Autor Thema: Warum Charakterverbesserung?  (Gelesen 14326 mal)

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Offline K!aus

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Warum Charakterverbesserung?
« am: 21.12.2009 | 21:55 »
Hallo Leute,

ich habe mal wieder eine Frage, die einen grundlegenden Aspekt des Rollenspiels betrifft:

Warum Charakterverbesserung bzw. Level-Aufstieg?

Ist das der innewohnende amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Multimillionär?

Ich stimme ja zu, dass es viele Filme gerade zu episch zeigen, wie ein loser Verbund von Bauern innerhalb weniger Minuten Filmzeit unter Anleitung eines wackeren Helden unterlegt mit treibender Filmmusik zu Sagen-und-Spinnen-umwobenen Kriegern werden.

Es ist also scheinbar im Bereich Fantasy ein Aspekt / Stilmittel aus dem Bauerntölpel einen echten Ritter zu machen, indem er ein Abenteuer erlebt und damit Erfahrung anhäuft.


Doch wenn ich mir z.B. die vielen Fantasy Romane anschaue, die ich in letzter Zeit gelesen habe, dann lag weniger im Fokus das "besser werden" der Hauptfigur, sondern seine Fähigkeiten. Oder für den klassischen Heldentrupp eben die Vielfalt an Fähigkeiten, die eine Gruppe vereint.
Und so kommt es nicht selten vor, dass es immer der gezielte Einsatz der vorhandenen Eigenschaften ist, welche die Gruppe weiterbringen. Vielleicht haben ihre Fähigkeiten manchmal nicht direkt ausgereicht, doch dann wurde man kreativ oder hat sich unterstütztung geholt.
Aber dabei liest man nicht, dass der Charakter gefühlte 100 Orks später endlich seinen Level Up geschafft hat und es deshalb mit dem Plot weitergehen kann.


Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt? Was für eine Art von "Belohung" gibt es dann? Muss es "Belohung" überhaupt geben? Und falls ja, muss die sich auf die Spielwerte des Charakters auswirken?
Vielleicht kriegt der Charakter einfach eine dickere Knarre, einen schicken Sportwagen, hat einen neuen Kontaktmann gefunden oder einfach einen Orden bekommen und ein Bild von ihm hängt jetzt in der Hall of Fame.

Muss ein Spielabend immer mit der 2-Buchstaben-Fage enden: "XP?"
GURPS Deathwatch
[FFG] Star Wars Jedi Ritter, Rebellen
Mein biete Thread - schau doch mal rein. :)

Callisto

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #1 am: 21.12.2009 | 22:03 »
Ich hänge im Moment am selben Problem. Ich spiele ja im Moment immer nur Oneshots, da brauch ich echt keine EXP. Aber jetzt entwickle ich das Katzenrollenspiel und für eine Kampagne ist die Möglichkeit Fertigkeiten "nachzurüsten" gut. Als ich noch Kampagnen gespielt hab, wusste ich immer wo ich meinen Charakter wertetechnisch haben wollte. Nämlich gut in bestimmten Dingen. Im Rollenspiel bedeutet die Wertetechnische Entwicklung einfach "Ich hab das gebraucht und hab zu schlecht gewürfelt, also verbessere ich diesen Wert jetzt" Damit nicht jeder einfach das verbessert so wie er es gerne hätte, werden halt EXP verteilt. (Wobei ich pro Pauschalvergabe für Anwesende bin)

Eigentlich mag ich keine EXP. Aber wie soll ich drauf verzichten?

Heretic

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #2 am: 21.12.2009 | 22:03 »
Verbesserung muss immer sein, auch wenns XP-los ist.


killedcat

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #3 am: 21.12.2009 | 22:08 »
Die übliche Antwort: nichts "muss", alles "kann".

Der Grund, warum standardmäßig Belohnungen vergeben werden, ist glaube ich ganz simpel: weil es den Spaß erhöht. Warum gibt es Punkte beim Tennis? Warum gibt es Punkte bei Pac-Man? Es macht vielen Menschen Spaß.

