Autor Thema: Charakter wird unspielbar  (Gelesen 13484 mal)

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Offline SeelenJägerTee

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #50 am: 30.09.2009 | 11:49 »
Wenn einem olympischen Bogenschützen der Arm abgerissen wird gibt es im echten Leben zwei Optionen
 - er wird verbittert darüber, dass seine Bestimmung ein so jähes Ende gefunden hat.
 - er macht das Beste aus der Situation und überlegt sich, wie er sein Können ohne Arm verwenden kann.

Ich finde es schon irgendwie komisch, dass im Rollenspiel so viele knall harte Helden, die ohne mit der Wimper zu zucken den Keller mit den Zombies stürmen wie wimmernde Weicheier allen Mut verlieren wenn ein Körperteil ab ist "Wuuuuuhuhuuuu alles ist sinnlos geworden, ich kann nicht mehr töten, mein Leben hat keinen Sinn mehr."
Bei Kampforientierten Spielen sehe ich sowas ja ein, da kann so ein Charakter (aus Spielersicht) wirklich keinen Sinn mehr haben, aber bei Spielen in denen man nicht zwangsweise Kämpfen muss frage ich mich schon wieso man sich als Spieler nicht überlegt wie der Charakter sein Wissen trotzdem noch einsetzen kann.

Und man könnte ja auch über eine 50% oder vollständige Rückzahlung der Punkte die in Kampf gesteckt wurden nachdenken um dem Charakter jetzt die Sozialfähigkeiten zu steigern.
Wenn man denn will könnte man ja sagen pro Spielsitzung kann man nachher 10% der nutzlos gewordenen Punkte umverteilen, das würde dann irgendwie widerspiegeln wie der Charakter lernt mit seiner Schwäche umzugehen und neue stärken entwickelt um seine Behinderung zu kompensieren.
(mMn besser als einfach n'en neuen mit den Sozialfähigkeiten zu machen.)

Offline GustavGuns

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #51 am: 30.09.2009 | 12:01 »
Wort drauf, Tee!

Ich meine, als das Schicksal Götz von Berlichingen die Hand abgetrennt hat, da hat er nicht so weinerlich rumgemacht...

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Offline bobibob bobsen

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #52 am: 30.09.2009 | 12:06 »
Das was Seelenjägertee sagt.

Ich sehe Handikaps auch eher als Herausforderung sein Charakter Konzept zu überdenken und nicht viele Jahre in denen man viel freude an einem Charakter hatte einfach nur wegzuwerfen.
Wenn meiner Frau was schlimmes passiert verstoße ich sie ja auch nicht sondern suche Lösungen wie man jetzt mit der Situation klar kommt.

Offline carthinius

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #53 am: 30.09.2009 | 12:10 »
Ich finde es schon irgendwie komisch, dass im Rollenspiel so viele knall harte Helden, die ohne mit der Wimper zu zucken den Keller mit den Zombies stürmen wie wimmernde Weicheier allen Mut verlieren wenn ein Körperteil ab ist "Wuuuuuhuhuuuu alles ist sinnlos geworden, ich kann nicht mehr töten, mein Leben hat keinen Sinn mehr."
Bei Kampforientierten Spielen sehe ich sowas ja ein, da kann so ein Charakter (aus Spielersicht) wirklich keinen Sinn mehr haben, aber bei Spielen in denen man nicht zwangsweise Kämpfen muss frage ich mich schon wieso man sich als Spieler nicht überlegt wie der Charakter sein Wissen trotzdem noch einsetzen kann.
Naja, wenn ich aus John McClane dank abgetrennten Arms einen Ash Haushaltswaren machen kann, würde ich auch nicht "unspielbar" schreien...  ;)

