Trap: No Way Out , ein Thriller von M. Night Shyamalan. Ich spoilere nicht über den Trailer/1. Akt hinaus.
Cooper ist ein herzlicher, empathischer Vater und ein Serienkiller. Seiner 12jährigen Tochter ermöglicht er einen Konzertbesuch bei Popstar "Lady Raven" (gespielt und gut gesungen von M. Night Shyamalans älterer Tochter Saleka), und er benimmt sich dabei so herzlich, wie man sich einen Daddy wünscht. Ihm fällt das enorme Polizeiaufgebot beim Konzert auf, und ihm entgeht nicht, dass immer wieder Männer in seinem Alter aus dem Publikum gefischt werden. Es bestätigt sich: Dieses Konzert ist zugleich eine Falle für den Serienkiller Butcher, Coopers zweite Identität. Mit einer kaltblütigen Sportlichkeit nimmt der Butcher in Cooper die Herausforderung an, trotz der durchgeplanten FBI-/Polizeistrategie, das Konzert als freier Mann mit seiner nichtsahnenden Tochter zu verlassen.
Eine wieder einmal spannende Prämisse. Autor und Regisseur M. Night Shyamalan gilt zwar als Meister der unvorhergesehenen Wendung (The 6th Sense), aber beinahe interessanter finde ich, dass so viele der interessante Ausgangssituationen seiner Geschichten Spaß machen, weiter verfolgt zu werden.
Shyamalan erzählt das Konzert und den dazugehörenden Backstage- und Kommerzbereich detailreich und lebendig. Cooper sucht hier ständig Gelegenheiten, sich Vorteile zu verschaffen. Er improvisiert.
Das ist natürlich nur solange glaubhaft, wie die Details nicht zu abstrus und allzuoffensichtlich plot-convenient ausgestreut werden. Das gelingt Shyamalan über weite Strecken in meinen Augen sehr gut. Ein paar Schnitzer gibt es trotzdem in dem Film, bei denen dann doch deutlich wird, dass die Realität auch bei bestem Willen so nicht funktionieren würde. Gut finde ich die Entscheidung, dass die Fähigkeit zur Improvisation nicht nur Cooper, sondern nach und nach auch den anderen Figuren zugestanden wird.
Ganz hervorragend finde ich die zwei Persönlichkeiten, die in der Geschichte angelegt sind, Daddy und Butcher, und der Hauptdarsteller Josh Harnett tut sein Bestes, beiden Persönlichkeiten gerecht zu werden. Das erinnert in seinen Qualitäten an "Dexter". Auch die anderen Darsteller:innen spielen toll. Ariel Donoghue spielt Coopers Tochter Riley mit der Ausflippfähigkeit einer 12jährigen, ohne übertrieben und nervig zu sein und ohne ihren Sinn für ihren sich manchmal seltsam benehmenden Vater ganz zu verlieren.
Es ist mal wieder schön, als Publikum herausgefordert zu werden. Denn wir denken die ganze Zeit für Cooper mit, versuchen wie er, aus den gezeigten Details Vorteile für ihn zu erkennen. Außerdem gibt es immer mehr Hinweise zu Butchers "Schaffen", die wir zeitgleich zusammentragen. Es ist wie eine Detektivgeschichte, deren Fall sich live vor uns entwickelt, ein wenig wie in "Knives Out". Das macht Spaß!
Unterm Strich eine Empfehlung, bei der man seltener als zu befürchten doch mal ein paar Augen zudrücken muss.