Scott Lynch - Republik der Diebe
Nachdem ich lange Zeit nur die ersten 100 Seiten gelesen hatte, und dies wieder 3 Monate her war, habe ich das Buch nochmal von vorne aufgedröselt und am 16.09. wieder angefangen zu lesen,
ich habe es letzte Nacht beendet und muss sagen, dass der dritte Band der Locke Lamora-Reihe so seine Momente hat, aber an sich das schlechteste Werk der Reihe ist.
In Teilen liest es sich wie eine durchschnittliche Soapopera, der Aufhänger für die Gegenwartsgeschichte verläuft sich nachher in bloßer Bearbeitung, die Vergangenheitsgeschichte entwickelt sich nach zu einer ganz eigenständigen Sache, nachdem er die Entwicklung der Liebesgeschichte daran illustriert hat. Die Hintergrundmächte erscheinen mir etwas fad, auch wenn sie sich durch ihre "Übermächtigkeit" immer aufzudrängen versuchen.
Nicht zuletzt sind alle Szenen nach einem Schema F aufgebaut, sodass es Lynch technisch nicht möglich ist, den Leser irgendwie zu überraschen und somit gerade im Mittelteil viel Langeweile bei mir aufkam. Das liegt speziell darin, dass es einer Szene fast immer eine Art Konflikt gibt (direkt oder indirekt), und eine Seite sofort als überlegen deklariert wird und die Szene dann in diesem Rahmen bleibt, maximal unterbrochen von einer dritten, vorher nicht vorgestellten Konfliktpartei, welche einen Twist erzeugen soll aus dem Nichts. Das gelingt leider nicht.
Dennoch ist das Buch kurzweilig genug geschrieben, dass man die etwas mehr als 900 Seiten in einem angenehmen Tempo lesen kann, aber es ist kein besonderes Buch, welches ich mit viel Wärme weiterempfehlen würde. Wer den weinerlich-pseudosouveränen Protagonisten jedoch mag, wird sich sicher ganz seicht und gut unterhalten fühlen.
Da aus der Trilogie inzwischen ein achtbändiges Gesamtwerk werden soll, wird in den nächsten Jahrzehnten ja noch ein bisschen folgen für die Locke-Fans.