Die Schallplatte stirbt so bald noch nicht aus.
Aber vielleicht kriegst du nicht jedes neue Album auch auf Vinyl.
Genausowenig, wie du nicht jedes alte Album auf CD oder digital kriegst.
So ist es mit Rollenspielprodukten ja auch:
Nicht jedes alte Rollenspielbuch, das schon lange nicht mehr im Druck befindlich ist, gibt es auch als PDF zu erwerben.
Aber es gibt via PDF immerhin für viele Produktlinien die Möglichkeit sich die fehlenden Bände als PDF zu besorgen, statt illegale Scans oder elendiglich hochpreisige Ebay-Auktionen zu bemühen.
Auch gibt es somit viele Produkte WIEDER auf dem Markt, die, weil sie nur noch die Alten Säcke (tm) kannten, kaum noch im Bewußtsein der heutigen Rollenspielergenerationen sind. So die exzellenten Titel von Judges Guild z.B., die im Rahmen der Old School Thematik wieder NEUES Publikum gefunden haben.
Außerdem gibt es inzwischen einen EIGENEN Markt für Nur-PDF-Produkte. Diese sind für die Freunde von PDF-Rollenspielprodukten gedacht, welche die Vorteile solcher Produkte zu nutzen verstehen. - So z.B. Bodenplan-Kacheln mit via PDF-Automation gestaltbarem Inhalt - weit flexibler als die Druckerzeugnisse entsprechender Kachel-Produkte. - Oder Spielleiterschirm-Inserts für die "Wechsel-Spielleiterschirm"-Produkte, bei denen man je nach Setting und je nach Spiel die Inhalte austauschen kann. - Und natürlich der gesamte Bereich der Papier-Modelle für 2D- , 2,5-D-, 3D-Szenerien sowie für Faltfiguren - hier gibt es direkt auf bestimmte Rollenspiele bezogene Produkte, die sich vermutlich kaum jemand kaufen würde, der nicht genau dieses Rollenspiel spielte.
Und dann gibt es jede Menge NUR als PDF erscheinende Produkte, weil das unternehmerische Risiko und die Gewinnspannen bei einer Ausgabe als Druckerzeugnis einfach das Produkt nicht machbar erscheinen lassen würden. - Manche solche Nur-PDF-Produkte verkaufen sich als PDF so gut, daß man sicherer auch eine Druckfassung erstellen und in den Läden plazieren kann (z.B. die Daring Tales of Adventure-Reihe an Pulp-Abenteuern von TAG).
Gerade bei den "kurzlebigen" Rollenspielprodukten wie Abenteuern ist ein Erscheinen NUR als PDF ausgesprochen sinnvoll UND schont den Geldbeutel der Spielleiter, die ja meist die Kunden für solche Produkte sind.
Es gibt ja auch geradezu IDEALE Produkte, wie z.B. die Hellfrost-Abenteuer (auch von TAG), in denen das Abenteuer, alle für dieses notwendigen Kreaturenbeschreibungen und Angaben, alle Faltfiguren, alle Handouts, und alle Karten mit an/abschaltbaren Spielleiter-Informationen, sowie eine Automationsseite zum Selbstzusammenstellen von Druckseiten für die Faltfiguren enthalten sind. - Wie bei solchen, die PDF-Features wirklich nutzenden Produkten eine Druckausgabe aussehen soll, das wird sich zeigen, da TAG ja solche Druck-Produkte angekündigt hat und die deutschen Lizenznehmer, Prometheus Games, die ja bislang keinerlei erkennbare PDF-Produkt-Strategie verfolgen, auch entsprechende Szenarienbände auf Deutsch für den Herbst angekündigt haben. Vor allem: Wie wird in solchen Druckwerken mit zum Ausschneiden vorgesehenen Schablonen, Wagen-Modellen, Faltfiguren, usw. umgegangen? Als einmalig ausgedruckte Ausschneidebogen-Beilage auf Pappe?
