Autor Thema: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?  (Gelesen 17540 mal)

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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Ich klau mir einfach mal den Thread. :)
Als Besitzer der kompletten Laurin- und etlicher der besseren Citadel-Materialien zu MERS/MERP haben mich folgende Äußerungen etwas verblüfft:

Mag zum Beispiel Mittelerde ganz gerne, würd aber nie RPG dort spielen wollen. Gute Romanwelt ungleich gutes Setting, möcht ich hier mal in den Raum werfen.

Das aus einer gute Romanwelt eine schlechtes Setting folgt, habe ich auch nicht bestritten. Aber ich persönlich finde halt, dass man in einer Welt, die ursprünglich auf einem Roman basiert (jedenfalls auf sowas epischem wie dem LotR) nicht wirklich gut spielen kann, da man sich immer an dem Romangeschehen misst. Geht jedenfalls mir so. Und sich mit dem LotR zu messen ist nich schön ;)

P.S. Man verzeihe mir die fehlenden Accents bei den Eigennamen...

Gut, als System hat MERS soviel Tolkien-Ambiente wie eben... MERS.... Haben wir unser eigenes System genommen, die Priester und Magier rausgeworfen, einen "Vorteil" Heilkunde Heiler eingeführt (verbilligt für Elben, Numenorer und später Dunedain), und einen "Vorteil" Arkanes Talent (=kastrierter Magier, nativ bei Elben, bei den Menschen zumeist eine Gabe der Dunkelheit, wie z.B. in Numenor).

Klappt wunderbar und ist sogar balanciert. Das könnte man wahrscheinlich sogar ganz ähnlich savagen.

So, jetzt versteh ich die Settingschwierigkeiten nur bedingt, da man a) Mittelerde ohne Kontakt mit HdR bespielen kann (zweites Zeitalter z.B. ist sehr lustig) und Laurin das Citadel-Material damals bombig überarbeitet hat (Kudos hier vor allem an Lutz Reimers und seine Überarbeitung des Mordor-Moduls, das für eine spannende Kurzkampagne sorgte) und somit viel gutes Material in einer einzigartigen Welt, die sich wirklich tief anfühlt, zur Verfügung steht.

Wieso ist Mittelerde also kein gutes Setting? (Und bitte keinen allgemeinen Aussagen gegen Professor T's Welt, daß die nicht überall beliebt ist, ist mir klar, sondern einfach Ansichten von Mittelerde-Fans, die dort niemals spielen würden. Warum?
« Letzte Änderung: 26.09.2009 | 03:04 von Lorom »
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #1 am: 26.09.2009 | 03:07 »
Wie gesagt hab ich durchaus schon Mittelerde als Setting bespielt, und halt es zwar absolut nicht für ungeeignet als RS-Setting, aber es gibt halt doch gewisse potentielle Schwierigkeiten, über die man wohl zumindest vorher mal nachgedacht haben sollte.

1.) Metaplot im großen Maßstab festgeschrieben - bis zum Anfang des 4. Zeitalters. So ist zum Beispiel klar, wenn man vor dieser Zeitenwende spielt, was wann wo passiert, und umgekehrt ist auch klar, was nicht passieren _darf_, wenn man den Kanon nicht umschmeißen will. Z.B. ist es bis zur Reise der Gefährten einfach nicht bekannt, was mit Balin in Moria passiert ist. Um jetzt nur ein Beispiel zu nennen.

Spielt man dagegen zu einer anderen Zeit als der von den Romanen abgedeckten, muss man sich da zwar weniger den Kopp machen - aber die Welt wirkt eben auch nicht mehr so vertraut, was von vornherein sicher einen der Hauptreize Mittelerdes ausmacht.

So oder so ist man halt in den Ergebnissen ziemlich festgelegt, wenn man irgendwann vor dem 4. ZA spielt. So die episch-weltbewegende Kampagne ist da kaum möglich, aber gerade das ist eigentlich Sinn und Zweck des Settings. Man kann sich da zwar irgendwelche Nebenkriegsschauplätze aussuchen, muss sich aber von vornherein damit abfinden, dass die eigenen Taten keine dauernde Berühmtheit erreichen können (sonst stünden sie ja im Kanon...).

2.) Rassen sind im Tolkien-Kanon nicht gleichwertig. Vor allem Elben sind schöner, klüger, weiser, geschickter, gesünder... kurz, von vorne bis hinten _besser_ als Menschen, und nebenbei unsterblich (im Falle eines gewaltsamen Todes -> Seelenwanderung, Wiedergeburt). Umgekehrt sind Hobbits erstmal die totalen Loser, Dúnedain sind durchweg toller als Mittelmenschen, und so weiter. Das muss einem halt klar sein. Wenn man nun innerhalb der Gruppe Wert auf Balance legt, sollte man die Party "reinrassig" halten. Ansonsten muss den Spielern klar sein, worauf sie sich einlassen.
Anders gesagt: In D&D-Begriffen ausgedrückt, haben Elben sowas wie ECL +10 (Schätzwert).

Ein anderer Unterpunkt wäre, dass zu dieser Zeit (spätes 3ZA) Hobbits einfach nicht verreisen --> fallen als Spielerrasse raus.

3.) Diverses: im späten 3ZA ist Mittelerde ausnehmend dünn besiedelt, vor allem Eriador mit Ausnahme des Auenlandes. Auf dem ganzen Kontinent ist nur eine handvoll Ortschaften überhaupt namentlich bekannt -- und von riesigen Gebieten weiß man einfach nur, dass dort _niemand_ lebt. Da muss man halt auch aufpassen, dass es nicht entweder langweilig wird, weil man niemals NSC trifft, oder unglaubwürdig, weil man NSC einbaut wo keine sein dürften.

