Ist HARP nicht die vereinfachte Fassung von Rolemaster?
Die Frage kann ich nicht zufriedenstellend beantworten, weil ich mich nicht hinreichend mit HARP beschäftigt habe. Von daher ist meine folgende Aussage mit Vorsicht zu genießen, es handelt sich um Eindrücke und gefiltertes Wahrnehmen meinerseits.
Soweit ich weiß, wurden die damaligen Autoren des Rolemastersystems mit der Insolvenz des Verlags in alle Winde zerstreut. Der Verlag wurde von Fans aufgekauft und neu gegründet, die Rolemasterprodukte vorerst übernommen und neu aufgelegt, ohne sie inhaltlich ernsthaft zu überarbeiten, daher wirken etliche Bücher noch hölzern und spartanisch. HARP ist eines der neuen Produkte, die von den aktuellen Verlagsautoren ins Leben gerufen wurde.
In meinen Augen ist es größtenteils kompatibel zu dem bekannten Rolemaster, viele Aspekte finden sich auch hier wieder. Einerseits scheinen viele Regeln eleganter gelöst, haben aber auch an "Komplexität"
1 eingebüßt und wirkt einfacher und zügiger. Auf der anderen Seite tauchen aber auch viele Optionen und Aspekte auf, die über Rolemaster hinausgehen und deutlich vielfältiger sind.
Meiner Meinung nach ist HARP genau das, was es im Namen des Produkts schon ankündigt: ein Spielsystem für
High Adventuring ausgelegt. Im Gegensatz zu Rolemaster, dem es in vielen Punkten sehr ähnlich ist, wenn auch nicht zum Verwechseln, ist es geradliniger, direkter, schlanker und vor allen Dingen hochglänzend. Die Charaktere haben im Vergleich zu Rolemaster mehr drauf als Zahnbelag und es scheint vorgesehen zu sein, daß man eher Abenteuer im Sinne von D&D spielt, mit
all the Glory & all the Shine, nur mit einem detaillierteren Kampfsystem, das über die üblichen Trefferpunkte hinausgeht und mehr strategische Vorteile und Ansätze bietet, als das herkömmliche Rolemaster - ohne so behäbig
2 oder trocken zu sein.
Fazit: man könnte es als die leichte und abgespeckte Variante Rolemasters bezeichnen, doch dafür hat es zu viele eigene Aspekte und Lösungsansätze, außerdem scheint es für Heldengeschichten ausgelegt statt für Simulationen.
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1Mir fällt kein besserer Ausdruck ein - Rolemaster würde ich nicht als komplex bezeichnen, doch diese Umschreibung kommt dem immer noch am nächsten.
2Wobei ich Rolemaster nicht behäbig nennen würde, doch das ist wohl Auslegungssache.