Thema: Filme und Serien - Smalltalk

[tartex]

Wobei das mal ein interessantes Experiment wäre: Das Leben von James Dean als Fernsehmehrteiler, und James Dean trägt Dreispitz, Schnabelschuhe, Spitzenkragen und Frack, Hollywood wird von Napoleon geleitet, die USA sind gerade im Krieg mit dem Großherzogtum Polen-Litauen, und jeder zweite Nebendarsteller stirbt an der spanischen Grippe. Dean selber hat ein Liebesverhältnis mit Maria Theresia und Amy Winehouse, und ist nebenbei der Karatemeister von Bruce Lee.

Und wenn man das dann bemängelt, kommt der übliche Shitstorm "Sei mal nicht so pingelig, das ändert doch nix am authentischen Feeling und der Story!" 

Genau dafür gibt es doch Diana: Warrior Princess

Diana: Warrior Princess is a modern-day role playing game with a difference.

Imagine our world, seen by someone as remote from us as we are from the ancient Greeks, and with as many gaps in their knowledge. Imagine it converted into a TV series by a production company with the loving attention to historical accuracy we have come to expect from such series. Then imagine the RPG of that series...

Throw realism out of the window. Run adventures in which Eva Peron is Hitler's mistress, or JFK meets Queen Victoria. Zulu hordes swarm across Vietnam, the Spanish Inquisition stalk heretics in Manhattan, steam cars co-exist with ICBMs, Babbage engines, stealth bombers and sorcerers.

Ich finde die Idee super!

[Alter Weißer Pottwal]

Film ist ein optisches Medium. Also sehen die Sachen so, aus wie die Leute es sich vorstellen. Nicht, wie es damals realistischerweise war. Es überprüft ja auch niemand, wie die Leute sich die Sachen vorstellen, wenn sie das Buch lesen.
Immerhin sind wir von den Hörner- und Flügelhelmen weg. Das sind für mich Anpassungen, die das Medium Film eben mit sich bringt. Solange der Rest respektiert wird, stört mich das nicht.

[Turgon]

Die Leute stellen sich das so vor, weil sie es so gezeigt bekommen …
Wenn sie wenigstens ehrlich wären und sagen würden, dass quasi alles Fantasy ist, was in den entsprechenden Filmen vorkommt. Aber nein, es wird dabei gelogen, dass ja alles hochgradig korrekt wäre.

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Genau dafür gibt es doch Diana: Warrior Princess

Ich finde die Idee super!

Geil, muss ich mir mal reinziehen, danke 

[Jiba]

Leute, auch wenn das gerne übersehen wird: Es ist was Ausstattung, Szenenbild und Gaderobe angeht wesentlich teurer, einen Film zu drehen, der aussehen soll wie 1350 als einen, der aussehen soll wie 1950. Das muss man einfach festhalten. Zeugs aus den 50ern steht antiquarisch noch irgendwo rum. Zeugs aus dem Mittelalter aber nicht. Diese Props müssten hergestellt werden. Oder am Computer erstellt werden. Was auch aufwendig genug ist, für ein bisschen Hintergrundgeraschel.

Das ist eine Wette für jeden Filmemacher, was den Break Even angeht.

[Sir Mythos]

Es ist was Ausstattung, Szenenbild und Gaderobe angeht wesentlich teurer, einen Film zu drehen, der aussehen soll wie 1950 als einen, der aussehen soll wie 1350.

Ich glaube, du hast in dem Satz die beiden Jahreszahlen verdreht. 

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Leute, auch wenn das gerne übersehen wird: Es ist was Ausstattung, Szenenbild und Gaderobe angeht wesentlich teurer, einen Film zu drehen, der aussehen soll wie 1950 als einen, der aussehen soll wie 1350. Das muss man einfach festhalten. Zeugs aus den 50ern steht antiquarisch noch irgendwo rum. Zeugs aus dem Mittelalter aber nicht. Diese Props müssten hergestellt werden. Oder am Computer erstellt werden. Was auch aufwendig genug ist, für ein bisschen Hintergrundgeraschel.

