Die nWoD ist in allen Linien lokaler als die alte. Es gibt keine "Garou Nation".
Das Einzugsgebiet meiner Chronik beschränkt sich nur auf Richmond, Virginia... im Ernst, ich habe keine großangelegte "Garou Nation" im Hinterkopf.
Vielleicht einfach mal ein paar Gedanken, wie ich mein Werwolf interpretiere, so ist es vielleicht einfach Anknüpfungspunkte zu finden.
Stämme:Ich interpretiere Stämme eher in Richtung "Lokale Gruppierungen verbunden durch Blut und Repräsentation in der Geisterwelt" als als "Philosophische Fraktionen", bei denen man mitmachen kann oder auch nicht. Bei mir sind die Stämme sehr lokal beschränkt... es gibt keine Wendigo in Mitteleuropa, Fianna treten an besonders von Großbritannien geprägten Orten auf, Silberfänge sind immer Russen oder russischer Herkunft (Russland hier von der Ausdehnung eher bezogen auf das alte Zarenreich), usw. Es gibt Stämme, deren Kultur weniger mit bestimmten Völkergruppen zusammenhängt (Glaswandler zum Beispiel), aber auch die haben ihre Reviere und beschützen diese. Die einzelnen Septen haben bei mir auch stärkere Fehden miteinander, die stammesübergreifend sein können, aber nicht müssen.
Auch ein wichtiger Punkt: Stämme sind kein Wunschkonzert. Ich habe bislang immer die Argumentation bei SLs erlebt, dass der Welpe sich nach seinem Rite of Passage den Wunschstamm aussucht. Bei mir läuft das so nicht! Der Stamm sucht eher den Welpen aus bzw. das Totem erwählt ihn. Das heißt im Klartext: wer sich einen Werwolf ohne den Reinrassig-Hintergrund schreibt, qualifiziert sich für mehrere Möglichkeiten und es kommen eventuell mehrere Stämme auf ihn zu - aber da werden sich die Totems einmischen. Wer reinrassig ist, landet, wenn er sich nicht mit den Ältesten anlegen will, genau in
einem Stamm, nämlich dem seiner Vorväter. Man sucht sich nichts aus... (gleiches gilt für Vorzeichen; ich habe mir in meiner Runde das Recht als SL vorbehalten nach dem Präludium die Vorzeichen der SCs zu bestimmen, je nachdem, wie der Charakter beim Präludium sich verhalten hat, teilweise in Absprache mit den Spielern).
Garou Nation:Ich halte es da wie der eine Knochenbeißer im Players Guide: Was für eine Garounation? Bei mir gibt es einzelne Septen mit Eigenagendas, die über Stammesblut miteinander verbunden sind, aber das war es auch schon. Der Silberfangkönig ist weit weg, die Kommunikation der einzelnen Stämme lückenhaft und die Garou insgesamt so wenige, dass man gar nicht von einer Nation sprechen kann. Die Litanei ist nicht in Stein gemeißelt und wird von den einzelnen Septen nach Gutdünken interpretiert. Wenn Gericht über eine ganze Septe gehalten wird, dann tun das spezielle Wanderrudel, die Boten zwischen den Septen sind und selbst wie Ausgestoßene angesehen werden. Der Reviergedanke soll sehr prominent bei mir sein.
Bruten:Es kam bislang ein Metis bei mir vor und ich will es eigentlich dabei belassen... Lupus-Garou sind ein Mythos: es gibt sie, aber sie sind so selten, dass man gut und gerne ein ganzes Werwolfleben verbringen kann, ohne jemals einen zu sehen. Die Roten Klauen sind ein äußerst isolatorischer Stamm und gefährlich.
Bei Paria ist die auch ganze Ende-der-Welt-Geschichte mit meta-phyisch unterfütterter Öko-Katastrophe weg. Es gab schon immer ungute Geister und ungute Menschen und die will man nicht im Revier haben. Einfach weil Scheiße im Vorgarten nun mal stinkt und nicht, weil das irgendwie groß und gut wär.
Kann man das ins alte Werwolf übertragen? Klar. Schmeiß den Wyrm, Pentex und Konsorten in den Müll. Kick die Garou-Nation. Dann hast dus.
Ich bleibe auch im Sinne von Nin aber bei der Metaphysik von Werwolf... ich mag die Triade als Konzept, interpretiere sie aber so, dass es sich nicht um irgendwelche personalisierten Geister handelt. Die Triadenmächte sind Urkräfte, die kein Mensch und auch kein Garou jemals beschreiben und in seiner Größe erfassen könnte. Sie handeln nach Mustern, die sich uns verschließen - wer sie verstehen will, der muss Teil von ihnen werden und das bedeutet sich selbst aufgeben.
