Paraphrasiert aus meinem Blog:
“As Used on the Famous Nelson Mandela: Underground Adventures in the Arms and Torture Trade” von Mark Thomas.
Leider wurde das Buch nicht übersetzt.
Hintergrund:
Mark Thomas ist einer der bekannteren Komiker in UK, und natürlich merkt man das an der Art, wie er das Buch geschrieben hat. Falsch: Das ist seine Masche. Wem “Menschenrechtsbücher” oder Amnesty International-Veröffentlichungen zu dröge sind (oder gar den Betroffenheits-Brechreiz auslösen), der kommt bei Mark Thomas auf seine Kosten.
Menschenrechtsorganisationen betteln ja um Geld und Aufmerksamkeit, um ihre Arbeit fortzusetzen. Wenn man dann in Stellenanzeigen schaut, dann wollen alle eigentlich nur “fund raiser”, also Klinkenputzer, Leute, die die Message ans Volk bringen, ein paar Betroffenheitstränen rausquetschen und dann mit dem Fuffy siegreich abziehen. Und hat man sich erst erweichen lassen, bekommt man solange Post mit dickbäuchigen Kindern aus Afrika, Kamera-dokumentiertem Elend, bis die eigene Spende mit “Werbematerial” aufgezehrt ist. Und man fragt sich: Warum habe ich überhaupt was gegeben?
Weil viele Menschenrechtsorganisationen so schamlos auf die Tränendrüse drücken, als gäbe es einen Betroffenheitspreis oder als müsste mit der letzten Soap Opera konkurriert werden. Spendensammeln als emotionale Erpressung.
Mark Thomas zeigt, dass es anders geht. Dass man über schockierende Vorkommnisse schreiben kann, ohne die “Buhuuu”-Tränen-Nummer abzuziehen.
Inhalt:
Das Buch “As Used on the Famous Nelson Mandela” entstand bei seinen Recherchen zum Waffenhandel, an dem Grossbritannien beteiligt ist.
Mark Thomas beschreibt, wie leicht es ist, an Waffen zu kommen, als britischer Dealer über schweizer Dunkelmänner, mit Hilfe von Etikettenschwindel und nackter Profitgier Kleinwaffen (sogenannte small arms - was auch Sturmgewehre wie die AK einschliesst) dahin zu bringen, wo die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie gegen Zivilisten und zwecks Völkermord eingesetzt werden.
Er zeigt die Löcher, wie Staaten (etwa Grossbritannien) ihre Rüstungsindustrie nicht nur hoch subventionieren, sondern auch aktiv darin understützen, unappetitliche Regimes mit Waffen auszustatten - EU Embargo oder UN Embargo sind egal, weil die Globalisierung schon einen Weg findet. Da werden auch schonmal Ausfuhrbescheinigungen erteilt, die nicht okay sind. Alles, um die Wirtschaft zu fördern. Und, ja, Tony hat da mitgemacht, unser lieberaler, ach so menschelnder Ex-Oberpudel.
Er hat aberwitzige Episoden in diesem Buch - so besucht er eine Arms Show in London (wo Waffenhersteller ausstellen), gibt sich dabei als PR-Mensch aus, der den Regimes Unterricht darin geben will, wie man auf so lästige Amnesty International-Anklagen am besten, medienwirkasm, reagieren kann. War bei einem hohen indonesischen General ein Riesenerfolg. Auch wenn der Mann vermutlich ein Problem damit hatte, dass sein “Kameratest” am Ende im englischen Channel 4 ausgestrahlt wurde.
Ein andermal zeigt er, dass Waffenhandel so einfach ist, dass er ein Waffenhandels-Biz mit Schulkindern und einer Nonne aufzieht. Wieder ein anderesmal lädt er einen Londoner Waffenhändler an eine Uni ein, wo dieser den Studenten Hinweise gibt, wie sie ins Geschäft einsteigen können - kein grosser Erfolg bei den Kids, die der Uni-Menschenrechtsgruppe angehörten.
Fazit:
Es ist alles eine Frage der Präsentation. Mark Thomas schreibt witzig, respektlos, dabei aber zutiefst menschlich und bringt gleichzeitig knallhart seine Fakten. Bei einem Geschäft, das so aberwitzig ist wie der internationale Waffenhandel, hilft nur Drama (wie bei dem Film Lord of War, den selbst Nick Cage nicht totschauspielern konnte) oder Humor.
Jedenfalls war “As Used on the Famous Nelson Mandela” eine gute Quelle für mein aktuelles Buch, gut zu lesen und auf eine Art lustig, dass man den Text nicht einfach von sich wegschieben und vergessen kann, wie man’s sonst so macht, schon um sich selbst zu schützen. Jedenfalls werde ich mich mal informieren, wie ich mein Scherflein beitragen kann, um den Waffenhändlern das Leben saurer zu machen. Und Mark Thomas wird mir sicher keine Bettelbriefe schicken.
Es wäre zu wünschen, wenn sich jemand mal im selben Stil die deutsche Rüstungsindustrie vornähme. Ich kann nämlich nicht glauben, dass es da soviel anders aussieht, so bitter das ist.
Daten:
# Paperback: 352 pages
# Publisher: Ebury Press; New Ed edition (5 April 2007)
# ISBN-10: 0091909228
# ISBN-13: 978-0091909222