So, ich bin seit gestern auch durch, und ich verpacke meine Kritik / Meinung mal komplett in einen Spoiler..
Also erstmal war ich ja froh, dass endlich die Fortsetzung kam. Teilweise wusste ich gar nicht mehr, wer wo war, zum Beispiel hatte ich den eingekerkerten Theon gar nicht mehr auf dem Schirm, oder die Tatsache, dass Rickon Stark zwischendurch mal abgegeben wurde.
Wirklich toll fand ich übrigens Mereen und seine Nachbarstädte. Das war so fremdartig beschrieben, ich fand es schon teilweise etwas lovecraftesk in seinen Details. Ging das noch jemandem so? Ich hab mich bei den Kapiteln immer ein bißchen gegruselt. Die freien Städte fand ich dagegen etwas blass, da hatte ich den Eindruck, dass Martin nicht so recht wusste, ob nund doch lieber Stadtstaaten der Renaissance oder Altes Rom/Griechenland.
Weiter mit der eigentlichen Handlung.
Prolog: Wie gesagt, ich hatte einiges nicht mehr auf dem SChirm, deswegen war ich schon beim Prolog etwas irritiert. Wer ist dieser Typ, wo hockt er, um Jon zu beobachten, und werden jetzt plötzlich alle Starks Skinchanger? Und hab ich den dezenten Hinweis überlesen, dass Varamyr noch irgendwo im Buch auftaucht?
Bran: War die konsequente Fortsetzung der Handlung um ihn und die Krähe. Aber wo hatten denn die Kindre auf einmal den Other her? Da hab ich ehrlich nicht verstanden, wer das sein sollte (ich tippe auf Benjen), aber wahrscheinlich waren die anderen Bücher auch zu lange her, und ich hab sie auch alle auf deutsch gelesen. Ansonsten.. es passiert nicht viel, er lernt seine Gestalt zu ändern, man wird sehen, wofür er das noch brauchen kann.
Theon: Das war heftig. Ich glaube, die Boltons sind die fiesesten Bösewichter, die jemals in einem Roman aufgetaucht sind, Vater wie Sohn. Als Roose Theon erzählt, wie er Ramsay gezeugt hat, hat es mich echt geschaudert. Oder auch die Tatsache, dass er weiß, dass Ramsay seine Halbgeschwister umbringen wird, es ihm aber letzlich egal ist, nur seine Frau täte ihm leid...
@Grimnir: Ich glaube übrigens nicht, dass Theon kastriert worden ist, er ist nur durch die Folter vollkommen gebrochen, und die Szene in der Hochzeitsnacht und das Baden sollen ihm zeigen, dass er in den Augen von Ramsay nicht besser ist als eine Kammerzofe oder ein Hund.
Ich bin wirklich gespannt, ob der Schauspieler von Theon das hinbekommen wird, sollte die Serie so weit kommen. Ich hab bisher nur die erste Folge gesehen, und da ist er mir nicht wirklich aufgefallen, aber dieser gebrochene Charakter, der vor seiner Zeit gealtert ist, dürfte eine echte Herausforderung sein.
Jon: Da habe ich wirklich drauf gewartet, dass er und Melisandre ein Paar werden. Aber seit der Ygritte-Geschichte kommt mir Jon arg abziehbildchenhaft vor, was eigentlich zu Martins facettenreichen Charakteren gar nicht passt. Er ist (wie hier schon geschrieben wurde) derjenige, der auf den Eid pocht, immer alles allen recht machen will und dann am Schluß plötzlich auf einen Brief der Boltons anspringt. Klar, Arya ist seine Lieblingsschwester, aber als Stannis ihn zu Lord Winterfell machen will, lehnt er dauernd ab, um dann plötzlich doch Ramsay in den Allerwertesten zu treten.
Ich glaube, er soll schon mit sich hadern, aber irgendwie wirkt das aufgesetzt und klischeehaft, auch seine Szenen mit der engstirnigen Selyse und ihrer Königinnengarde, die ja auch mal alle aus dem "Kleinen Handbuch für Minions" entsprungen zu sein scheinen.
Stannis: Ist zwar kein PoV, aber ich find den Charakter so toll, auch wenn er hier eher im Hintergrund bleibt. Stannis ist für mich das Gegenteil seiner Brüder, und eher ein Buchhalter als ein strahlender Held. Wie sehr in Melisandres Machenschaften verstrickt ist, wird eigentlich nie klar (meiner Meinung nach), und im Gegensatz zu Selyse könnt er R'hllor auch als Mittel zum Zweck erwählt haben.
