Thema: Freeform Spiele& Level Up

[Tourist]

Hallo, der Titel ist leider nicht sehr aussagekräftig, ich versuche zu erklären was mich umtreibt.
Nämlich:
Wie bringt man freeformiges Spiel & das Verbessern der Charaktere zusammen ?
Viele freeformige Spiele (Achtung Unterstellung aus subjektiver Erfahrung) behandeln das Thema gar nicht, denn Sie sind auf One-Shots ausgelegt (ich nehme mal Dread und WuShu als Beispiele die mir gerade einfallen).

Wie schaffe ich es aber eine Verbesserung der Charaktere im "vom Tellerwäscher zum Millionär" Stil zu erreichen, dabei aber bei meinem freeformigen Homebrew System zu bleiben ?

1,5 Ideen von mir:

- Der Charakter kann bestimmte Dinge, zum Beispiel den "wuchtigen Schlag", also beschreibt er auch oft wie er seine Gegner mti dem wuchtigen Schlag erledigt, irgendwann beschließt der Spieler dass es cool wäre jetzt mal mehr zu können und er beschreibt wie jetzt seine Gegner mit dem "super wuchtigen Schlag" fertig macht.
- Um dieses Konzept zu unterstützten könnte man Teile einer Sitzung auf das Training der Charaktere legen wo der Charakter dann eben den "super wuchtigen Schlag" erlernt.

Was gibt es noch für Ideen um das Verbessern der Charaktere in einem Freeform Spiel darzustellen ?

Vorschläge wie: "Nimm ein Stufensystem, oder wenigstens was Nicht-Freeformiges" bitte bleibenlassen, darüber denke ich seperat nach

Danke schonmal

Markus

[1of3]

Ich bin mir nicht sicher, was du mit "free-formig" meinst. Ich hätte jetzt gedacht, Wushu wär sowas nicht, weil man würfelt.

Naja, aufm :T:reffen ich mit Leonie Pool gespielt und ich als Spieler war mehrmals angehalten Reime zu machen. Beim zweiten Mal hab, ich dann nen Würfel bezahlt und "Kann Reimen 1" auf mein Charblatt geschrieben. Meinst du sowas?

[Tourist]

Ohje, Definitionen:
Also in Wushu habe ich ja Narrative Truth, es wird zwar gewürfelt, aber trotzdem kann man im Prinzip alles was man will (gut, nicht dass du das nicht weißt).
Am besten vergessen wir die Systeme und man geht von reinem Freeform aus.

Der Spielleiter erzählt, die Spieler erzählen, keine Würfel, keine Werte.

Die "Kampagne" soll so laufen dass man als Nichts-Könner Marke D&D Level 1 beginnt und langsam besser wird bis man zum Obermufti Marke D&D Level 20 wird.

Und meine Frage war: Wie setzt man sowas erzählerisch (ohne Werte) um ?

[GustavGuns]

Also ich weiß zwar nicht, warum du bei einem Freeform dann die Werte brauchst, aber sag doch einfach "nach jedem Abend ein Level" oder so. Die offensichtlichste Antwort wäre natürlich gewesen "mach's so wie es der Geschichte angemessen ist", aber wenn du irgendeinen Maßstab willst, steigen sie halt jeden Abend ein Level.

[Pyromancer]

Bei Engel gibt es bestimmte Mächte, die man erst einsetzen kann, wenn man "höhere Weihen" bekommt. Diese "höheren Weihen" sind auch Spielwelt-Ereignisse, die i.d.R. ausgespielt werden.
Das heißt, man hat auch ein In-Game-Level-Up, und man sieht einem Engel sein "Level" auch an.

Sinnvoll ist das ganze auch nur genau wegen dieser festen Verankerung in der Spielwelt und der Besonderheit dieser Mächte. Beim "normalen" Freeform könnte jeder mal auf die Idee kommen, zu beschreiben, wie sein Charakter einen besonders wuchtigen Schlag landet. Bei Blitzstrahlen, die aus den Fingern schießen ist das etwas anderes, und deshalb funktioniert das auch bei Engel: "So, du bist jetzt Scriptura-Michaelit, jetzt kannst du das!"

[Quaint]

Also ich betreibe so halbes Freeform bisweilen, wo hin und wieder gewürfelt wird wie gut was klappt aber einfach mit w20 und dann nach Augenmaß und nix genaues, und da haben wir üblicherweise auch eine Charakterbeschreibung mit Werten und bestimmten Übernatürlichen Kräften und und und
Und in diesen Runden gibt es dann ganz normal Erfahrungspunkte, die man verwenden kann um Werte zu verbessern was dann in Zukunft bei Handlungsabwicklungen und Beschreibungen berücksichtigt wird (aber nicht nach konkreten Regeln sondern quasi: so phi mal Daumen halt).
Und da merkt man, unter anderem durch die konkret beschriebenen Kräfte, halt doch einen deutlichen Unterschied je nach Erfahrungsgrad.