Das ist eine Wette für jeden Filmemacher, was den Break Even angeht.

Nee, eben nicht. Ich kenne Leute, die bei historischen Produktionen dabei waren. In jedem Fall musst du z.B. 20 Bauernkostüme machen und 34 Schwerter. Da macht es dann preislich keinen Unterschied, ob du Fantasygerödels mit groben Nähten und mühsam angebrachten Bronzenieten nimmst oder korrekten Zeugs.
Historische Berater kriegen dann jedesmal voll den Frust, wenn die Macher sich dann für den Fantasyschrott entscheiden, obwohl das wirklich keine Kostenfrage ist.
Und ob man per CGI im Hintergrund ne Disneyland-Burg oder ne authentische Festung auftauchen lässt, ist ebenfalls keine Kostenfrage.

Wobei ich ja durchaus einsehe, wenn man lieber unterhaltsamere Optionen haben will, was z.B. beim Musketierfilm mit Christoph Waltz und Orlando Bloom gemacht wurde, der mit den Steampunkluftschiffen. Fand ich extrem geil.

[Jiba]

Ich glaube, du hast in dem Satz die beiden Jahreszahlen verdreht. 

Danke für den Hinweis. 

[Alter Weißer Pottwal]

Die Leute stellen sich das so vor, weil sie es so gezeigt bekommen …

Stimmt vollkommen. Ändert aber halt nichts daran. Warum sollten also die Filmschaffenden einen Mehraufwand betreiben um es korrekt zu machen, wenn das eh kaum einer würdigen würde?

[Turgon]

Weil es kein Mehraufwand ist und sie mal tatsächlich sagen könnten, dass es „historisch korrekt“ wäre.

[Alter Weißer Pottwal]

Weil es kein Mehraufwand ist und sie mal tatsächlich sagen könnten, dass es „historisch korrekt“ wäre.

Alleine sich damit zu befassen ist schon Mehraufwand.

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Also historische Berater werden oft auch von Produktionen angestellt, die dann doch nur Murks benutzen. Da wäre es kein Mehraufwand gewesen, deren Tips nicht zu ignorieren, sondern anzuwenden.
Es ist einfach sehr oft so, dass die Produzenten/Regisseuere/werauchimmerdadieEntscheidungenfällt einfach das Mad-Max-Gedächtnis-Outfit mit extra viel Nieten für cooler halten, und fertig.

Die ganze Argumentationslinie "es wäre mehr Arbeit" entspricht OFT nicht der Wahrheit (bei Kleinproduktionen, wo wirklich jeder Cent umgedreht werden muss, ist das was anderes).

[Noir]

Es ist einfach sehr oft so, dass die Produzenten/Regisseuere/werauchimmerdadieEntscheidungenfällt einfach das Mad-Max-Gedächtnis-Outfit mit extra viel Nieten für cooler halten, und fertig.

Und ich wette 98% aller Leute, die sich das ansehen, finden das genauso wie der Produzent/Regisseur. Ich selbst - und ich mag authentische Sachen eigentlich - finde das Fantasy-Zeug oft auch cooler wenn ich was authentisches sehen möchte, guck ich halt ne Doku. Alles andere ist Entertainment.

[tartex]

guck ich halt ne Doku. Alles andere ist Entertainment.

Dokus (und Uni-Vorlesungen) sind doch auch Entertainment, solange sie interessant sind.

[Noir]

Dokus (und Uni-Vorlesungen) sind doch auch Entertainment, solange sie interessant sind.

Das stimmt. Aber bei einer Doku erwarte ich, dass sie mir korrekte Dinge erzählen und zeigen. Bei einem Film erwarte ich, dass sie mir Dinge zeigen, die in das Filmuniversum passen. Und wenn da Wikinger mit Hörnern an den Helmen auftauchen, weil das irgendwie Bad Ass aussieht, dann ist das für mich völlig okay.

