Autor Thema: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?  (Gelesen 17673 mal)

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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #75 am: 3.03.2010 | 21:11 »
Daß nichts bekannt sei, stimmt so nicht. Die Daten sind halt nur nicht mundgerecht und konsumfertig in einem durchgehenden Text präsentiert, sondern über viele Bücher verteilt.

Nein, ist es nicht. Oder kannst Du folgende Fragen verbindlich mit Textzitat beantworten, die man für Rollenspielkampagnen zumindest ganz ungefähr beantwortet haben müsste:

  • Wie viele Menschen leben (ganz grob und ungefähr) in Gondor? Hunderttausend? Eine Million? Zehn Millionen? Hundert Millionen?
  • Wie viele Einwohner hat (ganz grob nur) Minas Tirith, und wie ist die soziale Schichtung der Stadt?
  • Wie ist das ungefähre Verhältnis von Menschen zu Hobbits in Bree? Wie viele Einwohner hat die Stadt insgesamt (ganz grob nur)?
  • Wie funktioniert das Regierungsystem von Gondor zur Zeit Denethors? Welchen Einfluss hat der Prinz von Dol Amroth? Welche anderen bedeutenden Adeligen gibt es in Gondor, und was genau macht diese bedeutend?
  • Wie ungefähr funktioniert die Gesellschaft bei den Elben in Lindon?
  • Wie viele Zwerge (ganz grob) bewohnen den Erebor? Hundert? Tausend? Eine Million?
  • Wie viele "geringere Ringe" (wie jene, für deren Vertreter Gandalf zunächst Bilbos Fund hielt) wurden geschmiedet? Drei? Dutzende? Hunderte? Tausende?
  • Wie groß ist die größte Stadt in Eriador. Und wo zum Teufel finde ich die, und wie heisst sie?
  • Mein persönlicher Favorit: Wie sehen handelsübliche Orks in den Büchern (!) aus?

Wirst Du nicht können. Niemand kann das, außer Tolkien (vielleicht), und der ist unglücklicherweise tot.

Das sind alles Fragen, die Du bei jeder (edit: fürs Rollenspiel entworfenen) Spielwelt zumindest sehr ungefähr beantworten kannst. Bei Mittelerde geht das nicht. Man kann raten, ja, oder Schlussfolgerungen aus Schlussfolgerungen ziehen, die dann eine beinahe beliebige Variationsbreite an möglichen Antworten erlauben. Aber nichts konkretes.

Eine definierte Welt ist was anderes. Das Einzige, was Mittelerde liefert, ist ein Gefühl, "bei den Gefährten auf der Welt mit" zu spielen. Das wiederum ist eher witzlos, wenn man in ganz anderen Zeitaltern oder an anderen Orten spielt.

Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #76 am: 3.03.2010 | 21:13 »
Right, das wollt ich ja eigentlich in meinem letzten Beitrag noch gesagt haben - dass es auch im decipher-Spiel Magier als Spielerklasse gibt, was ich wiederum als Konzession an die Spielerwünsche abseits des Tolkien-Kanons betrachte. Und insgesamt betrachte ich ja die Umsetzung der Magie im decipher-Spiel, wie schon gesagt, sogar als halbwegs passend und als Kompromisslösung akzeptabel. Eben da sie der subtilen Natur der Magie in Mittelerde Rechnung trägt.
Bauchschmerzen bekomme ich halt eher, wenn da mit der vollen Bandbreite der Rolemaster- oder D&D-Spruchlisten operiert wird.

Übrigens haben wir uns auch schon viele Gedanken darüber gemacht, wie man bestimmte Aspekte Mittelerdes interpretieren kann. Zum Beispiel Staats- und Gesellschaftsformen. Bei Rohan ist es relativ einfach, weil das halt so ein idealisiertes frühmittelalterliches Angelsachsenbild darstellt, nur mit mehr Pferden. Bei Gondor ist das schon kniffliger. Wir haben uns dann schließlich weitgehend am Oströmischen Reich orientiert, da Gondor halt schon relativ mediterran gelegen ist und relativ viele der Kernpunkte zusammenpassen.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #77 am: 3.03.2010 | 21:51 »
Nein, ist es nicht. Oder kannst Du folgende Fragen verbindlich mit Textzitat beantworten, die man für Rollenspielkampagnen zumindest ganz ungefähr beantwortet haben müsste: [snip]