Ich hätte für Deadlands z.B. schon früher Western-Faltfiguren auf Pappe zum Ausschneiden kaufen können. Nur: Das war mir das Geld nicht wert. Einen EINFACHEN Satz Figuren, den ich nur einmal zusammenbasteln kann, bezahle ich nicht. Vor allem nicht, wenn ich schon absehen kann, daß ich von bestimmten Figuren gleich mal Dutzende bräuchte, die aber im Satz nur einmal oder zweimal drin sind. (Ja, man KANN sich einen Figurensatz auch sechsmal kaufen. Klar.) - Erst als es diese offiziell von Pinnacle als Kauf-PDFs gab, wurde für mich dieses Produkt attraktiv.
In diesem Thread geht es um DRUCKWERKE. - Dazu gehören für mich eben neben den Regelbüchern, Quellenbüchern und Abenteuern ja noch Landkarten, Handouts, vorgenerierte Charaktere, Charakterbögen, Faltfiguren, Szenerie-Elemente, Bodenpläne, Bodenplan-Kacheln, usw.
Wie UNPRAKTISCH und UNSCHÖN ist es schon immer gewesen und auch heute kein Stück anders, wenn man einen "durch-designten" Charakterbogen (schön farbig!) zum Spielen unter halbem Brechen der Bindung des Buches auf einen Photokopierer quetschen muß, um seinen Spielern einen Eintragungsmöglichkeit der Spielwerte zu liefern. - Ich halte ja Charakterbögen im Regelwerk für sinnvoll - und zwar am Besten mit Erklärung, was wohin und wozu wie einzutragen ist. - Zum BENUTZEN wird man doch wohl IMMER ein PDF zum beliebig oft Ausdrucken haben wollen.
Dasselbe gilt für Handouts. Die werden beim Spielen in der Praxis eines mit Getränken, Nahrungsmitteln und manuel ungeschickten Spielen bestückten Spieltisches schnell ramponiert. Daher ist eine Beilage, und mag sie noch so schön und aufwendig gearbeitet sein, einfach für die Praxis untauglich. Da möchte man ein PDF haben, das es einem erlaubt einen Handout beliebig oft zu reproduzieren.
Eine große und schöne Landkarte findet man sowieso immer seltener in Rollenspielprodukten. Hier haben für mich GUT produzierte, nicht auf flimsigem, dünnem Zewa-Wisch-und-Weg-Papier, sondern auf HALTBARER Qualität gedruckte Karten echte Pluspunkte. - Aber immer ZUSÄTZLICH zu einer in guter Auflösung gebotenen elektronischen Fassung, aus der man für seine Spielrunde Detailvergrößerungen vornehmen und Ausdrucken kann.
Wenn ich bedenke, was ich früher an Materialien über den Photokopierer gejagt habe, Traveller-Formulare für ALLES, mit Zoom-Funktion aus auf den Kopierer gepreßten Seiten mit Karten vergrößerte Landkarten, Bilder für Handouts (zuletzt aus dem Traumsaatbuch für Engel, das ja leider erst jetzt als PDF erhältlich ist, wo meine sehr aktive Engel-Zeit vorbei ist), Raumschiff-Deckpläne, hoch vergrößert für 15mm-Miniaturen-Einsatz, usw.
Das ALLES geht heute so bequem und schnell und ramponiert mir meine schönen Druckwerke nicht, beim Versuch deren Inhalt für das eigentliche Spiel zugänglich zu machen.
Ich ERWARTE von Verlagen, die mit der Zeit gehen, daß sie sich GEDANKEN über die NUTZUNG ihrer Produkte machen. Und ich ERWARTE, daß sie dabei ALLE technisch leicht verfügbaren Möglichkeiten einbeziehen.
Ein Verlag, der sich überlegt, OB er eine PDF-Strategie fahren soll, der überlegt FALSCH. - Das ist nicht die Frage! - Die Frage ist nur, WIE eine PDF-Strategie zur Unterstützung der eigenen Druckerzeugnisse aussehen soll. (Und das fängt bei Errata-Listen und Charakterbögen schon an.)