Nu is es raus! Will sagen: Das erste Abenteuer 1880 Buch, "Buch der Regeln" ist mitlerweile erhältlich. Hat es vielleicht schon wer?
Softcover, 109 Seiten, vollständiges System, ist das nicht mal überschaubar? Ich habs erst angelesen, werte nicht, aber das bekommst Du für Dein Geld:
Kapitel 1 ist die übliche Einführung "Was ist ein Rollenspiel", stellt aber auch schon mögliche Abenteurertypen vor (Agent, Diplomat, Feldforscher, Künstler etc.).
Kapitel 2 widmet sich der Erschaffung. Ich weiß nicht, inweiweit der Corpus Midgard entspricht, da ich Midgard nicht kenne. Inhaltlich wird der Charakter Schritt für Schritt aufgebaut, es wird dabei sehr viel Wert auf den Hintergrund und Werdegang des Charakters gelegt. Viele Tabellen, darunter auch "Lehrpläne" für jeden Typen, die die Zugriffe auf bestimmte Fertigkeiten und Fertigkeitengruppen regeln.
Kapitel 3 Der eigentliche Crunch, Probenmechanismen, Fertigkeiteneinsatz, Kampfregeln pipapo. Das kommt teils
sehr old-schoolig daher, inkl. mehrere Tabellen für kritsiche Schäden etc.
Kapitel 4 Interessanterweise kommt erst jetzt, lange nach Erschaffung und nach den eigentlichen Regeln, der Crunch zu einer beachtlichen Zahl fein granulierter Fertigkeiten und ihrer Anwendung auf 30 Seiten, jopp, über ein Viertel des Buches. Man muß es nicht mögen, aber es ist ziemlich vollständig.
Kapitel 5 befaßt sich mit dem Erwerb von Reichtum und Ruhm sowie deren Auswirkungen und
Kapitel 6 mit Erfahrung und Verbesserung der SC.
Im
Anhang langen die Autoren nochmal ordentlich zu. Hier findet sich ein Sammelsurium an Regeln (Alterung, Wahnsinn, Krankheiten) und Ergänzungen (Spielwerte für eine Menge Tiere z.B.). Teile des Kapitels hätten definitiv irgendwo in Kap. 3 untergebracht werden müssen ("Gezielte Schüsse"). Ein sehr knappe aber zunächst ausreichende Liste mit Gegenständen beendet dann diesen Teil.
Meine Meinung? Mmmh. Schwer zu sagen. Glumpler, Nagel und Franke sind alte Hasen, und wer wie ich sehr lange dabei ist, dem kommt der Stil der drei angenehm vertraut vor. Wer viel Pegasus-Cthulhu liest, der wird sich gleich zuhause vorkommen. Das ganze System ist (unwertend) altmodisch, vollständig und das Regelsystem ist für Cthulhu wohl geeignet, wenn man mal davon absieht, daß SC keine Zauberei ausüben können und das gesamte Kapitel "Zauberei" gerade mal eine Drittel Seite umfaßt. Ich nehme an, da wird noch was nachgeliefert.
Die Organisation könnte besser sein, das Buch wirkt aufgrund fehlender Übersichten (z.B. fehlt eine tabellarische Auflistung der Skills) umfangreicher, als es ist. Aber wenigstens hat es einen Index, was leider nicht mehr Standard ist.
Das Lay-Out ist so lala, die Illustrierung ist sehr uneinheitlich, was mich persönlich stört, ansonsten gemahnt es an Laurin-Cthulhu. Es gibt schlechtere Vorbilder, aber es ist recht altbacken. Das Softcover wirkt so solide wie jedes Softcover, das ich jemals in der Hand hatte....
Midgard 1880 ist knapp in seinen Schilderungen und definitiv nicht für RSP-Neulinge geeignet. Insofern hätte man sich die entsprechende "Was-ist-RSP"-Seite sparen können... Wie gesagt, Bare Bones, daher auch fast vollkommen ohne Hintergrundinfos zur Midgard-Welt von 1880, die sich (je nach Wunsch der Gruppe) mehr oder weniger von der echten Vergangenheit unterscheidet. Für schlappe 9,95 gibt es aber Rainer Nagels
Encyclopaedisches Compendium, das hier auf 188 Seiten Abhilfe schafft.
Für 15 Euro erhält man ein bewährtes und vollständiges System, für weitere 10 Euro einen Settingband und hat dann ein komplettes Spiel für 25 Euro auf knapp 300 Seiten. Ich schwanke jetzt für Cthulhu, da ich BRP nicht mag, zwischen Realms of Cthulhu und diesem hier, wobei sich die Waage in diese hier Richtung neigt.