Stannis ist eher Held wider Willen, und obwohl er eher als abweisend beschrieben wird, wirkt er dadurch menschlicher als viele andere, weil er durch die Umstände handelt und nicht aus Geltungssucht oder ähnlichem. INtrigen scheinen ihm fremd, was ihn aber auch wieder angreifbar macht.
Tyrion: Auch ein großartiger Charakter, mit großartigen Szenen, der sich immer wieder durchmogelt. Er wird immer menschlicher, vor allen Dingen im Umgang mit Penny, aber da liegt auch die Gefahr, dass er zum Raubein mit Herz verkommt.
Dany: Ohja.. da war ich ja zwischendurch immer wieder versucht zu sagen, Mädchen, komm aus den Pötten, lass die Leute sich doch zerfleischen und versklaven, und geh endlich nach Westeros! Nein, sie muß noch Hizdahr heiraten (an die Hochzeit hab ich erst am Ende vom Kapitel geglaubt, als sie dann beschrieben wurde), der sich auch als Klischee auf zwei Beinen entpuppt. Überhaupt scheint Mereneese eine Stadt voller Klischees zu sein.. Die gute alte Priesterin, der harte Knochen Skahaz, der parfümierte Fiesling und Daario Naharis, den ich mir wie eine Mischung aus Errol Flynn und Harald Glööckler vorstelle. Und alle wollen sie nur das beste für Dany und ständig wird drauf hingewiesen, dass sie doch immer noch ein kleines Mädchen sei.. Dann frag ich mich, warum ihr die Leute trotzdem nachlaufen, wenn sie doch „nur“ eine 16jährige ist, die nix draufhat und sich anscheinend von jedem Kerl hinters Licht führen lässt. Ich hab ja inzwischen Hoffnung, dass Jorah wiederkommt und sie mal übers Knie legt, oder dass Barristan das macht.
Anscheinend ist alles, was sie qualifiziert, die Drachen, und die sind eine Bedrohung, und eigentlich nur gut für ein Terrorregime.
Cersei: Mal ehrlich, haben wir uns nicht alle vier Bände lang gewünscht, dass Cersei die Quittung für ihre Taten bekommt? Was ich nur immer noch merkwürdig fand: Die Geschichten mit ihren Liebschaften wurden alle untersucht, für wahr gehalten, und die Liebhaber kamen in den Knast. Der Vorwurf, das sie Kinder mit ihrem Bruder hat, wird von ihr abgewiesen und taucht dann nicht mehr auf. Gerade Kevan, der ja nicht gerade dumm zu sein scheint, müsste doch zumindest mal leise Zweifel haben. Nein, dass Cerseis Kinder alle auch die Kinder ihres Bruders sein könnten, interessiert keinen.
Asha: Hätte ich mir mehr Szenen mit gewünscht, vor allen Dingen mit ihr und Stannis und mit ihr und Theon. Großartiger Charakter, bleibt uns hoffentlich erhalten.
Wen ich dagegen so überflüssig wie nur irgendwas fand, waren Victarion, der ständig mit seinem stummen Betthäschen über Frauen und seinen Bruder sinniert und dann von heute auf morgen Anhänger von R'hllor wird, und Aryas Kapitel. Auch Quentyn Martells Geschichte war ja echt das langweiligste am ganzen Buch. Die Kapitel hab ich am Anfang immer überschlagen, weil ich das so uninteressant fand, dass er da durch die Weltgeschichte segelt, um eine Frau zu finden. Dann findet er sie, ist erst metaphorisch Feuer und Flamme, dann im eigentlichen Sinne, und dann tot. Wow. Gabs eine Seitenvorgabe für das Buch, dass das reinmusste? Dann noch lieber Griff, der uns aber wohl nicht lange erhalten bleiben wird aufgrund der Greyscale.
Überhaupt, die Toten.. Das Jon tot ist, glaub ich erst, wenn er offiziell für tot erklärt wird. Aegon lebt, Brienne wurde im letzten Buch aufgehangen und lebt noch, Mance Rayder lebt (noch, in der Gestalt von Abel..), ich hab mich ja schon gefragt, ob dieser ominöse Ser Robert wohl entweder Tywin Lannister oder Gregor Clegane oder sogar Robert Baratheon selbst, Kevan sagt ja, er hat eine Ahnung.
Fazit: An vielen Stellen spannend, interessante neue Charakterkonstellationen, aber irgendwie immer noch mit angezogener Handbremse. Stellenweise kamen auch zuviele neue Wendungen dazu, anstatt Knoten aufzulösen (Euron / Victarion / Asha, der Konflikt zwischen Tyrell und Lannister, Danys Verschwinden, Aegons Auftauchen), daher bin ich gespannt, wie das in den letzten beiden Bänden aufgelöst wird.