[Bad Horse]

Das kann man leider so pauschal nicht beantworten, weil Freeform-System ja nicht gleich Freeform-System ist. 

Bei Pool gibt es die von 1of3 geschilderte Methode, und irgendwann erhöht sich einfach der Grundpool.
Bei Over the Edge gibt´s Erfahrungpunkte, mit denen man neue Fertigkeiten kaufen oder sie als Ergänzungs-gummipunkt-pool benutzen kann.

Bei systemloser Freeform ergibt sich eine Steigerung aus der Erzählung. Wenn Bob der Baumeister ständig Erste Hilfe leisten muss, dann kann er das wahrscheinlich irgendwann besser als Obo der Obermacker, der das nie macht.

[Wawoozle]

Greg Stolze sagt in irgendeinem Interview das hier mal verlinkt wurde auch das er UA heute anders Regeln würde.
Bspw. bei einem verbaselten Skillcheck gibts nen Punkt auf den Skill.

[Bad Horse]

Greg Stolze sagt in irgendeinem Interview das hier mal verlinkt wurde auch das er UA heute anders Regeln würde.
Bspw. bei einem verbaselten Skillcheck gibts nen Punkt auf den Skill.

Das ist zwar Off-topic, aber das wär etwas zu heftig... und nicht sehr ba. So, wie´s jetzt läuft (bei einem Pasch auf dem W100 gibt´s einen Punkt auf den Skill) find ich´s okay. Selbst das verdoppelt bei entsprechenden Glück die Zahl der XP pro Abenteuer. Frag Barbi. 

[ChristophDolge]

Da wir derzeit fast komplett würfelfrei freeformen, kann ich eigentlich was dazu sagen: Wir machen es fast genau so wie du im ersten Post beschrieben hast, nur etwas systematischer. Jeder Spieler darf sich pro Abend je nach Länge zwei bis drei Notizen auf dem Charakterbogen machen, was für neue Erfahrungen der Char gemacht hat. Diese werden dann bei der spielerischen Gestaltung von Kompetenzen mit berücksichtigt. Das klappt im Moment hervorragend. Wenn mein Detektiv sich also z.B. mehrmals tarnen oder verkleiden musste, schreibe ich auf: Musste sich in Paris als Stricher tarnen. Das bedeutet zum einen, dass der Detektiv seine Tarnung trainiert hat, dass er eine bestimmte Rolle hat, auf die er sich spezialisiere kann und dass er sich in Paris ein bisschen besser auskennt. Wenn man versucht, drei solcher Fakten zu verknüpfen, ist man immer gut dran. Im Allgemeinen sehe ich kein großes Problem, man muss sich in der Gruppe einfach mal einigen und die gewählte Lösung dann durchziehen.

[Grimtooth's Little Sister]

Wir haben das bei Freeform immer ähnlich gemacht die DerDolge es beschrieben hat. Es war uns hauptsächlich wichtig, dass es zur Geschichte passte.

[der.hobbit]

Wenn man keine Regeln hat, können die Regeln den Aufstieg nicht abbilden. Dementsprechend müssen sich die Spieler selbst darüber bewusst sein, dass die Fähigkeiten ihrer Charaktere wachsen.

Mir fallen dafür spontan 3 Methoden ein (wobei einfallen = inspiriert von Vorpostern):

• Implizit: Die Spieler beobachten selbst, was sie können. Kleine Notizen wie von Dolge beschrieben können hier helfen. Probleme können durch die Synchronisierung entstehen, d.h. wenn die Spieler unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie schnell sich die jeweiligen Charaktere entwickeln sollen.
• Synchronisiert: Am Ende jeder Runde wird kurz darüber gesprochen, welche Erfahrungen man gemacht hat und wie sich das auf das Fähigkeitenspektrum der Charaktere auswirkt. Es ist im Prinzip identisch zur impliziten Methode, allerdings mit einer zusätzlichen Abstimmung. Hier werden mit ziemlicher Sicherheit Notizen wie beschrieben entstehen.
• Explizit: Explizit bedeutet, dass es explizite Ereignisse in der Spielwelt gibt, die zu einer Fähigkeitenerweiterung führen (Pyromancers Engelbeispiel). Das muss nicht nur für Fähigkeiten gelten, so könnte ein neuer Rang auch Zugang zu Ressourcen, Kontakten und/oder Wissen bieten. (Diese sind m.E. in einem Freeformspiel mit Fähigkeiten sowieso gleichzusetzen.)

Am sinnvollsten erscheint mir eine Kombination aus zwei und drei: Nach jedem Spielabend kurze Absprache (= über XP neue Fähigkeiten kaufen), und in regelmäßigen Abständen explizite Spielweltereignisse, die den Charakteren grundsätzlich neue Möglichkeiten einräumen (= Stufenanstieg).