Es geht nicht um die Gewaltdarstellung, es geht um ihre Absurdität. Paradebeispiel "Jackie Brown". Die kleine Schlampe wird gevögelt und dann einfach, so nebenbei, abgeknallt weil sie labert. Da komm ich einfach nicht mehr mit. Das ergibt keinen Sinn.
Ja, genau. Und das ist das, was ich meine. Tarantinos Schtick
ist absurde Gewaltdarstellung. Die Gewalt soll sich absurd, überzeichnet, schräg und gleichzeitig übertrieben drastisch anfühlen. Eben wie sie es auch (oft unfreiwillig) in den Filmen war, die Tarantino zur Vorlage gereichten. Das inszeniert er absichtlich so.
Dass du das nicht magst, steht auf einem anderen Blatt. Aber man kann Tarantino halt nicht vorwerfen, er verstünde sein Handwerk nicht. Das tut er. Und er wird überall zitiert er hat eine ganze Generation junger Filmemacher geprägt. Und seine Filme sind Ereignisse; wenn ein neuer rauskommt, lässt das die Filmszene nicht kalt, egal ob man den Film jetzt für gelungen hält oder nicht.
Warum wird eigentlich subjektiver Geschmack gleich zu "Kultur" hochstilisiert?
Ich stilisiere gar nichts. Ich erkenne, wie Scurlock auch, einfach nur an, dass es Tarantino gelingt, das in seinen Filmen auszudrücken, was er ausdrücken will. Du kannst dir einen Film ansehen, ohne zu wissen, dass Tarantino Regie geführt hat und wirst merken: Das ist ein Tarantino-Film. Und du wirst dich an seine Bildersprache erinnern, auch wenn sie dir nicht gefällt. Dasselbe gilt für David Fincher. Oder für Wes Anderson.
Und Tarantino ist nicht "Kultur", weil ich das bestimme, sondern
weil seine Filme einflussreich sind und gesehen werden. Und seine Motive, Kameratricks, Themen und Memes verarbeitet und verbreitet werden in anderen Filmen, in anderen Medien. Das kann man Tarantino nicht absprechen. Ob man ihn mag oder nicht, ist eine völlig andere Frage. Ich mag zum Beispiel Michael Bay nicht, aber ich kann anerkennen, dass "Bayhem" eine Ästhetik ist, die in Nicht-Bay-Filmen zitiert wird.