Insgesamt würde ich also sagen: Mittelerde eignet sich sehr wohl zum bespielen, aber wenn man es mit dem Kanon genau nimmt, sollte man sich verkneifen, ausgerechnet zum ausgehenden 3ZA einzusteigen. Besser wäre wohl zu einem früheren Zeitpunkt, etwa 2.ZA oder frühes 3.ZA.
Oder man steigt erstmal geflpegt zum Ringkrieg ein (und lässt die SCs Helden auf Nebenkriegsschauplätzen werden), und geht dann ins 4.ZA über, wenn die Gruppe Spaß an Aufbauspielen hat.
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Offline Woodman

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #2 am: 26.09.2009 | 08:07 »
Warum muss ich mich denn an Metaplot/Kanon halten beim Mittelerde bespielen, es ist ja doch recht unwahrscheinlich, dass jemand den alten Tolkien ausbudelt und plötzlich großartiges neues Material erscheinen wird. Nur weil dann auf meiner Mittelerde die Geschichte anders verläuft als es im Simmarillion und Co steht, verbaue ich mir ja nicht alle neuen Publikationen im Gegensatz zu anderen metaplotstarken RPG Welten, die noch aktiv weiterentwickelt werden wie zb. DSA oder SR.
Sonst wäre ja auch jede historische Kampagne auf unserer Erde undenkbar, weil da zumindest die letzten paar hundert Jahre auch recht detailliert beschrieben sind und wir das Ergebnis tagtäglich live erleben können.

oliof

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #3 am: 26.09.2009 | 08:51 »
Nur wenige Spieler sind in der Lage, so episch angelegt zu spielen, dass es sich wie Mittelerde anfühlt. Und da schließe ich mich gleich auch mal mit aus.

MERS ist da natürlich auch besonders … einschlägig, meiner Erfahrung nach. Wie es anders geht, zeigt sich zum Beispiel in Legends of Middle Earth, <werbung>für das es in der Abenteuer. #3 ein tolles Abenteuer gibt</werbung>.

Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #4 am: 26.09.2009 | 09:19 »
[...]
So, jetzt versteh ich die Settingschwierigkeiten nur bedingt, da man a) Mittelerde ohne Kontakt mit HdR bespielen kann (zweites Zeitalter z.B. ist sehr lustig) und Laurin das Citadel-Material damals bombig überarbeitet hat (Kudos hier vor allem an Lutz Reimers und seine Überarbeitung des Mordor-Moduls, das für eine spannende Kurzkampagne sorgte) und somit viel gutes Material in einer einzigartigen Welt, die sich wirklich tief anfühlt, zur Verfügung steht.

Wieso ist Mittelerde also kein gutes Setting? (Und bitte keinen allgemeinen Aussagen gegen Professor T's Welt, daß die nicht überall beliebt ist, ist mir klar, sondern einfach Ansichten von Mittelerde-Fans, die dort niemals spielen würden. Warum?

Es funktioniert prächtig, wenn man epische Gut-gegen-Böse-Fantasy spielen will und bereit ist, einiges an Arbeit hinein zu stecken. BTDT.

Aber: Eigentlich ist es zu wenig. Tolkien verrät uns (natürlich) nur, was für seine Geschichte irgendwie relevant sein könnte. Ja, die Geschichte der Welt ist wunderbar ausgearbeitet, die Geographie mancher Landstriche auch, aber in vielen anderen weiss man gar nicht, wie es da eigentlich zu geht.

Man könnte, um nur drei Beispiele zu nennen, ...
  • keine Kampagne leiten, die das politische System Gondors zur Zeit von Truchsess Denethor näher beleuchtet. Weil man nämlich nur weiss, dass der Truchsess irgendwie der Boss ist und (wenn man die Anhänge aufmerksam liest) es einen "Rat von Gondor" gibt. Es könnte ein Feudalsystem sein, aber das ist mehr Interpretation als Fakt von Tolkiens "Sekundärwelt".
  • keine Charaktere aus Eriador machen, ohne sich praktisch alles selbst auszudenken. Tolkien verrät uns nämlich dazu nur, dass die Bevölkerungsdichte niedrig ist.
  • das Gut-gegen-Böse-Thema nicht irgendwie originell variieren, ohne die Welt um zu stricken. Es gibt eigentlich nur: 1. Kampf gegen Morgoth/Melkor, 2. Kampf gegen einen übriggebliebenen Diener von Morgoth/Melkor (Sauron oder jemand anderes, ich hatte in meiner erfolfreichsten HdR-Kampagne einen Drachen/Hauptmann namens Rutaug), oder 3. Kampf gegen einen übriggebliebenen Diener von 2. (was dann was fürs vierte Zeitalter ist). Das wird halt irgendwann öde und kommt einem dann mehr wie "hinter dem Sieg aufräumen" vor als wie ein wahrhaft epischer Kampf.

Außerdem habe ich, wenn ich dann tatsächlich das eine oder andere hinzu erfand, festgestellt, dass die Gefahr besteht, dass jemand am Spieltisch sich diesen oder jenen Punkt anders selbst ausgemalt hatte, was ihm dann den Spaß verderben kann.

Aus meinen Herr-der-Ringe-Kampagnen habe ich vor allem gelernt, dass es  gute Gründe für "tolkieneske" Eigenbau-Settings gibt, und schätze diese inzwischen sehr, auch wenn ich persönlich zum Leiten lieber ungewöhnlichere Dinge ausprobiere.