Genau diese Art von Fragen sind es, die man mit den oben umrissenen Methoden mit einem hinreichenden Grad an Wahrscheinlichkeit bearbeiten kann, wenn man die entsprechenden Hinweise liest. Zweck von Rollenspiel ist Nebenschöpfung - sei es in einer Welt, die durch ein Spielsystem definiert wird oder eine nach einer literarischen Vorlage. Im zweiten Fall werden meist die Fragen nicht direkt beantwortet, doch im Fall von Tolkien hat er viele Hinweise hinterlassen, die einem die Erarbeitung einer Antwort erleichtern. Durch solide Textarbeit lassen sich Antworten erarbeiten, die einen höheren Grad an Werktreue besitzen als solche, die man "aus dem Bauch heraus" entwickelt.

Tolkien selber schreibt ja im bekannten Brief #131, daß seine Schöpfung auch "other minds and hands" Raum für weitere Ausschmückungen und Ausarbeitungen lassen solle. Ihm war bewußt, daß er niemals alle Informationsbedürfnisse seiner Leser selber befriedigen könne (Letters, #187).

Insofern ist es sicher keine Häresie, wenn man mit einem soliden Quellenrechercheansatz selber Material entwickelt, welches sich größtmöglich an die fixen Vorgaben anlehnt.

Zitat
Eine definierte Welt ist was anderes. Das Einzige, was Mittelerde liefert, ist ein Gefühl, "bei den Gefährten auf der Welt mit" zu spielen. Das wiederum ist eher witzlos, wenn man in ganz anderen Zeitaltern oder an anderen Orten spielt.
Nein, das liefert allenfalls der LotR. Mittelerde ist viel mehr als die Romanhandlung. Das sind zwei Dinge, die man sauber trennen sollte.

Tolkien sagt uns beispielsweise, daß im gondorischen Königshaus nach dem Sippenstreit Mißtrauen und Realpolitik (i.S. von Eliminierung möglicher Rivalen in der Verwandtschaft) verstärkt hervortraten, und dies den Niedergang von Anárions Linie beschleunigte. Wir erfahren das militärische Potential Gondors zur Zeit des Ringkrieges, woraus sich über Quervergleiche recht gute Rückschlüsse auf die Bevölkerungszahl ableiten lassen. Wir erfahren, daß die Truchsessen von der verborgenen Linie im Norden wußten, dies aber aus Eigeninteresse (Herrschaftsanspruch) ignorierten. Wir erfahren die exakten Regierungs- und Lebensdaten der Könige von Númenor, Arnor/Arthedain/Stammesführer und Gondor (plus Truchsessen und Linie vonn Imrazôr). Hieraus kann man hervorragend eine Eichkurve für númenorische Lebenserwartung über zwei Zeitalter erstellen. Dies ist direkt fürs Rollenspiel releavnt, wenn man númenórische Charaktere hat und deren Lebenserwartung benötigt.
Die Liste lässt sich noch viel weiter fortsetzen; dies nur mal aus dem Handgelenk.

Für eine lediglich vage "gefühlte" Welt sind das schon eine Menge Details. Wie gesagt, man muß sich viele - begründete - Antworten durch mühsames Quellenstudium erarbeiten, da dies Punkte betrifft, die Tolkien offengelassen hat.

Welchen Anspruch an eigene Entwicklungen man hat, kann nur jeder für sich entscheiden, ich persönlich bevorzuge es, ein Maximum an relevanten Quellen zu sichten, bevor ich versuche eine Antwort zu entwickeln. Je nach Gesichtspunkt stehen gute Quellen zur Verfügung, die die Antwort vergleichsweise einfach machen (z.B. númenórische Lebenserwartung), bei anderen Punkten ist man viel auf eigene Urteilskraft angewiesen, weil die Quellen ausgesprochen dünn sind (z.B. 4. Zeitalter nach Aragorns Herrschaft).
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Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #78 am: 3.03.2010 | 21:53 »
@Königslinien: Wie hätte mein alter Nordistik-Prof wohl gesagt, "Die Genealogien sind freilich zum Abgewöhnen" xD
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Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #79 am: 3.03.2010 | 21:57 »
@Königslinien: Wie hätte mein alter Nordistik-Prof wohl gesagt, "Die Genealogien sind freilich zum Abgewöhnen" xD
Nun ja - sowas ist nat. nicht jedermanns Sache. Aber es ging ja um Details, die man als Background braucht ;)
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Offline Blutschrei

