Der Spielleiter ist wesentlich mehr gefordert und ist trägt auch mehr Verantwortung.
Wann ist er mehr gefordert? In einer ausgespielten Unterhaltung, in der er, wie der Spieler, exakt einen Charakter kontrolliert? In einem Kampf, in dem er, wie der Spieler, taktische Entscheidungen fällen muss?
Der Spielleiter ist mehr gefordert. Sowohl in der Vorbereitung, als auch im Spiel, wenn er taktische Entscheidungen für eine Vielzahl NSC's gleichzeitig treffen, Dialoge zwischen mehreren NSC's und den SC's führen muss, gleichzeitig entscheiden muss, wie es weitergeht, wie Spione gewisse Informationen auswerten, und was überall in der Welt vor sich geht, wo die Charaktere gerade nicht sind. Oder verändert sich die Welt nur dort, wo die Charaktere sind?
Aber damit ein Rollenspiel erfolgreich wird, muss der Spielleiter einiges bringen. Das gilt nicht für jeden Spieler.
Doch, ganz genau das gilt für jeden Spieler, wenn das Spiel als ganzes erfolgreich sein soll. Wenn es dagegen nur um einzelne Elemente geht, dann kann auch jeder Mitspieler "ausfallen".
Richtig. Jeder Mitspieler kann sich mal einen Ausfall erlauben. Theroetisch funktioniert ein Rollenspiel auch, wenn einer der Spieler einschläft, weggeht oder im Buch blättert. Mach das mal als Spielleiter.
Wenn der Spielleiter nicht kann, fällt das Rollenspiel aus. Wenn ein Spieler nicht kann, ist das schade aber es wird gespielt.
In der Mehrzahl aller Fälle leite ich nicht, wenn einer meiner Spieler fehlt. Im Gegenzug dazu habe ich es aber auch durchaus schon erlebt, dass Spieler munter weitergespielt haben, während die SL (für längere Zeit) abwesend war.
Das nicht Leiten ist aber in diesem Fall eine Entscheidung, die nicht aus der Notwendigkeit heraus getroffen wird (höchstens einer subjektiven).
Das Weiterspielen bei Abwesenheit des SL funktioniert solange, bis eine Entscheidung oder Information vom Spielleiter notwendig wird.
Nur eine Frage: Hast du schon mal erlebt, dass ein Spieler sich mehrere Stunden auf eine Rollenspiel-Session vorbereitet? Also ich nicht.
Ich schon.
Ist es denn auch immer notwendig, dass ein Spieler sich lange vorbereitet? Müssen, nicht können, das ist hier der Punkt.
Der Spielleiter muss sich vorbereiten. Der Spieler kann es.
Einer muss entscheiden.
Muss das einer?
Das hängt von der Art und Methodik des Spiels ab. Es muss niemand, es gibt auch Systeme, wo niemand entscheidet, sondern abgestimmt wird. Das ist aber sehr selten.
Im Normalfall: Ja, es sollte eine Instanz geben, die entscheidet. Und das ist der Spielleiter.
Können die Spieler nicht sinnvoll entscheiden, da sie den weiteren Verlauf der Story nicht kennen.
Sie dürfen und können diesen Verlauf also nicht mitbestimmen?
Richtig! Sie können ihn beeinflussen, aber nicht bestimmen!
Beeinflussen heisst, dass sie ein Abenteuer durch gute Ideen lösen können (etc.).
Bestimmen heisst, dass sie beschliessen können, dass der eigene Charakter eben doch nicht gestorben ist, und dass der in der Schatztruhe viel mehr Geld ist, als der Spielleiter vorgesehen hat.
Und auch da gibt es sicherlich Theorien, dass man das auch anders machen könnte, aber im Normalfall ist es so, wie gerade beschrieben.
Ein SL muss aber auch die Umgebung und Dutzende von NSC's statt nur einem SC beschreiben,
Wodurch die Tiefe seiner Einzel-Darstellung durchaus leiden kann. Was ist nun mehr Aufwand? Ein exzellente Einzel-Darstellung, oder eine grosse Masse mäßiger Darstellungen? Darüber hinaus beschreiben auch Spieler die Umgebung oder teilweise NSCs, entwicklen Teile der Geschichte, leiten andere (weniger erfahrene) Spieler an.
Es stellt sich mir die Frage in welchen Anteilen. Natürlich beschreibt ein Spieler mal mit Aufwand. Aber der Spielleiter macht dies wohl wesentlich häufiger. Ich würde schätzen 40-60% Spielleiter, Rest Spieler aufgeteilt nach Lebhaftigkeit.
Vor allem kann auch hier der Spieler wieder entscheiden ob er möchte oder nicht. Er kann den Spielleiter sogar dazu zwingen, in dem er sich irgendwas anguckt, dass der SL dann beschreiben muss. Der Spielleiter wird aber nur selten sagen: "Du steigst aufs Pferd? Dann beschreib das mal im Detail! Und bitte atmosphärisch..."
Ich bleibe dabei. Der Spielleiter hat mehr Arbeit, Aufwand und Mühen. Und er sollte auch mehr Entscheidungsgewalt haben.
Wieviel ist letztendlich eine Frage der Absprache in der Runde.
Und das mag sich unterscheiden.
Also ich würde als Sl, wenn die Spieler meine Entscheidung überhaupt nicht(!; ich bin sehr diskussionsfreudig und ich weiß wie störend es als Spieler ist, wenn man etwas für unrealistisch hält) akzeptieren, nicht mehr meistern.
Und ich würde als Spieler, wenn die anderen Teilnehmer meine Entscheidungen nicht akzeptieren nicht mehr mitspielen. Wo liegt jetzt der Unterschied?
Der Unterschied liegt darin, dass es gewisse Abhängigkeiten im Rollenspiel gibt. Wenn der Spielleiter geht, hat es sich solange ausgespielt, bis es einen neuen Spielleiter gibt. Wenn ein Spieler geht, dann ist das schade, aber es kann weitergespielt werden.
Wenn ein Spieler geht, würde ich mir als Spielleiter die Frage stellen, wie das zu vermeiden gewesen wäre, oder ob es eine gemeinsame Basis zum Weiterspielen geben könnte. Auch da stellt sich die Frage nach einem realisierbaren Kompromiss.
Beim Akzeptieren der Entscheidungen sollte man aber im Auge behalten, dass die meisten Spielleiter (Egomanen ausgenommen) den Spielspaß und das Wohl der Gruppe bei ihren Entscheidungen im Auge haben.
Viele Spieler haben bei ihren Entscheidungen oder Vorstellungen aber meist nur ihr eigenes Interesse im Auge.
(Das gilt ganz besonders bei situationsgebundenen Entscheidungen, weil in diesen der Spieler nicht die Übersicht besitzt in wiefern sich die Entscheidung auf die weitere Spielsitzung auswirken kann. Der Spieler sieht in dieser Situation nur sich selbst.)
Und aus diesem Grunde funktioniert meist (!!!) eine Runde, bei der die Entscheidungsgewalt beim Spielleiter liegt besser, als eine, bei der alles ausdiskutiert wird.
Ich spielleitere daher eher "autoritär" und meine Runde ist damit äußerst zufrieden. Ich will nicht behaupten, es gäbe keinen anderen Weg, aber ich denke, die "autoritäre" Form ist die, die die meiste Verbreitung gefunden hat.