Im Prinzip haben die anderen ja schon Alles dazu gesagt. Ich möchte es aber nochmal ausführen:
Es geht bei Shadowrun nicht unbedingt um Realismus, sondern um Style: Wünschenswert ist bei Shadowrun nicht unbedingt, was realistisch ist, sondern was stylisch ist.
Verstehen könnte ich es, wenn der Spieler eine Regel bescheuert findet, die er total unrealistisch findet und bei der sein Suspension of Disbelief (Unterdrückung der Zweifel) nicht funktioniert.
Aber das, was er da kritisiert klingt eher nach einem Teenie, der sich darüber beschwert, dass die Sachen noch nicht toll genug sind und viel toller sein sollen.
Es gibt prinzipiell zwei Lösungsmöglichkeiten:
1) Ihr spielt mit den Regeln, die ihr momentan habt und der Spieler soll sich nicht beschweren. (Wenn er sich nochmal beschwert, wird er verwarnt. Wenn er sich anschließend ein weiteres Mal beschwert,w ird er aus der Runde geschmissen.)
2) Der Spieler will neue Regeln? Dann soll er sich neue Regeln basteln. Gib dem Spieler zwei Wochen Zeit, neue Regeln zu basteln. Die neuen Hausregeln werden in der Runde dann Probe gespielt und wenn nichts dagegen spricht, eben eingeführt.
Wie ich inzwischen weiss, gibt es in der Realität zwei Arten von Zündern für Handgranaten: 3-Sekunden-Zeitzünder und verschiedene Arten von Aufschlagzündern. Und nun beschwert sich jener Spieler darüber, dass es diese Granaten nicht in SR4 gäbe.
Möglichkeit 1: Granaten mit 3 Sekunden-Zünder haben sich in der Zukunft nicht als besonders effektiv erwiesen und deswegen ist man in der Zukunft auf 3 Sekunden-Zünder umgestiegen.
Granaten mit Aufschlagzünder haben auch in der Realität den Nachteil, dass wenn sie falsch aufkommen, der Zünder nicht hochgeht. (Weil er den Aufprall nicht registriert.)
Möglichkeit 2: Ihr führt eine Hausregel ein. Granaten explodieren eben erst 3 Runden, nachdem man sie gezündet hat. (Ob man sie 2 Runden in der Hand hält und erst dann wirft oder ob man sie wirft und hofft, dass der Gegner sie nicht zurückwirft, darf sich jeder Granaten-werfender SC selber überlegen.)
Handgranaten waren nur ein Thema, über Waffen ("Warum sollte man in alle Schweren Pistolen die selbe Munition stopfen können? Und warum kann man keine Leichte Pistolen Munition in Maschinenpistolen verwenden? In Wirklichkeit würde das bei einigen Modellen gehen!")
Möglichkeit 1: Man kann in alle Waffen des gleichen Typs die gleiche Muni reinstopfen, weil jetzt alle NATO-Standard-Munition verwenden. (Ja, auch die Russen.)
Waffen unterschiedlichen Typs verwenden unterschiedliche Munition.
Möglichkeit 2: Man kann alle Munition in jeder Waffe verwenden.
und Panzerung bzw. Trefferzonen ("Dieses abstrakte System finde ich Scheisse!") hat er ebensolche Meinungen.
Sag ihm, dass du beim RPG Action erleben willst und keine Buchhalterei betreiben willst.
Die ganzen Trefferzonen führen nur dazu, dass die Kämpfe langsamer ablaufen und dass man die ganze Zeit ins outtime gerissen wird, weil man den Schaden verwalten muss.
Als Kompromiss könntet ihr ja sagen:
Bei Schweren Treffern würfelt man aus, wo man getroffen wurde:
Bei Beinen bekommt man einen Bewegungsmalus.
Bei Armen bekommt man einen Malus aufs Schießen und andere Aktionen, für die man die Hände benötigt.
Beim Rumpf bekommt man einen zusätzlichen Schadenspunkt.
Beim Kopf bekommt man einen zusätzlichen Schadenspunkt und alle Aktionen erhalten einen Malus.
Erschwerend dazu kommt, dass es sich bei diesem Spieler um einen Altmeister ("SR1 war sowieso das beste System, auch wenn SR2 einige nette Verbesserungen hatte."), der aber nicht bzw. nur selten leiten will. UND dass ich als Spielleiter quasi der Fremdkörper in der Runde bin, nachdem ich angeboten hatte zu leiten, da ich sonst für die nächsten Jahr kein Shadowrun hätte spielen können. Die Runde besteht nur aus seinen Freunden, für die sein Wort natürlich schwerer wiegt als meins.