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #80 am: 3.03.2010 | 22:07 »
Zitat
Nein, ist es nicht. Oder kannst Du folgende Fragen verbindlich mit Textzitat beantworten, die man für Rollenspielkampagnen zumindest ganz ungefähr beantwortet haben müsste:

Hier kommt es aber auch ganz darauf an, wieviel Festlegung man als Spieler und Spielleiter haben will.

Ich habe z.b. 3 Jahre lang DSA nach der 4.0 Basisbox gespielt und einen Heidenspaß daran gehabt, da hat es eben gereicht, zu wissen, dass Gareth "groß" war, das hat der Stimmung keinen Abbruch getan, über Diplomatie und wichtige Adlige wusste natürlich niemand der Mitspieler was, es wurde eben einfach für den Plot erfunden und hat so gepasst.
Und wenn ich anfangen würde auf Mittelerde zu spielen, ich würde es genau so wieder tun und schätze auch, dass ich Spieler finden würde, die sich an Dingen die nicht festgelegt/bekannt sind einfach nicht stören würden.

Zudem findet man wohl in jedem Setting 10 Fragen, die niemand beantworten kann. Und meist auch 10 Umstände die sich schlicht und ergreifend wiedersprechen, was mir in HdR nicht so oft vorzukommen scheint. (Ich muss jedoch gestehen, dass ich nicht soooo gebildet bin, was Tolkien angeht)
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Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #81 am: 3.03.2010 | 22:18 »
Achja @Thot: zumindest für einige der Fragen hat sich iirc schonmal jemand die Mühe gemacht, ich meine mich jdf zu erinnern, dass im Historischen Atlas von ME da einige Eckdaten zu drinstünden. Aber ehrlich gesagt hab ich grad keine Lust nachzuschauen.
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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #82 am: 3.03.2010 | 23:28 »
Achja @Thot: zumindest für einige der Fragen hat sich iirc schonmal jemand die Mühe gemacht, ich meine mich jdf zu erinnern, dass im Historischen Atlas von ME da einige Eckdaten zu drinstünden. Aber ehrlich gesagt hab ich grad keine Lust nachzuschauen.

Das sind aber auch nur Mutmaßungen, und sie sind nicht Kanon. ;) Man kann alles mögliche und das Gegenteil schlussfolgern, aber wissen? Woher?

Offline Blutschrei

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #83 am: 3.03.2010 | 23:31 »
Zitat
Man kann alles mögliche und das Gegenteil schlussfolgern, aber wissen? Woher?
Soweit mein Wissensstand reicht, hat Tolkien das ganze auch nur erfunden und geklaut.



...Naja, vielleicht unterliegen wir auch alle einer ganz üblen Verschwörung....
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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #84 am: 3.03.2010 | 23:39 »
Genau diese Art von Fragen sind es, die man mit den oben umrissenen Methoden mit einem hinreichenden Grad an Wahrscheinlichkeit bearbeiten kann

Klar, können kann man viel, wenn man zuviel Zeit hat. ;)

Zitat
Durch solide Textarbeit lassen sich Antworten erarbeiten, die einen höheren Grad an Werktreue besitzen als solche, die man "aus dem Bauch heraus" entwickelt.

Es drängt mich, festzuhalten, dass Du keine einzige meiner Fragen beantworten konntest. Insbesondere auch nicht die letzte.

Zitat
Tolkien selber schreibt ja im bekannten Brief #131, daß seine Schöpfung auch "other minds and hands" Raum für weitere Ausschmückungen und Ausarbeitungen lassen solle.

Klar, auch das gilt für jede fiktionale Welt, und das ist ja auch gut so. Aber eine brauchbare Rollenspielwelt liefert den Rahmen doch so, dass alle mehr oder weniger das Gleiche darunter verstehen. Das leistet Mittelerde nicht (und sollte es auch nie). Es ist eben keine Rollenspielwelt.