Offline TRIX

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #5 am: 26.09.2009 | 09:33 »
Ich schließe mich primär mal Löwenzahns Aussage an.

Klar, kann man in einem anderen ZA spielen, aber da geht halt viel von dem was man als Mittelerde kennt verloren. Und sich gegen den Kanon zu richten ist mMn nicht der Sinn, wenn man ME spielt. Das wäre genau so, als würde ich DSA spielen, aber im wesentlichen alle Quellenbände zu Aventurien weglassen oder aber wenn ich WH40k spiele lass ich mal den Imperator, etc. weg.
Grade der Kanon macht ja ME zu dem was es ist und was es auch so interessant macht. Und wenn ich dann in so einer epischen Welt spiele, will ich auch epische Kampagnen usw. Da ist mir (persönlich) ein Nebenschauplatz nicht genug, denn ich als Spieler weiß, was in der Welt abgehen wird/z.zt. abgeht/abgegangen ist (je nach ZA halt). Und wenn ich halt nur Sideplots spiele, dann kann ich das auch in jedem x-beliebigen Fantasy-Setting, wo halt die Elfen Elben heißen, usw.
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Offline Woodman

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #6 am: 26.09.2009 | 12:28 »
Zitat
Und sich gegen den Kanon zu richten ist mMn nicht der Sinn, wenn man ME spielt. Das wäre genau so, als würde ich DSA spielen, aber im wesentlichen alle Quellenbände zu Aventurien weglassen oder aber wenn ich WH40k spiele lass ich mal den Imperator, etc. weg.
Nein, zumindest hab ich das nicht so gemeint, um bei dem DSA Beispiel zu bleiben, da würde ich auch alle Informationen aus Quellenbänden bis zum Zeitpunkt X als Fakt ansetzen, blos wenn dann meine Spieler einen tyrannischen König stürzen, der später im Metaplot weiterverwendet wird sind zumindest einige Publikationen für uns halt nutzlos.
Auf ME umgemünzt würde ich halt auch die aus Sicht der Kampagne späteren Ereignisse nur als Möglichkeit betrachten, und die Spieler nicht davon abhalten große Taten zu vollbringen nur weil sich dadurch die Geschichte der Welt ändern würde. Es geht ja nicht darum als Sauron einen eigentlich ganz netten und nur missverstanden Herrscher mit schlechter Kindheit zu machen, die Hobbits zu streichen oder sonstwie die grundlegenden Ideen von ME über den Haufen zu werfen.

Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #7 am: 26.09.2009 | 12:50 »
Also, einmal hab ich schon eine Ringkrieg-Kampagne gespielt, die sich sehr frühzeitig vom Kanon verabschiedet hat. Das Ende war eine Art Neuaflage des Letzten Bündnisses: Einmarsch nach Mordor, Belagerung von Mount Doom, mehrere Nazgul in offener Feldschlacht erschlagen (der erste fiel bereits in Minas Tirith), und dann mit ner ganzen Prozession in die Sammath Naur eingezogen, um den Ring zu vernichten.

War halt schon irgendwie cheesy. Aber immerhin war der Ausgang bis zum Schluss offen -- bzw hat sich für uns Spieler zumindest so angefühlt. Wir hatten wirklich in jeder größeren Schlacht Bammel, eingestampft zu werden und den Krieg zu verlieren.

Insofern bin ich da selber hin und hergerissen. Einerseits denke ich, wenn man sich nicht an den Kanon halten will, kann man sich ganz Mittelerde sparen. Andererseits hat das schon Bock gemacht, seinen Charakter zu einem der größten Helden des Ringkrieges zu machen.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #8 am: 26.09.2009 | 13:11 »
Ich schließe mich primär mal Löwenzahns Aussage an.

Klar, kann man in einem anderen ZA spielen, aber da geht halt viel von dem was man als Mittelerde kennt verloren. Und sich gegen den Kanon zu richten ist mMn nicht der Sinn, wenn man ME spielt. Das wäre genau so, als würde ich DSA spielen, aber im wesentlichen alle Quellenbände zu Aventurien weglassen oder aber wenn ich WH40k spiele lass ich mal den Imperator, etc. weg.
Grade der Kanon macht ja ME zu dem was es ist und was es auch so interessant macht. Und wenn ich dann in so einer epischen Welt spiele, will ich auch epische Kampagnen usw. Da ist mir (persönlich) ein Nebenschauplatz nicht genug, denn ich als Spieler weiß, was in der Welt abgehen wird/z.zt. abgeht/abgegangen ist (je nach ZA halt). Und wenn ich halt nur Sideplots spiele, dann kann ich das auch in jedem x-beliebigen Fantasy-Setting, wo halt die Elfen Elben heißen, usw.


Ums mal auf's 40K Beispiel runterzubrechen.
Du könntest den Imperator nicht weg lassen ohne den Fluff kaputt zu machen aber:
Laut Fluff hat der Imperator ja eigentlich so ziemlich ALLES gemacht, was an technologischem Fortschritt gemacht worden ist.
(Er hat ja auch dafür gesorgt, dass der Necron auf dem Mars landet weil er gewusst hat, dass dann der Mechanikus entstehen wird und... - komisch nur dass er dann nicht gewusst hat wie er gegen Horus gewinnen kann ohne eingestampft zu werden.)
Und DAS kannst du ändern, du kannst problemlos den Imperator einfach "nur" zu einem Ultra-hammer-mega-super-tollen Psioniker machen OHNE dabei den Fluff in der JETZTPHASE (40 Jahr-k) zu ruinieren.
Du kannst auch den steinernen und eisernen Menschen einfach weg lassen.
(Gerade bei WH40K MUSS man mMn EXZESSIV die "Geschichte" anpassen, ansonsten ist das Setting für RPG mMn einfach nicht spielbar, weil es an allen Ecken und enden total unplausibel ist.)