[Alter Weißer Pottwal]

Hörnerhelme sind meine rote Linie. Sehe ich die, schalte ich aus 

Aber eigentlich hast du Recht.

[Turgon]

Aber bei einer Doku erwarte ich, dass sie mir korrekte Dinge erzählen und zeigen.

Diese sehr berechtigte Erwartung wird leider meistens nicht erfüllt.

Bei einem Film erwarte ich, dass sie mir Dinge zeigen, die in das Filmuniversum passen. Und wenn da Wikinger mit Hörnern an den Helmen auftauchen, weil das irgendwie Bad Ass aussieht, dann ist das für mich völlig okay.

Das Problem ist, dass die Darstellung halt trotzdem bei vielen als „typisch“ für die gezeigte Zeit hängen bleibt.

[Noir]

Das Problem ist, dass die Darstellung halt trotzdem bei vielen als „typisch“ für die gezeigte Zeit hängen bleibt.

Und warum ist das ein Problem?

[Turgon]

Weil es ein falsches Bild vermittelt, das bis in die Jetztzeit ausstrahlt und von diversen Leuten für ihre Agenda benutzt wird.

[Alexandro]

Habe jetzt Foundation geschaut und bin ziemlich geflasht. Die Serie ist großartig ausgestattet, füllt gekonnt einige Lücken in der Erzählung (so erfährt man z.B. etwas mehr darüber, wie das Imperium eigentlich funktioniert und was die Gründe für den Zusammenbruch sind) und die Schauspieler sind auch allesamt sehr gut (die Serie trickst ein wenig, um einerseits einen größeren geschichtlichen Zeitraum abdecken zu können, andererseits aber nicht alle paar Folgen die Schauspielerriege austauschen zu müssen, aber das kann ich verzeihen, wenn man jemand wie Lee Pace zur Verfügung hat sollte man das auch ausnutzen  ).

Die Serie greift ein paar Sachen vor, die eigentlich erst in späteren Büchern wichtig werden

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Mutanten und Roboter

aber diese sind auch gut umgesetzt und lenken nicht zu sehr Haupthandlung ab.

Am wichtigsten ist aber, dass die Serie sich ausführlich dem "Dilemma der Psychohistorik" widmet

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

bei der Wissenschaft der Psychohistorik handelt es sich nicht um Geschichts- sondern um Politikwissenschaft. Insofern ist die Frage was passiert, was passiert wenn Machthaber aufgrund von psychohistorischer Prognosen im größeren Stil ihre Politik zu ändern - inwieweit kann unter diesen Voraussetzungen noch akkurat prognostiziert werden, wenn größere Trends entweder gezielt umschifft oder auch angesteuert werden.
In den Büchern wird dies dadurch umgegangen, dass Seldon als "Flaschengeist" über Nachrichten seine Vorhersagen erst mitteilt, wenn sie eingetreten sind. In der Serie wird das etwas aufgebrochen, indem die Vorhersagen teilweise bekannt sind und wie die davon Betroffenen in unterschiedlicher Weise mit diesen umgehen (außerdem nimmt Seldon in dieser Version nicht nur statische Nachrichten auf, sondern ist eine interaktive KI, welche durchaus in der Lage ist (begrenzt) "nachzusteuern", wenn Ereignisse nicht 100% wie prognostiziert ablaufen, damit sich kleine Fehler im Modell nicht über Jahrtausende potenzieren) - das macht es imo wesentlich glaubwürdiger.
Auch darauf, dass die Vorhersagen aus diesem Grund leider für nicht-Eingeweihte wie eine Mysterienreligion wirken, wird ausführlich eingegangen.

