Vor etwa zwei Wochen hab ich das Spiel beendet, zum Glück, denn es hat mir Zeit gestohlen, die ich gar nicht übrig habe.
Dragon Age hat mir soviel Spaß gemacht, wie lange kein Spiel mehr zuvor.
Ich bin kein Taktiker, sondern sozusagen Tralala-Spieler, und sowieso nur Gelegenheitsspieler. Ich habe mit dem ersten Charakter gespielt, den ich erschaffen habe. Steigerungen hab ich eher so als "Rollenspieler" passend zu meinem Char-Konzept ausgewählt - nach dem Motto: das klingt schön, das nehm ich mal. Das war Mischung aus Waldläufer und Barde. Demzufolge hatte ich anfangs an manchen Kämpfen zu knacken, umso stolzer war ich, wenn ich dann eine Methode gefunden habe, den Gegner zu bewältigen.
Ich hab nur einen mittelmäßigen Rechner, wenn also die Grafik mittelmäßig war, hat mir das nichts ausgemacht. Ich fands sehr schön anzusehen. Viel beindruckender als tolle Texturen und Modelle fand ich die Techniken aus den verwandten Medien, die gekonnt zum Einsatz gebracht wurden - Skript- und Filmtechnik, Dramaturgie, Schauspiel und ähnliches. Und ja - ich fand auch die Synchonisation und Übersetzung gut und professionell gemacht. (Was z.B. an "Verletzungsausrüstung" für "injury Kit" schlecht sein soll, verstehe ich gar nicht. Der Begriff trifft die Funktion nämlich sehr gut.)
Clipping- oder Positionierungsfehler hatte ich im Spiel nie, bis auf eine Ausnahme: Als aus technischen Gründen nicht auf das Online-Profil zugegriffen werden konnte, war Shale "verbuggt". Wenn ich ihn dann angeklickt habe, war ich plötzlich irgendwo jenseits des Spielraums.
Die NSC-Charaktere haben mir ausnehmend gut gefallen, insbesondere die Gefährten und ihre Eigenheiten und ihre dramatischen Konflikte und Krisen. Es wurden zwar die üblichen Zugeständnisse an den Spieler, der Held sein will, gemacht. Aber das will man ja auch so. Ansonsten haben sie ihren eigenen Kopf und benehmen sich menschlich mit allem drum und dran - auch die Nichtmenschen.
Die Story war nichts Neues und reiht sich damit in die Vorbilder der in den vergangenen Jahren (Jahrzehnten?) veröffentlichten Rollenspielr nahtlos ein - durch ein anderes Hobby lese ich aus diversen Internetquellen auch die Geschichten der Spiele, die ich nicht selbst spiele. Das ist aber auch nicht schlimm. Wichtig ist, was daraus gemacht und wie es präsentiert wird. DA hat das für mich mit Bravour geleistet. Nach dem Finale hatte ich das Gefühl, ein richtiges Epos miterlebt zu haben. Und diesmal habe ich zum Schluss, anders als für mich üblich, die "dunklere" Option für meinen Helden ausgewählt, einfach nur wegen der tollen, dramatischen Geschichte, die sich dadurch für eine ferne Zukunft verspricht. Klasse Idee!
Der Ablauf der Geschichte war auch zeitlich gut kontrolliert, ich habe passend zur Endschlacht Stufe 20 erreicht.
Im Finale wird einem dann auch die Möglichkeit gegeben, eine richtig coole Sau zu sein. Die Scharmützel in den Stadtteilen, die Einheiten, die man zur Hilfe rufen kann, das letzte Gefecht auf dem Dach samt Ballista-Einsätze und Massenszenen. Und natürlich die Auf-in-den-Kampf-Gespräche mit den Gefährten.
Im Spiel kam ich (auf Stufe Normal) gut zurecht. Manchmal hätte ich mir durch
vorheriges Lesen der Anleitung oder der Tipps Mühe und Aha-Erlebnisse sparen können. Hat z.B. lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass man den Gefährten verbieten kann, einfach loszurennen. Manche Dungeons waren lang, aber nicht zu lang, und für mich immer sehr atmosphärisch. Das nur wenige Gegnertypen angeboten wurden (und nicht die grotesken Monstervariationen, die mich bei D&D schon in der P&P-Version genervt haben), hat mir nichts ausgemacht. Zumindest wurden sie gut eingesetzt, und wenn dann mal ein ungewöhnlicher Gegner auftauchte, hat der wenigstens Eindruck hinterlassen.
Die Spinnen in den Tiefen Wegen wurden z.B. atmospährisch schön eingesetzt, wenn man sich z.B. durch die Höhlen schleicht, die Viecher in der Decke verschwinden sieht und weiß: Oh man, die sind da noch irgendwo...
So, und nun, da die Spielwelt bei mir noch so präsent ist, werde ich bei nächster Gelegenheit einmal irgendwo die P&P-Version anbieten. Da wird sich ein Con oder sowas finden. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.
(Was Morrigan betrifft:
Dank Geschenken kann man sie ja totz der Abzüge, die man durch Gespräche "zum Thema" bekommt, wieder auf 100 bringen. Und nach den Dingen, die sie zum Schluss noch so sagt, sind alle ihre Reaktionen zuvor nachvollziehbar und "menschlich". Wie im wahren Leben.
)