WH40K fühlt sich nicht wegen seiner Geschichte so an, wie es sich anfühlt, sondern wegen seinem ZUSTAND.

Genauso kannst du bei Mittelerde die Elben entschärfen, ohne dass das Mittelerde Gefühl vor die Hunde geht.
Mittelerde fühlt sich nicht mittelerdig an, weil die Elben Ultramarines ohne Powerarmor sind, sondern wegen dem epischen Kampf zwischen gut und böse.
Und genauso kann man Morgoth(das war doch der Typ vor Sauron oder?) in den Arsch treten. Man kann Sauron einfach durch einen anderen Bösen-Ultraherrscher ersetzen und es kann trotzdem mittelerdiges Gefühl aufkommen.

Offline 1of3

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #9 am: 26.09.2009 | 14:12 »
Dagegen sprechen meines Erachtens zwei Gründe:

1.) Entweder man spielt an der Gesichte im Roman vorbei, dann ist der Witz weg, man spielt sie nach, das ist nicht spannend oder man schreibt sie um, dann hätte ich gleich meine ganz eigene machen können.

2.) Es gibt höchst wahrscheinlich erhebliche Unterschiede in der Informiertheit der Teilnehmer. Einer kennt das Silmarillion auswendig, der nächste hat mal die Filme gesehen. Da muss man sich erstmal auf eine Basis einigen. Selbst wenn das aber geschehen ist, werden immer noch ganz verschiedene Vorstellungen bleiben, weil die Leute alle schon ein ganz bestimmtes Bild von der Welt haben, das viel geschlossener ist, als bei einem Setting, das als Rollenspielsetting vermittelt wurde.


Selbstverständlich kann man sich mit einer Lösungsmöglichkeit für Problem 1 arrangieren und Problem 2 aufarbeiten, für mich ist es das allerdings nicht wert. Aus dem gleichen Grund würde ich auch die allermeisten anderen offiziellen Settings nicht (mehr) spielen. Bei Star Trek hab ich das z.B. mal versucht.

Offline TRIX

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #10 am: 26.09.2009 | 14:43 »
Wie immer hinken die Vergleiche natürlich:
zum DSA-Vergleich: DSA ist ja als Spielwelt konzipiert worden. Daher kann man hier auch ganz gut ab einem gewissen Zeitpunkt "streichen". Gleiches gilt auch z.B. für (A)D&D - Forgotten Realms (da ich mich hier besser auskenne als bei DSA, versuch ich den Punkt mal daran klar zu machen): die FRs entwickelen sich ja beständig weiter und wenn ich eine Kampagne (mit welchem System auch immer (also oD&D / AD&D / D&D3.x / D&D4)) spiele, dann nutze ich meine sehr umfangreiche AD&D Quellwerksammlung. Alles was storytechnisch nach der Zeit kommt (also z.B. den Weave-Zusammenbruch, etc.) wird nie vorkommen. Das ist aber auch kein Problem, da das Setting ja so aufgebaut wurde, dass es zum Zeitpunkt X spielbar ist und zukünfitge Entwicklungen noch offen waren. Bei Mittelerde ist es aber so, dass ja bereits Vergangenheit bis Zukunft durch die Bücher festgelegt wurde. Und nach der Zeit der Bücher zu spielen finde ich nicht mehr so spannenden, da man dann immer das Gefühl hat: Die richtig krassen Sachen sind schon passiert. Was wir hier machen is halt so lala hinterher.
Man kann natürlich auch die ME Story "umbauen", aber für mich würde damit der Flair von ME verloren gehen. Aber da hat ja jeder seine eigenen Ansichten zu und die will ich ja auch keinem streitig machen.

zum WH40k-Vergleich:
Wie mir jetzt auffällt war der sehr schlecht und unüberlegt. Das Setting unterscheidet sich zu sehr durch seine Konzeption von ME. Da hat SeelenJägerTee schon recht. Hier kann man in der Geschichte ohne weiteres herumpfuschen, da in dem Setting wirklich nur der jetzt-Zustand interessant ist. Was ebend bei ME nicht der Fall ist, wenn man zur Zeit der Bücher spielt. Anders wäre es natürlich, wenn man zeitlich nach den Büchern spielt (wie oben schon gesagt). Aber das wäre halt nicht meine persönliche Präferenz für ME.
Außerdem greift in gewisser weise (achtung auch wieder so ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen) auch wieder das aus dem DSA-Abschnitt: Das Setting ist fürs spielen und für Veränderung durch Spieler konzipiert. Es gibt zwar einen starken Metaplot, aber der halt dafür gedacht beeinflusst zu werden. Bei ME ist es halt so, dass der gesamte (Zeit)Plot festgelegt ist.

