Und hier dann mal eine ausführlichere Darstellung, wie ich sie grade in Wave niedergeschrieben habe:
Meine Erfahrung mit Rollenspiel in Wave
Anmerkung: Ich spreche hier mal nicht über die Bugs von Wave und die Schwierigkeiten mit dem aktuellen Client. Alles was ich beschreibe ist aber heute und jetzt verfügbar.
Historischer Ausblick oder „Wie es meistens nicht klappt“Ich habe natürlich sofort ausprobiert, ob man auf Basis von Wave Rollenspiel betreiben kann. Ich hab schon einige Erfahrung im Bereich Play-By-Post/Forenrollenspiel und Play-By-Mail/Emailrollenspiel. Das ist in der Regel sehr langsam und mühselig (Email noch mehr als Forenrollenspiel) und krankt häufig daran, dass es schwierig (Foren) bis unmöglich (Email) ist, Mißverständnisse aufzuklären und Dinge nachzubessern.
Außerdem kenne ich auch Rollenspiel via IRC und Skype. Hier ist die Zeitverzögerung nicht so groß, obwohl im IRC die Pausen, in denen man auf Reaktionen der anderen Leute wartet, frustrieren können und die Mitspieler sich häufig von anderen Dingen ablenken lassen, denen sie am Bildschirm eben noch über den Weg laufen (da nehme ich mich selbst nicht aus). Skype hingegen ist fast schon so als wäre man gemeinsam am Tisch, häufig mangelt es aber an einem gemeinsamen „Spielbereich“, wo man Karten, Würfel, Zustände etc. festhält. Skype ist im Vergleich zu den anderen Varianten hier das einzige Medium, das nicht rein schriftlich läuft (wobei Skype+SkypeChat schon eine Mischform ist). Bei IRC/Forenspiel/etc. wird häufig auf Drittangebote ausgewichen, wodurch der Spielverlauf noch mehr fragmentiert.
Im Vergleich: „Wave als schriftlicher Spieltisch“Wave löst nach meinem Dafürhalten einige der Probleme die Foren/Email/IRC basiertes Spiel haben, und auch das eine oder andere Problem, das man bei Skype hat:
- Weil man sieht wie die anderen schreiben, bindet Wave die Aufmerksamkeit. Die Leute sind mehr „dabei“ als z.B. bei IRC, wo ich mich häufig ziemlich isoliert fühle und immer darauf hoffend, dass doch nochmal einer was schreibt.
[0]Das parallele Bearbeiten verschiedener Textstellen und die Möglichkeit der gleichzeitigen Bearbeitung erlaubt miteinander zu spielen und nicht nur nacheinander (wie bei Email oder Forenspielen). Dafür müssen natürlich mehrere Beteiligte zugleich am Ball sein.
- Man hat einen gemeinsamen Spielbereich, weil man in einer Wave nicht nur Text haben kann, sondern auch Bilder hinterlegen und über Robots und Gadgets recht einfach Features nachrüsten kann wie ein gemeinsames Whiteboard oder eben den immer wieder gewünschten Würfelbot.
Es gibt natürlich auch noch Probleme, die Wave wie von mir beschrieben nicht löst:
- Die Anwendung von Regeln kostet häufig Zeit oder wird lästig, weil eben doch irgendeine Art der „Synchronisierung“ mit anderen Spielern und/oder dem SL nötig ist. Allerdings ist das bei Wave nicht grundsätzlich ein Problem, weil bei gleichzeitiger Anwesenheit tatsächlich gemeinsam gespielt werden kann.
[0]Für ganz flüssiges Spiel müßte man individuelle Robots und Gadgets schreiben (mir persönlich fehlt noch ein Äquivalent zu
Graham Walmsleys Dice Roller, der auch das Spiel mit Würfeln als Ressource erlaubt.)
- Auch bei Wave ist man auf die Kooperation der Mitspieler angewiesen. Das gilt natürlich auch am Spieltisch, aber wenn da jemand nicht kommt, macht man halt ohne ihn weiter. Bei allen Online-Spielweisen wartet man dann häufig doch noch ob was kommt und hängt irgendwo fest, wo man eigentlich auf andere Spieler angewiesen ist. Disziplin ist hier also immer noch ein Problem, noch mehr als am Spieltisch aber vielleicht weniger als bei IRC/Email/Forenspielen.