Aber vermutlich ist das wirklich eine Frage des eigenen Verständnisses bzw. Herangehens an den Charakter. Für "Abenteuerspiel" macht sich ein Krüppel vermutlich nicht sehr gut - vielleicht auch, weil es an verkrüppelten Helden mangelt? Würde ich mehr auf Drama spielen, könnte ich mir sowas wieder gut vorstellen; bei Mischformen wird es wieder kritischer. Und dass die Sache immer auch settingabhängig ist, sollte auch klar sein: In SF-Settings kann es dann halt heißen: "Arm ab? Hier ist die Prothese!", gern auch mit anschließendem "Du kannst nicht bezahlen? Willkommen in der Mobilen Infantrie!"; wenn du bei SR allerdings als Magier vor der Option stehst, deine Magiewerte zu versauen, weil du dir Cyberware einbauen müsstest, kann ich als Spieler schon verstehen, wenn dann jemand auf den SC keinen Bock mehr hat (zumindest unter SR2/3, wie es jetzt ist, weiß ich nicht). Bei Fantasy geht das bei bestimmten Settings auch, Magie sei Dank.
Aber da ist natürlich die Frage, ob man einen Charakter, der so ein einschneidendes Erlebnis hatte, einfach normal weiterspielen kann. Auch da ist es legitim zu sagen, dass man diesen Charakter nicht mehr glaubhaft spielen könnte - das ist was anderes, als wenn man von vornherein den Kriegsveteran mit Psychoknacks spielen will.

Halten wir einfach mal fest, dass im Moment des Geschehens bestimmt kaum jemand schreit "Geil, mein Konzept ist im Arsch, aber ich wollte schon immer einen Krüppel spielen!". Man sollte nur halt vielleicht ein bisschen darüber nachdenken, ob man den SC jetzt wirklich nicht mehr spielen wollen würde. Das geht nur nicht sonderlich gut, wenn um einen die Gruppe sitzt, die JETZT SOFORT wissen will, wie wir weitermachen.
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Offline pharyon

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #54 am: 30.09.2009 | 12:10 »
... - die Charaktere sind eine Fiktion, die (in den Runden, in denen ich spiele) auch rückwirkend modifzierbar ist, und damit kann im Grunde jeder Charakter noch einmal zur Hand genommen werden, wenn es sich anbietet. In dem Punkt wäre mir zu viel Dogmatismus dann doch nur lästig.
So händeln wir das in gewissem Rahmen bei uns auch.

Wann wird ein Charakter unspielbar:
von Mechanismen her:
absolut: Er erreicht einen Zustand, der von den Regeln als unspielbar betrachtet wird (tot ohne Rettungsmöglichkeit, zu wahnsinnjig, etc.)
relativ: Er erreicht einen Zustand, in dem seine "Funktionstüchtigkeit" stark eingeschränkt wird (Koma, vergewaltigt, Schwertarm abgetrennt, etc.)

von der Stimmung her:
absolut: nichts, alles ist Geschmackssache
relativ: siehe oben, häufig sind zum Beispiel: Neugier auf andere Charakterkonzepte, fehlender Spaß am vorhandenen Konzept, Schwierigkeiten beim Einbringen des Charakters in die Gruppe.

p^^
"Natürlich werden sie ihn foltern - es sind PRAIOS-Geweihte!" (vielen Dank, Kristin ^^)

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Offline SeelenJägerTee

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #55 am: 30.09.2009 | 12:17 »
Das was Seelenjägertee sagt.

Ich sehe Handikaps auch eher als Herausforderung sein Charakter Konzept zu überdenken und nicht viele Jahre in denen man viel freude an einem Charakter hatte einfach nur wegzuwerfen.
Wenn meiner Frau was schlimmes passiert verstoße ich sie ja auch nicht sondern suche Lösungen wie man jetzt mit der Situation klar kommt.


Bei den heutigen Scheidungsraten sehen das aber wohl einige Leute anders. :gasmaskerly:

Offline Blizzard

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #56 am: 30.09.2009 | 12:22 »
OT: Wer übrigens Probleme damit hat, dass sein Char verkrüppelt und somit unspielbar werden könnte, sollte keine Systeme spielen, in denen sowas regeltechnisch möglich ist.
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Offline GustavGuns

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #57 am: 30.09.2009 | 12:25 »
Ich finde das übrigens interessant, wie viele Leute hier das Gefühl haben, ein Charakter sei nach einer Vergewaltigung unspielbar. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage, etwas viel anderes als gefoltert zu werden, ist das auch nicht. Folter kann sogar extremer sein - im Gegensatz zu einer Vergewaltigung ist das Ziel bei einer Folter meist explizit, den Willen des Opfers zu brechen. Das wird zwar im Rollenspiel meist ausgeblendet, trotzdem halte ich so eine Erfahrung für weit charakterverändernder.

