit diesem ganzen Krimskrams daher kommt. Ich glaube das es noch nicht mal mit dem Gedanken im Hinterkopf entwickelt wurde.
Das glaube ich auch nicht. Viel wahrscheinlicher ist, dass gerade diese kleinen Zusatzgimmicks das sind, was Geld bringt. Siehe Sammelkarten oder Merchandise-Produkte zu populären Kinofilmen. Ein Kunde überlegt sich vielleicht, ob er 40 Euro für ein Grundregelwerk ausgibt, aber nicht, ob er 5 Euro in 10 Zusatzkarten oder in Würfel investiert. Dass er letzteres aber viel öfter tun wird, als einmalig einen größeren Batzen Geld in ein GRW zu stecken, ist natürlich der Trick dabei.

Offline Zwart

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Zitat
geb ich weder Geld aus, noch begeb ich mich in das Risiko beim Raubkopieren erwischt zu werden.
Das Ganze ist bei Rollenspiel noch ein wenig anders gelagert, würde ich sagen.
Während die Musik und Filmindustrie es sich leisten kann die einschlägigen Tracker zu überwachen und die User dann anzuzeigen sowie die One-Click Hoster abmahnen kann, sitzt das für einen kleinen Rollenspiel-Verlag eben nicht drin.

Insofern ist das schwarzkopieren von Rollenspiel-PDFs risikoloser.

MadMalik

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Wieso? Das Abmahnen tut man bestimmten einschlägigen Anwälten übertragen, die verdienen ihr gehalt damit selbst,
ein kleiner Restbetrag kommt sogar beim Copyright Inhaber an. Die Abmahnindustrie blüht ja in den letzten Jahren
richtig auf, und ist kein Kostenverursacher sondern ein Gewinneinbringer.  :gasmaskerly:

So oder so... sagen wir, ich kenne jemand der kopiert sich gern mal was, aber er gibt auch mehr als genug Geld für
den selben Scheiss aus, oft genug nachdem er einen Blick auf die Qualität des Endprodukts geworfen hat. Bei out
of Print produkten kommt dann nochmal dazu, dass man in der Regel nichtmal jemand schadet ausser dem Kerl der
der sein altes, vollgekrizeltes Fledderheft für viel zu viel Kohle in Ebay stellt und einfach kein Geld verdient hat...
in beiden möglichen Auslegungen des Satzes.

Callisto

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Ich denke der Markt ist nicht groß genug um überhaupt ein Problem dahingehend entstehen zu lassen. Wer es sich leisten kann, gibt meistens das Geld aus. Der übliche Casual Gamer, der kein Regelwerk zuhause hat, hat mMn auch nur selten PDF's zuhause. Aber das ist nur meine Meinung.

Offline Zwart

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Ich weiß nicht.
Bei uns im Ort ging vor einigen Jahren eine DVD rum die vollgepackt mit DSA-Zeug war. Dadrauf war alles, vom Boten #1 bis Schlacht in den Wolken und natürlich die Regelwerke. Die wurde auch von Leuten genommen die nur ab und an DSA spielten. Und bis heute muss ich mich diesen Deppen herumschlagen die immer noch ihre Charaktere mit dem Kram von der DVD erstellen obwohl WdH draußen ist.

Callisto

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Ja ok, das gibts natürlich, aber erstens hätten sie es wahrscheinlich kaum selbst im Internet gesucht und zweitens hätten diejenigen die nur ab und an DSA spielen, sich die Regelwerke eh nie gekauft. Ist halt ne Qualitätsfrage, ICH würde auch nie Geld für DSA ausgeben. Ich spiels aber auch nicht.

Offline Lord Verminaard

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Ich finde es übrigens recht aufschlussreich, sich mal Gedanken über die Etymologie des Wortes "Raubkopie" zu machen. Ebenso übrigens des Wortes "Software-Piraterie"... dass Rollenspiel-Verlage Probleme haben, hat verschiedene Gründe, aber an unauthorisierten PDF-Kopien liegt es bestimmt nicht.
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Offline Der Nârr

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Ja, natürlich gibt es Raubkopien im Rollenspielbereich. Als ich zu Schulzeiten mit dem Rollenspiel erstmals in Kontakt kam, war es in der Rollenspieler-Szene meiner Schule üblich, gekaufte Bücher zu verleihen und zu kopieren. Das war natürlich gerade deshalb gut, da vieles die Klammerheftung hatte, bei der man problemlos die Bücher ganz aufschlagen und sauber kopieren konnte. Früher hieß es auch gelegentlich, dass der aventurische Bote zu Tode kopiert wird. Inwiefern es bei den heutigen Hardcovern oder auch im DSA-Bereich der Softcover-Bindung noch gemacht wird - keine Ahnung. Die Hardcover lassen sich ja oft schlecht auf Kopierer legen, die Softcover mit Klebebindung sind von vornherein schlecht dafür geeignet, ganz aufgeschlagen zu werden, wenn man keine unschönen Knicke möchte oder gar riskieren möchte, dass sich die Bindung löst. Ungewöhnliche Formate tragen sicher auch ihren Teil dazu bei, vor Raubkopien zu schützen.