Insgesamt eine rundweg empfehlenswerte Serie, freue mich schon auf die zweite Staffel (die noch dieses Jahr kommen soll).

[Noir]

Weil es ein falsches Bild vermittelt, das bis in die Jetztzeit ausstrahlt und von diversen Leuten für ihre Agenda benutzt wird.

Das wirst du auch nicht mit historisch korrekten Kostümen und Props und co. beenden können. Die Menschen sind a dumm und lassen sich b gerne an der Nase herumführen. Dass diesen Umstand vor allem die falschen Seiten nutzen, wird sich nie ändern. Deshalb bleibe ich dabei, dass historische Ungenauigkeit kein Problem sind. 

[Turgon]

Das wirst du auch nicht mit historisch korrekten Kostümen und Props und co. beenden können. Die Menschen sind a dumm und lassen sich b gerne an der Nase herumführen. Dass diesen Umstand vor allem die falschen Seiten nutzen, wird sich nie ändern. Deshalb bleibe ich dabei, dass historische Ungenauigkeit kein Problem sind.

Es geht nicht nur um Kostüme und Props, sondern auch um die generelle Darstellung.
Aber anscheinend werden wir uns da nicht einigen können 

[Raven Nash]

Leute, auch wenn das gerne übersehen wird: Es ist was Ausstattung, Szenenbild und Gaderobe angeht wesentlich teurer, einen Film zu drehen, der aussehen soll wie 1350 als einen, der aussehen soll wie 1950. Das muss man einfach festhalten. Zeugs aus den 50ern steht antiquarisch noch irgendwo rum. Zeugs aus dem Mittelalter aber nicht. Diese Props müssten hergestellt werden. Oder am Computer erstellt werden. Was auch aufwendig genug ist, für ein bisschen Hintergrundgeraschel.

Das stimmt aber so schon mal nicht. Kostüme werden für jeden Film angefertigt - im billigsten Fall stehen welche in einem Fundus von einer älteren Produktion rum. Aber selbst die werden angepasst. Egal, zu welcher Zeit das Ding spielt: Kostümbildner haben immer einen Job.
Bei Vikings & Co. hat man sich entschieden, Kostüme anzufertigen, die so weit von der historischen Realität entfernt sind, wie es nur geht. Das sind Biker-Klamotten, die noch dazu innerhalb des Settings absolut nutzlos wären (Leder schützt nicht vor Kälte, die Rüstungen haben meistens keine Wirkung, usw.). Dazu der Haarschnitt (es gibt einen Beleg für ausrasierte Nacken bei den Dänen, das war's). Von den Waffen reden wir gar nicht.

Das wäre alles egal, wenn man den Zuschauern nicht vorgaukeln würde, sie würden Einblick in eine historische Epoche erhalten.

Die Vinland-Saga (die Anime-Serie) ist da 1000mal besser umgesetzt. Und das tut mir (als jemand, der Anime nicht mag) fast schon weh.

[Turgon]

Bei Vikings & Co. hat man sich entschieden, Kostüme anzufertigen, die so weit von der historischen Realität entfernt sind, wie es nur geht. Das sind Biker-Klamotten, die noch dazu innerhalb des Settings absolut nutzlos wären (Leder schützt nicht vor Kälte, die Rüstungen haben meistens keine Wirkung, usw.). Dazu der Haarschnitt (es gibt einen Beleg für ausrasierte Nacken bei den Dänen, das war's). Von den Waffen reden wir gar nicht.

In dem speziellen Fall gibt’s sogar ein Lied dazu, das das aufs Korn nimmt

[tartex]

Weil es ein falsches Bild vermittelt, das bis in die Jetztzeit ausstrahlt und von diversen Leuten für ihre Agenda benutzt wird.

Also wenn ich mir Filme, die in der Gegenwart spielen, ansehe, haben die mit der Jetztzeit meist auch wenig zu tun.

Wie authentisch ist denn John Wick oder Fast&Furious?