Ich halte es auch für eine gute Idee, das Ganze auszulagern...
Hier soll es also darum gehen, ob Magiebegabte in den Schatten tatsächlich schwer nachzuvollziehen sind, wo sie sich allgemein in der Gesellschaft verorten lassen und warum alle Funzelmänner einen an der Klatsche haben
ich finde es im Gegenteil ziemlich wahrscheinlich, dass ein Großteil der Magiebegabten aus psychologischen, magischen oder gesundheitlichen Gründen nicht als Kon-Magier geeignet sind.
Magiebegabt zu sein, erhöht die Wahrscheinlichkeit, ein religiöser Fanatiker, ein hoffnungsloser Idealist, ein bescheuerter Esoteriker, ein Größenwahnsinniger oder einfach nur total neben der Spur zu sein, doch enorm...
Dass man verschiedene dieser Spinner, Thrillseeker und anderer Gestalten in den Schatten findet, ist dann eine recht glaubwürdige Folge.
Mein Kritikpunkt wäre da viel eher, dass die meisten Erwachten in SR geistig zu normal sind, während zugleich stark vercyberte Charaktere mit viel Liebe als totale Psychopathen dargestellt werden.
Das ist ja mal eine interessante Sichtweise
Wobei ich mich frage warum deiner Meinung nach die Begabung für Magie die Wahrscheinlichkeit erhöht abzudrehen ?
Bisher habe ich in den SR Publikationen nichts gelesen was in die Richtung geht.
Kannst du deinen Denkansatz ein wenig erklären ?
Die Gedanken dahinter sind eigentlich recht einfach.
- Magiebegabte sind de facto etwas Besonderes. Da liegt es nahe, dass viele den Anspruch an sich selbst stellen, mit dieser Begabung auch etwas Besonderes anzufangen. Ein -wenn auch gut bezahlter- Job in der Forschung, bei einem Hüter-Unternehmen oder andere "seriöse" Beschäftigungen mögen da vielen nicht reichen.
- Als Magiebegabter hat man zumindest gefühlt mehr Einblick in das, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Die tatsächliche Möglichkeit, Astralreisen und Besuche auf Metaebenen zu unternehmen, wirft philosophische und religiöse Fragen auf, denen sich viele Erwachte nicht werden entziehen können. Obsessive Sinn- und Wahrheitssuche dürfte daher unter Erwachten recht verbreitet sein.
Ein mundaner Mensch wird sich zu manchen dieser Fragen eben denken "Kirche XYZ hat recht", "das kann ich nicht wissen" und wird dem ganzen Thema keine allzu große Bedeutung in seinem täglichen Leben beimessen.
Der Erwachte steht vor dem Problem, dass für ihn -zumindest gefühlt- wirklich die Möglichkeit besteht, die WAHRHEIT zu erkennen, wenn er sich nur genug anstrengt.
Ein Erwachter kann die Magie nicht mit einfachen Erklärungsmodellen abtun, wie ein desinteressierter Mundaner das kann.
Magie ist so besonders, dass sie sich mehr oder weniger automatisch selbst zum Lebensmittelpunkt des Erwachten macht.
Auf irgendeine Weise wird er die Magie sinnvoll in sein persönliches Weltbild integrieren und sich resultierenden Fragen und Zweifeln stellen müssen.
Oder er zerbricht daran und versucht, sich selbst die Magie auszutreiben, um endlich in Frieden und Ignoranz leben zu können, anstatt nicht nur hinter den Spiegel blicken zu können, sondern es auch zu MÜSSEN.
- Magiestile sind gleichberechtigt, d.h. jeder hat seine eigene Wahrheit, und alle funktionieren sie für jeden einzelnen.
Wer sich also auf die Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens und den Geheimnissen des Universums macht, findet nicht nur Gleichgesinnte, sondern jede Menge Leute, die ganz andere Ansätze verfolgen und trotzdem gut damit fahren.
Sich von den Fragen "Wer hat denn nun Recht?" und "Bin ich der verrückte Arsch oder die anderen?" zu lösen, weil sie hier keinen Sinn ergeben, dürfte den wenigsten Erwachten leicht möglich sein - es sind immer noch (Meta)Menschen.
- Jeder Erwachte hat also sein eigenes Weltbild. Da aber gilt "Magie ist, was ihr draus macht", formt der Erwachte in einem selbstverstärkenden Kreislauf seine individuelle Magieform und sein darauf basierendes Weltbild. So kommen z.B. christliche Geisterbeschwörer zustande, die "Engel" und "Heilige" anrufen können und das als Beweis ansehen, dem rechten Glauben anzugehören.
Egal, welchen krassen Scheiß sich ein Magiebegabter zurechtlegt, seine Magie wird ihn meist darin bestärken.