Gestern Abend kam mir auch ein interessanter Twist beim Wyrm in den Sinn: Was ist, wenn er selbst gar nicht aktiv ist, sondern nur durch seine Gefangenschaft zu einer Art Kanal für die negativen Energien von Zerstörung und Korruption geworden ist... es kann da nicht mehr ausgleichen, weil er ja gefangen ist. Stattdessen wird er immer fetter und fetter wie eine Mastgans, die man durch die Gitterstäbe ihres Käfigs gegen ihren Willen mit einem Schlauch füttert, bis sie irgendwann platzt. Die Geister, die dem Wyrm dienen sind durch seine Korruption verdorben, aber er arbeitet nicht aktiv am Ende der Welt... die Spirals und Plagen und Pentex machen das alles aus eigenem Antrieb, nicht weil jemand ihnen das befiehlt - sie stehen einfach in der Korruptionsstrahlung ihres großen, schlummernden Herrschers. Ein bisschen wie Kultisten bei Cthulhu.
Garou sind also keine Kämpfer gegen einen übernatürlichen Big Boss, sondern eher sowas wie Leute, die Sandsäcke zum Strand schleppen, um die Überflutungen aufzuhalten.
Ich will darstellen, dass die ganze Sache umgekehrt funktioniert: der Wyrm wächst nicht, weil er es veranlasst, sondern weil Leute sich aus Egoismus, Gier, Wahnsinn, etc. zu ihm bekennen.
Pentex kann ich auch nicht rauslassen, denn es ist der Hauptantagonist meiner Kampagne (aber ich konzentriere mich auf einen Konzern und nehme keine WW-Äquivalente, sondern realweltliche Firmen wie McDonalds oder Coca Cola). Der Hauptwidersacher ist dabei die Tabakindustrie von Richmond, was zu schönen Dilemas führen wird, weil ein SC Raucher ist. Vom Stil her wird das Ganze stark an "Lord of War" und "Thank you for smoking" angelehnt - die Leute, die das Verbocken, sind Menschen, vielleicht welche mit einer Plage im Leib, aber immer noch Menschen, die ihre Motive dafür haben, ganz Richmond krank und nikotinabhängig machen zu wollen. Hinzu kommt, dass ich verstärkt mit Urban Legends arbeite und die Spirals nur minimal vertreten sein werden (es gibt einen Bau in Richmond, aber der ist eher klein) - ein Spiralrudel wird wichtig, weil ich da einen Totemskonflikt zwischen dem SC-Rudel und diesem aufbauen werde, denn beide Rudel folgen dem selben Totem (Fledermaus).
Auch binde ich die Personal Stories des direkten Umfeldes der SCs stark mit ein... es wird eine Stadtkampagne.
Ach ja, und Gaia ist keine Hippiebraut mit einem großen Herzen und gnadenreichen Wesen. Wie die Triade ist sie eine Urgewalt... und sie eine strenge Mutter. Gaia ist Darwinistin: wer schwach ist, stirbt. So ist die Natur.
Geister sind bei mir auch nicht freundlich, sondern unmenschlich - sogar Ahnengeister leben derart in ihrer eigenen Vergangenheit, dass man sich nicht auf ihre Hilfe verlassen sollte: wenn man bei dem indianischen Geist von "Richmond" spricht, wird der wütend, denn es heißt ja "Powhatan". Opfer sollen immer was mit persönlicher Hingabe zu tun haben und gerne auch blutig oder symbolisch blutig sein. Da soll Wildheit mit rein.
Kann mir wer etwas über die Geisterdarstellung im neuen Werwolf erzählen?
Ach ja: Was ist eigentlich Harmony?
Und wie sind die Regeln genau entschlackt worden?
Die Runde läuft wie gesagt schon eine Zeitlang also wird es zu spät für tiefe EInschnitte sein, aber dennoch...
Mir ist übrigens gestern eingefallen, dass es vielleicht cool wäre, die Daseinszustände der einzelnen Gestalten stärker zu thematisieren. Also junge Garou haben bei mir in den nicht Brutgestalten (bei Menschling besonders Wolf) auch gerne mal Abzüge auf Geschick oder Orientierungsschwierigkeiten, bis sie sich an die Gestalt gewöhnen. Dann spiele ich mit dem Gedanken, in Crinos-Gestalt, Glabro und Hispo Zorn als eine Art Abzug auf stark rationale Fähigkeiten wie Naturwissenschaften, akademisches Wissen, aber vielleicht auch auf Empathie zu geben - in diesen Gestalten schlägt der Zorn stärker aus und drängt den Verstand nach hinten. Auch in Wolfsgestalt gibt es diese Abzüge aber dafür vielleicht Boni auf Überleben und Instinkt. So wird es wichtiger in welcher Gestalt man ist und die SCs schlüpfen nicht munter hin und her - schon gar nicht so cartoonig wie ich es in vielen Runden schon erlebt habe.
Und nochwas: Verwandeln schmerzt tierisch, weil sich Muskeln verformen, Haut reißt und Wut glüht. Mein "Werwolf" soll nicht nett sein...
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