Sorry, dass ich so darauf rumreite, aber das Verlierer- und Gewinnermuster ist nur ein Teilaspekt am Begriff "Spiel". Ich glaube Du sitzt da wirklich einem Missverständnis auf, indem Du vom Gesellschaftsbrettspiel verallgemeinerst.
Red' Dich nicht raus. Du hast erst Computerspiele "ins Spiel" bringen wollen, die - wie ich ausgeführt habe - schon irgendwie ein anderes Thema sind. Zweitens hast Du dann Civilization aufgetischt: Ich kann mich sehr deutlich daran erinnern, dass das Brettspiel Civilization das VerliererInnen- und GewinnerInnenmuster bedient.
Von "offenem Ende" war übrigens gar nicht die Rede. Diesen Aspekt habe ich nicht angebracht, den hast Du hier reingeschoben. Ich sprach nur von dem Schema des Verlierens und Gewinnens.
Kooperative Brettspiele sind momentan total im Trend. Auf der Spiel in Essen sind 4 oder 5 echte kooperative Spiele teilweise als aktuelles "Flagschiff" beworben worden. Momentan in aller Munde ist Pandemie und Space Alert.
Habe ich nicht in Abrede zu stellen. Wenn Du mir oben aber Verallgemeinerung untstellst, halte ich es schon für sehr abenteuerlich, mir dann mit einem Trend zu kommen, den wiederum Du verallgemeinerst.
Aber gut, um den Ton wieder etwas entschärfen und um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe mich an der Eingangsfrage "Was ist Rollenspiel?" orientiert und mir dann vorgestellt, wie ich das einer Person erkläre, die bisher noch nie wirklich was mit Rollenspiel zu tun hatte. Ist dann von "Spiel" die Rede, ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr groß, dass an "klassische" Gesellschaftsbrett- und Kartenspiele gedacht wird. Ich habe dazu auch verschiedene Beispiele gebracht. Und ehrlich gesagt mag ich zu bezweifeln, dass das Sortiment in normalen Kinder- und Spielläden bzw. auch Brettspielläden den von Dir beschriebenen Trends in maßgeblicher Weise (!) folgt. Die klassischen Brett- und Kartenspiele beinhalten nun einmal das Muster "Verlieren-Gewinnen": Das geht von Mühle, Schach, Go über Monopoly usw.
Und mit diesem Bild wirst Du Dich meiner (!) Meinung nach konfrontiert sehen, wenn Du jemandem Rollenspiel erklären willst. Das einer Person zu erklären, die eh schon Rollenspiel spielt, ist m.E. nicht die Grundintention der Frage „Was ist Rollenspiel?“.
Damit sage ich nicht, dass es solche Muster nicht auch im Rollenspiel geben kann. Ich sage auch nicht, dass alle anderen Gesellschaftsspiele diesem Muster folgen. Wer Letzteres so interpretiert, betreibt deutlichen Missbrauch meiner Aussagen.
Wenn wir uns aber nicht nach einzelnen "Ausreißern" bzw. Trends im jeweiligen "Bereich" richten, sehe ich schon, dass das Muster "Verlieren und Gewinnen" ein Unterschied zu dem ist, was für gewöhnlich im Rollenspielregal steht (wobei ich hier nochmals deutlich darauf hinweise, dass dieses Verlieren-Gewinnen-Muster nicht mit Erfolgsorientierung gleichzusetzen ist). Und just so habe ich es auch immer mal wieder in Regelwerken gelesen.
@ Schlangengott:
Was Du oben über Dein Verständnis von Rollenspiel schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Natürlich lässt sich alles auch wieder relativieren. Und das die Geschichte und die Dramaturgie über allem schwebt, sehe ich ausdrücklich nicht so. Aber ich sehe es ähnlich, dass „die Regeln“ zumindest eine ganz andere Qualität als bei den gewöhnlichen Brett- und Kartenspielen besitzen. Klar, es gibt da auch Hausregeln. Aber irgendwie empfinde ich es doch als etwas anderes.
Was ich interessant fand, war, dass Du in Deinen Ausführungen das Rollenspiel quasi als
Kunstform beschrieben hast. In dem Sinne steht es eigentlich fast in der Tradition des klassischen „Geschichten erzählens“, wobei sich das nicht zwangsläufig auf nur eine Partei beziehen lässt. Für andere mag das allerdings etwas zu hoch gestochen sein, sich als „KünstlerIn“ zu bezeichnen.
Arbo