Braucht es neue Konzepte? So dramatisch sehe ich die Situation nicht. Ich habe seit dem Ende meiner Schulzeit auch nicht mehr mitbekommen, dass Rollenspielbücher wirklich kopiert wurden.

Wohlgemerkt spreche ich nur von Printmedien, nicht von PDF's.
« Letzte Änderung: 11.09.2009 | 17:25 von Der Narr (Hamf) »
Spielt aktuell Deadlands reloaded
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In Planung Fate Core, Pendragon

psycho-dad

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« Letzte Änderung: 11.09.2009 | 17:31 von Psycho-Dad »

Offline scrandy

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Also ich entwickle ja zur Zeit ein Spiel, dass ich wenn genug Interesse besteht auch kommerziell vertreiben will. Und ich muss ehrlich sagen, dass das Phänomen Internet und Raubkopie wahrscheinlich meine Chancen erheblich vergrößern wird. Und ich hoffe wirklich, dass mein Grundregelwerk bis in jedes Kinderzimmer kopiert wird.

Die Sache ist nämlich die: Das große Problem beim Rollenspielverkauf ist es einen Fankreis aufzubauen. Hat man diesen Fankreis, dann geben diese Fans eine Unmenge an Geld für ihr Baby aus, sei es Regelergänzungen, Quellenbände, Abenteuer usw. Zum Teil kaufen sie auch Kram, den sie weder lesen noch brauchen. Nur die Leute erstmal zu Fans zu machen ist das Problem. Da aber das Internet (inklusive Tauschbörsen) nunmal das perfekte Medium für Mundpropaganda und einfache Produkt-Tests ist, werde ich wunderbar kostenlos meine Fanbasis aufbauen (vorausgesetzt mein Produkt ist gut genug). Wenn die Fans erstmal begeistert sind kaufen die auch massenweise teure Ergänzungsbände, denn man muss die ja "Original" haben, denn da sind ja extrem coole Bilder und andere Gimmiks drin. Die Leute, die das nicht ausgeben wollen, hätten auch sonst nicht mein Spiel gespielt und sind so wenigstens Werbeträger.

Ok und falls ihr mich jetzt für verrückt haltet, erforscht mal euer eigenes Kaufverhalten bzw. die Gängigen Marketing-Strategien für Rollenspiele.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

Mystix - Das große Erwachen: Always Hope - Never Fall!

Callisto

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Ne, Scrandy, Du hast da vollkommen recht. Wieviele Musiker sind heutzutage nur durchs Internet bekannt geworden? Es werden immer mehr.
Abgesehen davon, PsychoDad, du hast auch vollkommen recht. Wir müssen doch auch 8 Stunden am Tag an fünf Tagen die Woche arbeiten. Was gibt Musikern, oder noch schlimmer, Musikproduzenten, das Recht 8 Stunden am Tag zu feiern und dann noch zu jammern?

Offline Bad Horse

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Ich find´s nur interessant, dass Kinos etc. "Raubkopien" als Grund für die hohen Eintrittspreise genannt haben.

Dann ging die Anzahl an Raubkopien durch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen zurück, aber die Kinopreise blieben, wo sie waren.  wtf?

Und für eine CD 16,99 € hinzulegen, finde ich albern. Weder das Rohmaterial noch der Produktsprozeß kostet ansatzweise soviel, die Künstler kriegen pro CD auch maximal 0,50 € (unbewiesene Behauptung, aber viel bleibt da nicht hängen), also wofür zahl ich da?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Callisto

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Du zahlst für die Musikproduktionsfirma.

Offline Thot

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Ich glaube auch nicht, dass unauthorisierte Kopien von Rollenspielregelwerken für irgend einen Verlag ein Problem sind, zumindest nicht die "kleinen", also alle außer WotC. Aber selbst das ist ein Übergangsphänomen einer Zeit, in gelebte Gewohnheit sich erst wieder neu an technische Möglichkeiten angleichen muss.

Die Frage ist mE nicht, ob wir neue Konzepte brauchen, sondern ob wir, damit das Hobby funktioniert, überhaupt noch Printverlage brauchen. WHFRP mag in seiner aktuellen Inkarnation als "Spiel in der Box" (absichtlich oder unabsichtlich) versuchen, mit mehr Ausstattung und schönem buntem Zeug ein paar Käufer mehr zu bekommen, aber braucht man all das Zeug zum Spielen selbst dieses dafür gemachten Rollenspiels? Das bezweifle ich doch sehr.

