Autor Thema: Warum Charakterverbesserung?  (Gelesen 14674 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #75 am: 22.12.2009 | 16:10 »
@6: finde ich nicht. Chars von lvl 1 (oder vielleicht noch 3)  5 Stufen hochzuspielen finde ich besser als von 10 auf 15 zu zocken. Die Bindung an den Char ist für mich viel stärker wenn ich erlebe wie er zu seinen Leveln kommt und das nicht nur als Vorgeschichte habe.
Du hast doch in beiden Fällen das gleiche erlebt:
In beiden Fällen hast du 5 Levelaufstiege live miterlebt und nicht als Vorgeschichte.

Und in beiden Fällen hast du das, was davor war als Vorgeschichte:
Du hast wahrscheinlich nicht live ausgespielt, wie der SC als Baby das erste Mal "Mama" gesagt hat. Du hast nicht ausgespielt, wie der SC Lesen und Schreiben in der Schule gelernt hat. Du hast nicht ausgespielt, wie die Zahnfee kam und ihm seine Milchzähne geklaut hat. Du hast wahrscheinlich nicht sein erstes Mal ausgespielt. Du hast nicht ausgespielt, wie ihm sein Vater sein erstes Holzschwert geschenkt hat.
Du hast nicht ausgespielt, wie er als Teenager zum ersten Mal die große Akademie betreten hat und neue Freunde kennengelernt hat.

Disclaimer: Wenn man "Kleine Ängste" oder "Harry Potter" spielt, mag man das alles ausspielen. Aber bei einem Standard-RPG gehört das auch auf Level 1 bereits alles zur Vorgeschichte.

@ Teylen
Was ist an deiner Annahme bitteschön stimmiger?

Wollen wir doch mal unterschiedliche Sachen anschauen:
Als erstes nenne ich 4 Fakten, die Gemeinsamkeiten zwischen Schachspieler und Rollenspieler aufzeigen sowie Unterschiede zwischen Schachspielern und Rollenspielfiguren.
Danach nenne ich dann 5 Überlegungen, die angeben, was man aus dem Vergleich Schachspieler ~ Rollenspieler nutzbringendes für diesen Thread herausziehen kann.
Fakt 1: Sowohl der Schachspieler als auch der Rollenspieler lernen und werden besser, wenn sie regelmäßig ihr Spiel spielen. Man braucht keine Regeln, die ihnen das besser werden erlauben. Sie lernen nunmal durch das Spielen, egal, ob man es ihnen erlaubt oder verbietet.
Fakt 2: Ob eine Figur innerhalb eines Spieles besser wird oder nicht, hängt komplett von den Regeln ab:
Wenn es Regeln gibt, die sagen, dass die Figur besser wird, dann wird sie besser. Wenn die Regeln sagen, dass die Figur nicht besser wird, dann wird sie nicht besser.
Fakt 3: Die Elo-Zahl verändert nicht die Fähigkeiten des Spielers. (Wenn ein Schachspieler unbemerkt seine Elo-Zahl verändert, wird er dadurch nicht besser. Die anderen denken, dass er besser geworden ist. Aber in Wirklichkeit ist er nicht genau so schlecht, wie vorher.) Die Elo-Zahl ist daher Folge und nicht Ursache der Spielstärke des Spielers.
Fakt 4: Die XP-Zahl verändert die Fähigkeiten des SCs. (Wenn man dem SC heimlich mehr XPs gibt, dann wird er besser.) Die XP-Zahl ist daher Ursache und nicht Folge der Spielstärke des SCs.