Zitat
Tolkien sagt uns beispielsweise, daß im gondorischen Königshaus nach dem Sippenstreit Mißtrauen und Realpolitik (i.S. von Eliminierung möglicher Rivalen in der Verwandtschaft) verstärkt hervortraten, und dies den Niedergang von Anárions Linie beschleunigte.

Das war Jahrtausende (!) vor dem Ringkrieg. Nutzlose Hintergrundinformation über Geschichte von Geschichte der Spielwelt.

Zitat
Wir erfahren das militärische Potential Gondors zur Zeit des Ringkrieges,

Nein, tun wir nicht. Wir erfahren nur, welche Kräfte an im Wesentlichen zwei Schlachten teilnahmen. Wir wissen nicht, wie viele Truppen Gondor hätte noch ausheben können, wenn Minas Tirith gefallen wäre.

Zitat
woraus sich über Quervergleiche recht gute Rückschlüsse auf die Bevölkerungszahl ableiten lassen.

Da wir keine Ahnung haben, ob das ein Berufs-, Feudal- oder gar Wehrpflichtheer ist, könnten wir das nicht mal dann, wenn die Angaben vollständig wären.

Zitat
Wir erfahren, daß die Truchsessen von der verborgenen Linie im Norden wußten, dies aber aus Eigeninteresse (Herrschaftsanspruch) ignorierten.
Wir erfahren die exakten Regierungs- und Lebensdaten der Könige von Númenor, Arnor/Arthedain/Stammesführer und Gondor (plus Truchsessen und Linie vonn Imrazôr). Hieraus kann man hervorragend eine Eichkurve für númenorische Lebenserwartung über zwei Zeitalter erstellen. Dies ist direkt fürs Rollenspiel releavnt, wenn man númenórische Charaktere hat und deren Lebenserwartung benötigt.
Die Liste lässt sich noch viel weiter fortsetzen; dies nur mal aus dem Handgelenk.

Oh, zweifellos gibt es Informationen, das bestreite ich ja nicht. Aber wichtige Informationen fehlen.

Zitat
[...]
bei anderen Punkten ist man viel auf eigene Urteilskraft angewiesen, weil die Quellen ausgesprochen dünn sind (z.B. 4. Zeitalter nach Aragorns Herrschaft).

Oder eine beliebige meiner genannten Fragen, die je nach Kampagne unmittelbar relevant sind fürs Rollenspiel. ;)

Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #85 am: 3.03.2010 | 23:42 »
Soweit mein Wissensstand reicht, hat Tolkien das ganze auch nur erfunden und geklaut.
[...]

Ja, aber der Sinn einer gemeinsamen fiktiven Welt ist ja, dass alle am Spieltisch ohne viel Aufwand von den gleichen Voraussetzungen ausgehen können - das meinte ich mit "wissen". Raten kann man viel, aber eben auch mit unterschiedlichsten Ergebnissen.

Offline Blutschrei

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #86 am: 3.03.2010 | 23:56 »
Ich weiss ja nicht, wieviel Quellbücher du so ließt, und wie gut du diese dann auch aus dem Kopf raus zitieren kannst, bevor! du die erste Runde spielst. Aber wenn ich jetzt morgen eine Gruppe hätte, die Mittelerde bespielen wollen würde und ich wäre SL, dann:
Würde ich mich an den Tisch setzen, sagen "Orks sehen aus wie im Film und Magier sind nicht spielbar. Ihr seid einfache Bauern Gondors und ein Herold hat euch heute zum Militärdienst bei Minas Tirith beordert."

So kann ich eine wunderschöne, settingnahe Spielrunde verbringen, in der es einfach irrelevant ist, nach welchem System Leute zum Militärdienst gerufen werden oder wie das Adelssystem funktioniert.
Ich versuche eben mein bestes, das rüberzubringen, was das Setting mir bietet, alles andere wird erfunden und entweder vom SL während dem Spiel oder der Gruppe in der Spielpause innerhalb einiger Minuten festgelegt.

