Ich habe am Mittwochabend "Es" und "Es 2" in einem Double-Feature gesehen und gebe nun meinen Senf zu den Filmen ab.
Das wichtigste bei einem Horrorfilm vorweg: "Es" ist verdammt nochmal gruselig. Dies liegt, wie nicht anders zu erwarten, an Clown Pennywise. Sowohl seine Unberechenbarkeit als auch seine Illusionen schaffen ein permanentes Gefühl der Unsicherheit. Ganz besonders gruselig sind aber die Szenen, in denen der Clown selbst auftritt und in den Dialog mit den Charakteren tritt. Leider kommen auch jede Menge nervige Jumpscares zu Einsatz, doch den eigentlichen übernatürlichen Horror meistert "Es" mit den genannten Punkten mit Bravour. Dazu streut der Film kleine Elemente des rein menschlichen Horrors ein, die sich schlüssig ins Gesamtbild einfügen. Abseits der reinen Schockeffekte verursacht der Film somit ein Gefühl der Beklemmung und des Unwohlseins durch beide Horrorarten.
Zurück zu Pennywise: An ihm wird noch eine weitere Stärke des Film klar: Die Besetzung und das Schauspiel. Diese sind grandios. Dadurch meistert der Film auch die große Herausforderung eines Ensemblefilms, das gesamte Ensemble glänzen zu lassen. Im Plot wird dies zwar recht formalhaft umgesetzt und man bekommt das Gefühl, der Film habe eine sehr lange Exposition. Diese zahlt sich jedoch aus. Der Einschub der Coming-of-Age-Szenen sorgt für eine starke Bindung zu den Figuren. Am Anfang fühlen sich die ständigen Brüche in der Stimmung von Horror zu Teenagerdramedy etwas seltsam an, doch man gewöhnt sich schnell an dieser Zweiteilung. Der Humor dieser Szenen torpediert außerdem nicht die eigentliche Horrorgrundstimmung.
Visuell ist der Film stark umgesetzt. Die Inszenierung setzt dabei auf eine ausgewogene Mischung aus Ekel, ein wenig Splatter, Andeutungen im Hintergrund, Wahrnehmungstäuschungen und den Transformationen von Pennywise.
Akustisch ist der Film aber eine Katastophe. Die Musik und die Soundeffekte sind nicht einfach nur extrem unsubtil, nein, sie sind regelrecht penetrant. So wird jeder Jumpscare oder andere Schockszene entsprechend akustisch angekündigt, so als ob der Film den Zuschauern beim Zusehen nicht vertrauen würde. Es ist, als vertraue der Film aus unerfindlichen Gründen seinen Bildern nicht. Der Film wäre tatsächlich besser, wenn man außer den Dialogen und den normalen Hintergrundgeräuschen gar keine Sounds und Musik genutzt hätte. Das ist sehr schade, denn dieses Ärgernis hat dem Film viel von seiner Kraft geraubt.
Nichtsdestotrotz bleibt "Es" ein sehenswerter(sic!) doch leider nicht hörenswerter Film und bekommt eine Empfehlung für alle Horror-Fans.
3,5/5
Die meisten positiven und negativen Kritikpunkte von „Es: Kapitel 2“ sind die gleichen, wie bei „Es“. Ich beschränke mich daher auf die Unterschiede.
Zunächst das Positive: Der Film ist akustisch gesehen nicht mehr so penetrant. Wirklich subtil ist er zwar nicht, aber darüber kann man hinwegsehen. Ebenfalls gut sind die Rückblenden zu den Teenagercharakteren, da so ein gewisses Gefühl der Vertrautheit erzeugt und eine stärkere Bindung zu den erwachsenen Charakteren aufgebaut wird.
Bei den Erwachsenen selbst wird aber direkt eine Schwäche deutlich: Die Chemie zwischen ihnen ist nicht mehr so gut, wie zwischen den Teenagern. Außerdem werden durchaus subtil Konflikte innerhalb der Gruppe aufgebaut, die jedoch nie zum Tragen kommen und daher vollkommen sinnlos sind.
Eine weitere Schwäche ist die Länge des Films: Er ist schlichtweg zu lang. Natürlich zollen die Rückblenden in die 80er hier ihren Tribut. Aber auch das Finale ist zu lang. Das ist irgendwann ermüdend.
Apropos Finale: „Es“ hat eine Mythologie, die in diesem Film zu gewissen Teilen zum Tragen kommen. Mir hat der mythologische Hintergrund gefallen, das dürfte aber vielen sicherlich anders gehen, auch weil er sich nach dem ersten Teil etwas aufgesetzt anfühlt.
Aufgesetzt ist ein gutes Stichwort, denn so fühlte sich ebenfalls das recht rührselige Ende an. Wer weiß: Vielleicht bin ich auch ein Eisblock.
„Es: Kapitel 2“ dürfte den meisten Leuten gefallen, die auch „Es“ mochten, trotz dessen, dass er schlechter ist. Wer mit „Es“ hingegen nichts anfangen konnte, der wird naheliegenderweise auch mit „Es: Kapitel 2“ seine Probleme haben.
2,5/5