Wie 1of3 sagt:
Zitat
1.) Entweder man spielt an der Gesichte im Roman vorbei, dann ist der Witz weg, man spielt sie nach, das ist nicht spannend oder man schreibt sie um, dann hätte ich gleich meine ganz eigene machen können.
So empfinde ich das auch.
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Offline Edwin

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #11 am: 26.09.2009 | 17:59 »
Nun, wenn ich hier schon Anfangs zitiert werde, hier mein Senf:

Warum ICH es nicht als Setting spielen will:
Mmn sind GUTE RPG Settings genau auf eine bestimmte Spielweise ausgelegt. Beispiel nWoD, Vampire: Vampire sind dort sehr terretoriale Kreaturen. Warum? Nicht weil das irgendein Romanautor stimmig gefunden hat, sondern um das Spiel an einem Platz zu halten, wo sich größere Netzwerke der Vampirpolitik entwickeln können. Vampire müssen sich nach einigen Jahrzehnten zur Ruhe betten und verlieren nach und nach Fähigkeiten im Schlaf. Warum? Weil es sich in der oWoD gezeigt hat, dass das Spiel mit übermächtigen Ahnen langweilig ist.
Beispiel DnD4: das Standardsetting sind hier so genannte "Points of Light", Inseln der Zivilisation in einer feindlichen Umwelt. Dies ist natürlich so, damit die SC-Helden nicht erst groß nach Abenteuern suchen müssen.
Idealerweise sollte sich ein Settingschreiber bei jeder Zeile, bei jedem Wort fragen: WIE GENAU könnte das ein Spielleiter in seine Kampagene einbauen, wie könnte ein Spieler die Organisation XY als Hintergrund für seinen Char nutzen?

Tolkien tat das alles sicher nicht. Er beschreibt Seitenlang detailverliebt irgendwelche Landschaften, Völker usw ohne dabei (natürlich) Rücksicht auf Spielbarkeit zu legen.
Elben sind superübermächtig weise und toll, genauso Zauberer (oder wie die heißen).
Das passt alles nicht zu RPG.
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #12 am: 26.09.2009 | 18:19 »
Als jemand, der schon mal den "Hexenkönig von Angmar" in einer Kampagne zum Spielinhalt gestalten wollte (scheiterte mangels Spieler):
- Es gibt genug Inhalt, um sehr interessante Kampagnen zu gestalten, insbesondere um den Niedergang der drei Menschenreiche nach dem ersten Ringkrieg. Da passiert auf Mittelerde etliches, was gutes Rollenspiel ermöglicht.
- Settinginfo und Informiertheit der Spieler sind in anderen System auch durchaus dürftig / unterschiedlich und generell bedürfen Settings immer einer gesunden Bereitschaft gewisses Unwissen oder "zu viel wissen" zu kompensieren. Das kann kein Argument sein.
- Nach "Sehen der Filme" ist Mittelerde auch gar nicht mehr so imba, wie es in den Büchern erscheint.
- Die Wahl des geeigneten System ist in jedem Fall eine schwere Frage. Imho gibt es derzeit kein geeignetes auf dem kommerziellen Markt.

Warum also nicht?
Ich schätze, weil sich niemand vorstellen kann, was in diesem Setting interessant sein soll. ;)
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #13 am: 26.09.2009 | 19:15 »
Hallo zusammen,

hier nur Mal kurz meine Erfahrungen mit Mittelerde als Spielhintergrund.
Am Anfang stand bei mir Mers. Ich hatte schon den Kleinen Hobbit und den Herr der Ringe gelesen und fand das Regeln und Hintergrund nicht zusammen passten.
Zudem hatten wir einen Spielleiter der Tolkinfan war aber Spieler die an den Feinheiten des Hintergrunds eher wenig interessiert waren.

Dann habe ich als Spielleiter eine Runde im Vierten Zeitalter mit dem Herr der Ringe RPG von Decipher angefangen. Hier hat mir die regeltechnische Umsetzung gut gefallen.
Ich habe in der Runde nach der Schlacht von Minas Tirith angefangen. So hatte man dann die Bilder aus dem Film vor Augen und die Spieler haben das auch prima aufgenommen.
Derzeit habe ich gerade zwei großen Gegner für die Runde eingeführt. Aus dem Osten kommt ein Necromant der mit seinen untoten Horden einen Drachen aus seinem Stammland vertrieben hat. Derzeit überrennt der Drache und seine menschlichen Verbündete die Ostlinge. Die Charaktere wurden in den Osten geschickt und sollten ihn erkunden. Ih hoffe danach sind sie auf der Welt bekannt und mehr als Leute die man an gefährliche Orte schickt.
Als Spielleiter stört mich ein wenig das für die Gebiete außerhalb der Gegenden in denen die Romane spielen kaum Material, noch nicht Mal brauchbares Kartenmaterial existiert.

Das Elbenproblem besteht ganz klar. In unserer Runde habe ich Glück das der Spieler der am seltensten kann den Elben spielt und zudem noch Magier ist. So können dann die Dunedain und der Rohirrim auch Mal glänzen.

Gruß Jochen
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #14 am: 28.09.2009 | 22:30 »
Ich habe 4 Jahre lang in einer MERS/Rolemaster-Runde gespielt.  Es gab zwei Kampagnen, eine im 3. Zeitalter ein paar Jahrhunderte vor dem Ringkrieg, eine im 4. Zeitalter ca. 200 Jahre nach dem Ringkrieg.  Erstere funktionierte nicht allzu gut, was aber auch daran lag, dass der SL meinte, Mittelerde in das Moorcocksche Multiversum (Elric etc.) hineinhängen zu müssen, was meiner Meinung nach einfach nicht zusammenpasst.  Die andere funktionierte etwas besser, aber alle meinten, sich nach Belieben amüsieren zu können, es wurden haufenweise Elemente eingeführt, die nach Mittelerde etwa so gut passten wie der Radetzkymarsch auf ein Reggae-Mixtape.  Das hatte mit Tolkiens epischer Fantsaywelt eigentlich nur noch die Geographie gemeinsam und hätte genauso gut der 47. Planet links von der Großen Heimwärts-Expressroute sein können :)

Echtes Mittelerde-Feeling kam in keiner der beiden Kampagnen auf!  Mittelerde ist halt eben sehr episch, und auch wenn die Ringgemeinschaft der Prototyp der bunt zusammengewürfelten Abenteurergruppe und Mittelerde der Prototyp der EDO-Fantasywelt ist und es von daher im Prinzip sehr reizvoll ist, in Mittelerde zu spielen, ist die Welt ursprünglich eben nicht für Rollenspiele konzipiert und es ist sehr schwierig, in einem Rollenspiel echtes Mittelerde-Gefühl aufkommen zu lassen.