Es gibt sicher Erzählspiele Rollenspiele, die auch ohne Punkte auskommen. Ohne Charakterverbesserung. Ohne Würfel. Ohne Spielleiter ... Erfahrungspunkte und Charakterverbesserungen sind Bestandteil der meisten Spielsysteme, wie eben z.B. auch Würfel. Ich erinnere mich noch an mein aller-allererstes Rollenspiel. Es hat Spaß gemacht. Aber als ich den ersten Levelaufstieg geschafft habe und meinen Charakter verbessern konnte, da hat mich DSA am Wickel gehabt.

Ich persönlich habe kein System ohne. Und ich bezweifle, dass ich eins haben wollte.

Pyromancer

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #4 am: 21.12.2009 | 22:10 »
Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt? Was für eine Art von "Belohung" gibt es dann? Muss es "Belohung" überhaupt geben? Und falls ja, muss die sich auf die Spielwerte des Charakters auswirken?

Bei Traveller läuft die "Verbesserung" über Geld, Ausrüstung, Kontakte und Geschichten, die man erzählen kann.
Die Fertigkeiten der SCs werden kaum besser (oder gar nicht, wenn man "classic" spielt).

Offline Haukrinn

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #5 am: 21.12.2009 | 22:12 »
Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt?

Ja, meins  ;). Und zwar genau aus dem Grund, den Du schon zu Beginn genannt hast. Die Entwicklung eines Charakters muss sich nämlich keineswegs einfach darin zeigen, dass er immer besser wird. Ich bin zum Beispiel bei FIRE davon ausgegangen, dass es eher darum gehen sollte, was man so alles über den Charakter erfährt, welche Facetten er besitzt, was er tut und warum. Andere Spiele gehen ähnliche Wege. The Pool zum Beispiel zeigt sehr ähnliche Tendenzen. Dogs in the Vineyard versucht auch eher die Veränderungen von Charakteren als deren konstante Verbesserung festzuhalten - was aber leider nur bedingt gelingt.

Was für eine Art von "Belohung" gibt es dann? Muss es "Belohung" überhaupt geben? Und falls ja, muss die sich auf die Spielwerte des Charakters auswirken?

Eine Belohnung ist sicherlich sinnvoll, diese aber auf eine bloße Verbesserung des Charakters zu reduzieren ist meiner Meinung nach aber ein überholtes Konzept. Tatsächlich scheint die Erfahrungsspirale so eines der letzten Bollwerke zu sein, an die sich kaum jemand heran traut. Aber irgendwie ist das auch nicht so leicht - es soll ja schon im Spiel eine "Entwicklung" des Charakters geben und die muss sich irgendwo widerspiegeln. Aber wie Du selbst schon gesagt hast definiert sich das Genre Fantasy (oder auch andere Themen, die im Rollenspiel immer wieder mal behandelt werden) nur selten über Protagonisten, die immer besser werden.

Spiele die keinerlei regeltechnische Charakterveränderung motivieren finde ich übrigens ziemlich lahm...
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Offline Infernal Teddy

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #6 am: 21.12.2009 | 22:14 »
"Verbesserungen" sind aber auch so etwas wie "Wegmarker" für die entwicklung der Charaktere innerhalb der Spielwelt, ob jetzt ein weiterer Level für den Dungeonplünderer oder neue Kontakte und Einflußmöglichkeiten für den Politiko.
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Offline Imion

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #7 am: 21.12.2009 | 22:16 »
Verbesserung muss nicht unbedingt sein, ist aber, wie killedcat schon sagte, ganz nett ;).

Schon das Überleben an und für sich kann als 'Belohnung' durchaus ausreichend sein.

(...)
Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt? Was für eine Art von "Belohung" gibt es dann? Muss es "Belohung" überhaupt geben? Und falls ja, muss die sich auf die Spielwerte des Charakters auswirken?
Vielleicht kriegt der Charakter einfach eine dickere Knarre, einen schicken Sportwagen, hat einen neuen Kontaktmann gefunden oder einfach einen Orden bekommen und ein Bild von ihm hängt jetzt in der Hall of Fame.
(...)