Damit möchte ich jetzt nicht die möglichen psychologischen Auswirkungen einer Vergewaltigung herunterspielen. Ich sage bloß: Wenn die meisten Spieler es problemlos schaffen, solche psychologischen Auswirkungen bei Dingen wie Folter, Befragung usw. auszublenden, die in Rollenspielen durchaus mal vorkommen, oder sie im besten Fall als Impuls zum Ausspielen betrachten, warum eigentlich nicht bei Vergewaltigung?
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Callisto

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #58 am: 30.09.2009 | 12:32 »
Ich schaffe das nicht, weil ich als Frau viel mehr mit meinem Charakter mitleiden würde. Bei einer Folter ist es für die meisten meiner Charaktere klar, dass der Rachefeldzug kommt. Einige meiner Charaktere würden auch durch eine Vergewaltigung nicht unspielbar werden. Aber sie könnten. Einige meiner Charaktere würden auch durch eine Verkrüppelung nicht unspielbar werden. Aber sie könnten.

Beispiel ohne Verkrüppelung, nur Verskillung. Ich möchte eine Jägerin spielen und erstelle eine solche. Der SL wirft den Charakter immer mehr in Richtung Stadtskills und drängt sie am Ende den Beruf Händlerin zu lernen(Das ist die Familie deines lang verschollenen Vaters blabla). Für den Charakter selbst mag die Entwicklung nachvollziehbar sein, mir als Spieler hats trotzdem nicht gefallen. Jetzt ist sie ca Stufe 7 und kann weder die Jagdskills sonderlich gut, noch die Händlerskills. Sie kann alles, aber nichts richtig. Für die Zukunft unspielbar.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #59 am: 30.09.2009 | 12:36 »
Beispiel ohne Verkrüppelung, nur Verskillung. Ich möchte eine Jägerin spielen und erstelle eine solche. Der SL wirft den Charakter immer mehr in Richtung Stadtskills und drängt sie am Ende den Beruf Händlerin zu lernen(Das ist die Familie deines lang verschollenen Vaters blabla).

???

Wenn du das nicht gewollt hast, warum hast du dem nachgegeben?

Für den Charakter selbst mag die Entwicklung nachvollziehbar sein, mir als Spieler hats trotzdem nicht gefallen. Jetzt ist sie ca Stufe 7 und kann weder die Jagdskills sonderlich gut, noch die Händlerskills. Sie kann alles, aber nichts richtig. Für die Zukunft unspielbar.

Unspielbar? Nein. Hängt sehr von anderen Faktoren ab, z.B. vom System. Und von der Rolle, die man einnehmen möchte.
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Offline GustavGuns

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #60 am: 30.09.2009 | 12:43 »
Ich verstehe halt bloß den Unterschied nicht - wenn eh der Rachefeldzug folgt (wenn das denn möglich ist), stellt sich ja die Frage, was unterscheidet Vergewaltigung dann von Folter in der Art, wie es ausgespielt wird?

Und dass manche Charaktere "näher am Wasser gebaut" sind als andere, weniger Willenskraft oder einfach eine andere Perspektive auf die Welt haben und deshalb auch durch traumatische Erfahrungen schneller aus dem Spiel genommen werden können, ist ja klar. Solche Dinge sollte man dann in der Tat mit dem Spielleiter absprechen, aber das steckt meiner Meinung nach eher im Konzept des Charakters als in den Dingen die er erlebt.

Vielleicht bricht ein Charakter ja auch mal zusammen, weil er 4 Wachen getötet hat, und er nicht damit klarkommt, so viele Familen zerstört zu ha...hahaha, Entschuldigung.  ;D ::)

Damit will ich natürlich keineswegs implizieren, dass Spieler Charaktere primär deswegen fallenlassen, weil sie sich nicht mehr unbeschränkt einen auf sie runterholen können  :-\
« Letzte Änderung: 30.09.2009 | 12:58 von GustavGuns »
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Offline Feuersänger

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #61 am: 30.09.2009 | 12:57 »
Callistos Jägerin ist ein Beispiel für einen verskillten Charakter, aber ein recht extremes: wieso zum Teufel mischt sich der SL ein und schreibt vor, welche Skills der Char bekommen soll? Und wieso erdreistet er sich, einem Wildnischar ausgerechnet Händlerskills aufs Auge zu drücken?
Wenn das vom System abgedeckt ist, ist es ein scheiss System.