Trotz aller Probleme war die oben genannte Mittelerde-Runde aber eine der besten Rollenspielrunden, bei denen ich bisher mitmachte, jedenfalls am Anfang, als die Mittelerde-fremden Elemente noch nicht so zahlreich waren wie sie später wurden.
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #15 am: 29.09.2009 | 00:43 »
Echtes Mittelerde-Feeling kam in keiner der beiden Kampagnen auf! 

Eh... ja. Das ist unter den Bedingungen nun nicht verwunderlich.  ;D
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #16 am: 30.09.2009 | 22:26 »
Eh... ja. Das ist unter den Bedingungen nun nicht verwunderlich.  ;D

Schon klar.  Ich denke, mit einer disziplinierten Runde, die sich im Klaren ist, dass Urloc[1] und AD&D-Stil-Dunkelelfen nicht nach Mittelerde gehören, kann man Mittelerde ganz nett bespielen (habe aber leider noch keine Erfahrung damit). 

Und dass die Geschichten von Tolkien mega-episch angelegt sind, braucht noch lange kein Grund zu sein, die eigene Kampagne genauso mega-episch aufzuziehen (aber wer's mag, bitte schön).  Auch in einer Welt, in der Großes geschieht, gibt es sicher auch eine Riesenmenge "kleiner" Geschichten, vor allem in den (sehr langen) Zeiträumen zwischen den großen historischen Ereignissen.

[1] Eine seltsame Monsterrasse aus irgendeinem Rolemaster-Supplement, die nun wirklich gar nichts mit Mittelerde zu tun hat.  Hat bei uns einer gespielt.
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Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #17 am: 1.10.2009 | 01:06 »
Ach, da fällt mir ein. Eine ME-Bespielung hab ich ja glatt verdrängt. Und zwar war unser damaliger D&D-SL so ein ME-Fan. Den Rest könnt ihr euch wohl denken. Wir waren eigentlich gerade so auf den Stufen 3-5 in Faerun unterwegs, da kam ein geheimnisvoller Nebel auf, und Schwupp, waren wir in einem fremden Land. Genauer gesagt in Gondor.

Immerhin hat der SL unsere Chars nicht verkrüppelt - die beiden Kleriker behielten ihre Zauber und Fähigkeiten. Außerdem gab es keinerlei Sprachschwierigkeiten - seltsamerweise hatten wir alle die gleiche Sprache. Dafür hatte unser Gold mitnichten den Wert, den es in ME haben müsste. Was auch egal war, weil es da ja eh nix gescheites zu kaufen gab. ;)

Vor allem aber hat es leider nicht richtig Laune gemacht. Wir wussten einfach, dass unsere Chars - vor allem die Caster - dort vollkommen fehl am Platz waren. Daher haben wir alles daran gesetzt, so schnell wie möglich einen Weg zurück nach Hause zu finden. Und ehrlich gesagt habe ich es dem SL nicht zugetraut, das D&D-System Mittelerde-gerecht anzupassen (vor allem, was die Ausrüstung anging). Nach ein paar Sitzungen war es dann auch überstanden.

Vor ein paar Monaten habe ich nochmal einen Vorstoß gemacht, mal so _richtig_ ME zu spielen (ohne D&D), aber das ist bei den meisten Mitspielern auf wenig Gegenliebe gestoßen, vor allem einer hat komplett abgeblockt, weil er das Setting einfach nicht mag.
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Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #18 am: 1.03.2010 | 21:03 »
Ich kann mich nur den Vorrednern anschliessen, die definitiv Potential für Mittelerde als Rollenspielschauplatz sehen. Es gibt so viel Ansatzpunkte aktiv gegen das Böse (und das heißt nicht zwingend nur Sauron, Ringgeister oder andere mystische "Monster") zu kämpfen, ohne daß davon der beschriebene historische Ablauf beeinflusst wird. Sozusagen die "unbesungenen Helden", deren Taten man zwischen so vielen Zeilen finden kann. Das "Böse" kann hier viel subtiler eingesetzt werden, als das zerstörerische Potential, welches Melkor in die Welt verwob, und welches Menschen immer wieder verführt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen oder andere Menschen unterjochen zu wollen. Der Bürgerkrieg in Gondor ist ein perfektes Beispiel für einen derartigen Schauplatz.

