was nach einer bestimmten Fanboy Verriss Rezension nicht ganz unverständlich ist
Nur: Selbst wenn dem so wäre, ist es ja nicht der Fanboy-Bastard aus der fremden Dimension. Er repräsentiert ein reales Meinungsbild, welches von anderen geteilt wird. Damit sehe ich auch eine solche Rezension als legitim. Der Verfasser ist zwar sichtlich bemüht, die negativen Aspekte herauszustellen, aber ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass diese Aspekte nicht tatsächlich existieren würden. Wenn dann sogar noch eine Rezension dagegen steht, die eher die Stärken des Produkts sieht, finde ich das mehr als in Ordnung.
Was ich ganz und gar nicht in Ordnung finde ist, wenn eine Rezension entfernt wird, nur weil sie tendenziös ist. Da haben dann alle Beteiligten versagt: Der Rezensent, weil er seine private Meinung zu stark einfließen ließ. Der Verlag, weil er die Entfernung durchboxte, obwohl niemand persönlich angegriffen wurde. Das Medium, weil es nicht dazu gestanden hat, dass jede begründete Meinung eine legitime Meinung ist und zum Gesamtbild gehört. - Kurz, da hat jeder in irgend einer Form seine Einflussmöglichkeiten missbraucht und seine jeweilige Verantwortung verletzt.
Den ernsthaft kritischen Dammbruch sehe ich aber ganz unabhängig von der Rezension und ihrem Verfasser: Wenn Verlage erfolgreich die Entfernung von missliebigen Rezensionen veranlassen können, ist der Wurm drin. Als Leser könnte ich mir nie wieder sicher sein, ob der Verlag das nicht öfter macht oder ob Medien das in vorauseilendem Gehorsam, um ihre Versorgung mit Testmustern fürchtend, von selbst tun. Dann sehe ich lieber einen Verriss eines Produkts, dem ich als Fan des Herstellers sowieso nicht beipflichten würde, dem mich als Gegner des Herstellers gar nicht bräuchte, weil ich das Produkt auch ohne Gründe nicht gut finden würde und der mir als neutralem Leser garantiert, dass da jemand - aus welcher persönlichen Motivation auch immer - mit dem Skalpell auch noch die letzten Schwächen bloßgelegt hat. Wenn diese für mich relevant sind, sind sie es unabhängig davon, aus welchen Grund sie so genau bloßgelegt wurden. Sind sie für mich nicht relevant, denke ich mir, dass sich der Rezensent ein wenig zu sehr aufregt und gebe dem Produkt trotzdem eine Chance.
Aber wenn man mich als kritischen Leser entmündigt, indem man praktisch meine Fähigkeit in Frage stellt, selbst zu erkennen, warum eine Rezension so verfast wurde, wie sie verfasst wurde oder wenn begründete Meinungen unterdrückt werden, fühle ich mich angegriffen, auch wenn ich die geäußerten Ansichten ggf. nicht teile. Und wenn ich dann noch ständig vermuten muss, da da zwischen berichtendem Medium und Herstellern gemauschelt wird, dann zieht das den Hersteller in meinen Augen stärker runter, als es der gröbste Verriss je könnte. Wobei ich keinem Verlag das Recht abstreiten möchte, höflich (meinetwegen auch weniger höflich mit einem "Oder sonst ...") anzufragen, ob eine einzelne Rezension jeweils erscheinen muss. Fragen kann man immer. Es ist aber Sache des berichtenden Mediums, dies konsequent abzulehnen, wenn die Rezension nicht sachlich falsch ist oder strafrechtlich relevante Äußerungen enthält. Andernfalls ist das berichtende Medium einfach keine verlässliche Quelle mehr.
Ich habe selbst jahrelang ein Online-Magazin geleitet und ich war als Person öfter nicht einverstanden mit den Meinungen meiner Rezensenten. Aber ich habe immer eiskalt darauf verzichtet, von Verlagen weiter bemustert zu werden, als deren nicht sachlich begründeten Wusch nach Entfernung von Verrissen nachzukommen. Das war glücklicherweise in all der Zeit nur zweimal nötig, aber das verstehe ich unter journalistischer Ethik. Erst kommt geltendes Recht, dann die Leser, dann die Mitarbeiter und wenn dann wider Erwarten noch Spielraum bleibt, kann man auch Sonderwünschen der bemusternden Verlage entsprechen.