Also ICH habe meine Liebe zu Country&Western-Musik erst durch intensives Deadlands-Spiel entdeckt.
Mit Metal kann ich wenig anfangen. Meine Zeit der langen Haare ist ja auch schon etwas länger her und wir haben damals zwar Rollenspiele gespielt, aber GANZ ANDERE Musik gehört. Kraftwerk, Klaus Schulze, die frühen Scorpions-Alben, Eloy, Kraan, Popol Vuh, Epitaph, und wie sie nicht alle hießen.
FANTASY war damals vornehmlich im Rahmen des "opernhaften" Krautrocks zuhause. Was z.B. Eloy (in schlechtem Englisch gesungen) an Fantasy-Stories in den Alben zu bieten hatte, beeinflußte uns damals viel mehr als die gängigere Musik in den Discos.
Altes D&D, altes Midgard - das ging gut zusammen mit Krautrock und Folkrock.
Altes Traveller, Gamma World, Star Frontiers - da paßten die früher "Elektroniker" bestens dazu.
Der härtere Rock hatte wenig an Fantasy oder Sci-Fi zu bieten. Da schwang immer zuviel Motorrad-Freak-Thematik mit, und zuwenig Langschwerter oder Lasergewehre.
Die Heavy Metal Comics waren näher dran an Sword&Sorcery-Fantasy als an D&D-like Fantasy. Und die Verbindung von Fantasy-Themen, wie sie auch im Rollenspiel auftauchen, mit Musik der härteren Gangart kam in meinem Umfeld erst mit dem Heavy-Metal-Zeichentrickfilm auf. - Davor war musikalisch eher Soundtrack-Material, Klang-Epen wie der Herr der Ringe Soundtrack zum HdR-Zeichentrickfilm z.B. oder der allgegenwärtige Star Wars Soundtrack angesagt. Die lieferten die Stimmung für das Rollenspiel und die Filme lieferten die Bilder. Der 1982er Spielfilm Conan zeigt deutlich, was musikalisch in puncto Fantasy auch noch nach über 25 Jahren zu begeistern vermag. Und das ist NICHT das kurzlebige Metal-Zeugs und auch NICHT die inzwischen vergessenen Krautrock-Opern, sondern klassische, gut gemachte FILMMUSIK.
Für mich hat Metal mit Rollenspiel so gut wie NICHTS zu tun. - Fantasy im Allgemeinen ist das Genre, dessen sich beide bedienen.
Mögen Metaller Rollenspiele, weil sie sich gerne mit kitschigen Fantasy-Texten (Manowar, Blind Guardian, Highland Glory, Malmsteen, Dio, etc.) beschäftigen?
Wohl kaum. - Oder kommen in Eure Rollenspielrunden NICHT-Rollenspieler zum Rollenspielhobby, weil sie Metaller sind, die aufgrund ähnlicher Themen der Texte oder Cover von Metal-Alben plötzlich ein Interesse für Pen&Paper-Rumsitzrollenspiel in sich empfinden?
Ich kenne da wirklich KEINEN, der aus dem oben zitierten "weil" zum Rollenspiel gekommen ist.
Oder fühlen sich Rollenspieler umgekehrt vom Metal angezogen, weil er die größte Auswahl an Fantasy-Lyrics aufweist?
Dieses "weil" ist ja wohl eh daneben. - Der Krautrock, der Bombast-Rock der ausgehenden 60er und der 70er Jahre hat "die größte Auswahl an Fantasy-Texten" zu bieten. Vor allem: Diese Texte, diese Themen wiederholen sich nicht so öde, sondern sind ein Abbild einer Zeit der AKTIVEN FANTASYAUTOREN, die auch in (Taschen-)Buchformat ein heutzutage ungekannt vielfältiges Angebot an Fantasy-Literatur haben entstehen lassen. - Heute sind es die "Wiederkäuer" OHNE MUT zu Ecken und Kanten und OHNE MUT zur PHANTASIE, die die Fantasy-Literatur insgesamt zu einem Einheitsbrei an EDO-Schwulst haben werden lassen. Das war zu Krautrock-Zeiten anders. Damals hatte jeder Taschenbuchverlag umfangreiche Fantasy- und Science-Fiction-Buchangebote. Da waren Delaneys Sprachexperimente ebenso auf Deutsch verfügbar, wie Übersetzungen der später verfilmten Dick-Romane und Ausgaben von F&SF-Klassikern, von denen die heutigen Angebote in deutscher Sprache nur noch ein grauer Schatten der damaligen BUNTEN VIELFALT sind.
Und ebenso grau und EINTÖNIG ist, nach meinem Eindruck, das, was bei Metal-Bands an Fantasy präsentiert wird.
Mal eine Frage: Wenn diese Metal-Fantasy so bestimmend für das Rollenspielhobby hierzulande wäre, wieso ist dann DSA mit seiner "Volkstümliche Hitparade"-Ästhetik das beliebteste und verbreitetste Rollenspiel? - Sind "die DSA-Spieler" wirklich größtenteils "Metaller"?
Oder ist die Schnittmenge ein gemeinsamer Hang zu schwarzen Klamotten?
Oh, Gott! - Schwarz haben IMMER irgendwelche Leute getragen. Und die wenigsten werden durch diese Klamotten zu Rollenspielern.
Zu meiner Schulzeit waren die schwarzen Lederklamotten bei den Dealern an der Schule beliebt. Andere schwarze Klamotten hatten die Anarchos getragen. Und auch die Jung-Nazis. Emos gab es nicht. Dafür aber Ökos mit Latzhose und Palästinenservermummung. - Lange Haare hatte JEDER! Bis auf die Teds mit ihren pomadigen Tollen. - Schwarze Klamotten als gemeinsamer Nenner für Rollenspielhobby-Einstieg? Das sieht doch nach ein wenig ZU WENIG Gemeinsamkeiten aus, meine ich.
Der Geruch nach Freiheit, Abenteuer und ungehemmtem Machotum?
Ah, Du meinst also Swing. Oder Rock&Roll. Oder Bebop. Oder Funk. Oder Rap. Oder ...
Gute Güte! - Freiheit, Abenteuer, ungehemmtes Machotum - damit kann doch so gut wie JEDE Musikrichtung aufwarten. Da müßten ja die Hip-Hopper ZUHAUF ins Rollenspielhobby drängen. Weiber, Drogen, Knarren, "Böse sein" - alles gängiges Rollenspielthema.
WIRKLICHE Freiheit, WIRKLICHE Abenteuer und WIRKLICH ungehemmtes Machotum bietet natürlich nur die Country-Musik. Yeehaw!
Oder ist es am Ende so, dass sowohl Rollenspiel als auch Metal eine magnetische Anziehungskraft auf Eskapisten ausüben?
*genickschmerz vor Kopfschütteln wegmassier*
ALLES Unterhaltungszeugs - ob Fernsehserien, Musik, der halbe Kasten Bier vor dem Zubettgehen - ALLES ist "Eskapisten"-Stoff.
Was ist das Geheimnis, das Metal-Musik, Handy-Spiele, Telenovelas, Karnevalssitzungen, und Rollenspiele miteinander gemein haben?