Ausschließlich "epische" Kampagnen/Abenteuer würde ich mir weder zutrauen, noch wäre das interessant oder angemessen. Der Effekt "das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel" nutzt sich schnell ab und wird schnell Routine. Um mal bei der Vorlage zu bleiben: Die Hobbits bzw. (später) die Gemeinschaft des Ringes hatten ein wahrhaft episches Abenteuer - doch das war es dann. Anschliessend führten die Überlebenden ein "normales" Leben ohne weitere derartige Ereignisse. Ich möchte damit nur sagen, daß ein solches episches Abenteuer allenfalls das Ende und der fulminante Höhepunkt einer Kampagne sein sollte, aber keinesfalls das "Tagesgeschäft".
Wenn man es mal etwas aus der Entfernung betrachtet, ist der typische Abenteurer ebendies: Ein Herumtreiber, der durch die Welt zieht um überall seinem "Beruf" (Abenteurer) nachgeht. So jemand ist - außer in seiner Heimat - eine grundsätzlich verdächtige Person in einer Welt, in der Ansehen und Vertrauenswürdigkeitr im wesentlichen von der persönlichen Bekanntschaft abhängen. Schaut man sich die Gemeinschaft des Ringes an, so handelt es sich bei ihr um eine Ansammlung von Hochadligen bzw. Mitgliedern der höchsten gesellschaftlichen Schicht ihres jeweilgen Heimatlandes. Die einzige Ausnahme ist Sam, der einfachen Verhältnissen entstammt (und wohl deswegen auch Tolkiens Lieblingsfigur war):

  • Aragorn - Erbe Elendils; königlicher geht's unter Menschen nicht
  • Boromir - Sohn des Herrschers von Gondor (=designierter Nachfolger als Herrscher)
  • Frodo - unter Hobbits sowas wie wohlhabender Landadel
  • Merry - Erbe des Herrn von Bockland, einer der höchsten Positionen des Auenlandes
  • Pippin - Erbe des Thains, quasi der "Regierungschef" des Auenlandes (nach Auenland-Maßstäben)
  • Legolas - Erbe des Elbenkönigs im nördl. Düsterwald
  • Gimli - Sproß einer Nebenlinie von Durins Linie (Königshaus der Langbärte)
  • Sam - Der Sohn eines einfachen Gärtners

Somit kann man die Mitglieder der Ringgemeinschaft schwerlich als Vorbild für die "normale" Gruppe nehmen, zudem sie - wie bereits gesagt - anschliessend eines normales, ihren Verhältnissen entsprechendes Leben führten. Die "epische Queste" beschränkte sich auf einen Zeitraum von etwa sieben Monaten (Sept. 3018 - März 3019), d.h. einen überschaubaren Zeitraum. Mit anderen Worten: Das große Abenteuer war eine einmalige Angelegenheit.

Die übliche Spielgruppe ist normalerweise deutlich anders strukturiert und zeitlich angelegt, was die Ringgemeinschaft nur bedingt zum Archetypus einer Rollenspielgruppe macht.

Das o.g. Profil ist schwerlich mit dem "normalen" Leben eines typischen Rollenspielabenteurers zu vergleichen, der naturgemäß dauerhaft ein recht unstetes Leben führt.
Aragorn mag in seinen früheren Jahren eher vergleichbar sein, da er über viele Jahre weite Teile Mittelerdes bereiste, aber das waren dann eben auch nicht die "epischen" Questen zur Weltrettung (Es sei denn man unterstellt, daß er ebendies dauernd tat, es nur nicht überliefert wurde. Dies scheint aber eher unwahrscheinlich), sondern "normale" Abenteuer, auf einer deutlich niedrigeren "Eskalationsebene".

Und dies ist m.E. auch der richtige Ansatz für eine Kampagne in Mittelerde: Normale Abenteuer, die sich elegant aber unaufdringlich in die beschriebenen Ereignisse einfügen geben den Spielern das Gefühl, auch "dabei" zu sein. Das verlangt den Spielern - und besonders dem Spielleiter - viel ab, aber es ist schließlich auch kein 08/15-Schauplatz. Da kann - und muß - man von allen Beteiligten mehr erwarten. Das muß aber auch schon zu Anfang klar sein, sonst kann es nicht klappen.
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Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #19 am: 1.03.2010 | 21:24 »
Grundsätzlich gebe ich dir Recht, nur Aragorn ist ein Spezialfall, da er ja seine Abstammung weitgehend geheim hielt. Primär wussten nur die Elben und seine wenigen verbliebenen Stammesgenossen von seiner Herkunft. Erst im Ringkrieg hat er richtig angefangen, damit rumzuklotzen.

Wenn ich Mittelerde bespiele, tendiere ich immer stark dazu, einen Waldläufer des Nordens zu spielen. Alternativ einen ordentlichen axtschwingenden Zwerg. ^^
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Offline 1of3

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #20 am: 1.03.2010 | 21:27 »
Zitat
Die übliche Spielgruppe ist normalerweise deutlich anders strukturiert und zeitlich angelegt, was die Ringgemeinschaft nur bedingt zum Archetypus einer Rollenspielgruppe macht.

Also wenn man sich die Romane anguckt, ist der gesellschaftliche Stand von Gimli, Legolas, Merry und Pippin ziemlich Banane. So Banane, dass die meisten hier das wahrscheinlich nicht mal parat hatten.

Sogar am Ende ergreifen Merry und Pippin nicht auf Grund ihrer familiären Verhältnisse das Kommando im Auenland, sondern durch die Nobilität, die sie sich durch ihre Reise erworben haben.

Auch sehe ich hier keine Unterschiede zur typischen Rollenspielrunde. Gelegentlich hatten wir beim stinknormalen D&D den Sohn eines Barons (oder sowas), die Nichte eines Zwergenkönigs, einen zwergischen Adligen aus einem anderen Clan mit Hoffnung auf den Thron und eine Tochter aus gut bürgerlichem Haus und den Sprössling einer angesehenen Magierfamilie. In unserer aktuellen Runde sind auch vier von fünf Charakteren adelig. Das scheint mir insofern gar nichts Ungewöhnliches zu sein.