Die Aufgabe eines Rollenspielverlages ist es, gut funktionierende Regeln und schöne Settings zu schaffen und zu kommunizieren sowie Community zu stiften und zu befeuern. Dafür aber braucht man, streng genommen, keine zentrale Druckerei, sondern nur die Möglichkeit für Interessierte, sich ihr Buch drucken zu lassen, und die Vorlage als PDF.

Beides kann es auch ohne einen "Verlag" im althergebrachten Sinne (also einen "Vorleger des Geldes für den Druck") geben, und gibt es ja auch. Leute produzieren aus reinem Spaß an der Tätigkeit Rollenspiele und stellen diese als PDF zum Download bereit, und Print-on-Demand-Druckereien gibt es wie Sand am Meer.

Daraus folgt, dass der "Verlag" ein Auslaufmodell ist (und das gilt für andere Buch- und für Musikverlage genauso). An seine Stelle dürfte mittelfristig die PoD-Druckerei stehen, der man das PDF seines Lieblingsautors übermittelt. Und die Autoren(teams) sind dann zwangsläufig nichts weiter als Hobbyisten, die eher mit Werbung (z.B. Verlinkungen eines PoD-Ladens) Geld verdienen.

Offline Silent

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Ich seh diese digitalen Versionen gerne als Demoversion an.

Wenn es mich begeistert will ich lieber ein richtiges Buch haben, weil mit PDFs kann ich nicht so gut arbeiten.

Problemfälle sind da Kauf-PDFs die man eh ausdrucken muss, da jammer ich schonmal wenn ich es dann doch kaufe, obwohl ich es schon habe, aber irgendwie geh ich halt davon aus dass ich nur neue Produkte zu sehen bekomme, wenn es sich fpr den Verlag auch lohnt.
>Werbefläche zu vermieten<

Offline Monkey McPants

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Und für eine CD 16,99 € hinzulegen, finde ich albern. Weder das Rohmaterial noch der Produktsprozeß kostet ansatzweise soviel, die Künstler kriegen pro CD auch maximal 0,50 € (unbewiesene Behauptung, aber viel bleibt da nicht hängen), also wofür zahl ich da?
Erinnert mich an einen Artikel in dem Courtney Love ein bißchen die Zahlen der Musikindustrie vorrechnet. Keine Ahnung wie akkurat das jetzt ist, aber das Bild das sie zeichnet ist schon mal kein schönes.

M
Ich praktiziere leidenschaftlich 4enfreude.

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Ich sehe kein Problem. Und ich kann keinen armen Tropf, der seine produktive Zeit mit dem Versuch Raubkopien zu verhindern verschwendet, wirklich bemitleiden.

@thot
Nein, ich sehe auch keine große Zukunft mehr für Printverlage. Allerdings sehe ich den Rollenspieldesigner der Zukunft (bzw. Gegenwart) weiterhin als Künstler an, der von treuen Fans durchgefüttert wird, nicht von Werbung. Denn einerseits ist die Marketingblase schon lange geplatzt und andererseits braucht man dank der digitalen Revolution heutzutage eben keine starren Produktionsstrukturen mehr.

Offline Beral

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Ich glaube ebenfalls nicht, dass es in der Rollenspielszene ein Problem mit Raubkopien gibt. Die Umsätze würden nicht steigen, wenn die Kopiererei aufhören würde.

Wäre ich Autor eines Rollenspiels, würde es mich umso mehr mit Stolz erfüllen, je mehr das Werk herumgereicht wird.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

psycho-dad

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Erinnert mich an einen Artikel in dem Courtney Love ein bißchen die Zahlen der Musikindustrie vorrechnet. Keine Ahnung wie akkurat das jetzt ist, aber das Bild das sie zeichnet ist schon mal kein schönes.

M

Danke für den Link, sehr aufschlussreich...

Samael

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Ich glaube ebenfalls nicht, dass es in der Rollenspielszene ein Problem mit Raubkopien gibt. Die Umsätze würden nicht steigen, wenn die Kopiererei aufhören würde.

Und woher nimmst du diese Weisheit?

Die Musikinduatrie hat ja erwiesenermaßen Enorme Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, warum sollte das hier anders sein?


Zitat
Wäre ich Autor eines Rollenspiels, würde es mich umso mehr mit Stolz erfüllen, je mehr das Werk herumgereicht wird.

Du kannst sicher sein, dass Stolz ziemlich hinten bei den Gefühlen kommt, die jeder Autor eines Rollenspiels (sofern er von seiner Arbeit leben möchte) angesichts von Raubkopien empfindet.