Und ich habe gestern, nachdem ich wieder mit meiner Frau von vorne angefangen hatte, zum allerersten Mal mit Community aufgehört. Ich habe die Serie jetzt komplett durch, zum ersten Mal, ich hatte sie zuvor schon mehrfach bis Staffel 5 gesehen. Die ersten drei Staffeln sind auch wirklich zu empfehlen: Die Serie ist wunderbar quirky, hat eine interessante Dynamik und wirklich guten Humor auf Wort- und Satzebene. Sicherlich nicht immer feingeistig, aber on point.
Ihr habt's schon erwartet: ABER...
Die Community-Community im Netz ist, wie zuletzt auch bei Rick & Morty, der anderen Dan Harmon-Serie (Community hatte er als Erfinder und Showrunner davor gemacht), borderline unzurechnungsfähig. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man auf die Idee kommen kann, ausgerechnet Staffel 4 zur schlechtesten Staffel der Serie zu erklären (zur Erläuterung: Das ist die Staffel in der Harmon aufgrund diversem Gekabbel, Hin und Her, Fehden mit Crew und Schauspielern etc. nicht mehr Team war; die Showrunner waren also andere). Es stimmt, dass ein Qualitätsverlust im Vergleich zu Staffeln 1-3 festzustellen ist... aber die 6te Staffel ist so viel schlechter (und der Absturz hat bereits in Staffel 5 angefangen). Tatsächlich hat die 4te ein paar Folgen, die sich wirklich nicht verstecken brauchen (mir fiele da die Troy/Abed-Körpertauschfolge ein, die allein schon wegen der Performance der Schauspieler sehenswert ist).
Staffel 6 hingegen ist eine einzige, mies zusammengekloppte Ego-Show. Die Figuren werden von Charakteren zu Typen ohne eigene Arcs und Wachstumsmöglichkeiten, die Folgen sind konfus aufgebaut, Motive aus früheren Staffeln tauchen einfach wieder auf und werden runtergenudelt. Und an vielen Stellen sind die Charaktere sogar reine Platzhalter für Showrunner Harmon, damit er seine eigenen Ansichten auf einer TV-Bühne dem Publikum ins Gesicht klatschen kann (Jeffs und Annies Dialog über die Schrottigkeit der Marvel-Filme zum Beispiel fällt so aus der Szene, dass man da nur harmon'sche Nerdrage vermuten kann). Vom Furzwitz in der letzten Szene, der wieder auf Kosten von Staffel 4 geht, will ich gar nicht anfangen: Wenn man die Arbeit anderer Autoren diskreditieren will, dann ist man selbst bitte gefälligst besser!
Die Serie endet mit einem von einem Off-Sprecher vorgetragenen Rant über die Erhebung von Einschaltquoten und das TV-Studiosystem. Armselig. Wenn die Fans der Serie also Staffel 4 und Harmons Weggang die Schuld für das lange Sterben von Community geben, kann ich jetzt nur noch müde lachen. Danny Boy hat seine Serie ganz alleine kaputtgekriegt und sein (damaliges) Ego trieft aus jeder Pore der finalen Episoden und macht sie zum Teil regelrecht unanschaubar.
Warum nehme ich mir die Zeit, das hier auszubreiten: Weil ich die ersten drei Staffeln wirklich geliebt habe. Community ist eine dieser Serien, die irgendwann kippen und die man dann nur noch einfach mögen will. Bei denen man sich von Folge zu Folge hangelt und sich ab und an denkt: "Hey, die war wieder ganz gut. Ab jetzt geht's wieder aufwärts!" Aber es war dann nur ein Hubbel in der Straße, über den man gefahren ist – ein kurzes Ruckeln, das einen wieder kurz hellwach werden lässt, bevor man dann doch wieder mit nachlassender Aufmerksamkeit durch die übrigen Episoden dämmert. Supernatural ist diesen Weg gegangen. Lost ist diesen Weg gegangen. Big Bang Theory ist diesen Weg gegangen. Community ist – auch wenn vieles durch die Personenpolitik hinter den Kulissen erklärbar ist – diesen Weg auf so eklatante Weise gegangen, dass ich das Bedürfnis hatte, etwas dazu zu schreiben.
Ich kann nur empfehlen, nach der 4. Staffel Schluss zu machen. Sie hört auf eine recht versöhnliche Weise auf und lässt eigentlich keine himmelschreienden losen Enden. Ab einem gewissen Punkt kommt da einfach nichts mehr nach.