Überlegung 1: Spiele, die nach dem ersten Spiel Spaß gemacht haben, machen meistens auch beim zweiten Spielen Spaß. Dabei ist es egal, ob es in den Spielregeln nun auch Regeln für "besser werden" gibt oder nicht. (Ja, Spieler werden automatisch besser, wenn sie regelmäßig spielen. Dafür brauche ich aber keine Regeln. Das passiert einfach so.)
Überlegung 2: Regeln zum besserwerden sind also nicht notwendig um den Spielspaß aufrechtzuerhalten. Ich kann auch den Spielspaß aufrechterhalten, ohne "Besserwerd-Regeln" ins Regelwerk zu schreiben.
Überlegung 3: Regeln zum Besserwerden fördern die Langzeitmotivation. Das tun sie allerdings NICHT, weil sie das Spiel realistisch machen, sondern weil der Mensch im Grunde ein Jäger und Sammler ist. (Man beachte: Solche Besserwerd-Regeln sind für die Langzeitmotivation zwar förderlich, aber NICHT notwendig.)
Überlegung 4: Man kann die Langzeitmotivation bei klassischen Brettspielen auch erhöhen, wenn man beim nächsten Spiel nicht wieder bei Null anfängt, sondern die Fähigkeiten seiner Figuren verbessern kann. (Bei Schach wäre so eine Innovation zum Beispiel: Wenn der Bauer das Ende des Brettes erreicht hat, dann darf er diese Figur auch beim nächsten Spiel sein.- Oder bei Siedler von Catan kann man die Regel einführen: Die Rohstoffe, die man am Ende des Spieles noch übrig hat, darf man auch mit ins nächste Spiel nehmen.)
Überlegung 5: Sollte man bei einem RPG die "Besserwerd-Regeln" abschaffen, würde man zwar die Langzeitmotivation verringern, aber nicht völlig abschaffen: Auch ohne "Besserwerd-Regeln" wird der Rollenspieler selber immer besser. Auch ohne "Besserwerd-Regeln" hat der Rollenspieler eine Motivation, das nächste AB auch zu spielen und zu gewinnen.

Tue das gleiche doch bitte für deinen Fall:
1) Was sind die grundlegenden Gemeinsamkeiten zwischen Schachspieler und Rollenspielfigur?
2) Was für Überlegungen kann man aus diesen Gemeinsamkeiten ableiten, die für diesen Thread relevant sind?
« Letzte Änderung: 22.12.2009 | 16:12 von Eulenspiegel »

Offline Teylen

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #76 am: 22.12.2009 | 16:31 »
@ Teylen
Was ist an deiner Annahme bitteschön stimmiger?
Der hoehere Themenbezug.

Die Annahme:
Rollen Spieler -> Schachspieler
Character -> Spielfigur

Ergibt meines Erachtens keinen Sinn weil die Spielfigur beim Schach ein geschnitzter, absolut statischer und unveraenderlicher Stein ist und keine Gemeinsamkeiten bestehen. Womit aus der Analogie keine Aussage gezogen werden kann.
Die Gemeinsamkeiten zwischen Rollenspieler und Schachspieler hingegen sind fuer die Diskussion ueber das Steigerungsverhalten von Charaktere gaenzlich irrelevant.

Anhand der Annahme:

Spielfigur -> Schachspieler

Kann man das Steigerungsverhalten der Spielfigur betrachten.
Wobei hinzukommt das die Spielfigur gegebenfalls die Faehigkeit "Schach spielen" hat und die Frage bestuende ob sie dahingehend eine Entwicklung machen darf / kann / soll.

Gibt es keine XP kann die Figur im Punkt "Schach spielen" z.B. nicht besser werden.

Zitat
Fakt 1: Sowohl der Schachspieler als auch der Rollenspieler lernen und werden besser, wenn sie regelmäßig ihr Spiel spielen. Man braucht keine Regeln, die ihnen das besser werden erlauben. Sie lernen nunmal durch das Spielen, egal, ob man es ihnen erlaubt oder verbietet.
Irrelevant da keine Aussage zum Thema Charakter Steigerung getroffen wird.
Vernachlaessigt die Frage was mit Spielfiguren geschieht die die Faehigkeit Schach spielen haben.

Zitat
Fakt 2: Ob eine Figur innerhalb eines Spieles besser wird oder nicht, hängt komplett von den Regeln ab:
Wenn es Regeln gibt, die sagen, dass die Figur besser wird, dann wird sie besser. Wenn die Regeln sagen, dass die Figur nicht besser wird, dann wird sie nicht besser.
Das ist kein Fakt, das ist der Streitpunkt des Thema.
"Soll es Regeln geben nachdem die Figur besser wird?"
Mit der These, "Nein, das muss nicht."

