Okay, "idiotisch" ist vielleicht ein bisschen hart.
Aber wenn ich zurück denke, welche Settings mich als Jugendlicher am meisten fasziniert haben und mich noch heute nostalgisch aufseufzen lassen, waren das eigentlich immer wild zusammengestückelte, an die die Autoren sichtlich nach und nach angebaut haben, wie sie´s gerade brauchten. Erklärungen wurden hinterher geliefert.
Die besten Beispiele sind da Aventurien und die Fighting-Fantasy-Welt Titan. Je nach Anforderungen des Moduls/des Spielbuchs wurden da ein Zauberwald, ein Evil Overlord, seltsame Monster, haarsträubende Dungeonwettläufe und Ninjas zusammengekloppt, und erst im Nachhinein wurde eine Welt draus. An den Rändern hat man jeweils nur angedeutet: die Stadt mit dem geheimnisvollen Namen, hinter dem Wald sind die Ruinen von Sowieso, der Hammer aus Abschnitt 341 gehörte einst dem Helden Dingsbums. So entstand für mich leicht zu beeindruckenden Brillenträger die Illusion von Tiefe und Weite - da gibt´s hinter jeder Ecke mehr, aber gerade, dass man´s nicht genau weiß, macht es so spannend. In letzter Zeit erlebe ich das in abgeschwächter Form bei Online-Spielen, wo ja auch mit jedem AddOn angekleistert wird und Früheres eingepasst werden muss. Diablo, WoW, sowas.
Angesichts der zeitgenössischen Diskussionen um Weltenbau und Settingwettbewerbe frage ich mich, warum mich so wildwüchsige Quatschsettings eigentlich immer mehr begeistert haben, als die mit de thematisch passenden Konfliktlinien. Man sollte ja annehmen, dass die sorgfältig abgefeilten mehr Spielspaß liefern, war aber durchaus nicht immer so. Liegt es nur an
- der Illusion geheimnisvoller Weite durch Namedropping und Andeutung unendlicher Fernen, die nur aus Namen bestehen- Fanatsieanregung?
- und dem Zwang, früher Hingekliertes irgendwie noch in einen Zusammenhang zu bringen, was zu tollen Erklärungen führt?
- dem hemmungslosen Zusammenschmeißen unterschiedlichster Versatzstücke (Ninjas, Raumschiffe, Katzenmenschen, Speerfallen +3), von denen man sich auch erst später überlegt, wie das eigentlich alles zusammen geht?
Oder ist da noch mehr? Und, sagt mal, führen Quatschwelten eigentlich zwangsläufig auch zu einem anderen Spiel?