Sag ihm, dass er gerne SR1 leiten darf, wenn er es so toll findet.
Aber wenn du leitest, gibt es KEIN SR1.
Er soll sich entscheiden, was ihm wichtiger ist: SR1 spielen oder keinen SL machen.
Ein ähnliches Problem hatte ich, als jemand, der Sicherheitssysteme einbaute, Shadowrun leiten sollte (SR3 IIRC) und gleich mal meinen Einbrecher gut die Suppe versalzte, da ich ihn nach Regelbuch spielte und dann beim demontieren des Magschlosses erfuhr, dass man die Anti-Tamper-Systems nicht umgehen könne und ich deswegen gerade Alarm ausgelöst hätte. Das machte dann auch kein Spaß mehr.
Dann sage dem entsprechenden SL, dass Charakterwissen ungleich Spielerwissen gilt:
Wenn Anti-Temper-Systeme nicht umgangen werden können, dann müsste der SC das wissen. Das heißt, der SL hätte den Spieler darauf aufmerksam machen müssen.
Daher meine Frage: Wie geht man mit solchen Spielern und Spielleitern um? Vor allem, wenn (als Spielleiter) unangekündigt Regeln rausgeworfen werden oder man plötzlich mitten in der Schiesserei eine Diskussion am Hals hat, warum die Handgranate schon nach 1 Sekunde explodiert wäre bzw. beim Einkaufen sich anhören muss, dass man gefälligst den Schieber die Handgranaten mit den Aufschlagzündern rausrücken lassen solle.
1) Regeln werden ZWISCHEN den Spielsitzungen geändert.
Wenn sie Hausregeln haben wollen: Bitteschön: Aber erst
nach diesem Spielabend. Dann können sie sich gerne zusammensetzen und einige Hausregeln konzipieren.
Und diese neuen Hausregeln werden dann
vor dem nächsten Spielabend präsentiert.
Aber während des Spielabends gibt es keine Hausregeln. PUNKT!
2) Wenn die Spieler nicht aufhören wollen zu diskutieren, sag einfach gar nichts. Schau hin und wieder demonstrativ auf die Uhr und lass die anderen Spieler sich aufregen. Schaue gelangweilt drein und gähne hin und wieder.
Sollten die Spieler mit dem sauer sein nicht aufhören, nehme ein leeres Blatt Papier und schreibe darauf: "Regeldiskussionen finden NACH dem Spielabend statt."
Immer wenn die Spieler jetzt anfangen, sich über die Regeln zu beschweren, nimmst du schweigend das Blatt heraus und tippst darauf.
Sollten die Spieler nach einer halben Stunde immer noch beim Regeldiskutieren sein, erkläre den heutigen Spielabend für beendet. (Das heißt, JETZT darf über die Regeln diskutiert werden.)
Nachdem du also explizit den Spielabend für beendet erklärt hast, kannst du dich jetzt auch an der Regeldiskussion beteiligen. (Was darauf hinausläuft: Dir gefällt die aktuelle Regelung nicht? Dann hast du bis zum nächsten Spieltermin die Möglichkeit, eine neue Hausregel zu entwerfen und sie VOR dem Spielabend zu präsentieren.)
Aber egal,w ie die Regeldiskussiona usgeht,s ei konsequent: Ihr habt über die regeln diskutiert, das heißt, der Spielabend ist zu Ende. Ihr könnt euch gerne vor dem Fernseher hocken oder ncoh gemeinsam ein Bier trinken. - Aber Shadowrun gibt es heute nicht mehr.
Konditioniere die Spieler darauf, dass "Regeldiskussion = Spiel wird für heute beendet" bedeutet.
Wie würdet ihr als Spielleiter damit umgehen? Für Tipps oder einfach Meinungsäußerungen zu dem Thema wäre ich dankbar.
Ich persönlich bin ein Fan von realistischen Spielsystemen. Wenn ich merke, dass ein Spieler von einer Sache mehr AHnung hat als ich, dann fordere ich den Spieler sogar direkt auf, sich mal die offiziellen Regeln anzuschauen und mir zu sagen, ob das so realistisch ist.
Wenn er es für unrealistisch hält, soll er sich mal hinsetzen und realistischere Hausregeln herausarbeiten.
Ich persönlich freue mich immer über solche Hausregeln.
Aber ganz wichtig: Diese Diskussionen finden immer zwischen zwei Spielterminen statt. Niemals während eines Spieltermins.