Im letzten Absatz bringst du allerdings auch wieder 'Verbesserungen' des Chars im weitesten Sinne und die wirken sich auch auf die 'Spielwerte' aus. Mehr Schaden, schnelleres Reisen, Kontakte, Prestige, Einfluss. Auch dass fällt für mich unter Spielwerte. Es sind hier zwar nicht die altbekannten HPs aber das Erreichte kann trotzdem zum Wohl des Chars/der Gruppe eingesetzt werden.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #8 am: 21.12.2009 | 22:25 »
Nehmen wir mal an ein 16 Jähriger Bauernsohn zieht aus irgendwelchen Gründen hinaus in die Welt.
Glaubt ihr allen ernstest, dass er so bleibt wie er ist?
Wenn er jetzt als Söldner anheuert wird er andere Dinge lernen, als wenn er als Hafenarbeiter Geld verdient und wieder andere Dinge wenn er sich in einer Akademie einschreibt - womöglich gar einer Magierakademie.
Betrachten wir den Jungen jetzt 4 Jahre Später, da hat er natürlich eine Entwicklung durch gemacht. Er ist ein besserer Krieger/stärker/Gebildeter geworden je nach dem welchen Pfad er gewählt hat.

Ich denke, dass das durch die "Lvl-ups" dargestellt werden soll.

Nebenbei erlaubt es dem Spieler die Fähigkeiten auszubauen die er im spiel feststellt, dass er sie gerne anwenden will.

Offline Hector

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #9 am: 21.12.2009 | 22:25 »
Das Charakterverbessern und Fertigkeitenausbauen mach sehr vielen Leuten sehr viel Spaß. Es ist einfach ein Mechanismus, der den Jäger und Sammler anspricht. In irgendeiner Form sollte er in jedem Spiel vorhanden sein, ansonsten werden die meisten Leute nicht lange bei der Stange bleiben. Das ist das gleiche Schema wie bei Diablo oder WOW. Questen erfüllen, Punkte kassieren, skillen, noch schwerere Quests schaffen, noch mehr Punkte kassieren... etc.
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Offline dunklerschatten

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #10 am: 21.12.2009 | 22:31 »
Gegenfrage:

Warum sollte man drauf verzichten ?

XP bringen einfach Spass, den Charakter so zu gestalten wie man mag.
Ab und an ist ein Stein nun mal nur ein Stein ...und es steht nicht immer was "geheimnisvolles" dahinter..
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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #11 am: 21.12.2009 | 22:38 »
Zitat
Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt?

Diverse Spiele aus der Forge-Richtung. Insbesondere die, wo man die Charaktere eher zu Grunde oder die Geschichte zu Ende spielt. Polaris oder Dogs.

Auf jeden Fall gilt:

- Man kann Spieler belohnen, ohne Charaktere zu belohnen. Indem man etwa Punkte an den Spieler verteilt, die nichts mit einem Charakter zu tun haben.

- Man kann Charaktere verbessern, ohne dass man dafür XP verteilt. Dafür gibts diverse Varianten.

- Man kann Charaktere belohnen, ohne dass dadurch ihre Fähigkeiten besser werden, z.B. - wie schon gesagt - mit Ausrüstung, Titeln, Verbündeten, Einfluss.

- Man kann Charaktere belohnen, ohne dass dadurch ein Spieler belohnt wird. (Dazu darf der Charakter nicht einem Spieler "gehören".)

Pyromancer

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #12 am: 21.12.2009 | 22:42 »
Nehmen wir mal an ein 16 Jähriger Bauernsohn zieht aus irgendwelchen Gründen hinaus in die Welt.
Glaubt ihr allen ernstest, dass er so bleibt wie er ist?
...

Ich denke, dass das durch die "Lvl-ups" dargestellt werden soll.

Ist Gimli am Ende vom "Herr der Ringe" ein besserer Axtkämpfer als zu Beginn?

Online 1of3

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #13 am: 21.12.2009 | 22:45 »
Vielleicht. Er ist am Ende auf jeden Fall Paladin von Galadriel.

Offline kirilow

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #14 am: 21.12.2009 | 22:47 »
Auf diese
Ist Gimli am Ende vom "Herr der Ringe" ein besserer Axtkämpfer als zu Beginn?
rhetorische Frage will ich dann mal mit zwei Gegenfragen antworten:
1. Gilt das gleiche für Peregrin Tuk?
2. Warum sind Gimli&Gandalf keine typischen Startcharaktere?
Der Kummerkasten von Dr. Sommer-kirilow ist im rsp-blog Forum. Hier ist sein Postfach voll.

