Das zuletzt genannte Buch gelesen und als interessant befunden, aber auch widersprüchlich und stark, sehr stark konstruiert. Der Soziologe Eribon versucht sein Leben zu interpretieren, doch oftmals konstruiert er es mehr. Seine Analysen, die über seine Autobiographie hinausweisen, sind oftmals interessant, nachvollziehbar und spannend, manchmal auch widersprüchlich und teils auch zum Haare raufen.
Seine unterschwellige Arroganz ist bisweilen schwer zu ertragen, seine Suche nach sich selbst und nach sozialer Zugehörigkeit bleibt dennoch menschlich und wird gerade wegen seiner Widersprüchlichkeit spannend und nachvollziehbar.
Die Autobiographie und ist die Konstruktion des Selbst ist insofern nicht abgeschlossen, und gerade das macht das Werk lesenswert.
In einer Sache widerspreche ich ihm jedoch deutlich: und zwar lässt Eribon durchscheinen, dass die neue Rechte, die er kurz analysiert, nur oberflächlich und fern irgendeiner Form gesellschaftlicher Intelligenzija sei. Leider ist die neue Rechte sehr stark von universitären und elitären Gruppen gestützt, etwas, was bei Autoren wie Timothy Snyder deutlich besser und glaubhafter zu Tage tritt.
Zum Jahresabschluss gibt es ein Werk, welches mich aufgrund seines Umfanges bis in den Januar begleiten wird. Ein umfassendes, knapp 800 Seiten langes Werk über Preußen.
Christopher Clark - Iron Kingdom - The Rise and Downfall of Prussia 1600 - 1947