Zwei Tage her und ein bißchen reflektiert über:
BorderFieses Ding vom Regisseur von
So finster die Nacht! Border hat nicht ganz so starke Bilder, was am grundsätzlich anderen Setup liegt: der Fokus liegt hier ganz klar auf den Hauptpersonen und weniger auf Atmo und Orte. Der Film hat dabei nicht ohne Grund einen Preis für bestes Makeup gewonnen - ich wusste vorher nichtmal, dass es das gibt aber kann nur nochmal sagen: Zu recht! Die Gesichter der Protagonisten sind so unglaublich gut gemacht, dazu das exzellente Schauspiel - beeindruckend.
Abgesehen davon ist Border in mehrlei Hinsicht erbarmunglos und zeigt zBsp. eine der rohesten, animalischsten Sexszenen, die ich je in einem Programmkino gesehen habe (keine Vergewaltigung!). Dieses Szene steht aber, ebenso wie ein weiterer Aspekt, im Kontext des Films und dient nicht dem reinen Schockeffekt. Aber auch wenn es ein leichter Spoiler ist, möchte ich nochmal eine deutliche Triggerwarnung geben, weil das Thema im Trailer überhaupt nicht angeschnitten wird und zBsp. meine Freundin kalt und daher heftig getroffen hat: Ein Teil der Story geht um (üblen) Kindesmißbrauch. Auch das steht zwar wieder im Kontext, aber die Erkenntnis darüber kann man im Film auch selbst erraten, daher
...denn die beiden sind eigentlich Trolle, die im Geheimen unter Menschen leben um nicht verfolgt und gefoltert zu werden, wie wohl Vores und Tinas Eltern. Das Thema "Wechselbalg" spielt eine perfide Rolle: Vore nutzt seine unbefruchteten Säuglinge (Geschlechter sind bei Trollen merkwürdig vertauscht und Geburt läuft anders ab, die "Eier" sehen aus wie Kinder, sind aber nur so eine Art "Puppen" und sterben nach wenigen Tagen) um sie den Menschen als Wechselbälger unterzuschieben. Die echten Kinder verkauft er an einen Ring von Pädophilen, um sich damit an den Menschen zu rächen, die die Grausamkeit ja dann an ihresgleichen antun. Das wird im Film zwar "nur" angedeutet, aber die Reaktionen auf die Filmszenen und die Implikation reicht auch schon völlig aus!
Obwohl Tina endlich um ihre Natur weiß und in Vore den ersten ihrer Art gefunden hat, kann sie diese Rationalisierung von Vores Grausamkeit nicht unterstützen und liefert ihn aus.
Am Ende entfernt sie sich von der menschlichen Gemeinschaft und zieht ihr gemeinsames Kind allein im Wald auf.
Harter Tobak der entsprechend realistisch inszeniert wurde. Der Transfer dieses Thema in unserer Zeit ist m.E. zwar gelungen, aber durch den Wegefall jeglicher "mystischer Verklärung" wird das Perfide der zugrunde liegenden Idee schonungslos aufgedeckt. So kann man den Film wohl als gelungenes Experiment sehen und das Schauspiel der Beiden nur bewundern. Spass macht das allerdings nicht unbedingt.