Zitat
Fakt 3: Die Elo-Zahl verändert nicht die Fähigkeiten des Spielers. (Wenn ein Schachspieler unbemerkt seine Elo-Zahl verändert, wird er dadurch nicht besser. Die anderen denken, dass er besser geworden ist. Aber in Wirklichkeit ist er nicht genau so schlecht, wie vorher.) Die Elo-Zahl ist daher Folge und nicht Ursache der Spielstärke des Spielers.
Die Elo Zahl veraendert sich Analog zu der Faehigkeits Erweiterung des Spielers.
Tatsache ist hierbei das sich die Faehigkeiten des Spielers erweitern.
Sowie das bei beiden Annahmen sich das im Rollenspiel niederschlagen muesste.

Zitat
Überlegung 1: Spiele, die nach dem ersten Spiel Spaß gemacht haben, machen meistens auch beim zweiten Spielen Spaß. Dabei ist es egal, ob es in den Spielregeln nun auch Regeln für "besser werden" gibt oder nicht. (Ja, Spieler werden automatisch besser, wenn sie regelmäßig spielen. Dafür brauche ich aber keine Regeln. Das passiert einfach so.)
Bei Strategie Spielen wie Schach, wo es keine Handicap Regel gibt wie beim Go, machen schnell weniger Spass wenn der Spieler nicht besser wird und daher nur noch von Staerkeren abgewatscht wird.

Man hat im Schach einen geringeren Staerke zuwachs durch reines Spielen als beim Go.

Ueberlegung daher: Das System muss ausgewogen sein und den Spielern eine gleiche Menge an Erfolgserlebnissen zu gestehen.

Zitat
Überlegung 2: Regeln zum besserwerden sind also nicht notwendig um den Spielspaß aufrechtzuerhalten. Ich kann auch den Spielspaß aufrechterhalten, ohne "Besserwerd-Regeln" ins Regelwerk zu schreiben.
Gegenthese: Damit sprengst du das Handicap System, beispielsweise im Go, und vergraulst die schlechteren Spieler.

Zitat
Überlegung 3: Regeln zum Besserwerden fördern die Langzeitmotivation. Das tun sie allerdings NICHT, weil sie das Spiel realistisch machen, sondern weil der Mensch im Grunde ein Jäger und Sammler ist. (Man beachte: Solche Besserwerd-Regeln sind für die Langzeitmotivation zwar förderlich, aber NICHT notwendig.)
Sie tun es sehr wohl weil sie das Spiel realistischer machen, da der Mensch nicht mit einer Konstanten Spielstaerke spielt. Desweiteren sammelt man ja auch gerade um besser zu werden / weil der Gewinn Endophine ausschuettet obwohl es nicht lebensnotwendig waere.

Zitat
Überlegung 4: Man kann die Langzeitmotivation bei klassischen Brettspielen auch erhöhen, wenn man beim nächsten Spiel nicht wieder bei Null anfängt, sondern die Fähigkeiten seiner Figuren verbessern kann. (Bei Schach wäre so eine Innovation zum Beispiel: Wenn der Bauer das Ende des Brettes erreicht hat, dann darf er diese Figur auch beim nächsten Spiel sein.- Oder bei Siedler von Catan kann man die Regel einführen: Die Rohstoffe, die man am Ende des Spieles noch übrig hat, darf man auch mit ins nächste Spiel nehmen.)
Das einzige Spiel wo das klappt ist "Praesident / Penner" (grob uebersetzt) ein Kartenspiel mit mehreren Leuten. Bei allen anderen wuerde es verhindern das neue Leute dabei kommen.

Beim Schach wuerde es die eigentliche Spielstaerken Anforderung negieren.
Einmal oder ein paarmal gewonnen und der andere sieht kein Licht mehr.