Ist ja schlimm genug, wenn Spieler ihre Chars selber verskillen, z.B. weil sie das System nicht kapieren. Aber vom SL verskillt zu werden, das ist ja echt die Krönung.  |:((

P.S.: ich kenn da auch so einen SL - hab mit dem aber nie gespielt - der in seiner D20 Runde den Spielern diktiert, welche Klassen sie zu nehmen haben. Also z.B.: sie wurden zum Kriegsdienst in ein Regiment gepresst --> alle müssen beim Levelup eine Stufe Fighter nehmen, ob sie wollen oder nicht. Und das nicht nur einmal, sondern durchgängig. In der Praxis sah das dann eben auch so aus, dass auf Stufe 10 alle SCs eine selbst gewählte Erststufe hatten und ansonsten quasi identisch aussahen. oÔ
« Letzte Änderung: 30.09.2009 | 13:29 von Löwenzahn »
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Pyromancer

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #62 am: 30.09.2009 | 13:02 »
Ich verstehe halt bloß den Unterschied nicht - wenn eh der Rachefeldzug folgt (wenn das denn möglich ist), stellt sich ja die Frage, was unterscheidet Vergewaltigung dann von Folter in der Art, wie es ausgespielt wird?

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Offline Boba Fett

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #63 am: 30.09.2009 | 13:24 »
Ich finde das übrigens interessant, wie viele Leute hier das Gefühl haben, ein Charakter sei nach [...] unspielbar.
Ich nehme den Satz mal als Ansatz. Ich lasse das Ereignis, das die vermeintliche "unspielbarkeit" auslöst bewusst unspezifiziert.
Ich denke nicht, dass ein Charakter nach einem Ereignis nicht mehr "spielbar" ist, sondern die Spieler haben keine Lust darauf, einen Charakter, dem ein bestimmtes Ereignis widerfahren ist, konsequent und rollengerecht zu spielen.

Kurz: Ich kann das verstehen.

Ich habe inzwischen so wenig Freizeit, dass ich sehr konkrete Ansprüche an die Gestaltung dieser Freizeit habe. Beim Rollenspiel (wo ich ohnehin meist als Spielleiter fungiere) habe ich als Spieler auch konkrete Wünsche daran, was ich spielen möchte und konkrete Vorstellungen, was ich nicht spielen möchte.
Und da ist es mir egal, ob der Charakter durch einen magischen Zapp in eine andere Rasse und/oder Charakterklasse verwandelt wird, oder ob ich plötzlich durch ein im Spielverlauf erzeugtes Ereignis einen traumatisierten oder körperlich beeinträchtigten Charakter spielen soll - sofern wir das nicht als "okay" vorher abgesprochen haben, sehe ich das als Eingriff des Spielleiters auf meinen Charakter, denn der setzt mich vor vollendete Tatsachen, ohne dass ich irgendein Mitgestaltungsrecht hätte.
Das beeinträchtigt mein Spielvergnügen erheblich - kurz gesagt: Dazu ist mir meine spärliche Freizeit zu schade.

Ich denke, der Spieler sollte immer noch selbst entscheiden können, was er spielen möchte.
Wenn er keinen (psychisch oder physisch) beeinträchtigten Charakter spielen will, sollte das akzeptiert werden.
« Letzte Änderung: 30.09.2009 | 13:37 von Boba Fett »
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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #64 am: 30.09.2009 | 13:31 »
Wenn Boba das schon schreibt, lösche ich die Verdoppelung gleich wieder und ergänze nur zu einem Punkt etwas:
... sofern wir das nicht als "okay" vorher abgesprochen haben, sehe ich das als Eingriff des Spielleiters auf meinen Charakter, denn der setzt mich vor vollendete Tatsachen, ohne dass ich irgendein Mitgestaltungsrecht hätte.
In den Runden, in denen ich spiele, ist es überwiegend so, daß die Charaktere in Beziehung zueinander erstellt werden. Wenn nun ein Charakter eine tiefgehende Veränderung aufgezwungen bekommt, beeinflußt das die anderen Charaktere ebenfalls. Es beeinflußt sie natürlich auch, wenn er die Veränderung wählt oder selbst herbeiführt, aber das wird in der Regel auch nicht eigenmächtig gemacht, sondern vorher auf die eine oder andere Weise abgestimmt. Der Aspekt des Ungewollten kann daher die ganze Gruppe "herunterziehen" - und warum sollte man das mühsam "aufarbeiten", wenn man doch als Runde die absolute Bestimmungshoheit über die Fiktion hat und es Wege gibt, auf schnellerem Wege wieder zu einem vergnüglichen Spiel zurückzukehren?

