@Oppenheimer:
Natürlich wird die gesamte Story zerhackt und durcheinander erzählt, aber das war irgendwo zu erwarten bei Nolan.
Hatte den Eindruck, dass Nolan (oder vielleicht auch nur seine Cutterin?) im letzten Drittel einfach aufgegeben hat. Bis zum Test der Atombombe sah es noch so aus, als würden sich die ganzen Vor- und Zurückblenden mosaikartig zu einem harmonischen Ganzen zusammensetzen, aber dann kam es mir so vor, als hätte jemand gesagt "Wir haben hier noch einen Haufen Szenen, die wir bisher nirgendwo im Film unterbringen konnten" und diese einfach ans Ende geklatscht. Das wirkt imo unrund und gibt dem (bis dahin okayen bis guten) Film ordentlich Schlagseite.
Ansonsten war
Wednesday eine ziemliche Enttäuschung. Die ersten vier Folgen gehen noch, danach ändert sich die Charakterisierung der Figur schlagartig (plötzlich nicht mehr zynisch; interessiert sich plötzlich für Dinge, die ihr vorher egal waren; zeigt Angst in "gruseligen" Situationen...) - ich sage nicht, dass es nur
die eine Möglichkeit gibt die Figur darzustellen (zwischen der S/W-Serie, den 90er-Filmen, und den 2020er Animationsfilmen gibt es durchaus erhebliche Unterschiede), aber wenn es
innerhalb der Serie passiert, dann kann man das schon ankreiden.
Trotzdem wäre die Serie noch OK gewesen, wäre da nicht das Finale:
- nirgendwo wurde vorher etabliert, dass man mit Monsterteilen Tote wiedererwecken kann - die Auflösung des Mysteriums kommt also komplett "aus der zweiten Reihe", was nicht OK ist
- Crackstone ist denkbar ineffektiv als Antagonist: poltert ein wenig rum, richtet kaum Schaden an, und wird dann relativ konsequenzenlos entsorgt (interessanter wäre es imo gewesen, wenn sie ihn damit konfrontiert hätte, dass die Art wie er wiederbelebt wurde ihn selbst zu einem Monster macht, und er - weil er das nicht ertragen kann - entweder seine Existenz beendet, oder zumindest lange genug abgelenkt ist, dass Wednesday & Co. etwas gegen ihn machen können)
- Laurel läuft erst weg, kommt dann aber doch zurück, um nochmal einen (genauso ineffizienten) zweiten Endboss zu mimen
- der Reveal von Enid wird komplett verhunzt (ihre Verwandlung wird gezeigt, bevor sie und Xavier überhaupt durch den Hyde bedroht werden)
- ganz am Ende spekuliert Wednesday noch unmotiviert aus dem Off, dass Laurel vielleicht für jemand anderen gearbeitet haben könnte (obwohl es keinerlei Hinweise darauf gab) - wäre imo besser und effektiver gewesen, wenn man Laurel einfach entkommen lassen hätte und Wednesday dann (wenn Christina Ricci nicht in Staffel 2 dabeisein will) ihre Leiche findet - fast so, als wollte sie jemand mundtot machen...
Um aber mit etwas positivem abzuschließen: ich bin vermutlich spät dran damit, aber ich habe mir endlich
Glow angeschaut. Absolut großartige Serie, für jeden Wrestlingfan sowieso Pflichtprogramm, aber auch das Drama außerhalb des Rings weiß zu unterhalten. Witzig, traurig und zutiefst menschlich zugleich.