Du wirst in jedem Setting Lücken finden, die du als SL füllen musst, je nach Ausarbeitung des Settings eben mehr oder weniger, mir wäre es bei einigen Settings lieber, man hätte zugunsten der Spielbarkeit deutlich mehr Lücken gelassen, das würde das Setting für meinen persönlichen Spielstil "rollenspieltauglicher" machen.
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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #87 am: 4.03.2010 | 00:12 »
[...]
Ihr seid einfache Bauern Gondors und ein Herold hat euch heute zum Militärdienst bei Minas Tirith beordert."
[...]
So kann ich eine wunderschöne, settingnahe Spielrunde verbringen, in der es einfach irrelevant ist, nach welchem System Leute zum Militärdienst gerufen werden
[...]

Du hast Dir gerade selber widersprochen. ;)

Aber ich weiss ja, was Du meinst. Klar kann man einfach irgendwas festlegen, und für einen One-Shot ist das alles eh egal, oder für eine Kampagne simplen Dungeoneerings oder dergleichen. Aber sobald man etwas komplexeres machen will, ist man entweder auf Sekundärwerke angewiesen (die einem auch nicht alles beantworten) oder man wird gezwungen, selbst etwas festzulegen. Bei letzterem aber kann es schnell passieren, dass das mit den Annahmen eines Spielers über Tolkiens Welt kollidiert - und mit etwas Pech kommt das in dem Moment raus, wenn sein Charakter deshalb völlig unpassend in einen Fettnapf tritt.

Zitat
[...]
Du wirst in jedem Setting Lücken finden, die du als SL füllen musst
[...]

Natürlich, und das ist ja auch gut so! Aber schau Dir Mittelerde genau an. Es hat keine Lücken, nicht mal Löcher. Mittelerde hat (als Rollenspielwelt) fehlende Wände.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #88 am: 4.03.2010 | 02:38 »
Zitat
Natürlich, und das ist ja auch gut so! Aber schau Dir Mittelerde genau an. Es hat keine Lücken, nicht mal Löcher. Mittelerde hat (als Rollenspielwelt) fehlende Wände.

Jo, wenn man halt Hunderte Seiten Material ignoriert.

Ich verwies im OP definitiv auf die Citadel/Laurin-Materialien zur Spielwelt, die natürlich schon eine Menge Struktur und Material anbieten, das sehr sorgältig mit Blick auf das Quellenmaterial erstellt wurde. Insofern ist mir nicht klar, wie die DIskussion der letzten Seiten mit meiner Ausgangsfrage zusammenhängt, die da lautete: "Warum sollte man auf ME nicht spielen können, wo es doch einen Haufen gutes RSP-Material dafür gibt?"

folgende Fragen verbindlich mit Textzitat beantworten, die man für Rollenspielkampagnen zumindest ganz ungefähr beantwortet haben müsste...

Wenn man also auf die Frage des Fragestellers und Threaderöffners (moi) eingeht, erübrigen sich derlei Einwände, weil alle diese Settingdetails in hervorragend und liebevoll ausgearbeiteten Quellen- und Abenteuerbänden bereits geschildert wurden. Sogar die Zustände in versch. Zeitaltern. Einzig die Diskussion über die Magieadaption auf den letzten beiden Seiten halte ich für zielführend hinsichtlich meiner Frage.

EDIT/ Ansonsten durchaus interessant, weitermachen. :) Beantwortet halt alles nur meine Frage nicht.

« Letzte Änderung: 4.03.2010 | 06:04 von Tearmaster »
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #89 am: 4.03.2010 | 06:33 »
Das war Jahrtausende (!) vor dem Ringkrieg. Nutzlose Hintergrundinformation über Geschichte von Geschichte der Spielwelt.

Offenbar verwechselst Du die kurze Episode des LotR / Ringkrieges mit der Spielwelt als solches. Wenn man derartig auf die Buchstaben LotR (Romanhandlung) fixiert ist und diese als "Spielwelt" ansieht, treten nat. schneller Probleme und Grenzen auf - keine Frage.
Wenn man erwartet, jede vorstellbare Frage müsse im Buch beantwortet werden um es "richtig" zu machen und wenn dies dann (natürlich) nicht eintriitt, es als Beweis der Nichtbrauchbarkeit der Spielwelt anzusehen, ist nat.auch irgendwie eine Möglichkeit.

