Natürlich ist ein Rollenspiel nur ein Spiel und sollte daher nicht zu ernst genommen werden. Trotzdem, oder gerade deshalb, sind viele Rollenspieler mit Leidenschaft dabei, und da kann einer sich schon mal auf den (evtl. virtuellen) Schlips getreten fühlen.
Ein wichtiger Punkt ist natürlich der, dass Rollenspiel eine Gruppenaktivität ist und die Spieler zusammenpassen müssen. Wenn der eine Wert auf eine atmosphärevolle Geschichte legt und der andere einfach nur Monster plätten will, ist der Konflikt programmiert. Deshalb ist man ja auf den ganzen Keks mit dem GNS-Schema und der kreativen Agenda gekommen.
Aber man hat ja in einer Rollenspielrunde, die einem nicht passt, immer die Option, auszusteigen, das ist kein Knebelvertrag und keine Sekte. Wenn mich die anderen Spieler - aus welchen Gründen auch immer - ankotzen, dann gehe ich einfach. Ich muss ja nicht unbedingt mit diesen Leuten spielen! Ich kann die Runden schon gar nicht mehr zählen, wo ich nach dem ersten Abend (oder noch vor dem Ende desselben) meinen Kram gepackt habe und ausgestiegen bin, weil mir entweder der Spielstil nicht passte oder einige Spieler unsympathisch waren.
Es gab eine Zeit, da blickte ich auf manche Systeme herab. Das war zuerst DSA, später dann AD&D, aber das habe ich inzwischen überwunden. Was ich nicht spielen will, das spiele ich eben nicht, aber mache es deshalb nicht mies. (Außerdem messe ich dem System nicht mehr so eine große Bedeutung zu wie früher, es kommt eher auf Stil und Inhalt des Spiels an.) Ich kann bleistiftweise mit Endzeit aller Art nichts anfangen, aber deswegen pienze ich nicht rum, sondern sage einfach, "Das will ich nicht spielen", also spiele ich es nicht, aber sollen andere das ruhig machen, wenn's ihnen gefällt. Oder die Warhammer-Runde, bei der ich vor 3 Jahren einen Abend lang dabei war. Komische Typen, ein Spiel, in dem nur gegen Chaoskreaturen gekämpft wurde, ein ausgewürfelter Charakter, mit dem ich mich nicht identifizieren konnte - Konsequenz: ich stieg aus und ließ die anderen ihren Kram machen. Wenn's ihnen Spaß macht, bitte.
Ich glaube auch nicht, dass Rollenspieler sektiererischer oder streitsüchtiger sind als andere Hobbyisten. Beispiele wurden hier ja schon zur Genüge genannt. Ob das Autofans sind (ich sage nur: Front- oder Heckantrieb) oder Heavy-Metaller mit ihrem Stil-Klein-Klein (Stichwort: "True Metal" vs. diverse "Bindestrich"-Metal-Stile), überall gibt es Leute, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und das, was andere anders machen, schlecht machen zu müssen. Nein, da sehe ich keinen Sinn drin, auf das Niveau will ich mich nicht runterbegeben.