Zitat
Überlegung 5: Sollte man bei einem RPG die "Besserwerd-Regeln" abschaffen, würde man zwar die Langzeitmotivation verringern, aber nicht völlig abschaffen: Auch ohne "Besserwerd-Regeln" wird der Rollenspieler selber immer besser. Auch ohne "Besserwerd-Regeln" hat der Rollenspieler eine Motivation, das nächste AB auch zu spielen und zu gewinnen.
Fuer den Spass am Rollenspiel ist es egal wie gut der Rollenspieler als Rollenspieler ist sondern wieviel Spass er am Rollenspiel hat.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Eulenspiegel

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #77 am: 22.12.2009 | 17:35 »
Ergibt meines Erachtens keinen Sinn weil die Spielfigur beim Schach ein geschnitzter, absolut statischer und unveraenderlicher Stein ist und keine Gemeinsamkeiten bestehen.
Ob die Figur statisch oder veränderlich sein muss bzw. sein kann, darüber soll ja hier gerade diskutiert werden.

In existierenden RPGs ist die Figur nunmal veränderlich.
Die Eingangsfrage lautet ja im Prinzip: "Was wäre, wenn die Rollenspielfigur nicht veränderlich, sondern statisch wäre?"
Und um diese Frage beantworten zu können,ist es hilfreich, sich bereist existierende statische Figuren anzuschauen.

Die Antwort "Rollenspielfiguren sind nicht statisch", hilft bei einer "Was wäre wenn..." Frage nicht wirklich weiter.

Zitat
Die Gemeinsamkeiten zwischen Rollenspieler und Schachspieler hingegen sind fuer die Diskussion ueber das Steigerungsverhalten von Charaktere gaenzlich irrelevant.
Ja. Das war ja im Prinzip auch meine Aussage, dass das Steigerunsgverhalten von Rollenspielern für diese Diskussion irrelevant ist.

Die Urspungsthese war ja:
"Schachspieler steigern auch ihre Fähigkeiten. Daraus folgt..."

Und darauf habe ich dann geantwortet: "Ja, aber das tun Rollenspieler auch."
Und daraus lässt sich dann der Schluss ziehen, dass das Steigerunsgverhalten von Schachspielern für diesen Thread vollkommen irrelevant ist.

Zitat
Anhand der Annahme:

Spielfigur -> Schachspieler

Kann man das Steigerungsverhalten der Spielfigur betrachten.
Jain.
1) Wäre das zumindest irreführend. Ursprünglich ging es um Gemeinsamkeiten zwischen Rollenspielen und klassischen Spielen.
Wenn du jetzt mit diesem Vergleich kommst, schaust du dir aber nicht die Gemeinsamkeit zwischen RPGs und Schach an, sondern die Gemeinsamkeiten zwischen einem Rollenspielsetting und der realen Welt.

2) Anhand dessen kann man höchsten betrachten, was evtl. realistisch wäre.
Das sagt aber immer noch nichts darüber aus, warum man es bezüglich Steigerung unbedingt realistisch haben sollte.

Zitat
Irrelevant da keine Aussage zum Thema Charakter Steigerung getroffen wird.
Vernachlaessigt die Frage was mit Spielfiguren geschieht die die Faehigkeit Schach spielen haben.
Bitte unterscheide zwischen Fakten und Überlegungen.

Die Fakten listen erstmal nur Fakten auf, die zeigen, dass hier Gemeinsamkeiten existieren. Die Relevanz wird erst in der Rubrik "Überlegungen" hergestellt.

Zitat
Das ist kein Fakt, das ist der Streitpunkt des Thema.
"Soll es Regeln geben nachdem die Figur besser wird?"
Mit der These, "Nein, das muss nicht."
Langsam, langsam. Jetzt mischst du zwei Sachen durcheinander:

Frage1: "Muss es Regeln geben nach dem die Figur besser wird?"
Antwort1: "Nein, muss es nicht."

Frage2: "Soll es Regeln geben nach dem die Figur besser wird?"
Antwort2: "Nein, soll es nicht (unbedingt)."

Bisher dachte ich, wäre Antwort1 ein Fakt und wir würden uns über Antwort2 streiten.
Falls du jedoch bereits Antwort1 anzweifelst, bin ich gerne bereit, Antwort1 als These zu werten und wir können uns erstmal über Frage1 und Antwort1 unterhalten.