Jedem so, wie er's mag.

Bei der Ausgestaltung (auch mit Quellenbüchern/-material) geht es um eine gute Näherung. Nicht jeder hat die Zeit - das ist klar. Nur sollte man, wenn sich jemand die Mühe macht (kommerzielle oder nicht), dies auch anerkennen.

Der Vorteil, wenn man seine Schlußfolgerungen an Quellen begründet, ist (wie bei jeder solide recherchierten Arbeit), daß andere Leute die Argumente nachvollziehen können und - auf der gleichen Ebene - Gegenargumente gfunden werden können, oder man sich anhand der schlüssigen und gut begründeten Argumentation auf dies als RPG-Kanon auf Mittelerde einigen kann.
« Letzte Änderung: 4.03.2010 | 06:35 von Tolwen »
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Offline Darius

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #90 am: 4.03.2010 | 10:12 »
Ich kann nur sagen, man kann sehr gut auf Mittelerde spielen. Auch mit Magiern und allem Gedöns.

Wir spielen doch "Fantasy Rollenspiel"! Ich verstehe manchmal nicht, wieso das dann so bierernst genommen wird. Was schadet es denn Mittelerde, wenn da auch Feuerball Magier rumlaufen? Jeder soll den Charakter spielen können, den er will. NSC können das dann halt auch.

Wir haben sogar schonmal den Herrn der Ringe als Ringträger nachgespielt und es war sehr geil! :D Na gut, wir haben den Ring dann Sauron übergeben. ;D

Ich mag Mittelerde auch im Rollenspiel. Und wenn meine Gruppe sagen würde: "Bitte keine Magier!" dann wäre das auch OK. Dann halt nur Magiertypen mit "subtiler" Magie. Wie der Waldläufer oder so.
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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #91 am: 4.03.2010 | 10:54 »
Jo, wenn man halt Hunderte Seiten Material ignoriert.

Ich verwies im OP definitiv auf die Citadel/Laurin-Materialien zur Spielwelt, die natürlich schon eine Menge Struktur und Material anbieten, das sehr sorgältig mit Blick auf das Quellenmaterial erstellt wurde. Insofern ist mir nicht klar, wie die DIskussion der letzten Seiten mit meiner Ausgangsfrage zusammenhängt, die da lautete: "Warum sollte man auf ME nicht spielen können, wo es doch einen Haufen gutes RSP-Material dafür gibt?"

Gar nichts, die Iron Crown/Citadel-Laurin-Version von Mittelerde ist einne prima Spielwelt, gut ausdefiniert und so weiter - allerdings ist sie auch nicht das, was sich die meisten Leute unter "Mittelerde" vorstellen. Ich verarbeite nur gerade mein HdR-SL-Trauma, da bitte ich um Nachsicht. ;D

Zitat
Einzig die Diskussion über die Magieadaption auf den letzten beiden Seiten halte ich für zielführend hinsichtlich meiner Frage.
[...]

Naja, aber dazu ist ja im Grunde alles gesagt. Im Rahmen des Rolemaster/MERS-Systems würde man das vielleicht in eine Hausregeln übersetzen:

"Alles, was irgenwas was dem Nichts erschafft, oder mal eben schnell verändert oder offensichtlich übernatürlich ist, oder ein direkter Angriffszauber ist, wird mal eben um 30 Stufen höher bewertet". Gut, dann bleibt von Rolemastermagie nicht viel über.  8]

Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #92 am: 4.03.2010 | 10:57 »
[...]
Der Vorteil, wenn man seine Schlußfolgerungen an Quellen begründet, ist (wie bei jeder solide recherchierten Arbeit), daß andere Leute die Argumente nachvollziehen können und - auf der gleichen Ebene - Gegenargumente gfunden werden können, oder man sich anhand der schlüssigen und gut begründeten Argumentation auf dies als RPG-Kanon auf Mittelerde einigen kann.

Vor allem macht sowas in sich selbst Spaß, das verstehe ich ja. Textexegese des Großen Professors ist nicht umsonst ein eigenes Hobby, dem viele frönen. Nur: Als SL will ich ja in erster Linie ein Werkzeug für meine Kampagnen haben und nicht ein neues Zusatzhobby.