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #65 am: 30.09.2009 | 13:35 »
Dazu ist mir meine spärliche Freizeit zu schade.

Absolut richtig!
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Offline Hector

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #66 am: 30.09.2009 | 13:35 »
Ja nun, hier kann doch ohnehin nur jeder für sich sprechen. Das ist mit Sicherheit keine "richtig" oder "falsch" Diskussion, genauso könnte man über die angemessene Farbe für Cowboyhüte bei Deadlands streiten. Es geht ja nur darum, mal zu zeigen, wie man so eine Situation auch betrachten kann. Man kann aus im ersten Moment erschreckenden Veränderungen der gespielten Figur Herausforderungen ziehen und ein zunächst abwegiges Konzept zu einer echten Bereicherung machen. Ich verstehe aber auch jeden, der das eben nicht möchte und lieber einen neuen Charakter macht. Wirklich falsch wäre aus meiner Sicht lediglich, wenn man (SL, andere Spieler) versuchen würde, dem Betroffenen gegen dessen Willen etwas ein- oder auszureden. Und es gibt wohl SL, die in solchen Situationen versuchen, den Spieler dazu zu zwingen, weiterzumachen (z.B. mit angedrohten Abzügen für den Fall eines Charakterwechsels etc.).
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Offline Boba Fett

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #67 am: 30.09.2009 | 13:41 »
@Großkomtur:
Meinen Beitrag nicht mißverstehen: Es gibt durchaus Settings oder Kampagnen, wo ein solches Ereignis und die Folgen (Traumatisierung, Beeinträchtigung) daraus wirklich als Bereicherung und Herausforderung im Rollenspiel stehen. Und dann spiele ich das auch gern.
Nur sollte das vorher kommuniziert werden und der Spieler sollte - wie Du selbst sagst - mit solchen möglichen Folgen einverstanden sein.
Wäre er das prinzipiell nicht, würde er als Kandidat für solch ein Rollenspiel von vornherein ausfallen - was auch okay wäre.
Entweder spielt man dann ohne hin, berücksichtigt seine Erwartungen oder spielt eben etwas anderes... ;)
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Offline Hector

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #68 am: 30.09.2009 | 13:50 »
@ Boba: Was ist denn nun aber, wenn man Systeme spielt, die Verkrüppelungen und andere Beeinträchtigungen als Bestandteil des Zufallselements in den Regeln drin haben? Das kann man nicht absprechen. Das passiert einfach. Wenn die Gruppe sich nun mal drauf geeinigt hat, Warhammer, Cthulhu, Midgard, Stormbringer oder ähnlich gefährliche Sachen zu spielen, ist es durchaus drin, dass ein einfacher Kampf ohne jegliche Spielleiterwillkür ohne Fehlverhalten des SL zu einem abgetrennten Arm, einer Psychose oder sonstwas ekligem führt. Soll man sich dann hinsetzen und sagen: "Okay, passt das jetzt ins Gruppenkonzept? Oder würfeln wir lieber nochmal?"
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Offline dunklerschatten

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #69 am: 30.09.2009 | 13:52 »
Dafür das an anderer Stelle X Leute gesagt haben Vergewaltigung und andere Extreme schließen sie aus, heulen hier viele über dieses hypothetische Problem rum.

Ein Charakter wird unspielbar wenn ich keinen Lust mehr auf ihn habe !
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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #70 am: 30.09.2009 | 13:55 »
@ Boba: Was ist denn nun aber, wenn man Systeme spielt, die Verkrüppelungen und andere Beeinträchtigungen als Bestandteil des Zufallselements in den Regeln drin haben? Das kann man nicht absprechen.
Doch, man spricht ab, dass man diese Regeln benutzt - oder eben nicht benutzt.

Callisto

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #71 am: 30.09.2009 | 13:56 »
Callistos Jägerin ist ein Beispiel für einen verskillten Charakter, aber ein recht extremes: wieso zum Teufel mischt sich der SL ein und schreibt vor, welche Skills der Char bekommen soll? Und wieso erdreistet er sich, einem Wildnischar ausgerechnet Händlerskills aufs Auge zu drücken?
Wenn das vom System abgedeckt ist, ist es ein scheiss System.