Zitat
Die Elo Zahl veraendert sich Analog zu der Faehigkeits Erweiterung des Spielers.
Tatsache ist hierbei das sich die Faehigkeiten des Spielers erweitern.
Richtig. Aber Tatsache ist eben auch, dass sich die Fähigkeiten des Spielers nicht wegen der Elo-Zahl erweitern.
(Sondern das Gegenteil der Fall ist: Die Elo-Zahl verbessert sich wegen den erweiterten Fähigkeiten des Spielers.)

Stimmst du meinen Fakt3 nun zu, oder zweifelst du diesen auch an?

Zitat
Bei Strategie Spielen wie Schach, wo es keine Handicap Regel gibt wie beim Go, machen schnell weniger Spass wenn der Spieler nicht besser wird und daher nur noch von Staerkeren abgewatscht wird.
wtf? Was hat das mit meiner Überlegung zu tun?
Schach ist doch nun das Parade-Beispiel für ein Spiel, wo es keine Regeln fürs "Besserwerden" gibt:
Entweder ein Spieler besitzt Talent und wird besser oder er wird eben nicht besser.

Aber es gibt in Schach eben keine Regeln fürs "Besserwerden".
Besserwerden muss der Spieler schon ganz von alleine. Das kann ihm keine Regel abnehmen.

Zitat
Man hat im Schach einen geringeren Staerke zuwachs durch reines Spielen als beim Go.
wtf? Meinst du jetzt vor oder nach dem Ausgleich durch Komi und Vorgabesteine?

Zitat
Ueberlegung daher: Das System muss ausgewogen sein und den Spielern eine gleiche Menge an Erfolgserlebnissen zu gestehen.
Richtig. Und das macht Go wunderbar:
Wenn beide Spieler gleichstark sind, dann fangen beide gleich mächtig an.
Wenn jedoch ein starker Spieler mit einem schwachen Spieler spielt, dann bekommt der schwache Spieler Vorgabesteine.

Auf das Rollenspiel übertragen bedeutet das: Wenn zwei gleichgute Rollenspieler spielen, sollte ihr Powerniveau in etwa gleich hoch sein.
Wenn jedoch ein guter Rollenspieler mit einem schlechten Rollenspieler spielt, dann sollte der schlechte Rollenspieler einen stärkeren SC bekommen.

Ein stärkerer SC für den schwächeren Spieler beim RPG bewirkt, dass gleiche wie Vorgabesteine für den schwächeren Spieler beim Go: Es wird sichergestellt, dass beide Spieler ungefähr gleich gute Chancen für Erfolgserlebnisse haben. (Was beim RPG bedeutet: Etwas wesentliches dazu beitragen, das AB zu lösen.)

Zitat
Gegenthese: Damit sprengst du das Handicap System, beispielsweise im Go, und vergraulst die schlechteren Spieler.
FALSCH!
Go ist ja gerade ein System mit einer "Schlechterwerd-Regel": Wenn du lange Go spielst und besser wirst, dann sagen die Regeln, dass du Nachteile in Kauf nehmen musst. (Deine Startposition auf dem Go-Brett also schlechter wird.)

Die Gegenthese zu meiner Überlegung wäre:
"Regeln zum Besserwerden sind notwendig um den Spielspaß aufrechtzuerhalten."
Das würde auf Go angewendet bedeuten: Je häufiger ich Go spiele, desto mehr Vorgabesteine benötige ich, um den Spielspaß aufrechtzuerhalten. (Ein Neuling benötigt keine Vorgabesteine für den Spielspaß. jemand, der schon seit mehreren Jahren spielt, benötigt jedoch Vorgabesteine, damit er noch immer Spielspaß hat.)

DAS wäre die Antithese zu meiner These.
Und hier möchte ich nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich diese Antithese ablehne und meine ursprüngliche These befürworte.

Aber du könntest jetzt, wo klar ist, wie die Antithese lautet, nochmal schreiben, ob du nun die These oder die Antithese befürwortest.

Ich habe bisher keine Aussage darüber gemacht, ob man Schlechterwerd-Regeln braucht, oder ob diese überflüssig sind. Ich habe nur gesagt, dass man keine Besserwerd-Regeln braucht.