Offline Darius

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #93 am: 4.03.2010 | 10:57 »
Naja nicht ganz. Viele Sprüche sind schon nicht für jeden offensichtlich. Gerade Heilung ist gut durchführbar denke ich. Klar...man helit fast sofort usw. aber das lässt sich erzählerisch auch lösen denke ich.
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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #94 am: 4.03.2010 | 11:12 »
[...]Was schadet es denn Mittelerde, wenn da auch Feuerball Magier rumlaufen? Jeder soll den Charakter spielen können, den er will. NSC können das dann halt auch.
[...]

Nun, es wirft die Frage auf, wieso Gandalf der Weiße, als unbestreibar mächtigster aller Magier Mittelerdes, nicht auf de Pelennor-Feldern mal so richtig die Sau rausgelassen hat. (Du kennst sicher den passenden Comic von Dork Tower...) Gandalf konnte mit Tieren reden und verstand offenbar was von Feuerwaffen (und Saruman konnte scheinbar Kanonen bauen, wenn man sich die Schlacht an der Hornburg noch mal durchliest), war aber ansonsten im Wesentlichen eine sehr gebildete Person.

Der wirkliche Grund für Gandalfs scheinbare Schwäche im Vergleich zu üblichen Rollenspiel-Magiern ist natürlich, dass seit Tolkien die Vorstellung des Fantasy-Magiers viel mehr ausgestaltet wurde und Dinge, an die Tolkien niemals hätte denken können, heute zum archetypischen Bild eines Zauberers dazugehören.

Es wäre nur leider nicht so interessant, den Plot vom Herr der Ringe mal mit einem "modernen" Magier an Gandalfs Stelle zu spielen, der dessen Status als Halbgott/Engel in Werten ausdrückt - der würde Frodo und sich einfach mal eben schnell zum Schicksalsberg teleportieren, Frodo den Ring hineinwerfen lassen und fertig.

Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #95 am: 4.03.2010 | 11:14 »
Naja nicht ganz. Viele Sprüche sind schon nicht für jeden offensichtlich. Gerade Heilung ist gut durchführbar denke ich. Klar...man helit fast sofort usw. aber das lässt sich erzählerisch auch lösen denke ich.

Hm, auch hier hättest Du wieder das Problem, dass Elrond (der unbestritten beste Heiler von ganz Mittelerde) zur Heilung Frodos nach dessen Verwundung auf der Wetterspitze vier Wochen brauchte. Passt also nicht.

Kann man natürlich trotzdem spielen. :D

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #96 am: 4.03.2010 | 11:28 »
Das sind aber auch nur Mutmaßungen, und sie sind nicht Kanon. ;) Man kann alles mögliche und das Gegenteil schlussfolgern, aber wissen? Woher?

Ich will ja nicht sagen, dass man alle derartigen Fragen genau beantworten kann, aber es gibt doch noch einen Unterschied zwischen wilden Mutmaßungen und einigermaßen fundierten Annahmen bzw. Herleitungen. Man muss sich halt noch ein wenig mit der Materie auskennen. Dann schaut man sich z.B. Minas Tirith an und überlegt sich: der Pelennor ist die Versorgungsbasis der Stadt und misst soundsoviele Hektar. Die Bewohner dürften reichlich Eisenwerkzeuge und Nutztiere zur Verfügung haben, aber bestimmt keinen Kunstdünger, somit dürfte der Ertrag pro Hektar in dem und dem Bereich liegen. Mit dieser Menge lassen sich soundsoviele Menschen versorgen. Voilà, die Obergrenze für die Bevölkerung von MT.

Natürlich ist das relativ mühselig (kann aber auch Spaß machen), aber ich find das unterm Strich weniger schlimm als schlecht ausgedachte, inkohärente Zahlen, wie sie in den meisten Fantasysettings offiziell publiziert werden.
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Offline Thot

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #97 am: 4.03.2010 | 11:37 »
Ich will ja nicht sagen, dass man alle derartigen Fragen genau beantworten kann, aber es gibt doch noch einen Unterschied zwischen wilden Mutmaßungen und einigermaßen fundierten Annahmen bzw. Herleitungen. Man muss sich halt noch ein wenig mit der Materie auskennen. Dann schaut man sich z.B. Minas Tirith an und überlegt sich: der Pelennor ist die Versorgungsbasis der Stadt und misst soundsoviele Hektar. Die Bewohner dürften reichlich Eisenwerkzeuge und Nutztiere zur Verfügung haben, aber bestimmt keinen Kunstdünger, somit dürfte der Ertrag pro Hektar in dem und dem Bereich liegen. Mit dieser Menge lassen sich soundsoviele Menschen versorgen. Voilà, die Obergrenze für die Bevölkerung von MT.
[...]