Pyromancer

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #15 am: 21.12.2009 | 22:52 »
Auf dieserhetorische Frage will ich dann mal mit zwei Gegenfragen antworten:
1. Gilt das gleiche für Peregrin Tuk?
Nein.

Zitat
2. Warum sind Gimli&Gandalf keine typischen Startcharaktere?

Ein Treppenwitz der Rollenspiel-Geschichte?  wtf?

Offline Akhorahil

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #16 am: 21.12.2009 | 22:55 »
Auch wenn man sich Romane durchliest ( am ehesten merkt mans bei Romanreihen, die über eine längere Zeit gehen ) durchleben die Protagonisten eine Evolution und sammeln Erfahrung, "verbessern" ihre Fähigkeiten. Nur fällt das dem Leser nicht in jeder Situation auf, aber man wird irgendwann merken, das gewisse Personen über die Zeit ein höheres Mass an Kenntnissen erreichen.

Das klassische Beispiel ist Luke Skywalker. Die Evolution verläuft im Film natürlich schneller als im Buch, aber sie ist in beiden Fällen vorhanden. Anderes Beispiel aus der Fantasy-Welt sind Merry und Pippin - von lebenslustigen Hobbits auf mehr oder weniger gewollten Abenteuerfahrt bis zum Steward von Gondor : die Entwicklung der Figur ist vorhanden. Ins Rollenspiel übertragen : die Hobbits sammeln Ep/XP/Fertigkeitsboni.

So ist es auch im Rollenspiel. Der "Schluckauf" der "level-up" kommt eigentlich nur bei Stufensystemen zum Tragen und selbst das kann man im RPG-Hobbykeller editieren. In Kauf-Systemen geschieht die Evolution der Spielfigur meist sehr geschmeidig und braucht u.U. ( wie bei DSA4.1 ) auch seine Zeit mit Lehrmeister suchen und finden, trainieren etc. Alles das, was eine Romanfigur auch tun muss. Nicht umsonst trainiert Obi-Wan Luke auf dem Flug von Tatooine nach *insertnameoff......planetofprincessleiasuncle* im Umgang mit dem Lichtschwert. Wäre komisch, wenn der Knirps das schwupdiwup könnte.

Zu guter Letzt aktiviert die Vergabe von EP/XP/Boni/whatever das was wir nicht unter Kontrolle haben : unser Belohnungszentrum im Gehirn. Empfundener Spielspass "triggert" diesen Gehirnbereich ebenfalls an. Und solange das gefühlte Kosten-Nutzen-Verhältnis vom Belohnungszentrum als positiv empfunden wird, wird weiter gespielt.

Zitat
1. Gilt das gleiche für Peregrin Tuk?
2. Warum sind Gimli&Gandalf keine typischen Startcharaktere?

1. siehe oben
2. keiner der non-hobbit-characters ist imho ein typischer Startcharakter, aber das ist für die Betrachtung der Evolution der Figur auch unerheblich

Kann gut sein, das Gimli gegen Ende besser kämpfen konnte. Selbiges gilt für Legolas, aragorn oder Boromir ( obwohl der wohl kaum Zeit hatte, seine Skills zu leveln ;) ).
Gandalf als Maya dieser Frage auszusetzen ist schon irgendwie komisch.
"Habt ihr eine Schaufel ?"
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"Für später."

Aufrgund der Rezession wird das Licht am Ende des Tunnels ab sofort ausgeschaltet.
- gez. GOTT

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Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #17 am: 21.12.2009 | 22:57 »
Ist Gimli am Ende vom "Herr der Ringe" ein besserer Axtkämpfer als zu Beginn?
Wie es kirilow schon vor mir gesagt hat.

Gimli beginnt schon als Veteranensergeant und nicht als 16 Jähriger Bauernsohn.
Gimli wäre (zu Beginn von HDR) nach WHFRPG ein Charakter am Ende seiner 4ten bis 5ten Folgekarriere.

Wenn man im Rollenspiel Charaktere hat wie:
den 60 jährigen Philosophieprofessor
den 45 jährigen Söldner der schon im Kossovo, in 5 Afrikanischen Bürgerkriegen und im Irak gekämpft hat.
den 38 jährigen Chefarzt
an den Start lässt und die über einen Zeitraum von 3 Monaten betrachtet, dann findet da keine große Verbesserung der Fähigkeiten statt.

