Dritte Staffel "Jessica Jones" bei Disney plus nachgeholt. Besser als die zweite Staffel, nicht ganz so gut wie die erste. Darin gibt es einen teils sehr gruseligen Gegenspieler, einen hochbegabten Normalo mit Hass auf Superhelden: Psychopath versus B-Superhelden - das funktioniert. Folge 9 und 10 hingen für mich ein wenig durch, aber die Creator hatten einen Plan für ein Finale (Folge 11-13) der etwas anderen Art - das für mich gut aufging.
Jessicas Dauerzynismus, der von den Leuten um sie herum einfach nur ständig ignoriert wird, hat sich für mich jetzt so langsam totgelaufen. Es ist sicher schwierig, einer Figur ein paar Signature-Moves oder hier: eine Signature-Haltung zu verpassen, für die man die Figur liebt, die aber auf Dauer doch nicht langweilig wird. Vielleicht ist das am-Stück-Gucken hier die falsche Sehgewohnheit, weil man doch zu schnell zuviel des Typischen von Jessica Jones bekommt. Ich hätte Jessica jedenfalls mehr Entwicklung gewünscht, etwas mehr Hulk als Drax.
Die Menschen vor der Kamera sind allesamt fantastisch gecastet, finde ich. Leider hat gerade Schauspielerin Krysten Ritter bei der Anlage ihrer dauerzynischen Figur Jessica nie mal die Aufgabe, mehr Seiten zu zeigen, anders als ihre Schwester Trish, hervorragend gespielt von Rachael Taylor, oder ihr Nachbar, gespielt von Aka Darville, der eine heftige Reise von Angeschlagenheit, über Obercoolness zu Selbstzweifeln durchmacht.
Das Netflix-Grundkonzept von geerdeten B-Superhelden (Jessica Jones, Luke Cage...) mit ihren doch-nicht-ganz-alltäglichen Problemen (anstatt mindestens ein Land/den Planeten/das Universum/das Multiversum zu retten) gefällt mir noch immer gut, und die Creator stecken das Geld folgerichtig lieber in ein gut aussehendes Alltags-New-York anstatt in billige, übergroße Spezialeffekte und limitierte Studiosets, so wie die DC-Serien (The Flash, Legends of Tomorrow) es machen. Gute Entscheidung, und passt für mich als ein besonderes Puzzlestück ins sowieso bunte Marvel-Universum.