Ist ja schlimm genug, wenn Spieler ihre Chars selber verskillen, z.B. weil sie das System nicht kapieren. Aber vom SL verskillt zu werden, das ist ja echt die Krönung.  |:((


Oh, er hat das mit der Karottenmethode gemacht. "Wir spielen in Zukunft eh fast nur in der Stadt, steiger doch lieber das, da kannst du ja nix." Dementsprechend hatten Jagdskills wenig Priorität. Während der Kampagne war das noch ok. Aber da Jäger schlechte Startwerte hat, in allem was der Händler hoch braucht, kann sie als Ergebnis halt nix. In einer Runde mit Charakteren der 4. Stufe wäre sie ein Allrounder, der alles kann, aber wenn alle anderen dieselbe Stufe haben wie sie, verliert sie im Vergleich unsäglich. Als ich später auf Con und in einer anderen Runde den Chara ausgepackt habe, habe ich erst richtig zu spüren gekriegt, dass der wirklich nix richtig kann.

Der Punkt ist, sicherlich kann ich den Charakter weiterspielen. Es macht mir ,wie Boba schon sagte, aber einfach keinen Spaß. (Aber abgesehen davon, wars auch ein Scheißsystem :) )

@Großkomtur:
Meinen Beitrag nicht mißverstehen: Es gibt durchaus Settings oder Kampagnen, wo ein solches Ereignis und die Folgen (Traumatisierung, Beeinträchtigung) daraus wirklich als Bereicherung und Herausforderung im Rollenspiel stehen. Und dann spiele ich das auch gern.
Nur sollte das vorher kommuniziert werden und der Spieler sollte - wie Du selbst sagst - mit solchen möglichen Folgen einverstanden sein.
Wäre er das prinzipiell nicht, würde er als Kandidat für solch ein Rollenspiel von vornherein ausfallen - was auch okay wäre.
Entweder spielt man dann ohne hin, berücksichtigt seine Erwartungen oder spielt eben etwas anderes... ;)

Full ack!

@Großkomtur: Es kommt halt auf den Einzelfall an.

Offline bobibob bobsen

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #72 am: 30.09.2009 | 13:57 »
Ja nun, hier kann doch ohnehin nur jeder für sich sprechen. Das ist mit Sicherheit keine "richtig" oder "falsch" Diskussion, genauso könnte man über die angemessene Farbe für Cowboyhüte bei Deadlands streiten. Es geht ja nur darum, mal zu zeigen, wie man so eine Situation auch betrachten kann. Man kann aus im ersten Moment erschreckenden Veränderungen der gespielten Figur Herausforderungen ziehen und ein zunächst abwegiges Konzept zu einer echten Bereicherung machen. Ich verstehe aber auch jeden, der das eben nicht möchte und lieber einen neuen Charakter macht. Wirklich falsch wäre aus meiner Sicht lediglich, wenn man (SL, andere Spieler) versuchen würde, dem Betroffenen gegen dessen Willen etwas ein- oder auszureden. Und es gibt wohl SL, die in solchen Situationen versuchen, den Spieler dazu zu zwingen, weiterzumachen (z.B. mit angedrohten Abzügen für den Fall eines Charakterwechsels etc.).

Ich glaube das ist unstrittig ganz große Schei....
Ich habe es aber auch schon erlebt das ein Spieler einen aus meiner Sicht kleinen Nachteil z.B. Zwerg verliet seine Fähigkeit der Dunkelsicht sein gesamtes Charakterkonzept bedroht sieht und lieber was neues versucht.
Ich habe den Spieler damals gebeten noch mal darüber zu reflektieren und darauf hingewiesen das er den Sc immerhin fast zwei jahre gespielt hat. Hat aber alles nichts genutzt. Vielleicht hatte er auch kein "Gefühl" für diesen Charakter gehabt.
Ich will eigentlich nur sagen das es auch durchaus Leute gibt die sich sehr schnell von ihrem Charakter trennen und das finde ich persönlich schade.

Offline Hector

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #73 am: 30.09.2009 | 14:00 »
Ich will eigentlich nur sagen das es auch durchaus Leute gibt die sich sehr schnell von ihrem Charakter trennen und das finde ich persönlich schade.

Und deswegen ist es ganz große Scheiße, wenn ich sage, dass es in dieser Frage kein richtig oder falsch gibt, Ja? Oder wie war das zu verstehen?
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Offline Bad Horse

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Re: Charakter wird unspielbar
« Antwort #74 am: 30.09.2009 | 14:02 »
Ich glaube, die ganz große Schei... bezog sich auf deinen letzten Satz (Zwang zum Weiterspielen durch SL).  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?