Wenn du aber einen 16-25 Jährigen nimmst, der jetzt einen neuen Beruf ergreift (von mir aus auch Abenteurer) und den über einen Zeitraum von 2 oder mehr Jahren Beobachtest, dann hat er seine Fähigkeiten zum Teil enorm ausgebaut.#


Edit: Arko war schneller. Und *grrrrr* er war auch besser.
« Letzte Änderung: 21.12.2009 | 22:59 von SeelenJägerTee »

Offline Zornhau

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #18 am: 21.12.2009 | 23:00 »
Warum Charakterverbesserung bzw. Level-Aufstieg?
Weil Rollenspiele erst einmal SPIELE sind.

Doch wenn ich mir z.B. die vielen Fantasy Romane anschaue, die ich in letzter Zeit gelesen habe, dann lag weniger im Fokus das "besser werden" der Hauptfigur, sondern seine Fähigkeiten. Oder für den klassischen Heldentrupp eben die Vielfalt an Fähigkeiten, die eine Gruppe vereint.
Weil das hier KEIN Spiel, sondern ein Roman ist! - Äpfel mit einem SPIEL über Äpfel zu vergleichen, ist wenig sinnvoll.

Romanfiguren sind oft in der BLÜTE ihrer Kompetenz dargestellt. Die Hauptfigur hat dann eben schon bloß, WEIL sie die Hauptfigur ist, einen AUSGEMAXTEN Charakter, der genau auf die vom Autor gewollten Szenen paßt oder ebenso NICHT paßt.

Ein Rollenspielcharakter hat nur POTENTIAL späterer Größe - zumindest in den meisten Spielen.

Es gibt nur WENIGE Spiele, in denen die Charaktere gleich am Höhepunkt ihres Könnens einsteigen - und diesen fehlt etwas: die LANGZEIT-BINDUNGSFÄHIGKEIT für die Spieler.

Da wird dann oft ein neuer Charakter gespielt, weil man den alten ja schon "ausgereizt" hat oder er "ausgelutscht" bezüglich seiner relevanten Konflikte ist.

Das Aufstiegsspiel hingegen erlaubt mit DEMSELBEN Charakter ständige Entwicklung, Bewegung und somit immer wieder neue Facetten an seinem Vertreter in der Spielwelt zu entdecken und auszuspielen. - Das schafft  eine Langzeit-Bindung des Spielers.

Nur in solchen Rollenspielen findet man die Charaktere, die nach 14 Jahren ununterbrochenen Spielens IMMER NOCH dem Spieler nicht langweilig geworden sind.

Also gibt es Rollenspiele bei denen das Verbessern seines Helden kaum oder gar keine Rolle spielt?
Ja. Z.B. Traveller. - Da geht es dann eher um die in-game-Finanzen, um GELD, Gegenstände und Einfluß des Charakters, auch wenn es dafür keine Spielwerte gibt (auf dem Charakterbogen wird das dennoch NOTIERT und damit ein FAKT über den Charakter!).

Was für eine Art von "Belohung" gibt es dann? Muss es "Belohung" überhaupt geben?
Irgendeine Art der Belohnung MUSS es geben, denn das ist der Anreiz weiter zu spielen. - Manche sind so gestrickt, daß eine gemeinsam verbrachte angenehme Zeit ihnen Belohnung genug ist. Für die 99,9% der anderen Menschen ist das NICHT genug, sondern eine selbstverständliche VORAUSSETZUNG für das gemeinsame Spiel. - Die Belohnung ist eine Art "objektivierter" Anerkennung der spielerischen Leistung des Spielers. Sie gibt das wohlige Gefühl der ZUFRIEDENHEIT mit seiner eigenen spielerischen Qualität.

Und falls ja, muss die sich auf die Spielwerte des Charakters auswirken?
Muß nicht, aber KANN - und wenn man ein Spiel spielt, dann SOLL sich auch ein Erfolg beim Spielen SPÜRBAR in SPIELwerten niederschlagen.

Vielleicht kriegt der Charakter einfach eine dickere Knarre, einen schicken Sportwagen, hat einen neuen Kontaktmann gefunden oder einfach einen Orden bekommen und ein Bild von ihm hängt jetzt in der Hall of Fame.
Bei HeroQuest MUSS man so etwas mit seinen Hero Points ERWERBEN, damit es von Belang ist.