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #21 am: 1.03.2010 | 21:30 »
Einige Redner hier bezeichnen Mittelerde als "episch". Was genau ist damit gemeint? Was meint dieses "episch"?

Für mich klingt das mehr danach, als werde Mittelerde auf ein Podest gestellt und so sehr in der Vorstellung überhöht, dass es unspielbar scheinen muss.

Allerdings würde ich z.B. auch lieber in den Forgotten Realms spielen als in Mittelerde. Da ist einfach mehr los. Ist eben epischer.
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #22 am: 1.03.2010 | 21:33 »
Hallo,

vor vielen Jahren habe ich regelmäßig im 2. Zeitalter Rolemaster in Mittelerde gespielt. Wir waren das SEK Bruchtal und im Auftrag von Elrond unterwegs, um gegen das Böse und für das Gute zu kämpfen.

Abweichungen von Toliens Welt haben uns dabei weniger gestört, Spaß gemacht hats trotzdem.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #23 am: 1.03.2010 | 21:37 »
Naja die klassische Heldengruppe aus Elb, Zwerg, Waldläufer, Hobbit und Zauberer ist halt einfach bei streng kanonischen Spiel ausgeschlossen, weil es sowas vor den Gefährten nun mal nicht gab. Wenn man den Kanon biegt, kann man es auch gleich wie bei Herr der Ringe Online machen und ganz Eriador mit Abenteuer-trächtigen Stationen vollpflastern, geht auch super.

Ich würde glaub ich eher eine Gruppe aus Roherim machen, die sich durch die von Orks und Uruks heimgesuchte Riddermark schlagen und vielleicht mal ein paar Ereignisse aus Buch bzw. Film :P miterleben.
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Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #24 am: 1.03.2010 | 22:15 »
Einige Redner hier bezeichnen Mittelerde als "episch". Was genau ist damit gemeint? Was meint dieses "episch"?
Ich persönlich verstehe unter "episch" etwas, was das Schicksal der Welt beeinflusst, quasi ein Scheideweg an dem über das Schicksal von Millionen und deren Nachfahren auf unabsehbare Zeit entschieden wird.
Dinge, über die später in Heldensagen landauf, landab berichtet wird, weil es so gewaltige Ereignisse mit ungeheurer Tragweite sind/waren.

Derartige Dinge finden sich in jeder Welt, insofern ist Mittelerde hier ganz gewiß nicht anders. Was anders ist als die übliche Fantasy-Welt ist der Designansatz (Ursprung und was geht und was nicht und aus welchen Gründen), der i.d.R. nicht in das "übliche" Schema passt, was man bei den meisten Systemen (die ja in gewisser Weise mit der Welt verbunden sind) findet. Dies erfordert bei ernsthaftem Ansatz idealerweise eine Auseinandersetzung mit einer Lektüre, die deutlich über den Hobbit, HdR - und häufig auch das Silmarillion - hinausgeht. Das kann man nie und nimmer vom normalen Spieler verlangen, das ist Sache des Spielleiters, der diese Dinge dann in Rollenspielbegriffe umsetzen muß. Das ist alles andere als leicht.

Und wie gesagt - dies ist ein Idealfall, der wohl nur selten erreichbar ist.

Aber zurück zum "Epischen": Ich halte es für ein Mißverständnis, wenn man der Meinung ist, Ereignisse (oder Abenteuer) wie die der Ringgemeinschaft seien das, was Mitttelerde charakterisiert, sozusagen das typische. Ironischerweise ist das im Grunde nicht der Fall. Es ist eine besondere Ausnahmesituation mit Ausnahmefiguren in einer einzigartigen Situation.
Die große Masse der mittelirdischen Geschichte ist sehr viel "prosaischer" und verläuft in Bahnen, die weniger mit dem Kampf gegen das personifizierte Böse zu tun haben.

Um mal beim 3. ZA zu bleiben, ist es nur in den etwa 150 letzten Jahren (von ca. 3000) der Fall. Vorher war das Böse (dargestellt durch Sauron) als solches verborgen und agierte verdeckt durch Mittelsmänner, und gab sich nicht als solches zu erkennen. Sauron erklärte seinen erneuerten Anspruch als Herrscher Mittelerdes erst ca. 60 Jahre vor seiner Niederlage. Bis ca. DZ 2000 zog man eine Rückkehr Sauron noch nicht mal in Erwägung, und hielt die existenten (und Probleme bereitenden) Kreaturen und Probleme wie Orks (oder Angmar) nur für Überreste (=mindere Diener) der alten Herrschaft Saurons.

Die ersten 1000 Jahre dieses Zeitalters kamen völlig ohne irgendeinen "Dunklen Herrscher" aus, den man bekämpfen müsste!

Die Wahrnehmung Mittelerdes als "epischer" Schauplatz, wo man ständig ein übermächtiges Böses bekämpfen müßte, beruht auf der Verzerrung der Wahrnehmung, weil man einen sehr detaillierten Bericht über die spezielle Situation in den letzten zwei (!!!) Jahren von über 3000 hat. Nimmt man noch den 'Hobbit' hinzu, hat man noch eine punktuelle Aufnahme ca. 70 Jahre vorher. Von den ganzen langen Jahren davor gibt es nur anekdotische Informationen, und deswegen neigt man dazu, die Ereignisse des HdR als charakterisierend zu sehen, was aber nur sehr eingeschränkt stimmt.
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