Zitat
Sie tun es sehr wohl weil sie das Spiel realistischer machen, da der Mensch nicht mit einer Konstanten Spielstaerke spielt. Desweiteren sammelt man ja auch gerade um besser zu werden / weil der Gewinn Endophine ausschuettet obwohl es nicht lebensnotwendig waere.
EDIT:
Den zweiten Satz habe ich im Prinzip doch genau so selber geschrieben. (OK,ich habe nicht von Endorphinen, sondern von Jäger und Sammlern gesprochen. - Aber die Aussage ändert sich dadurch nicht wirklich.)

Zu deinem ersten Satz: Ich habe nie angezweifelt, dass es realistischer ist. Ich habe nur angezweifelt, dass dies der Grund ist. Generell macht Realismus Spaß. Aber gerade bei der Generierung oder der Steigerung wird nicht so großer Wert auf Realismus gelegt. (Das sieht man auch daran, das Learning-by-doing Systeme realistischer sind, aber XP-Vergabe Systeme beliebter.)
Dass die Steigerung also realistisch ist, ist höchstens zufällig und bei weitem nicht der Grund dafür.

Zitat
Beim Schach wuerde es die eigentliche Spielstaerken Anforderung negieren.
Einmal oder ein paarmal gewonnen und der andere sieht kein Licht mehr.
Jain.
Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Es spielen immer nur die Gewinner gegeneinander. (Und in der anderen Partie spielen die Verlierer gegeneinander.)
2) Nur der Verlierer darf seine Figuren aufrüsten. - Wenn du eine begrenzte Gruppe hast und alle ungefähr gleich oft spielen, sorgt das dann dafür, dass alle ungefähr die gleichen Gewinnchancen haben. (Du kannst quasi so lange aufrüsten, bis du gewinnst.)

Zitat
Fuer den Spass am Rollenspiel ist es egal wie gut der Rollenspieler als Rollenspieler ist sondern wieviel Spass er am Rollenspiel hat.
1) Beim Schach gibt es Leute, die GEWINNEN wollen und es gibt Leute, die Spaß am Spiel selber haben.
2) Beim Rollenspiel gibt es Leute, die GEWINNEN wollen und es gibt Leute, die Spaß am Spiel selber haben.
« Letzte Änderung: 22.12.2009 | 18:08 von Eulenspiegel »

Offline WeepingElf

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #78 am: 22.12.2009 | 18:10 »
Warum Charakterverbesserung?

Ganz einfach - weil im wirklichen Leben Menschen auch ihre Fertigkeiten weiterentwickeln, indem sie sie anwenden.  Menschen verändern sich, lernen hinzu, machen Erfahrungen, also warum sollten dann Charaktere in einem Rollenspiel das nicht tun?

Man kann natürlich Stufensysteme und nach Belieben auf Fertigkeiten vergebbare XPs in Frage stellen, und realistischere und flexiblere Modelle favorisieren - Steigerungswürfe auf Fertigkeiten etwa.

Schließlich wirkt Charakterverbesserung als Anreizsystem für die Spieler.  Es soll sich ja für den Spieler irgendwie lohnen, dass sich sein Charakter in Gefahr begibt und versucht, Dinge zu tun, die ganz doll daneben gehen können.  Auch kann man mit XPs (oder Gummipunkten, oder was auch immer) gutes Rollenspiel und Handlungen, die die Kampagne voranbringen, belohnen.

Für mich ist Charakterentwicklung eines der zentralen Elemente des Rollenspiels!  Da liegt ein wesentlicher Unterschied zu Spielen wie Schach oder Mensch ärgere Dich nicht, in denen man nur Spielfiguren und keine Rollen hat.
 
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Eulenspiegel

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #79 am: 22.12.2009 | 18:17 »
Ganz einfach - weil im wirklichen Leben Menschen auch ihre Fertigkeiten weiterentwickeln, indem sie sie anwenden.
OK, eine andere Frage: Warum benötigt man unbedingt Realismus im Rollenspiel? Andere Spiele kommen doch auch ohne diesen Grad an Realismus aus.