Muss ein Spielabend immer mit der 2-Buchstaben-Fage enden: "XP?"
Das tut er höchstens in Regelsystemen, die Erfahrungspunkte verwenden. Andere kommen OHNE  XP aus, kennen aber andere Charakterentwicklungsmechanismen wie Steigerungen, Verbessern des Angewandten, dirigierte  Verbesserungen, oder Resourcen, die man in Charakterbastelpunkte umwandeln kann, aber nicht muß, da sie noch andere Anwendungsgebiete haben.

Pyromancer

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #19 am: 21.12.2009 | 23:12 »
Wenn man im Rollenspiel Charaktere hat wie:
den 60 jährigen Philosophieprofessor
den 45 jährigen Söldner der schon im Kossovo, in 5 Afrikanischen Bürgerkriegen und im Irak gekämpft hat.
den 38 jährigen Chefarzt
an den Start lässt und die über einen Zeitraum von 3 Monaten betrachtet, dann findet da keine große Verbesserung der Fähigkeiten statt.
Ja, das sind vom Hintergrund her typische Traveller-Startcharaktere.

Zitat
Wenn du aber einen 16-25 Jährigen nimmst, der jetzt einen neuen Beruf ergreift (von mir aus auch Abenteurer) und den über einen Zeitraum von 2 oder mehr Jahren Beobachtest, dann hat er seine Fähigkeiten zum Teil enorm ausgebaut.#
Und wenn man so etwas spielen will, dann braucht es eben Besser-werd-Regeln.
Wenn nicht, dann nicht.

Eulenspiegel

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #20 am: 21.12.2009 | 23:20 »
Wenn man im Rollenspiel Charaktere hat wie:
den 60 jährigen Philosophieprofessor
den 45 jährigen Söldner der schon im Kossovo, in 5 Afrikanischen Bürgerkriegen und im Irak gekämpft hat.
den 38 jährigen Chefarzt
an den Start lässt und die über einen Zeitraum von 3 Monaten betrachtet, dann findet da keine große Verbesserung der Fähigkeiten statt.
Und wenn man jetzt ein Rollenspielsystem schreibt, in dem man nur solche Chars spielt? Und in denen eine Kampagne ingame maximal 6 Monate dauert?

Braucht man da extra ein XP-System?

Was ist zum Beispiel, wenn man ein Indiana-Jones-RPG schreiben will, bei dem man bereits als Start-Charaktere einen fähigen Archäologie-Professor/Abenteurer spielt?
Braucht so ein RPG ein XP-System?

Zitat
Wenn du aber einen 16-25 Jährigen nimmst, der jetzt einen neuen Beruf ergreift (von mir aus auch Abenteurer) und den über einen Zeitraum von 2 oder mehr Jahren Beobachtest, dann hat er seine Fähigkeiten zum Teil enorm ausgebaut.
Die Frage ist:
Muss man denn immer mit einem 16-25 jährigen Starten?
Das ist beim ersten Mal noch spaßig. Beim zweiten Mal vielleicht auch. Aber irgendwann hat man es satt, immer als Anfänger zu starten und will gleich den Veteranen spielen.

Den Grund, der imho für XPs steht, hat Großkomtur schon genannt: Wir haben alle einen gewissen Sammeltrieb in uns und freuen uns über Verbesserungen. (Den SC zu verbessern ist natürlich nur eine Variante. Ebenso würden sich die Spieler über andere Verbesserungen freuen.)

Edit:
Ansonsten muss ich Zornhau widersprechen:
"Verbesserung" ist nichts, was RPGs mit anderen Spielen gemeinsam haben. Die meisten klassischen Spiele arbeiten komplett ohne Verbesserung.
Im Gegenteil: "Verbesserungen" sind ein Feature von RPGs, die auch für Langzeitmotivation sorgen.
(Siedler von Catan macht viel Spaß. Aber dadurch, dass ich jedes Mal wieder von Null anfange, geht halt ein Teil der Spannung flöten und die Langzeitmotivation ist etwas geringer.)
« Letzte Änderung: 21.12.2009 | 23:24 von Eulenspiegel »

Offline Urias

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #21 am: 21.12.2009 | 23:24 »
Njo um mal ein ganz anderes Genre zu beschäftigen für das es auch Rpgs gibt: Superhelden

Hier werden die Helden definitiv besser. Spiderman ist sicher später geübter und geschickter mit seinen Kräften als zuvor. Ironman schraubt an seiner Rüstung, die X-Men entdecken "zufällig" neue Kräfte in sich die sich immer mehr manifestieren.


