Mir scheint der hier vorgeschlagene Begriff des Sightseeing nicht völlig passend bzw. scheint er mir falsch verwendet. Er impliziert, dass die Spieler bei dieser Art des Rollenspiels vollkommen passiv sind und sich nur etwas anschauen, was die Spielleitung ihnen vorführt. Ich denke aber doch, dass sie etwas tun, und auch mehr, als nur "Oh" und "Ah" zu sagen. Meinetwegen lassen sie sich von der SL als Reiseleitung wohin bugsieren, aber da machen sie ja wohl irgendwas, was ihnen auch Spaß macht.
Nur weil man sagt, dass man keinen Bock hat, jeden Tag selbst über die Reiseroute nachzudenken, hießt das ja nicht, dass man im Palast von Knossos wie ein Zombie sabbernd in die Ruinen glotzt. Eigentlich macht man doch Fotos, packt die Stullen aus, flirtet mit dem netten Typen aus dem Bus, zeichnet die Säulen ab, erklärt seinen Schülern was über griechische Geschichte, betet den Minotaurus an oder schreibt eine Postkarte. Die Gründe, warum Rollenspieler, die sowas gern haben, auf diese Art zu spielen stehen, sind vielleicht ähnliche, wie die, aus denen Touristen diese ganzen Sachen nicht einfach zu Hause machen. Manche davon kann ich nachvollziehen, manche nicht, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie alle schecht sind. Auch wenn andere Reisende dann sagen "Aber in Knossos muss man doch unbedingt eine historische Schlacht nachstellen" oder "In Knossos muss man doch unbedingt ein tiefes Bildungserlebnis haben". Und die Touris sagen dann "Jaja, passt schon", und finden die anderen Reisenden heimlich ein bisschen überambitioniert. Und dann essen sie Brote und sammeln heimlich Steinchen aus Knossos ein.
Reden in Bildern macht irgendwie Spaß, aber jetzt mal im Ernst: Ich glaube, bei dieser Abqualifizierung als "Sightseeing" liegt das Missverständis vor, dass die armen Touri-Spieler ja gerne historische Schlachten und Bildungserlebnisse hätten, wenn sie nicht durch Pauschalreisen bzw. schlechte Regeln daran gehindert würden. Vermutlich sind sie aber ganz zufrieden mit dem, was sie machen, und wenn es ihnen doch zu blöd wird, kaufen sie sich schon irgendwann ein Geschichtsbuch bzw. Regeln, die ihnen auch bei was anderem helfen. Statt sich gegenseitig zu versichern, wie doof die Touris sind, fände ich es interessanter, mal genauer zu gucken, was die da eigentlich so machen und was eine gute Touri-Reise von einer schlechten unterscheidet.