Zitat
Auch kann man mit XPs (oder Gummipunkten, oder was auch immer) gutes Rollenspiel und Handlungen, die die Kampagne voranbringen, belohnen.
Diese Form von XP-Vergabe wäre nun zum Beispiel das genau Gegenteil von "realistischer XP-Vergabe".

Realistisch wäre: "Die SCs, die viel gelernt haben, bekommen viel XP."
Dein Ansatz wäre: "Die SCs, deren Spieler gutes Rollenspiel gemacht haben, bekommen viele XPs und die SCs, deren Handlungen die Kampagne vorwärts gebracht haben, bekommen viele XP."

Ich will jetzt nicht sagen, dass dies besser oder schlechter wäre. Aber diese beiden Ansätze (Realismus, Belohnung) sind ziemlich gegensätzlich.

Zitat
Mensch ärgere Dich nicht, in denen man nur Spielfiguren und keine Rollen hat.
1) Und was ist mit Spielen wie z.B. Doom, wo man durchaus auch Rollen spielt?
2) Und wieso sollte man Spielfiguren (z.B. in Schach oder Mensch ärgere dich nicht) nicht auch aufwerten können? Das Belohnungssystem würde hier doch auch wunderbar greifen.

Offline Bad Horse

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #80 am: 22.12.2009 | 18:48 »
(Ohne die Zitierschlacht gelesen zu haben)

Mir ist die interne Entwicklung eines Charakters wichtig, aber die geht häufig mit der Entwicklung von Fähigkeit einher... wenn sich mein weicheiiger Literaturstudent zum kaltblütigen Bodyguard entwickelt, dann sollte er vielleicht auch kämpfen lernen. Und um so eine Veränderung zu unterstützen, bietet sich ein Entwicklungssystem eben an, und XP haben sich bewährt. Wobei ich persönlich XP vorziehe, mit denen man etwas "machen" kann (bei denen man sich neue bzw. bessere Werte mit XP kauft), als Levelsysteme, wo XP nur ein Anzeiger sind, die zeigen, bis wann man zum nächsten Level kommt.

Ansonsten sollte es immer die Möglichkeit geben, dass ein Char etwas lernen kann (und sei es nur eine neue Sprache, weil er jetzt schon seit einem Jahr in Kirgisistan herumgurkt).

Außerdem finde ich es schön, wenn man Char irgendwann Sachen kann, die er vorher nicht konnte. Es rockt einfach, wenn man einen alten und erfahrenen Char zücken kann, der richtig was reißt.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

ErikErikson

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #81 am: 22.12.2009 | 19:10 »
Ich persönlich freu mich, wenn ich ne Stufe bei D&D aufsteige. Dann kann man neue tolle Sachen machen. Bei DSA isses mir eher egal, da kann ich halt alte Sachen etwas besser.

Also ich finde die Stufen gut, damits immer was Neues gibt.

Offline WeepingElf

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #82 am: 22.12.2009 | 20:49 »
OK, eine andere Frage: Warum benötigt man unbedingt Realismus im Rollenspiel? Andere Spiele kommen doch auch ohne diesen Grad an Realismus aus.

Gute Frage.  Für mich gehört ein gewisser Grad an Realismus (oder sagen wir besser an Glaubwürdigkeit, was ist an einer Story mit Elfen, Drachen und Zauberern, die wirklich zaubern können - oder mit überlichtschnellen Raumschiffen und Psi-Kräften oder was weiß ich noch - denn realistisch?) irgendwie dazu.  Ich will eine Geschichte erleben, die Sinn macht, sonst kann ich gleich MäDn oder Siedler spielen.  Aber das ist letztlich natürlich Geschmackssache.
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Online Maarzan

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #83 am: 22.12.2009 | 21:28 »
OK, eine andere Frage: Warum benötigt man unbedingt Realismus im Rollenspiel? Andere Spiele kommen doch auch ohne diesen Grad an Realismus aus.