Erschwerend kommt dazu, dass sich die Begabung oft in der formbaren und sinnsuchenden Jugendphase manifestiert - wie leicht ein neu Erwachter hier ohne Führung vom Weg abkommen kann, mag ein Blick auf real existierende sexuelle, soziale und mentale Störungen, die in dieser Altersphase entstehen können, zeigen.
Ich weiss nicht, da Magie 2060 nunmal ein bewiesener Fakt ist, sehe ich bei Hermetiker eher das potential zum ernst zunehmend Wissenschaftler/Forscher oder praktischem Anwender dieser Wissenschaft. Und selbst wenn, wer so ein seltenes Talent beherrscht darf sich sich auch ein wenig Exzentrik leisten... aber wie gesagt, ist MEINE Meinung.
Die Existenz von Magie ist ein bewiesener Fakt, ja.
Es ist aber nicht so, dass die Hermetiker am nächsten an der Wahrheit sind und die anderen Traditionen alles heidnische Spinner sind, die mit mehr Glück als Verstand etwas Funktionierendes zusammenstümpern.
Alle haben Recht und niemand hat Recht.
Es ist eben nur so, dass die Hermetik ein sehr wissenschaftlicher oder wissenschaftlich angehauchter Ansatz ist und sich deswegen zumindest untereinander vermitteln lässt.
Die Hermetiker haben ein einheitliches Vokabular, sind als mehr oder weniger einzige Tradition in der Lage, überhaupt in brauchbarer Form theoretische Konzepte festzuhalten usw.
Ein Schamane dagegen verfolgt seine Suche nach der Wahrheit oder auch ganz pragmatisch nach neuen Anwendungsgebieten
auf so individuelle Weise, dass z.B. ein anderer Schamane gleicher Tradition und oft auch gleichen Totems das nur schwer wird nachvollziehen können.
Ich vergleiche das oft mit Trainern und Spielern:
Es gibt Trainer, die nicht gut spielen, aber sehr gute Spieler hervorbringen. Sie wissen, wie es geht, können es aber selbst nicht, weil ihnen die Trainingszeit, das angeborene Talent usw. fehlen.
Genau so gibt es sehr gute Spieler, die kein bisschen als Trainer geeignet sind. Sie können es, wissen aber selbst nicht genau, warum, oder wissen es zwar, können es aber nicht beschreiben, weil ihnen die Geduld, das Vokabular oder der Draht zum Schüler fehlen.
Darauf aufbauend: Hermetiker sind die Erwachten, die mit Abstand die besten Trainer abgeben - weil sie analysieren, beschreiben, erklären.
Das können aber immer noch nur andere Hermetiker nachvollziehen...
Daher sind Hermetiker in der magischen Forschung die am Stärksten vertretene Gruppe, was sich geradezu logisch zwingend auch nicht ändern kann, so lange ein wissenschaftlicher Anspruch an die eigene Arbeitsweise besteht (und der wird von Konzernseite immer bestehen, weil Hermetiker "Ergebnisse" produzieren und Schamanen kiffend im Zelt hocken - obwohl sie eigentlich das Gleiche tun).
Hermetiker sind die einzigen Zauberer, deren Tun sich von Mundanen in irgendeiner Weise nachvollziehen lässt.
Trennung.
Ich komme für mich zu dem Schluss, dass hauptsächlich Ki-Adepten und Hermetiker aufgrund ihrer strukturierten und i.d.R. auf Disziplin basierenden Herangehensweise am Ehesten in mundane Sozialstrukturen eingebunden werden und ein geregeltes Arbeitsleben führen können.
Viele Schamanen und Magiedilettanten werden dagegen aufgrund ihrer individualistischen Herangehensweise oder ihren nicht zuverlässig wiederholbaren Fähigkeiten eher nicht Teil der "seriösen" magischen Forschungsgemeinde sein und wegen ihrer Begabung sozial ausgegrenzt werden bzw. sich aus freien Stücken selbst abgrenzen.
Sie passen nicht ins System und wollen das meist auch gar nicht.
Sie suchen ihre eigene Wahrheit und scheißen darauf, was die Welt von ihnen hält. Sie tun, was sie für richtig und erstrebenswert erachten und verfolgen Ziele, die Mundane kaum nachvollziehen können.
Ein Straßenschamane, der der normalen Welt abgeschworen hat, der sich aus purer Gleichgültigkeit von Abfällen ernährt und in Lumpen kleidet, der einen Großteil seiner Lebenszeit im Astralraum oder mit dem Kampf gegen wahrgenommene Ungerechtigkeiten oder "dunkle Mächte" verbringt, ist nicht nur ein gefährlicher Irrer.
Er ist auch mehr -punk, als es die Matrixkiddies mit ihren kopierten Programmen und ihren Illusionen vom Geist in der Maschine je sein werden.