Man kann dann Schlussfolgerungen ziehen, ja, aber ein wesentlicher Parameter, nämlich wie ertragreich die auf dem Pelennor angebauten Sorten sind (das macht z.B. zwischen dem Alten Ägypten und heute allein und ohne Dünger schon einen Fakor von je nach Quelle 5-10 aus) musst Du Dir dann auch wieder aus den Fingern saugen.

Ein anderes Beispiel: Es gibt eine Minderheit der Tolkien-Fans, die Mittelerde zur Zeit des Ringktriegs nicht, wie Jacksons Filmversion, in einer spätmittelalterlichen Technologiestufe, sondern mehr auf bronze- oder früheisenzeitlichem Niveau sehen. Und die können das genauso begründen wie ihre Gegner, beides ist valide.

Klar, man kann aus dem, was Tolkien geschrieben hat, eine tolle Welt machen (oder sogar mehrere), und damit viel Spaß haben. Aber Tolkiens Welt alleine ist eben keine vollwertige Rollenspielwelt.

Offline Feuersänger

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #98 am: 4.03.2010 | 11:47 »
Das stimmt schon. In meinen Augen ist das aber sogar ein Punkt, der _für_ ME als Setting spricht, da ich mir gerne selber Gedanken zu solchen Sachen mache und da einigen Freiraum habe, um mich - immer noch Lore-getreu! - austoben zu können. In erster Linie, weil die Alternativen, wie schon gesagt, meistens mit sehr detaillierten, aber völlig hanebüchenen Zahlen aufwarten, und das stört für mich das Spielerlebnis mehr, als wenn gar keine Angaben gemacht werden.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Tolwen

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Re: Warum nicht Mittelerde als Rollenspiel-Setting?
« Antwort #99 am: 4.03.2010 | 18:01 »
Ich verwies im OP definitiv auf die Citadel/Laurin-Materialien zur Spielwelt, die natürlich schon eine Menge Struktur und Material anbieten, das sehr sorgältig mit Blick auf das Quellenmaterial erstellt wurde. Insofern ist mir nicht klar, wie die DIskussion der letzten Seiten mit meiner Ausgangsfrage zusammenhängt, die da lautete: "Warum sollte man auf ME nicht spielen können, wo es doch einen Haufen gutes RSP-Material dafür gibt?"
In der Tat. Der Ansatz von ICE, zusätzlich zu Abenteuern eine Menge Hintergrundmaterial zu veröffentlichen, anstatt "regeltechnische" Publikationen, ist für ME m.E. genau das Richtige für eine (und besonders diese) Spielwelt.
Natürlich hat ICE dabei auch ein paar Mal richtig danebengegriffen (und eine Menge mittelmässige Sachen produziert, aber auch einige wirklich hervorragende Sachen) - doch wo gibt's nur Perlen? Der wesentliche Punkt ist aber, daß dies im wesentlichen handwerkliche Fehler betrifft, und nicht den Ansatz als solchen. Der zeigt nämlich das Potential auf - ungeachtet der handwerklichen Kritik.
Decipher hat damit (Quellenmaterial) ansatzweise auch angefangen (Moria & Helm's Deep), doch beendete kurz danach dann das ganze Spiel. Allerdings haben hier sicher auch die erstickenden Lizenzbedingungen eine Rolle gespielt.

Man kann nur hoffen, daß dem neuen Spiel mehr Glück beschieden sein wird, und die Macher dem Kern des Ganzen - dem Weltenbau innerhalb des vorgegebenen Gerüsts - entsprechenden Raum geben werden.
« Letzte Änderung: 4.03.2010 | 18:38 von Tolwen »
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