Andere Spiele verlangen auch keine rollenbezogenen Entscheidungen in einer komplexen Spielumgebung. Dazu müßte man allerdings nicht durchgehend realistisch sein und kann es bezüglich vieler Elemente auch nicht. Dazu kommt noch eine gehörige Portion Abstraktion, welche ebenfalls Abstriche beim Realismus nötig machen. Am Ende bleibt aber die Notwendigkeit, dass die Beteiligten wissen, mit was sie es bei der Spielwelt und ihren Elementen zu tun haben und ein großer Teil dieser Spielwelt entspricht nach den in den Regeln behandelten Abweichungen der verbleibenden Maßgabe nach immer noch dem irdischen Vorbild, alleine um die Spielwelt nicht zu exotisch und am Ende für das Groß unspielbar zu machen. Dazu kommen noch gewisse Dinge die eben universaler Logik unterliegen und entsprechend belastbar bleiben müssen um überhaupt noch sinnvolle Entscheidungen treffen zu können .

Wichtig ist im Allgemeinen nicht globaler Realismus, sondern das man weis, wo man Differenzen zur allgemeinen Lebenserfahrung zu erwarten hat und der Rest nach Möglichkeit eben hinkommt.

(und für eine kleine Minderheit ist einfach das Modellieren und dann hoffentlich reibungsfreie Laufen von Weltenmobiles Kern des Spielspaßes. Dann wird Realismus im betrachteten Fokus eben zum Spielziel)

Zitat
Realistisch wäre: "Die SCs, die viel gelernt haben, bekommen viel XP."
Dein Ansatz wäre: "Die SCs, deren Spieler gutes Rollenspiel gemacht haben, bekommen viele XPs und die SCs, deren Handlungen die Kampagne vorwärts gebracht haben, bekommen viele XP."

Ich will jetzt nicht sagen, dass dies besser oder schlechter wäre. Aber diese beiden Ansätze (Realismus, Belohnung) sind ziemlich gegensätzlich.

Das ist genau betrachtet wirklich eine Verhunzung des Realismusgedanken. Lernerfolge sollten von Lerneinflüssen und Lernaufwand abhängig sein, nicht von der Benotung mit Stilnoten oder gar einem Beliebtheitswettbewerb.

Was ich sonst noch erwähnen wollte ist, dass ich den Gedanken dass Experten nichts mehr dazu lernen, für Stuß halte. Der Experte wird sich vielleicht in seinem Fachgebiet nicht merklich mehr verbessern, aber in den meist beleuchteten interessanten Situationen gibt es traditionell genügend Möglichkeiten seinen Horizont durch eben außergewöhnliche Herausforderungen zu erweitern und wenn es wie bei Han Solo einfach vorher vernachlässigte Sozialkompetenzen sind.
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Offline sindar

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #84 am: 23.12.2009 | 18:44 »
IMHO:
immer nur den Anfänger spielen = doof
gleich als Profi einsteigen = doof (Bindung zum SC einfach zu gering)

also muss man sich verbessern damit es Spaßig bleibt

Trifft meine Vorstellung dazu recht gut. Wobei: Wenn ich mal ein System wirklich gut kenne, habe ich auch kein Problem damit, gleich auf hohem Niveau einzusteigen. Ich spiele nunmal gerne mächtige Chars :) (persönliche Vorliebe von mir)
« Letzte Änderung: 28.12.2009 | 14:53 von sindar »
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Chiungalla

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #85 am: 23.12.2009 | 18:58 »
Weil es vielen Spielern Spaß macht, vor allem den Powergamern, Buttkickern, u.s.w.
Und den anderen nicht weh tut.
Ist doch gar nicht so schwer.

Und Spaß macht es halt aufgrund der taktischen Komponente des Ressourcenmanagements, und des Umstandes das es so immer wieder etwas neues auszuprobieren gibt, am Spieltisch.

Bzw. das man dann auch immer mit der nächst größeren Herausforderung rechnen kann beim nächsten Mal. Immer große Brötchen zu backen, ist genau so öde wie immer kleine Brötchen.

Offline 1of3

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Re: Warum Charakterverbesserung?
« Antwort #86 am: 24.12.2009 | 00:10 »
Zitat
Weil es vielen Spielern Spaß macht, vor allem den Powergamern, Buttkickern, u.s.w.
Und den anderen nicht weh tut.

Das ist eine sehr clevere Beobachtung. Gefällt mir.