Zum mechanischen würde ich sagen um eine Art Spannungsbogen aufzubauen. Wenn man schon am ersten Abend den unglaublich mächtigen Wyrm erschlägt, was kommt als nächstes? Man kann natürlich neue Gegner auffahren, welche dann mechanisch nicht stärker sind sondern nur so tun. Aber gibt das dem Spieler Befriedigung? Ich für meinen Teil finds cooler den mächtigen Wyrm zu erschlagen als den Ork, den ich mit einem Schlag wegputz.
Ohne Gott ging es nicht weiter, und so hab ich mich entschieden, / meiner ist jetzt der Alkohol. / Ich trank ein paar Schlücke und ich fand meinen Frieden / und ich fühlte mich kurzfristig wohl. - Joint Venture, Der trinkende Philosoph

Eulenspiegel

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #22 am: 21.12.2009 | 23:32 »
Zitat
Ich für meinen Teil finds cooler den mächtigen Wyrm zu erschlagen als den Ork, den ich mit einem Schlag wegputz.
Also ein XP-basiertes RPG sähe in etwa so aus:
Erst: Löse das Problem mit den Goblins.
Danach: Löse das Problem mit den Orks.
Danach: Löse das Problem mit dem Schwarzmagier.
Danach: Löse das Problem mit dem Wyrm.
Danach: Löse das Problem mit dem Halbgott.
Danach: Löse das Problem mit dem Gott.

Bei einem System, wo sich die Chars nicht verbessern, würde es zum Beispiel eher so aussehen:
Erst: Löse das Problem mit dem Wyrm.
Danach: Löse das Problem mit dem Titan.
Danach: Löse das Problem mit dem Königreich.
Danach: Löse das Problem mit dem Drachen.

Das heißt, die Herausforderungen ändern sich durchaus, bleiben aber halt auf dem gleichen Powerniveau. (Halt dem Powerniveau, das man eigentlich spielen will.)

Pyromancer

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #23 am: 21.12.2009 | 23:38 »
Zum mechanischen würde ich sagen um eine Art Spannungsbogen aufzubauen. Wenn man schon am ersten Abend den unglaublich mächtigen Wyrm erschlägt, was kommt als nächstes? Man kann natürlich neue Gegner auffahren, welche dann mechanisch nicht stärker sind sondern nur so tun. Aber gibt das dem Spieler Befriedigung? Ich für meinen Teil finds cooler den mächtigen Wyrm zu erschlagen als den Ork, den ich mit einem Schlag wegputz.

Stell dir vor, du bist ein Start-SC. Da kommt ein Ork, du kämpfst, und besiegst ihn knapp. Du steigst auf. Dann kommt eine Räuberbande, und du besiegst sie knapp. Du steigst auf. Dann kommt der unglaublich mächtige Wyrm, und weil du schon zweimal aufgestiegen bist, besiegst du ihn knapp. Toll. Aber irgendwo auch langweilig.

Und jetzt das ganze nochmal. Du bist ein Start-SC. Da kommt ein Ork, du kämpfst, und besiegst ihn knapp. Du steigst nicht auf. Dann kommt eine Räuberbande, sie ist zu stark für dich. Was tust du? Und wie willst du je den Wyrm besiegen, wenn er so viel stärker ist als du?

Wenn es über reine Fertigkeitswerte nicht geht, dann muss es eben über Köpfchen gehen. Und dann wird es spannend. Wenn die Gegner nur im gleichen Maße stärker werden wie der eigene Charakter, dann kann man sich die Chose eigentlich auch gleich ganz sparen.

Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #24 am: 21.12.2009 | 23:42 »
Ergänzend zu Traveller:

The experience which is gained as the individual character travels and adventures is, in a very real sense, an increased ability to play the role which he has assumed.

Aus:
http://grognardia.blogspot.com/2009/01/now-thats-hardcore.html, der es wohl aus den LBBs zitiert hat (die ich leider nicht besitze).
Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


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